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Die stürmischen Jahre

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
512 Seiten
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am19.07.20191. Auflage
»So vollendet, elegant und kultiviert, wie es ihre vielen Verehrer erwarten dürfen.« Julian Barnes Clary und Polly wird es zu eng in Sussex, wie ihre Cousine Louise zieht es sie nach London. Gemeinsam leben sie ihren Traum von Unabhängigkeit: Sie teilen sich eine Wohnung, lernen Stenografie und Maschineschreiben und bieten den Schwierigkeiten in der zunehmend kriegsmüden Hauptstadt mit jugendlichem Schwung die Stirn. Die eigensinnige Louise wiederum entscheidet sich zur Überraschung aller für die Ehe - ihr Eintritt in die High Society. Schon bald allerdings muss sie erfahren, was es bedeutet, in Kriegszeiten nicht nur Mutter, sondern auch die Gattin eine ehrgeizigen Marineoffiziers zu sein.

Elizabeth Jane Howard wurde am 26. März 1923 in London geboren. Sie arbeitete als Schauspielerin und Modell, bevor sie 1950 ihren ersten Roman, >The Beautiful Visit<, schrieb, für den sie 1951 mit dem John Llewellyn Rhys Prize ausgezeichnet wurde. Es folgten weitere Romane, eine Sammlung von Kurzgeschichten und Slipstream (2002), ihre Autobiographie. Bis 1983 war sie verheiratet mit Kingsley Amis und damit die Stiefmutter von Martin Amis, der es ihr, wie er sagt, verdankt, dass er zum Schriftsteller wurde. Im Jahr 2000 verlieh Queen Elizabeth II. ihr den Verdienstorden Commander of the British Empire. Am 2. Januar 2014 verstarb Howard mit 90 Jahren in ihrem Haus in Suffolk.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext»So vollendet, elegant und kultiviert, wie es ihre vielen Verehrer erwarten dürfen.« Julian Barnes Clary und Polly wird es zu eng in Sussex, wie ihre Cousine Louise zieht es sie nach London. Gemeinsam leben sie ihren Traum von Unabhängigkeit: Sie teilen sich eine Wohnung, lernen Stenografie und Maschineschreiben und bieten den Schwierigkeiten in der zunehmend kriegsmüden Hauptstadt mit jugendlichem Schwung die Stirn. Die eigensinnige Louise wiederum entscheidet sich zur Überraschung aller für die Ehe - ihr Eintritt in die High Society. Schon bald allerdings muss sie erfahren, was es bedeutet, in Kriegszeiten nicht nur Mutter, sondern auch die Gattin eine ehrgeizigen Marineoffiziers zu sein.

Elizabeth Jane Howard wurde am 26. März 1923 in London geboren. Sie arbeitete als Schauspielerin und Modell, bevor sie 1950 ihren ersten Roman, >The Beautiful Visit<, schrieb, für den sie 1951 mit dem John Llewellyn Rhys Prize ausgezeichnet wurde. Es folgten weitere Romane, eine Sammlung von Kurzgeschichten und Slipstream (2002), ihre Autobiographie. Bis 1983 war sie verheiratet mit Kingsley Amis und damit die Stiefmutter von Martin Amis, der es ihr, wie er sagt, verdankt, dass er zum Schriftsteller wurde. Im Jahr 2000 verlieh Queen Elizabeth II. ihr den Verdienstorden Commander of the British Empire. Am 2. Januar 2014 verstarb Howard mit 90 Jahren in ihrem Haus in Suffolk.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423435666
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum19.07.2019
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.3
Seiten512 Seiten
SpracheDeutsch
IllustrationenFormat: EPUB
Artikel-Nr.4041614
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

POLLY
MÄRZ 1942

Seit einer Woche hatte niemand den Raum betreten. Das Kattunrollo vor dem Fenster, das nach Süden auf den vorderen Garten hinausging, war herabgelassen, pergamentfarbenes Licht füllte die kalte, stickige Luft. Polly trat zum Fenster und zog an der Kordel, das Rollo schnellte nach oben. Ein helleres, kühles Grau flutete ins Zimmer - heller noch als der stürmische Wolkenhimmel. Einen Moment blieb sie dort am Fenster stehen. Osterglocken blühten grüppchenweise unter der Araukarie in Erwartung des Märzwetters, das ihre entsetzliche Fröhlichkeit ertränken und zerstören würde. Sie ging zur Tür und drehte den Schlüssel im Schloss. Eine Störung welcher Art auch immer wäre unerträglich. Sie würde aus dem Ankleidezimmer einen Koffer holen, und dann würde sie den Kleiderschrank und die Schubladen der Rosenholzkommode neben dem Frisiertisch leeren.

Sie wählte den größten Koffer, den sie finden konnte, und legte ihn aufs Bett. Ihr war eingeschärft worden, Koffer nie aufs Bett zu legen, aber dieses war unbezogen und sah unter der Tagesdecke so flach und trostlos aus, dass es ihr gleichgültig erschien.

Doch als sie den Schrank öffnete und die Kleidungsstücke sah, die gedrängt an der unendlich langen Stange hingen, graute ihr plötzlich davor, sie in die Hand zu nehmen - sie hatte das Gefühl, als würde sie sich dann aktiv an dem unerbittlichen Abschied, dem Verschwinden beteiligen, das ganz allein vollbracht worden war, für immer und entgegen dem Wunsch aller, und das bereits vor einer Woche. Das war alles Teil ihrer Unfähigkeit, dieses »für immer« zu begreifen. Sie konnte sich durchaus vorstellen, dass jemand fort war, das Schwierige war, zu erfassen, dass diese Person niemals wiederkehren würde. Die Kleidung würde nie mehr getragen werden, und ohne Wert für die Person, der sie einst gehört hatte, konnte sie andere nur traurig stimmen - oder vielmehr einen anderen. Sie räumte die Sachen nur ihrem Vater zuliebe aus, damit die alltäglichen, elenden Habseligkeiten ihn nicht erinnerten, wenn er von der zweiwöchigen Reise mit Onkel Edward zurückkam. Wahllos nahm sie einige Bügel heraus, kleine Schwaden von Sandelholz stiegen auf und dazu der zarte Duft, den sie mit dem Haar ihrer Mutter verband. Da war das Kleid mit den grünen, schwarzen und weißen Blüten, das sie im vorletzten Sommer bei ihrem Ausflug nach London getragen hatte, der beige Tweedrock mit dem dazu passenden Mantel, der immer zu klein oder zu groß an ihr gewirkt hatte, das uralte grüne Seidenkleid, das sie nur angezogen hatte, wenn sie den Abend allein mit Dad verbrachte, die Jacke aus Prägesamt mit den Markasitknöpfen, die sie ihre Konzertjacke genannt hatte, das olivgrüne Leinenkleid, das sie getragen hatte, als sie mit Wills schwanger war - du meine Güte, das musste fünf Jahre alt sein. Es kam ihr vor, als hätte ihre Mutter wirklich alles aufgehoben: Kleider, die ihr nicht mehr passten, Abendroben, die sie seit Kriegsbeginn nicht mehr getragen hatte, ein Wintermantel mit Eichhörnchenkragen, den sie nie an ihr gesehen hatte ... Sie nahm alles heraus und legte es aufs Bett. An einem Ende hing ein zerschlissener grüner Seidenkimono über einem Goldlamékleid. Vage erinnerte sie sich, dass es eines von Dads überflüssigeren Weihnachtsgeschenken gewesen war, unendlich lange Zeit war das her; sie hatte es taktvoll den einen Abend getragen und danach nie wieder. Keines der Kleidungsstücke war wirklich hübsch, dachte sie traurig - die Abendgarderobe wirkte leblos durch das lange, unnütze Hängen, die Alltagskleider waren durch das viele Tragen fadenscheinig oder glänzend oder formlos geworden und auf jeden Fall das, was sie nicht sein sollten. Nichts kam für mehr als den Flohmarkt in Betracht, und genau das hatte Tante Rachel auch vorgeschlagen, »obwohl du alles behalten solltest, was dir gefällt, Polly, mein Schatz«, hatte sie hinzugefügt. Aber sie wollte nichts behalten, und selbst wenn, hätte sie es nie tragen können - Dads wegen.

Nachdem sie die Kleider verpackt hatte, stellte sie fest, dass auf dem oberen Brett noch die Hüte lagen und ganz unten im Schrank regaleweise Schuhe standen. Sie würde einen zweiten Koffer holen müssen. Es gab nur noch einen - und der trug die Initialen ihrer Mutter, S.âV.âC. »Sybil Veronica« hatte der Geistliche bei der Beerdigung gesagt. Seltsam, einen Namen zu haben, der nur bei der Taufe und der Beerdigung verwendet wurde. Wie schon so oft in der vergangenen Woche stieg wieder das entsetzliche Bild vor ihr auf, wie ihre Mutter dort eingeschlossen in der Erde lag. Es gelang ihr nicht, sich eine Leiche als etwas anderes vorzustellen als einen Menschen, der Licht und Luft brauchte. Stumm und frierend hatte sie dabeigestanden, als Gebete gesprochen wurden und Erde auf den Sarg gestreut wurde und ihr Vater als Letztes eine rote Rose hinabgeworfen hatte, und hatte gewusst, dass sie sie, wenn alles vorbei war, kalt und allein zurücklassen würden - für immer. Aber das konnte sie niemandem sagen. Alle hatten sie die ganze Zeit wie ein Kind behandelt, hatten ihr bis zum Ende muntere, aufbauende Lügen erzählt, die sich von möglicher Genesung über Schmerzfreiheit bis hin zu gnädiger Erlösung gespannt hatten - und hatten nicht einmal den Widerspruch bemerkt. (Worin sollte die Gnade bestehen, wenn es keine Schmerzen gegeben hatte?) Sie war kein Kind mehr; sie war fast siebzehn. Abgesehen von diesem letzten, endgültigen Schock - denn natürlich hatte sie die Lügen glauben wollen -, war sie jetzt wie erstarrt vor Erbitterung, vor Wut, dass man gemeint hatte, sie wäre der Realität nicht gewachsen. Die ganze Woche hatte sie sich den Umarmungen und Küssen entzogen und keine Notiz von der Rücksichtnahme und den Freundlichkeiten genommen. Erleichterung empfand sie nur darüber, dass Onkel Edward zwei Wochen mit Dad verreist war, so konnte sie ihrem Hass auf die anderen freien Lauf lassen.

Als das Thema angesprochen wurde, hatte sie ihren Entschluss verkündet, die persönlichen Gegenstände ihrer Mutter wegzuräumen, und jede Hilfe abgelehnt - »das ist das Mindeste, was ich tun kann«, hatte sie erklärt -, und Tante Rach, die ihr allmählich etwas erträglicher erschien als die anderen, hatte »natürlich« gesagt.

Auf dem Frisiertisch lagen die vielen silbernen Haarbürsten ihrer Mutter sowie ein Schildpattkamm, dazu ein Kristalldöschen mit den Haarnadeln, die sie nicht mehr gebraucht hatte, nachdem sie sich das Haar hatte schneiden lassen, und ein kleiner Ringständer mit zwei oder drei Ringen, darunter der, den Dad ihr zur Verlobung geschenkt hatte: ein Cabochon-Smaragd umgeben von kleinen Diamanten und gefasst in Platin. Sie schaute auf ihren eigenen Ring - ebenfalls ein Smaragd -, den Dad ihr im vergangenen Herbst geschenkt hatte. Nicht, dass er mich nicht lieben würde, dachte sie, er merkt nur einfach nicht, wie alt ich schon bin. Ihn wollte sie nicht hassen. Die ganzen Dinge auf der Kommode konnte sie nicht einfach zu den Flohmarktsachen geben. Sie beschloss, alles in einen Karton zu legen und eine Weile aufzubewahren. Die paar Tiegel mit Cold Cream, Puder und trockenem Rouge sollten am besten weggeworfen werden. Sie wanderten in den Papierkorb.

In den Kommodenschubladen stapelten sich Unterwäsche und zwei Arten von Nachthemden: die, die Dad ihr geschenkt und die sie nie getragen, und diejenigen, die sie selbst gekauft und auch angezogen hatte. Dads waren aus reiner Seide und Chiffon, verziert mit Spitze und Schleifen, zwei in Grün und eines aus dunkel-mokkafarbenem Satin. Die Selbstgekauften waren aus Baumwolle oder leichtem Flanell und geblümt - Nachthemden wie von Beatrix Potter. Sie arbeitete sich weiter vor: BHs, Strumpfhalter, Hemdchen, Hemdhöschen, Unterröcke, alles mehr oder minder in einem schmuddelig pfirsichfarbenen Ton, Seiden- und Wollstrümpfe, einige Viyella-Unterhemden, Dutzende von Taschentüchern in einem Etui, das sie ihr vor Jahren gehandarbeitet hatte, Trapuntotechnik auf Rohseide. Ganz hinten in der Schublade mit der Unterwäsche versteckte sich ein kleiner Beutel, wie für Kamm und Bürste, darin befanden sich eine Tube, auf der »Volpar Gel« stand, und ein kleines Kästchen mit einem komischen runden Ding aus Gummi. Sie steckte beides in den Beutel zurück und warf ihn in den Papierkorb. In derselben Schublade fand sich auch ein sehr flacher viereckiger Karton, in dem, eingehüllt in verfärbtem Seidenpapier, ein Halbkranz aus silbrigen Blättern mit weißlichen Blüten lag, die bei der leisesten Berührung zerfielen. Oben auf dem Karton stand in der Handschrift ihrer Mutter ein Datum: 12. Mai 1920. Es muss ihr Hochzeitsgebinde gewesen sein, dachte sie und versuchte, sich an das lustige Hochzeitsbild auf der Kommode ihrer Großmutter zu erinnern, auf dem ihre Mutter ein ausgefallenes schlauchartiges Kleid trug, ohne jede Taille. Den Karton legte sie beiseite. Es erschien ihr unmöglich, etwas wegzuwerfen, das so lange gehütet worden war.

Die unterste Schublade enthielt Babysachen. Das Taufkleid, das Wills als Letzter getragen hatte - aus feinstem Batist mit gestickten Wiesenblumen, eine Handarbeit von Tante Villy -, ein Beißring aus Elfenbein, ein Stapel winziger Spitzenmützen, eine offenbar indische Rassel aus Silber und Korallen, eine Reihe blassrosa ungetragener Stricksachen, vermutlich für das Baby, das gestorben war, dachte sie, und ein großer, sehr zarter vergilbter Kaschmirschal. Sie war ratlos, was sie mit all diesen Dingen tun sollte. Zu guter Letzt entschied sie, sie erst einmal beiseitezulegen, bis sie sich überwinden konnte, eine der Tanten zu fragen, was sie damit machen...

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Autor

Elizabeth Jane Howard wurde am 26. März 1923 in London geboren. Sie arbeitete als Schauspielerin und Modell, bevor sie 1950 ihren ersten Roman, >The Beautiful Visit