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Drachenzorn

Roman. Deutsche Erstausgabe - ab 12 J.
TaschenbuchKartoniert, Paperback
511 Seiten
Deutsch
Blanvaleterschienen am10.09.2007Deutsche Erstausgabe
Die dritte Folge des großartigen "All-Age"-Abenteuers!

Captain Will Laurence und sein Drache Temeraire werden ins ottomanische Imperium abkommandiert. In Istanbul warten drei Dracheneier auf sie, die die beiden Gefährten sicher und vor dem Ausschlüpfen nach Britannien bringen müssen - doch das bedeutet, sich erneut mit dem Drachenweibchen Lien anzulegen, das Temeraire die Schuld am Tode seines Herrn gibt und geschworen hat, sich blutig zu rächen ...
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextDie dritte Folge des großartigen "All-Age"-Abenteuers!

Captain Will Laurence und sein Drache Temeraire werden ins ottomanische Imperium abkommandiert. In Istanbul warten drei Dracheneier auf sie, die die beiden Gefährten sicher und vor dem Ausschlüpfen nach Britannien bringen müssen - doch das bedeutet, sich erneut mit dem Drachenweibchen Lien anzulegen, das Temeraire die Schuld am Tode seines Herrn gibt und geschworen hat, sich blutig zu rächen ...
Details
ISBN/GTIN978-3-442-24445-4
ProduktartTaschenbuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Verlag
Erscheinungsjahr2007
Erscheinungsdatum10.09.2007
AuflageDeutsche Erstausgabe
Reihen-Nr.3
Seiten511 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht438 g
Illustrationen20 SW-Abb.
Artikel-Nr.10752847
Rubriken

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Nicht einmal dann, wenn er nachts in die G?en hinausschaute, konnte Laurence sich einbilden, wieder daheim zu sein, denn zu viele Lampions blitzten durch die B?e hindurch. Rot und golden hingen sie unter den nach oben weisenden Ecken der D?er, und auch das Gel?ter hinter ihm hatte den Klang eines fremden Landes ? Nur eine einzige Saite war auf das Instrument des Musikers gespannt, der darauf ein zitterndes, zartes Lied hervorbrachte. Wie ein Faden wob sich diese Melodie durch die Unterhaltungen, die selbst nichts anderes als Musik waren. Laurence war der Sprache noch immer kaum m?tig, und schnell verloren die Worte jegliche Bedeutung, wenn sich so viele Stimmen ?berlagerten. Er konnte nur l?eln, wenn ihn jemand ansprach, sein Unverst?nis hinter einer Tasse mit blassgr?nem Tee verstecken und sich bei erstbester Gelegenheit hinter eine Ecke der Terrasse davonstehlen. Kaum war er au?r Sichtweite, stellte er seine nur halb geleerte Tasse auf einem Fenstersims ab. F?r ihn schmeckte dieser Tee wie parf?miertes Wasser, und sehns?chtig dachte er an starken, schwarzen Tee mit viel Milch oder, noch besser, an Kaffee. Seit zwei Monaten schon hatte er keinen Kaffee mehr getrunken. Der Pavillon erlaubte eine freie Sicht auf den Mond und war auf einem kleinen Felsen errichtet worden, der aus dem Berghang hervorsprang und hoch genug war, um einen bezaubernden Blick ?ber die Weiten der kaiserlichen G?en zu erm?glichen, die sich unter ihm erstreckten. Es war eine seltsame Zwischenh?he: weder so nahe am Boden wie ein gew?hnlicher Balkon noch so weit oben wie Temeraires R?cken, von dem aus B?e zu Streichh?lzern wurden und die gro?n Pavillons wie Spielzeuge aussahen. Laurence trat unter der Traufe hervor ans Gel?er. Die Luft war angenehm k?hl nach dem Regen, und die Feuchtigkeit machte Laurence nichts aus, denn der Nebel auf seinem Gesicht war ihm willkommen und durch die Jahre auf See weitaus vertrauter als der Rest seiner Umgebung. Angenehmerweise hatte der Wind die letzten hartn?igen Gewitterwolken vertrieben. Nun wand sich der dampfende Nebel tr? ?ber die alten, sanft abgerundeten Steine auf den Wegen, und sie gl?ten glatt und grau unter einem Dreiviertelmond. Die Brise war erf?llt vom Duft ?berreifer Aprikosen, die von den B?en gefallen und auf dem Kopfsteinpflaster zerplatzt waren. Und noch ein Licht flackerte zwischen den gebeugten, uralten B?en hindurch. Es war ein schwaches, wei?s Gl?en zwischen den Zweigen ? mal gut zu erkennen, dann wieder verborgen ?, das sich geradewegs auf das Ufer des nahe gelegenen, kunstvoll angelegten Teiches zubewegte und vom Klang ged?fter Schritte begleitet wurde. Zun?st konnte Laurence nicht viel sehen, doch rasch l?ste sich eine seltsame kleine Prozession aus der Dunkelheit: Eine Handvoll Diener trat aus dem Schatten der B?e, niedergedr?ckt vom Gewicht einer schlichten, h?lzernen Bahre, auf der ein verh?llter K?rper lag. Hinter ihnen her trotteten zwei junge Knaben, die Schaufeln trugen und immer wieder angsterf?llte Blicke ?ber die Schultern warfen. Laurence starrte die Menge verwundert an. Dann erschauderten die Baumwipfel und gaben den Blick auf Lien frei, die sich auf die Lichtung schob und hinter den Dienern haltmachte. Ihr Kopf ?ber der breiten Halskrause war tief gesenkt, und ihre Fl?gel lagen eng am K?rper an. Die schlanken B?e hatten sich gebogen oder waren umgeknickt, als sie sich ihren Weg gebahnt hatte, und lange Zweige voller Weidenbl?er hatten sich ?ber ihre Schultern gelegt. Sie waren der einzige Schmuck des Drachen. All ihren sonstigen kunstvollen Rubin- und Goldschmuck hatte Lien abgelegt. Nun, da keine Edelsteine das durchscheinende Wei?ihrer g?lich farblosen Haut belebten, sah sie blass und merkw?rdig verletzlich aus; in der Dunkelheit wirkten ihre scharlachroten Augen schwarz und hohl. Die Diener setzten ihre Last ab, um am Fu? einer alten, majest?schen Weide ein Loch zu graben. Hin und wieder stie?n sie tiefe Seufzer aus, w?end sie die weiche Erde abtrugen. Im Laufe ihrer Arbeit begannen sie zu schwitzen, und schon bald zeichneten sich auf ihren bleichen, runden Gesichtern schwarze Streifen ab. Langsam schritt Lien die Baumreihen der Lichtung entlang, b?ckte sich, um kleinere Sch?sslinge auszurei?n, die am Saum Wurzeln geschlagen hatten, und warf die gerade gewachsenen, jungen B?e auf einen Haufen. Keine anderen Trauernden waren anwesend, abgesehen von einem Mann in dunklem, blauem Umhang, der hinter Lien herlief. Etwas an ihm und seinem Gang war vertraut, doch Laurence konnte sein Gesicht nicht erkennen. Der Mann blieb an einer Seite des Grabes stehen und sah schweigend zu, wie die Diener gruben. Es gab keine Blumen und auch keine lange Begr?isprozession, wie sie Laurence zuvor auf den Stra?n von Peking zu sehen bekommen hatte, wo Familien an ihrer Kleidung gerissen und kahl rasierte M?nche aus geschwenkten Gef?n Wolken von R?herwerk verbreitet hatten. Diese seltsame n?tliche Aktion h?e auch ein Armenbegr?is sein k?nnen, w?n da nicht im Hintergrund die goldbedachten, kaiserlichen Pavillons, halb verborgen von den B?en, und Lien gewesen, die ?ber dem gesch?igen Treiben in der Grube aufragte wie ein riesiger, entsetzlicher, milchigwei?r Geist. Die Diener lie?n den K?rper verh?llt, als sie ihn in die Erde legten, denn schlie?ich war bereits mehr als eine Woche seit Yongxings Tod vergangen. Nein, dieses Begr?is schien eines kaiserlichen Prinzen nicht w?rdig zu sein, auch wenn er einen Mordanschlag geplant hatte und den Thron seines Bruders hatte an sich rei?n wollen. Laurence fragte sich, ob die Beisetzung zun?st verboten worden war oder vielleicht selbst jetzt noch heimlich stattfand. Der kleine, in T?cher gewickelte K?rper entschwand seinem Blick, und ein dumpfer Aufprall folgte. Lien schrie einmal, beinahe unh?rbar, auf. Dieser Laut kroch Laurence unangenehm ?ber den Nacken und verhallte zwischen den rauschenden B?en. Laurence f?hlte sich mit einem Schlag wie ein Eindringling, obwohl er vermutlich vor dem hellen Glanz der Lampions, die hinter ihm hingen, gar nicht zu sehen war. Es w?rde wohl f?r mehr Unruhe sorgen, wenn er jetzt noch davonginge. Die Diener hatten bereits damit begonnen, das Grab zuzusch?tten. Weit ausholend bef?rderten sie die aufget?rmte Erde schwungvoll in das Loch und kamen rasch mit ihrer Arbeit voran. Schon bald war der Boden unter ihren Schaufeln wieder glatt geklopft, und nichts verriet das Grab au?r dem frischen, unbewachsenen Erdfleck. Die niedrig h?ende Weide mit ihren langen, wehenden Zweigen verbarg diesen Ort. Die beiden Jungen klaubten zwischen den B?en alte, verrottete Bl?er und Nadeln zusammen, die sie ?ber das Grab verteilten, bis es sich endg?ltig nicht mehr vom Erdboden ringsum unterschied und sich jedem Blick entzog. Als sie auch damit fertig waren, traten sie unsicher einen Schritt zur?ck: Ohne dass irgendjemand dem Ganzen einen angemessen feierlichen Rahmen verlieh, wussten sie nun nicht mehr weiter. Lien gab ihnen kein Zeichen. Sie hatte sich flach auf den Boden gelegt und war ganz in sich versunken. Endlich schulterten die Diener die Spaten, machten einen m?glichst weiten Bogen um den wei?n Drachen, um zwischen den B?en zu verschwinden, und ?berlie?n Lien somit sich selbst. Der Mann mit dem blauen Umhang trat an das Grab und schlug vor seiner Brust ein Kreuz. Als er sich wieder umdrehte, wurde sein Gesicht vom Mond beschienen, und nun erkannte Laurence ihn. Es war De Guignes, der franz?sische Botschafter ? ganz sicherlich der letzte Trauernde, den Laurence hier erwartet h?e. Yongxings gewaltt?ge Ablehnung jeglichen Einflusses aus dem Westen hatte keine G?nstlinge gekannt und keinerlei Unterschied zwischen Franzosen, Engl?ern und Portugiesen gemacht. Zu Lebzeiten w? De Guignes niemals zum Vertrauten des Prinzen geworden, und es w? undenkbar gewesen, dass Lien seine Gesellschaft geduldet h?e. Und doch waren dies seine ganz und gar franz?sischen, aristokratischen Z?ge; seine Anwesenheit war gleicherma?n unbestreitbar wie unerkl?ich. De Guignes blieb noch einige Augenblicke auf der Lichtung und sprach mit Lien. Auf diese Entfernung konnte Laurence nichts verstehen, doch seiner Haltung nach handelte es sich um eine Frage. Der Drache gab ihm keine Antwort. Lien machte ?berhaupt kein Ger?ch, sondern verharrte weiter auf den Boden hingekauert und hielt den Blick unbeirrt auf das verborgene Grab gerichtet, als wollte sie sich diesen Ort ins Ged?tnis brennen. Einen Moment sp?r verbeugte sich der Franzose und verlie?sie. Reglos blieb sie am Grab liegen, und ihre Haut wirkte streifig von den dahineilenden Wolken und den l?er werdenden Schatten der B?e. Obgleich Laurence den Tod des Prinzen nicht bereute, regte sich doch Mitleid in ihm. Er konnte sich nicht vorstellen, dass nun noch irgendjemand Lien als Gef?tin w?en w?rde. Lange Zeit beobachtete er sie, an das Gel?er gelehnt, bis der Mond schlie?ich so weit gesunken war, dass sie vor seinen Blicken verborgen war. Um die Ecke der Terrasse schwappte eine neue Welle von Gel?ter und Applaus: Die Musik hatte endlich geendet. Tr? blies der hei? Wind ?ber Macao. Er erfrischte nicht, sondern r?hrte nur den faulig salzigen Geruch des Hafens nach totem Fisch und den gro?n Haufen schwarzroten Seetangs und den Gestank der Abf?e von Menschen und Drachen ein wenig auf. Trotzdem sa?n die Matrosen dicht gedr?t und aneinandergelehnt entlang der Reling der Allegiance und versuchten, wenigstens einen winzigen Hauch frische Luft zu erhaschen. Ab und zu brach eine kleine Rangelei aus, verbissene St?? in die eine und andere Richtung wurden ausgetauscht, doch in der gnadenlosen Hitze erstarben diese Streitigkeiten fast so schnell wieder, wie sie entstanden waren. Temeraire lag auf dem Drachendeck und starrte in Richtung des Dunstes ?ber dem Ozean, w?end die wachhabenden Flieger in seinem Schatten d?sten. Da Laurence in der Kr?mmung von Temeraires Vorderbein sa? wo er vor allen Blicken verborgen war, hatte selbst er ein Zugest?nis an die Hitze gemacht und seine Jacke ausgezogen. Nicht zum ersten Mal im Laufe dieser Woche sagte Temeraire: ?Ich bin sicher, dass ich das Schiff aus dem Hafen ziehen k?nnte?, akzeptierte aber mit einem Seufzer, dass sein gut gemeinter Plan erneut abgelehnt wurde. Zwar w? er in einer Flaute wohl tats?lich in der Lage gewesen, selbst den enormen Drachentransporter hinter sich herzuziehen, angesichts des direkten Gegenwindes w?rde er sich jedoch nur sinnlos verausgaben. ?Auch bei Flaute k?nntest du die Allegiance nicht ?ber eine gr??re Distanz schleppen?, f?gte Laurence zum Trost hinzu. ?Nat?rlich k?nnen einige Meilen auf dem offenen Ozean bereits von Nutzen sein, aber im Augenblick k?nnen wir genauso gut im Hafen bleiben, wo wir es wenigstens ein bisschen einfacher haben. Selbst wenn wir das Schiff hinausbek?n, w?rden wir kaum Fahrt aufnehmen.? ?Es ist eine Schande, dass wir immer auf den Wind warten m?ssen, wo doch alles vorbereitet ist und wir jederzeit aufbrechen k?nnten?, maulte Temeraire weiter. ?Ich w? gerne so schnell wie m?glich zu Hause. Es gibt schlie?ich viel zu tun.? Zur Bekr?igung schlug sein Schwanz mit einem hohlen Ger?ch auf die Bretter. ?Hoffentlich erwartest du nicht zu viel?, versuchte Laurence ihn zu beschwichtigen, doch er glaubte selber nicht, damit gro?n Erfolg zu erzielen. Schon fr?her hatte es wenig gebracht, Temeraire zur Zur?ckhaltung zu dr?en, deshalb erwartete er auch jetzt kein anderes Ergebnis. ?Du musst immer damit rechnen, dass alles seine Zeit braucht. Zu Hause gilt das genauso wie hier.? ?Oh! Ich verspreche, ich werde geduldig sein?, erkl?e Temeraire. Sofort machte er jedoch Laurence? Hoffnung, sich auf dieses Versprechen verlassen zu k?nnen, zunichte, indem er hinzuf?gte, ohne sich eines Widerspruchs bewusst zu sein: ?Trotzdem bin ich sicher, dass die Admiralit?sehr schnell erkennen wird, wie wichtig unser Anliegen f?r die Gerechtigkeit ist. Es ist doch nur angemessen, dass auch die Drachen entlohnt werden, wenn unsere Mannschaft ebenfalls eine Bezahlung erh?.? Laurence, der seit seinem zw?lften Lebensjahr zur See gefahren war, bevor ihn eine Laune des Schicksals zum Kapit?eines Drachen statt eines Schiffes gemacht hatte, hatte die ehrenwerten Gentlemen der Admiralit?ausgiebig kennenlernen k?nnen. Sie waren f?r die Marine und das Luftkorps zust?ig, und ein ausgepr?er Gerechtigkeitssinn geh?rte kaum zu ihren herausragenden Eigenschaften. Vielmehr schienen sie in ihrem Amt jeden menschlichen Sinn f?r Anstand und andere wichtige Qualit?n verloren zu haben: Beinahe alle miteinander waren sie Kriecher, Pfennigfuchser und politische Wendeh?e. Die weitaus besseren Lebensbedingungen der Drachen hier in China hatten Laurence gegen seinen Willen die Augen gegen?ber den Missst?en ihrer Behandlung im Westen ge?ffnet. Er ging jedoch nicht davon aus, dass die Admiralit?diese Einsch?ung teilen w?rde, sobald es auch nur einen Penny kostete. Auf jeden Fall hoffte Laurence insgeheim, dass Temeraire, wenn er schon nicht ganz davon lassen konnte, doch wenigstens etwas bescheidenere Ziele verfolgen w?rde, sobald sie wieder auf ihrem Posten im Kanal mit dem ehrlichen Gesch? der Heimatverteidigung besch?igt w?n. Im Prinzip hatte Laurence zwar nichts gegen Temeraires Vorhaben einzuwenden, das nur nat?rlich und gerecht war. Aber England befand sich im Krieg, und anders als Temeraire war Laurence sich bewusst, wie unklug es unter diesen Umst?en w?, solche Zugest?nisse von der eigenen Regierung zu fordern. H?chstwahrscheinlich w?rde man es als Meuterei auffassen. Er hatte seine Unterst?tzung jedoch zugesagt und w?rde nun keinen R?ckzieher machen. Immerhin h?e Temeraire auch hier in China bleiben k?nnen, um den Wohlstand und die Freiheiten zu genie?n, die ihm als Himmelsdrache von Geburt her zustanden. Zwar kehrte er haupts?lich Laurence zuliebe nach England zur?ck, doch auch die Hoffnung darauf, die Lebensbedingungen seiner Kameraden zu verbessern, hatte eine Rolle gespielt. Trotz aller Vorbehalte konnte Laurence kaum einen berechtigten Einwand anbringen, obwohl er sich manchmal unehrlich f?hlte, wenn er zu Temeraires hochtrabenden Pl?n schwieg. ?Dein Vorschlag, bei der Bezahlung anzusetzen, war sehr klug?, fuhr Temeraire fort und belastete Laurence? Gewissen nur noch mehr. Er hatte diesen Punkt vor allem vorgeschlagen, weil es eine weniger radikale Ver?erung bedeutete als viele Ideen, die Temeraire sonst noch hegte. Dazu geh?rten beispielsweise die vollst?ige Zerst?rung einiger Stadtviertel Londons, um Raum f?r Durchgangsstra?n zu schaffen, die Drachen gen?gend Platz b?ten, oder die Entsendung von Vertretern der Drachen ins Parlament, was abgesehen von der Schwierigkeit, diese ?berhaupt in das Geb?e zu bringen, mit Sicherheit auch zur sofortigen Flucht aller menschlichen Mitglieder gef?hrt h?e. ?Sobald wir eine Bezahlung eingef?hrt haben, wird ohne Zweifel alles andere leichter. Ab dann k?nnen wir den Leuten f?r alle Dinge dieses Geld anbieten, das sie so sehr m?gen. Genau wie du es bei den K?chen gemacht hast, als du sie f?r mich angestellt hast. Das ist aber ein angenehmer Duft?, f?gte er wenig zutreffend hinzu: Der intensive, rauchige Geruch verkohlten Fleisches wurde gerade so stark, dass er selbst den Gestank des Hafens ?berlagerte. Laurence verzog das Gesicht und sah nach unten. Die Komb?se befand sich direkt unter dem Drachendeck, und d?nne Rauchschwaden stiegen zwischen den Planken des Decks empor. ?Dyer?, rief er und winkte einem seiner Burschen, ?schauen Sie mal nach, was dort unten vor sich geht.? Temeraire hatte eine Vorliebe f?r die chinesische Art der Drachenk?che entwickelt. Weil der englische Quartiermeister, von dem sonst nur erwartet wurde, f?r frisch geschlachtetes Vieh zu sorgen, nicht in der Lage war, ihn zufriedenzustellen, hatte Laurence zwei chinesische K?che ausfindig gemacht, die f?r die Aussicht auf eine betr?tliche Entlohnung bereit waren, ihr Land zu verlassen. Die neuen K?che sprachen kein Englisch, es mangelte ihnen jedoch nicht an Selbstbewusstsein. Aus beruflichem Neid hatten sie dem Schiffskoch und seinen Gehilfen bereits beinahe den offenen Kampf um die Komb?sen?fen erkl?, und es hatte sich eine gewisse Atmosph? des Wettbewerbs entwickelt. Dyer trottete die Stufen zum Achterdeck hinunter und ?ffnete die T?r zur Komb?se. Sofort quoll eine gewaltige Rauchwolke hervor. ?Feuer!?, schrien die Ausgucke in der Takelage, und der wachhabende Offizier begann, hektisch und unter Klirren und Kratzen des Kl?ppels, die Glocke zu l?en. Laurence rief: ?Auf die Stationen!?, und schickte seine M?er zu ihren Feuermannschaften. Alle Lethargie war verschwunden. Die Matrosen rannten zu den Eimern und K?beln, ein paar mutige Kameraden sprangen in die Komb?se. Als sie wieder herauskamen, zogen sie schlaffe K?rper hinter sich her: die Gehilfen des Kochs, die beiden Chinesen und einen der Schiffsjungen. Vom Schiffskoch selbst fehlte jede Spur. Wasser schwappte aus den Eimern, die jetzt in best?igem Strom weitergereicht wurden. Der Bootsmann br?llte und schlug gleichm?g mit seinem Stock gegen den Hauptmast, um den Rhythmus vorzugeben, und ein Eimer nach dem anderen wurde durch die Komb?sent?ren entleert. Aber der Rauch quoll weiter hervor, dichter nun, durch jede Ritze und jede Spalte des Decks. Die Poller des Drachendecks waren inzwischen sengend hei?geworden, und das Seil, das ?ber zwei der eisernen Pfosten gelegt war, begann zu qualmen. Geistesgegenw?ig hatte der junge Digby bereits die anderen F?riche zusammengetrommelt. Gemeinsam machten sich die Jungen daran, die Taue einzuholen. Verbissen schluckten sie ihren Schmerz hinunter, wenn sie sich die H?e an dem gl?henden Eisen verbrannten. An der Reling aufgereiht, warfen die restlichen Flieger Eimer ?ber die Seite und hievten Wasser herauf, um damit das Drachendeck zu begie?n. Dampf stieg in wei?n Wolken empor und hinterlie?eine graue Salzkruste auf den Planken, die sich bereits verzogen. Das Deck ?zte. In langen, schwarzen Streifen floss der geschmolzene Teer aus den Zwischenr?en ?ber die Deckoberfl?e; er schwelte und verstr?mte einen ?enden, s??ich riechenden Qualm, der in den Atemwegen stach. Temeraire stand inzwischen auf allen vieren und tigerte hin und her, um der Hitze zu entgehen, und das, obwohl Laurence ihn schon gesehen hatte, wie er zufrieden auf Steinen lag, die von der prallen Mittagssonne ofenhei?waren.mehr
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New-York-Times-Bestsellerautorin Naomi Novik ist in New York geboren und mit polnischen Märchen und den Büchern von J.R.R. Tolkien aufgewachsen. Mit ihrem Debüt, der Fantasyreihe »Die Feuerreiter seiner Majestät«, wurde sie weltbekannt. Inzwischen hat sie zahlreiche Preise erhalten, darunter 2016 den Nebula Award für »Das dunkle Herz des Waldes« und 2019 den Locus Award für »Das kalte Reich des Silbers«. Naomi Novik lebt mit ihrer Familie und sechs Computern in New York.