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Feenrache

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
280 Seiten
Deutsch
Arena Verlag GmbHerschienen am01.03.2016
Jana ist genervt. Die irische Austauschschülerin Cayla soll ein halbes Jahr in ihrer Familie wohnen. Doch wider Erwarten ist Cayla echt nett. Nach und nach gewinnt sie Janas Vertrauen. Dann werden üble Gerüchte über Jana laut, ihre Eltern misstrauen ihr, die Clique wendet sich von ihr ab. Bald fühlt sich Jana vollkommen alleingelassen. Wer treibt hier ein falsches Spiel mit ihr? Und warum?

Tamina Berger, geboren 1969, hat das Schreiben schon früh für sich entdeckt - schon immer schlug ihr Herz besonders für Krimis und Thriller. Neben dem Schriftstellerdasein arbeitet sie in einem Wohnprojekt mit Jugendlichen und lebt mit ihrer Familie in Niederösterreich. Foto © Günther Berger
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Produkt

KlappentextJana ist genervt. Die irische Austauschschülerin Cayla soll ein halbes Jahr in ihrer Familie wohnen. Doch wider Erwarten ist Cayla echt nett. Nach und nach gewinnt sie Janas Vertrauen. Dann werden üble Gerüchte über Jana laut, ihre Eltern misstrauen ihr, die Clique wendet sich von ihr ab. Bald fühlt sich Jana vollkommen alleingelassen. Wer treibt hier ein falsches Spiel mit ihr? Und warum?

Tamina Berger, geboren 1969, hat das Schreiben schon früh für sich entdeckt - schon immer schlug ihr Herz besonders für Krimis und Thriller. Neben dem Schriftstellerdasein arbeitet sie in einem Wohnprojekt mit Jugendlichen und lebt mit ihrer Familie in Niederösterreich. Foto © Günther Berger
Details
Weitere ISBN/GTIN9783401802381
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum01.03.2016
Seiten280 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.10202218
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

3

Ich rief Emma an, die sofort abhob. »Endlich. Und, wie ist sie? Deine Nachricht war ja nicht gerade aufschlussreich«, fragte meine Freundin und kam wie immer direkt auf den Punkt. Sie redete nicht gerne um den heißen Brei herum, was ihr manche Leute krummnahmen. Aber ich mochte diese Eigenschaft an ihr. Man wusste immer, woran man bei ihr war, und konnte sicher sein, dass sie einem die Wahrheit sagte.

Ja, wie war Cayla? Wie sollte ich sie beschreiben? »Enttäuschend langweilig«, antwortete ich nach kurzem Nachdenken.

»Kannst du dich mit ihr überhaupt unterhalten?«

»Ja, sie spricht sogar gut Deutsch. Das Problem liegt nicht an der Sprache, sondern eher daran, dass ich nicht weiß, worüber ich mit ihr reden soll.« Ich seufzte. »Sie schminkt sich nicht mal, sie ist allergisch, meint sie. Aber Mia hat sie irgendwie gleich ins Herz geschlossen.«

»Höre ich da etwa Eifersucht heraus?«

»Nein«, gab ich schnell zurück. »Na gut, vielleicht ein bisschen«, fügte ich dann wahrheitsgemäß zu. Bisher war ich Mias einziges Idol gewesen. Das war schon irgendwie cool, auch wenn ich es mir nie so recht eingestanden hatte, dass mir dieser Status gefiel. Andererseits war es manchmal ganz schön anstrengend, die Kleine ständig um mich zu haben. Dauernd wuselte Mia um mich herum und plapperte mir die Ohren mit Kindergartengeschichten voll - meistens dann, wenn ich einfach nur meine Ruhe haben oder Musik hören wollte.

»Sei doch froh. Wenn Mia jetzt Zeit mit Cayla verbringt, heißt das mehr Freiheit für dich«, erwiderte Emma. So hatte ich das noch gar nicht betrachtet, aber meine Freundin hatte recht. Ein weiterer Pluspunkt für Cayla. Wenn es so weiterging, würde ich vielleicht sogar noch froh sein, dass sie da war.

Von unten hörte ich meine Mutter rufen. Ich sah auf die Uhr. »Emma, ich muss aufhören, wir wollen Pizza essen gehen. Das heißt, die anderen wollen. Mir würde es nichts ausmachen hierzubleiben.«

Emma lachte. »Wäre schade. Hey, wer geht denn nicht gerne Pizza essen? Sehen wir uns morgen?«

»Kann nicht. Ich habe versprochen, mich um Cayla zu kümmern. Als ob sie ein Kleinkind wäre. Aber du kennst ja meine Mutter ⦫ Ich seufzte noch mal tief. Sonntage verbrachte ich meistens mit meinen Freunden. Dass ich morgen daheimbleiben musste, um unserem Gast das Händchen zu halten, störte mich. Dabei war Cayla ja sogar zwei Jahre älter als ich. Ich an ihrer Stelle wäre vor so viel Fürsorglichkeit geflüchtet. Aber wie ich Cayla bisher kennengelernt hatte, war sie entweder zu schüchtern oder zu höflich dazu. Wer weiß, vielleicht genoss sie sogar die Aufmerksamkeit, die ihr entgegengebracht wurde. Ich konnte mir vorstellen, dass sie normalerweise nur selten im Mittelpunkt stand. Oh Mann, Jana, sei nicht so gemein, ermahnte ich mich. Wie dem auch sei, ich würde es ihr gönnen und meiner Mutter einen Gefallen tun.

Eben rief Mama ein zweites Mal nach mir, diesmal bereits etwas lauter und ungeduldiger.

Schnell verabschiedete ich mich von Emma. »Ich komme!« Eilig lief ich die Treppe hinunter. Wieder einmal war ich die Letzte.

Clemens sah mich böse an. Mama blies genervt die Luft aus und Mia ignorierte mich, sie blödelte mit Cayla herum. Ich schnappte meine Jacke vom Haken, schlüpfte in meine Schuhe und sagte betont fröhlich: »Worauf warten wir denn? Gehen wir.«

Wir fuhren mit dem Auto, obwohl es bis zur Pizzeria bloß ein Spaziergang von fünfzehn Minuten war. »Cayla ist bestimmt müde von der Reise«, meinte Mama. Dass Dublin von Wien-Schwechat nicht einmal drei Flugstunden entfernt war (ich hatte mal im Internet recherchiert) und man im Flieger ohnehin die ganze Zeit über saß, hatte sie wohl vergessen. Vielleicht wäre Cayla sogar froh über ein wenig Bewegung gewesen, dachte ich, sprach es aber nicht laut aus. Manchmal war es besser, sich ruhig zu verhalten. Überhaupt dann, wenn man eh schon unangenehm aufgefallen war.

Die Pizzeria lag so ziemlich im Zentrum von Molden. Großstadtfeeling? Weit gefehlt. Molden hatte etwa siebentausend Einwohner. Es gab ein paar Restaurants, drei Kindergärten, zwei Volksschulen, zwei Mittelschulen und ein Gymnasium, das auch ich besuchte.

Vor fünf Jahren hatte ein großes Einkaufszentrum am Stadtrand eröffnet und dort verbrachten die meisten Jugendlichen ihre Freizeit. Auch meine Freunde und ich waren häufig in den Freistunden oder nach der Schule da. Manchmal trafen wir uns auch in einem Café in der Fußgängerzone. Viel häufiger hingen wir im Jugendzentrum ab, neben einem Kicker und Tischtennisplatten gab es auch coole Musik und günstige Getränke. Und es gingen alle dorthin - war also immer was los.

Meistens fand ich unser Städtchen ganz okay. Alles war leicht zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar. Ich hatte meine Freunde hier und wir hatten einen großen Garten. Im Sommer konnte ich im Pool schwimmen und musste mich nicht in überfüllte Schwimmbäder auf ein handtuchgroßes Stück Wiese zwängen. Nur manchmal wünschte ich, meine Eltern hätten sich irgendwo ein Haus gebaut, wo es wenigstens ein Kino gab. Aber gut, man konnte schließlich nicht alles haben.

In der Pizzeria wurden wir mit Namen begrüßt. »Eine neue Signorina«, meinte Filippo, der, davon war ich überzeugt, weder aus Italien stammte noch einen italienischen Namen in seiner Geburtsurkunde vorzuweisen hatte. Wahrscheinlich hieß er in Wahrheit Philipp. Umso »echter« kehrte er sämtliche Klischees des typischen Italieners heraus. Ständig flirtete er mit allen weiblichen Gästen, sprach mit Akzent und streute ein paar italienische Wörter ein. Gehörte wohl zum Ambiente.

Mia liebte Pizza und sie vergötterte Filippo, weil er ihr bei jedem Restaurantbesuch einen Lolli schenkte. Sie strahlte ihn an. »Das ist Cayla aus Irland, aber sie kann Deutsch. Sie wohnt jetzt bei uns.«

»Au-pair?«, fragte Filippo an Cayla gewandt.

Die bekam wegen der plötzlichen Aufmerksamkeit rote Flecken am Hals. »Nein, Austauschschülerin.«

»Bene, du hast Glück. Nette Familie, nette Stadt und die beste Pizza im Umkreis von dreißig Kilometern.«

Das mit der besten Pizza gehörte zu Filippos Standardspruch und war nicht einmal gelogen. So viele Pizzerias gab es nämlich nicht. Zwei weitere, um genau zu sein. Und die kamen tatsächlich nicht an Filippos heran.

Wir setzten uns an unseren Lieblingstisch, von dem aus man den Pizzaofen im Blick hatte, und bestellten die Getränke. Mia versuchte wie jedes Mal, Mama und Clemens davon zu überzeugen, dass sie alt genug für Cola war. Und wie jedes Mal musste sie sich mit Apfelsaft zufriedengeben.

Ich trank Eistee und Cayla wollte bloß Wasser. »Ist am meisten gesund«, erklärte sie.

»Am gesündesten«, verbesserte ich sie automatisch, auch wenn ich ihre kleinen Fehler irgendwie drollig fand.

»Sind die Pizzen sehr groß?«, fragte Cayla, nachdem sie einen Blick in die Karte geworfen hatte.

Filippo, der neben ihr stand, um unsere Essensbestellung aufzunehmen, antwortete: »Nicht so groß. Angenehm.«

Ich musste lachen. Auch das gehörte zu seinen Standardsprüchen. Alles war »angenehm«: die Größe der Portionen, ob scharf oder nicht scharf, ob viel oder wenig Käse ⦠wobei ich mich fragte, was er unter »nicht so groß« verstand. Die Pizzen waren riesig.

Ich bestellte Salamipizza, wie immer. Mia teilte sich eine mit Mama. Clemens aß eine Pizza Diavolo extrascharf. Und Cayla nahm nach langem Überlegen einen Haussalat und schnappte nach Luft, als Filippo kurz darauf eine riesige Schüssel brachte. »Oh!« Mehr brachte sie beim Anblick der großen Portion nicht heraus. Ich musste laut auflachen und auch Clemens schmunzelte angesichts dieser Mörderschüssel an Salat. Es würde mich nicht wundern, wenn Cayla weniger »angenehme« Portionen gewohnt war.

Später, als wir gezahlt hatten, sagte ich: »Also, ihr könnt ja mit dem Auto zurückfahren, aber ich brauche jetzt echt einen Spaziergang.« Ich hoffte, dass ich unterwegs auf einen Sprung bei Emma vorbeischauen konnte.

»Ach, das ist eine gute Idee«, sagte Cayla. »Ich gehe ebenfalls zu Fuß. Mia, kommst du mit?«

»Äh ⦠ja klar, kommt doch mit.« Das war zwar nicht mein Plan gewesen, aber ich konnte ja schlecht protestieren.

Ehe Mia jubeln konnte, meinte Mama: »Geht ihr nur. Aber Mia fährt mit uns. Sie muss noch baden und gehört dann ins Bett.«

Meine Schwester zog ihre typische Schnute. »Bitte, bitte, bitte, Mama. Ich schlafe auch ganz schnell ein.«

»Wir beeilen uns«, schlug Cayla sich auf Mias Seite. »Und bestimmt ist sie danach richtig müde.«

»Ja, und morgen ist Sonntag und ich kann ausschlafen«, versuchte Mia weiter, Mama zu überzeugen.

Die wechselte mit Clemens einen Blick, der nur mit den Schultern zuckte. »Also gut«, gab sie sich geschlagen, »aber kein Herumtrödeln.«

»Danke!« Mia umarmte Mama und vollführte einen kleinen Freudentanz,...
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Autor

Tamina Berger, geboren 1969, hat das Schreiben schon früh für sich entdeckt - schon immer schlug ihr Herz besonders für Krimis und Thriller. Neben dem Schriftstellerdasein arbeitet sie in einem Wohnprojekt mit Jugendlichen und lebt mit ihrer Familie in Niederösterreich.Foto © Günther Berger