Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Oxen. Der dunkle Mann

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am09.03.20181. Auflage
Der große Erfolg geht weiter! Der zweite Band der skandinavischen Thriller-Serie OXEN. Niels Oxen, der traumatisierte Elitesoldat, ist untergetaucht. Um dem mächtigen Geheimbund >DanehofDanehofBuch-SzeneDer dunkle MannNDR 90,3JydskeVestkystenWienerringen< erschien 1997, in den folgenden Jahren veröffentlichte er die Kazanski-Trilogie sowie die Nina-Portland-Reihe. Im Rahmen der Recherche für seine Bücher reiste Jensen nach Murmansk, Krakau und durch den Balkan. Weitere Reisen führten ihn nach Australien und Neuseeland sowie nach Nord- und Südamerika. Mit seiner jüngsten Serie um den traumatisierten Ex-Elitesoldaten Niels Oxen wurde er zum Shootingstar der internationalen Krimiszene und eroberte auch in Deutschland soforrt die Top 5 der SPIEGEL-Bestenliste. 2017 gewann Jens Henrik Jensen den Danish Crime Award.mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
HörbuchCD-ROM
EUR20,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDer große Erfolg geht weiter! Der zweite Band der skandinavischen Thriller-Serie OXEN. Niels Oxen, der traumatisierte Elitesoldat, ist untergetaucht. Um dem mächtigen Geheimbund >DanehofDanehofBuch-SzeneDer dunkle MannNDR 90,3JydskeVestkystenWienerringen< erschien 1997, in den folgenden Jahren veröffentlichte er die Kazanski-Trilogie sowie die Nina-Portland-Reihe. Im Rahmen der Recherche für seine Bücher reiste Jensen nach Murmansk, Krakau und durch den Balkan. Weitere Reisen führten ihn nach Australien und Neuseeland sowie nach Nord- und Südamerika. Mit seiner jüngsten Serie um den traumatisierten Ex-Elitesoldaten Niels Oxen wurde er zum Shootingstar der internationalen Krimiszene und eroberte auch in Deutschland soforrt die Top 5 der SPIEGEL-Bestenliste. 2017 gewann Jens Henrik Jensen den Danish Crime Award.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423432917
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum09.03.2018
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2543 Kbytes
IllustrationenFormat: EPUB
Artikel-Nr.2532165
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
4.

Die riesige Fichte stand für einen Augenblick unentschlossen da und schüttelte ihren krausen Schopf. Dann musste sie kapitulieren. Wie ein Turm, dessen Sockel gesprengt wird, fiel sie um. Erst ganz langsam, dann mit einem Mal rasend schnell. Sie rauschte auf den Waldboden und wirbelte eine Wolke aus Staub und Sand auf.

Zufrieden stellte er fest, dass der gewaltige Stamm sich genauso gelegt hatte, wie es geplant gewesen war. Als Nächstes musste der Baum entastet werden, aber vorher würde er erst einmal Pause machen. Er schaltete die Motorsäge aus und legte seinen Helm ab.

Die Jahresringe des Baumstumpfs waren die Spuren einer beeindruckenden Vergangenheit. Jahr hatte sich um Jahr gelegt, und jeder Ring erzählte eine Geschichte über die Zeit. Diesen Baum fallen zu sehen erschien ihm so sinnlos. Aber wenn er in den Jahren, die er selbst zurückgelegt hatte, etwas gelernt hatte, dann, dass vieles sinnlos war. Selbst die Größten und Besten fielen. Selbst die wenigen Jahresringe der Kleinsten und Unschuldigsten wurden brutal gekappt.

Es gab keine Gerechtigkeit, sorgsam bilanziert vom höchsten Buchhalter. Es gab nur Zufälle.

Er setzte sich und packte seine Brotbox und die Thermoskanne aus, die er jeden Tag in seinem kleinen Rucksack mit in den Wald nahm. Er biss in das Leberwurstbrot und schenkte sich dampfenden Kaffee ein. Die Sonne wärmte sein Gesicht. Nur ein Eichelhäher störte die Stille.

Sein Blick wanderte zurück zu dem mächtigen Stumpf. Zeit war eine seltsame Größe ... Damals im Reihenhaus war Zeit Mangelware gewesen. Unter anderen Umständen konnte zu wenig Zeit ein konkretes Risiko darstellen, aber zu viel davon führte vielleicht zu Unachtsamkeit, was nicht weniger gefährlich war.

In den späteren Jahren hatte Zeit für ihn keine Rolle mehr gespielt. Sie war zu einer nichtexistenten Größe geworden, und trotzdem legte sie mit jedem Zwölf-Monats-Zyklus, der zu Ende ging, einen neuen unsichtbaren Jahresring um den vorigen.

Hier und jetzt hatte er überhaupt kein Zeitgefühl mehr. Ob neun Uhr oder fünf Uhr, es war bedeutungslos. Ob Montag oder Samstag, es war egal. Hätte es den Wechsel der Jahreszeiten nicht gegeben, den er wirklich sehr mochte, wären auch die Monate ohne Relevanz gewesen.

Aber jetzt war Juli und Hochsommer. Es war mehr als ein halbes Jahr vergangen, seit er durch einen Zufall Johannes Ottesen kennengelernt hatte. Oder einfach »Fisch«, wie der Mann am liebsten genannt werden wollte, weil das »alle so machten«.

Ob er zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war oder ganz im Gegenteil - darüber ließ sich immer noch streiten, aber dass er Johannes Fisch in der Silvesternacht zu Hilfe gekommen war, hatte ganz unvermittelt eine neue Tür in seinem Leben geöffnet. Deshalb war er nicht mehr auf der Landstraße unterwegs. Deshalb saß er hier im Wald.

Fisch war vierundsiebzig Jahre alt, zu alt, zu kaputt und zu sehr von der Gicht geplagt, um sich um seine kleine Fischzucht zu kümmern. Aber er kannte ja nichts anderes, als für sein Essen zu arbeiten.

Schon in der Silvesternacht hatte Fisch ihm in gebrochenem Englisch vorgeschlagen, ein paar Tage zu bleiben. Sich ordentlich satt zu essen, im Warmen zu schlafen - und vielleicht auch an den Fischteichen mit anzupacken. Und dabei war es geblieben.

Nach zwei Wochen war er in die abbruchreife Mitarbeiterunterkunft gezogen, die er notdürftig instand gesetzt hatte, um sie bewohnbar zu machen. Laut Fisch hatte das Haus dreizehn Jahre lang leer gestanden, seitdem er seinen Helfer hatte entlassen müssen, weil er ihm keinen Lohn mehr hatte zahlen können.

Das Häuschen stand auf einer kleinen Lichtung am Rand eines weitläufigen Fichtenwalds, einen halben Kilometer von der Fischzucht entfernt. Fisch hatte das Haus vor vielen Jahren aus Gasbetonsteinen selbst gebaut und verputzt. Wohnraum, Küche, Toilette unten, oben Schlafzimmer und Kammer. Das Dach bestand aus bröckelnden Eternitplatten, die dick mit Moos bewachsen waren.

Oxen stand jeden Tag um sechs Uhr auf und erledigte seine Aufgaben an den Forellenteichen. Die restliche Zeit verbrachte er mit Waldarbeit.

Fisch hatte seinen Wald über Jahre vernachlässigt. Hier gab es Arbeit für mindestens ein ganzes Jahr. Wie lange er bei dem alten, freundlichen Mann bleiben würde, wusste er nicht, aber er ...

Motorenlärm auf dem Schotterweg riss ihn aus seinen Gedanken. Konzentriert beobachtete er die Stelle, wo jeden Moment ein Auto zwischen den Bäumen auftauchen würde. Er griff nach seiner Pistole, der zuverlässigen Neuhausen, die er immer mit vollem Magazin in Reichweite hatte.

Jetzt kam es. Es war ein rotes Auto. Fisch in seinem alten Pick-up. Er zögerte einen kurzen Moment, denn auf dem Beifahrersitz saß ein Mann. Dann schob er die Waffe zurück in den Rucksack, ließ seine rechte Hand aber in der Nähe liegen. Fisch kam sonst immer allein.

 

»Da sitzt er, der Kerl. Er macht bestimmt gerade Frühstückspause. Es sei ihm gegönnt. Der Mann schuftet wie ein Brauereipferd. Hat gerade erst die riesige Fichte gefällt.«

Johannes Fisch nahm eine Hand vom Lenkrad, um auf die einsame Gestalt zu zeigen, die auf dem Baumstumpf saß.

»Wie heißt er noch mal?«, fragte der Mann auf dem Beifahrersitz.

»Dragos ... Aber nach dem Vornamen darfst du mich nicht fragen. Den hab ich vergessen.«

»Dragos? Aus Rumänien?«

»Ja.«

»Wie Dracula.«

»Wieso sagst du das?«

»Weil Dracula auch aus Rumänien war, Fisch. So viel weiß ich gerade noch. Dragos oder Dracula.«

»Ich sag dir jetzt mal was, Bette - Dragos ist in Ordnung.«

»Wer ist er und was will er hier?«

»Er ist einfach ein Rumäne mit Motorsäge.«

Johannes Fisch zögerte, während er bremste und den Pick-up langsam durch die Baumstümpfe manövrierte.

»Kannst du ein Geheimnis für dich behalten, Bette Mathiessen?«, fragte er schließlich.

Der korpulente Mann neben ihm seufzte tief. Er war fast so massig wie diese japanischen Ringer, die bei ihren Kämpfen nicht mehr als eine weiße Windel am Leib haben, um ihre Kronjuwelen an Ort und Stelle zu halten.

»Jaja, das weißt du doch.«

»Dragos hat mir das Leben gerettet. Aber kein Wort darüber, hörst du? Ich will nicht, dass das Kreise zieht. Und er will es auch nicht.«

Mathiessen schüttelte träge den Kopf.

»Also, das war an Silvester ... Ich war schon längst im Bett, du weißt ja, ich war allein zu Hause, wie sonst auch ...«

Nachdem Johannes Fisch seinen dramatischen Bericht beendet hatte, zog er den Zündschlüssel ab. Das letzte Stück mussten sie zu Fuß gehen.

»Ich fasse es nicht«, sagte Mathiessen. »Echt, ich fasse es nicht. Ein einzelner Mann? Und er hat die Banditen einfach fertiggemacht?«

Fisch nickte und stieg aus.

»Und seitdem ist er hier?«

Fisch nickte noch einmal, während Mathiessen seinen Körper unter dem lauten Knarren der Karosserie aus dem Sitz wuchtete.

»Hat er keine Frau? Keine Kinder? Niemanden, den er besucht? Was macht er denn, wenn er freihat? Was zur Hölle ... Der hat ja einen Pferdeschwanz!« Eingehend musterte Mathiessen die Gestalt auf dem Baumstumpf.

»Frei? Er nimmt sich nie frei«, gluckste Fisch. »Ich hab ihn gefragt, ob er mit nach Brande oder Herning will, aber nein. Nicht mal nach Skarrild ... Am liebsten will er einfach nur hier sein. Ich erledige alle Einkäufe für ihn. Nein, halt, er hatte tatsächlich ganze drei Tage frei, wenn ich mich recht erinnere. Beim ersten Mal hat er sich mein Auto geliehen, da wollte er irgendwelches Material für sein Haus kaufen. Die beiden anderen Male habe ich ihn mit einem von meinen alten Kanus nach Brande gefahren und ihn dann in Sønder Felding wieder abgeholt. Er liebt es, auf dem Fluss zu sein, sagt er. Und er angelt gern. Und nein, keine Frau und keine Kinder, hat er erzählt. Jetzt komm, Bette, sagen wir ihm Hallo. Er wird dich schon nicht beißen ... Hello, Dragos! How are you?« Fisch hob eine Hand und winkte.

 

Der Mann, der Fisch hinterherstapfte, war so groß und dick, dass er an einen Zeppelin mit Beinen erinnerte. Und er sah nicht so aus, als würde ihm der kurze Spaziergang auf dem unebenen Waldboden Spaß machen.

Die Hand, die in Griffnähe der Pistole auf dem Rucksack ruhte, hatte er längst zurückgezogen. Fischs Kumpel war harmlos, trotz all seiner Masse. Doch es ärgerte ihn, dass er dem Mann jetzt offenbar Guten Tag sagen musste. Im Idealfall gab es nur Fisch und ihn - und niemanden sonst, der von seiner Existenz als Helfer des alten Fischzüchters wusste. Warum musste Fisch diesen schwitzenden Fleischberg hier anschleppen?

Oxen hob die Hand und erwiderte Fischs Gruß. Noch vor wenigen Minuten war es so herrlich still hier gewesen. Jetzt musste er seinen besten rumänischen Akzent ausgraben. Nicht, dass ihm das Probleme bereitete, er hatte sich mittlerweile daran gewöhnt. Aber er hätte viel lieber seine Ruhe gehabt.

»Hello, Dragos, meet my good friend Mathiessen.«

Er lächelte und nickte dem riesigen Mann zu.

»Beer?«, fragte der Gast, schob die Hände in seine Jackentasche und zog drei Dosenbiere heraus.

»No, thanks.«

Er schüttelte den Kopf. Alkohol zu dieser Tageszeit machte stumpf und träge.

Johannes Fisch stand da und trippelte von einem Fuß auf den anderen, wie er es oft tat, wenn er nach den richtigen Vokabeln suchte, um ein etwas tiefgründigeres Gespräch zu führen, das über ein paar kurze Sätze hinausging.

»You see, Dragos, I am going to Brugsen ... to buy...
mehr

Autor

Jens Henrik Jensen wurde 1963 in Søvind, Dänemark, geboren. Er hat 25 Jahre als Journalist gearbeitet und war in verschiedenen Funktionen, u.a. als Redakteur und Ressortleiter, für die Tageszeitung >JydskeVestkystenWienerringen