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Magie

Roman
TaschenbuchKartoniert, Paperback
736 Seiten
Deutsch
Blanvaleterschienen am18.10.2010Erstmals im TB
Die Vorgeschichte von Sonea und "Die Gilde der Schwarzen Magier"

Tessia wächst als die Tochter eines Dorfheilers in Kyralia auf, und nichts wünscht sie sich sehnlicher, als selbst Heilerin zu werden. Doch dann entdeckt Lord Dakon in Tessia die seltene Gabe der Magie. Bei allem Stolz über ihre unerwartete Bestimmung erkennt Tessia jedoch schon bald, dass mit ihren magischen Kräften auch große Gefahren einhergehen. Denn Kyralia steht kurz vor einem Krieg mit dem Nachbarreich Sachaka - und Tessia muss schneller lernen, ihre Magie zu beherrschen, als jemals eine Novizin vor ihr ...
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,49

Produkt

KlappentextDie Vorgeschichte von Sonea und "Die Gilde der Schwarzen Magier"

Tessia wächst als die Tochter eines Dorfheilers in Kyralia auf, und nichts wünscht sie sich sehnlicher, als selbst Heilerin zu werden. Doch dann entdeckt Lord Dakon in Tessia die seltene Gabe der Magie. Bei allem Stolz über ihre unerwartete Bestimmung erkennt Tessia jedoch schon bald, dass mit ihren magischen Kräften auch große Gefahren einhergehen. Denn Kyralia steht kurz vor einem Krieg mit dem Nachbarreich Sachaka - und Tessia muss schneller lernen, ihre Magie zu beherrschen, als jemals eine Novizin vor ihr ...
Details
ISBN/GTIN978-3-442-37558-5
ProduktartTaschenbuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Verlag
Erscheinungsjahr2010
Erscheinungsdatum18.10.2010
AuflageErstmals im TB
Reihen-Nr.1
Seiten736 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht612 g
Artikel-Nr.11187050
Rubriken

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Es gab keine schnelle und schmerzlose Methode, eine Amputation durchzuf?hren, das wusste Tessia. Nicht, wenn man es richtig machte. F?r eine saubere Amputation musste man einen Hautlappen schneiden, um damit den Stumpf zu bedecken, und das kostete Zeit. W?end ihr Vater mit geschickten Bewegungen begann, die Haut um den Finger des Jungen herum einzuritzen, beobachtete Tessia das Mienenspiel der Menschen im Raum. Der Vater des Jungen stand mit vor der Brust verkreuzten Armen und durchgedr?cktem R?cken da. Sein Stirnrunzeln konnte die Spuren von Sorge nicht ganz verbergen, doch Tessia wusste nicht, ob es Mitgef?hl mit seinem Sohn war oder die bange Frage, ob er rechtzeitig mit der Ernte fertig werden w?rde. Wahrscheinlich ein wenig von beidem. Die Mutter hielt die andere Hand ihres Sohnes fest umklammert, w?end sie ihm ins Gesicht starrte. Seine Haut war ger?tet, Schwei?erlen standen ihm auf Stirn und Wangen. Der Junge biss die Z?e zusammen, und trotz der Warnung des Heilers sah er aufmerksam zu, wie dieser arbeitete. Er hatte bisher vollkommen reglos dagesessen und weder seine verletzte Hand bewegt noch gezappelt. Kein Laut war ?ber seine Lippen gekommen. Solche Selbstbeherrschung beeindruckte Tessia, vor allem bei einem so jungen Menschen. Landarbeiter galten als ein z?s V?lkchen, aber ihrer Erfahrung nach traf das nicht immer zu. Sie fragte sich, ob das Kind in derLage sein w?rde, auch weiterhin so tapfer zu sein. Schlie?ich w?rde noch Schlimmeres kommen. Das Gesicht ihres Vaters war angespannt vor Konzentration. Er hatte die Haut des Fingers vorsichtig ?ber das Gelenk des Kn?chels zur?ckgezogen. Auf einen Blick von ihm nahm sie das kleine Gelenkmesser vom Brenner und reichte es ihm. Dann nahm sie ihm den Sch?r Nr. 5 ab, wusch ihn und hielt die Klinge sorgf?ig ?ber den Brenner, um sie mit Hilfe des Feuers zu reinigen. Als sie aufblickte, war das Gesicht des Jungen von Falten ?berzogen. Tessias Vater hatte begonnen, durch das Gelenk zu schneiden. Sie hob den Kopf und bemerkte, dass der Vater des Jungen jetzt eine teigig-graue Gesichtsfarbe angenommen hatte; die der Mutter war schneewei? ?Schaut nicht hin?, murmelte Tessia warnend. Die Frau wandte abrupt den Kopf ab. Die Klinge traf mit einem Klacken auf das Operationsbrett. Nachdem sie ihrem Vater das kleine Gelenkmesser abgenommen hatte, reichte Tessia ihm eine gebogene Nadel, in der bereits ein feiner, aus einer Sehne gefertigter Faden steckte. Die Nadel glitt m?helos durch die Haut des Jungen, und ein Funke von Stolz glomm in Tessia auf; sie hatte sie zur Vorbereitung auf diese Operation sorgf?ig gesch?t, und der Sehnenzwirn war der feinste, den sie je hergestellt hatte. Sie betrachtete den amputierten Finger, der am Ende des Operationsbrettes lag: auf der einen Seite eine geschw?te, eiternde Masse, aber das abgeschnittene Ende zeigte beruhigend gesundes Fleisch. Vor einigen Tagen hatte der Junge sich den Finger bei einem Unfall w?end der Erntearbeiten b?se gequetscht, aber wie die meisten Dorfbewohner und Landarbeiter, die ihr Vater versorgte, hatten weder der Junge noch der Vater Hilfe gesucht, bis die Wunde sich entz?ndet hatte. Erst bei extremen Schmerzen akzeptierte ein Mensch die Entfernung eines K?rperteils. Wenn man zu lange wartete, konnte eine solche Entz?ndung das Blut vergiften und zu Fieber und sogar zum Tod f?hren. Dass eine kleine Wunde sich als t?dlich erweisen konnte, faszinierte sie. Und es machte ihr Angst. Sie kannte einen Mann, den ein blo?r verfaulter Zahn in den Wahnsinn und zur Selbstverst?mmelung getrieben hatte; normalerweise robuste Frauen verbluteten, nachdem sie ein Kind geboren hatten. Sie wusste auch von gesunden S?lingen, die ohne erkennbaren Grund zu atmen aufgeh?rt hatten, und von Fieberkrankheiten, die sich im Dorf verbreitet und nur ein oder zwei Menschenleben gefordert hatten, w?end die ?brigen nicht mehr als ein gewisses Unbehagen hatten erdulden m?ssen. Bei der Arbeit f?r ihren Vater hatte sie in ihren sechzehn Jahren mehr Verletzungen, Krankheiten und Todesf?e erlebt als die meisten Frauen in ihrem ganzen Leben. Aber sie hatte auch gesehen, wie Gebrechen geheilt, chronische Krankheiten gelindert und Leben gerettet wurden. Sie kannte jeden Mann, jede Frau und jedes Kind im Dorf und im Lehen und etliche, die jenseits dieser Grenzen lebten. Sie hatte Kenntnis von Dingen, in die nur wenige eingeweiht waren. Im Gegensatz zu den meisten Einheimischen konnte sie lesen und schreiben, logische Schl?sse ziehen und ^ Ihr Vater blickte auf und reichte ihr die Nadel und den verbliebenen Faden. Ordentliche Stiche hielten die Hautlasche ?ber dem Fingerstumpf des Jungen zusammen. Da sie wusste, was als N?stes kam, nahm Tessia ein wenig Watte und Verbandszeug aus der Heilertasche und reichte sie ihm. ?Nimm das hier?, sagte er zu der Mutter. Die Frau lie?die andere Hand des Jungen los und nahm von Tessias Vater etwas Verbandmull und Watte entgegen. Dann legte der den Fingerstumpf mitten auf die Watte und griff nach der Aderpresse am Arm des Jungen. ?Wenn ich dies hier lockere, wird das Blut in seinem Arm seinen Rhythmus wiederfinden?, erkl?e er. ?Sein Finger wird anfangen zu bluten. Du musst die Watte fest um den Finger dr?cken und gedr?ckt halten, bis das Blut einen neuen Pulspfad findet.? Die Frau biss sich auf die Unterlippe und nickte. Als Tes- sias Vater die Aderpresse lockerte, nahmen der Arm und die Hand des Jungen langsam wieder einen gesunden, rosigenTon an. Blut quoll zwischen den Stichen hervor, und die Mutter schloss hastig ihre Hand um den Stumpf. Der Junge verzog das Gesicht. Sie strich ihm liebevoll ?bers Haar. Tessia unterdr?ckte ein L?eln. Ihr Vater hatte sie gelehrt, dass es klug war, eine Familie in den Heilungsprozess einzubinden. Es gab ihnen das Gef?hl, nicht vollkommen hilflos zu sein, und sie w?rden den Methoden, die er anwandte, weniger argw?hnisch oder geringsch?ig gegen?berstehen, wenn sie daran teilhatten. Nach einer kurzen Wartezeit ?berpr?fte ihr Vater den Stumpf, dann bandagierte er ihn fest und gab der Familie Anweisungen, wie oft die Verb?e zu wechseln w?n, dass sie sauber und trocken gehalten werden mussten, wenn der Junge seine Arbeit wieder aufnahm (er war nicht dumm genug, den Eltern zu sagen, sie sollten den Jungen zu Hause behalten), wann sie endg?ltig abgelegt werden konnten und auf welche Zeichen einer Entz?ndung sie achten mussten. W?end er die Medikamente und zus?lichen Verb?e auflistete, die sie ben?tigen w?rden, nahm Tessia die gew?nschten Dinge aus seiner Tasche und legte sie auf die sauberste Stelle des Tisches, die sie finden konnte. Den amputierten Finger wickelte sie ein und schob ihn beiseite. Patienten und ihre Familien zogen es vor, solche Dinge zu vergraben oder zu verbrennen, vielleicht weil sie sich Sorgen machten, was damit geschehen w?rde, wenn sie sich nicht selbst darum k?mmerten. Zweifellos hatten sie die beunruhigenden und l?erlichen Geschichten geh?rt, die von Zeit zu Zeit die Runde machten: Angeblich experimentierten Heiler in Kyralia heimlich mit amputierten Gliedma?n, mahlten Knochen zu magischen Tr?en oder brachten es irgendwie fertig, sie wiederzubeleben. Nachdem sie die Nadel ges?ert und ?ber dem Brenner gereinigt hatte, packte sie sie mitsamt den anderen Instrumenten wieder ein. Das Operationsbrett w?rde sp?r zu Hause ges?ert werden m?ssen. Sie l?schte den Brenner und wartete, w?end die Familie ihnen dankte. Auch dies war ein gr?ndlich einstudierter Teil ihrer Arbeit. Ihr Vater hasste es, wenn Patienten ihn mit Dankesbekundungen ?bersch?tteten. Es war ihm peinlich. Schlie?ich bot er seine Dienste nicht kostenlos an. Lord Dakon versorgte ihn und seine Familie im Austausch daf?r, dass er sich um die Menschen seines Lehens k?mmerte, mit einem Haus und mit einem Einkommen. Aber indem er ihren Dank bescheiden und geduldig entgegennahm, das wusste ihr Vater, erhielt er sich das Wohlwollen der Einheimischen. Geschenke nahm er jedoch grunds?lich nicht an. Alle Untertanen Lord Dakons zahlten ihrem Herrn einen Zehnten, was bedeutete, dass sie Tessias Vater bereits f?r seine Dienste entlohnt hatten. Tessias Aufgabe bestand darin, auf den richtigen Augenblick zu warten, um sich einzuschalten und ihren Vater daran zu erinnern, dass noch mehr Arbeit auf sie wartete. Die Familie entschuldigte sich dann. Ihr Vater entschuldigte sich. Und schlie?ich geleitete man sie hinaus. Aber als der richtige Augenblick n?r kam, wurde drau?n das Trommeln von Hufschl?n vernehmbar. Alle hielten inne, um zu lauschen. Die Hufschl? brachen ab, an ihre Stelle traten Schritte, dann ein Klopfen an der T?r. ?Veran, der Heiler? Ist Veran der Heiler hier?? Der Bauer und ihr Vater traten gleichzeitig auf die T?r zu, dann blieb ihr Vater stehen, sodass der Mann die T?r selbst ?ffnen konnte. Ein gut gekleideter Mann in mittleren Jahren stand davor; seine Stirn war feucht von Schwei? Tessia kannte ihn: Keron, der Haushofmeister von Lord Dakon. ?Er ist hier?, sagte der Bauer. Keron sp?e in das dunkle Haus. ?Deine Dienste werden im Herrenhaus gebraucht, Heiler Veran. Es ist dringend.? Tessias Vater runzelte die Stirn, dann drehte er sich um und winkte sie zu sich. Sie griff nach seiner Tasche und dem Brenner und eilte hinter ihm her ins Tageslicht hinaus. Einer der ?eren S?hne des Bauern wartete neben dem Pferd und dem Karren, die Lord Dakon ihrem Vater f?r Besuche von Patienten au?rhalb des Dorfes zur Verf?gung stellte, und der Junge stand hastig auf und zog einen Futtersack vom Kopf der alten Stute. Tessias Vater nickte ihm dankend zu, dann nahm er Tessia die Tasche ab und verstaute sie hinten im Wagen. Als sie auf den Sitz kletterten, galoppierte Keron auch schon an ihnen vorbei in Richtung Dorf. Ihr Vater nahm die Z?gel und zog sie kurz an. Die Stute schnaubte, sch?ttelte den Kopf und setzte sich in Bewegung. Tessia sah ihren Vater an. ?Glaubst du . begann sie, brach jedoch gleich wieder ab, weil ihr die Sinnlosigkeit ihrer Frage bewusst wurde. Glaubst du, es k?nnte etwas mit dem Sachakaner zu tun haben? hatte sie sagen wollen. Aber solche Fragen waren sinnlos. Sie w?rden es herausfinden, wenn sie dort ankamen. Es war schwer, sich nicht das Schlimmste vorzustellen. Seit der Ankunft des Sachakaners hatten die Dorfbewohner nicht aufgeh?rt, ?ber den fremdl?ischen Magier zu tuscheln, der Lord Dakons Haus besuchte, und es war schwer, sich von ihrer Angst und Ehrfurcht nicht anstecken zu lassen. Obwohl Lord Dakon ebenfalls Magier war, war er doch vertraut und angesehen, und er war Kyralier. Wenn man ihn f?rchtete, dann nur wegen der Magie, ?ber die er gebieten konnte, und wegen der Macht, die er ?ber ihrer aller Leben hatte; aber er war kein Landbesitzer, der seine Macht missbrauchte. Sachakanische Magier dagegen hatten Kyralia noch vor wenigen Jahrhunderten regiert und versklavt, und allen Berichten zufolge erinnerten sie die Menschen bei jeder Gelegenheit immer noch gern daran, wie die Dinge gewesen waren, bevor Kyralia seine Unabh?igkeit gew?t worden war. Denk wie eine Heilerin, mahnte sie sich, w?end der Karren die Stra? entlangholperte. Analysiere die Informationen, die du hast. Vertraue dem Verstand mehr als dem Gef?hl. Weder der Sachakaner noch Lord Dakon konnten krank sein. Beide waren Magier und damit bis auf wenige seltene Ausnahmen gefeit vor allen Krankheiten. Sie waren nicht immun gegen Seuchen, erlagen ihnen jedoch kaum einmal. Lord Dakon h?e ihren Vater herbeigerufen, lange bevor irgendeine Krankheit dringende Aufmerksamkeit erforderte; der Sachakaner allerdings w?rde m?glicherweise eine Krankheit nicht offenbart haben, wenn er sich nicht von einem kyralischen Heiler h?e versorgen lassen wollen. Magier konnten an Wunden sterben, dass wusste sie. Lord Dakon konnte sich verletzt haben. Dann kam ihr eine noch erschreckendere M?glichkeit in den Sinn. Hatten Lord Dakon und der Sachakaner gegeneinander gek?ft? Wenn ja, w?rde das Haus des Lords - und vielleicht auch das ganze Dorf - nur mehr aus schwelenden Ruinen bestehen, sagte sie sich, falls die Geschichten ?ber magische Schlachten der Wahrheit entsprechen. Von der Stra?, die vom Haus des Bauern hinabf?hrte, hatte man einen guten Blick auf die Geb?e darunter, die diesseits des Flusses beide Seiten der Hauptstra? s?ten. Alles war so ruhig und friedlich wie bei ihrem Aufbruch. Vielleicht waren der Patient oder die Patienten, die sie behandeln sollten, Dienstboten Lord Dakons. Abgesehen von Keron hielten sechs weitere Haus- und Stalldiener das Anwesen in Ordnung. Sie und ihr Vater hatten sie schon viele Male behandelt. Landarbeiter, die au?rhalb des Dorfes lebten, fuhren manchmal zum Herrenhaus, wenn sie krank oder verletzt waren, obwohl sie im Allgemeinen direkt zu ihrem Vater kamen. Wer ist sonst noch dort? Ah, nat?rlich. Da w? noch Jayan, Lord Dakons Meistersch?ler, erinnerte sie sich. Aber soweit ich wei? verf?gt er ?ber den gleichen k?rperlichen Schutz gegen Krankheiten wie ein h?herer Magier. Vielleicht hatte er sich in einen Kampf mit dem Sachakaner verwickeln lassen. F?r die Sachakaner war ein Mann wie Jayan nicht viel mehr als ein Sklave, und. ^ ?Tessia.? Sie sah ihren Vater erwartungsvoll an. Hatte er eine Ahnung, wer seiner Dienste bedurfte? ?Ich ^ deine Mutter will, dass du aufh?rst, mir zu helfen.? Aus freudiger Erwartung wurde ?ger. ?Ich wei?? Sie verzog das Gesicht. ?Sie will, dass ich mir einen netten Ehemann suche und anfange, Kinder in die Welt zu setzen.? Er l?elte nicht, wie er es fr?her getan hatte, wenn das Thema zur Sprache gekommen war. ?Ist das so schlimm? Du kannst keine Heilerin werden, Tessia.? Als sie den Ernst in seiner Stimme h?rte, sah sie ihn ?berrascht und entt?cht an. Obwohl ihre Mutter diese Meinung schon viele Male ge?ert hatte, hatte ihr Vater ihr nie darin zugestimmt. Sie hatte das Gef?hl, als w?rde etwas in ihr zu Stein, in ihrem Magen, kalt, hart und unnachgiebig. Was nat?rlich unm?glich war. Menschliche Organe verwandelten sich nicht in Stein. ?Die Dorfbewohner werden dich nicht akzeptieren?, fuhr er fort. ?Das kannst du nicht wissen?, protestierte sie. ?Nicht, bevor ich es versucht habe und gescheitert bin. Welchen Grund k?nnten sie haben, mir zu misstrauen?? ?Keinen. Sie m?gen dich durchaus, aber die Vorstellung, eine Frau k?nnte heilen, ist ihnen genauso fremd wie die, dass einem Reber Fl?gel wachsen und er fliegen k?nnte. Es liegt nicht in der Natur einer Frau, einen klugen Kopf zu haben, denken sie.? ?Aber die Geburtsm?tter ^ Ihnen vertrauen sie doch auch. Warum besteht ein Unterschied zwischen ihrem Gesch? und der Heilkunst?? ?Weil das, was die Geburtsm?tter tun, sich auf ein kleines, genau festgelegtes Gebiet beschr?t. Vergiss nicht, die Menschen wenden sich an mich um Hilfe, wenn das Wissen einer Geburtsmutter unzureichend ist. Ein Heiler verf?gt ?ber Kenntnisse, zu denen keine Geburtsmutter Zugang hat. Die meisten Geburtsm?tter k?nnen nicht einmal lesen.? ?Und doch vertrauen die Menschen ihnen. Manchmal vertrauen sie ihnen mehr als dir.? ?Das Geb?n ist eine ausschlie?ich weibliche F?gkeit?, erwiderte er trocken. ?Das Heilen ist es nicht.? Tessia konnte nicht sprechen. ?ger und Entt?chung stiegen in ihr hoch, aber sie wusste, dass sie ihrer Sache durch Wutausbr?che nicht half. Sie musste ?berzeugend sein, und ihr Vater war kein einf?iger D?rfler, den man leicht beeinflussen konnte. Er war wahrscheinlich der kl?gste Mann im Dorf. Als der Wagen die Hauptstra? erreichte, fluchte sie im Stillen. Ihr war nicht klar gewesen, wie sehr er sich der Meinung ihrer Mutter angen?rt hatte. Ich muss seine Meinung wieder ?ern, und ich muss vorsichtig dabei zu Werke gehen, ?berlegte sie. Er verst?? nicht gern gegen Mutters W?nsche. Also muss ich ebenso ihr Vertrauen in ihre Argumente schw?en, wie ich Vaters Zweifel an der Fortsetzung meiner Ausbildung zerstreuen muss. Sie musste alle Argumente erw?n, die f?r eine Zukunft als Heilerin sprachen, so wie die, die dagegen sprachen. Und dann musste sie ihre Erkenntnisse zu ihrem Nutzen einsetzen. Au?rdem musste sie die Pl? ihrer Eltern bis ins Kleinste kennen. ?Was wirst du tun, wenn ich dir nicht mehr helfe??, fragte sie. ?Ich werde einen Jungen aus dem Dorf zu mir nehmen?, sagte ihr Vater. ?Welchen?? ?Vielleicht den J?ngsten des M?llers. Er macht einen intelligenten Eindruck.? Er hatte also bereits ?ber diese Frage nachgedacht. Ein Stich der Kr?ung durchzuckte sie. Die gut gewartete Hauptstra? war weniger gefurcht als der Viehweg des Bauern, daher lie?ihr Vater abermals die Z?gel schnalzen und dr?te die Stute zu einem schnelleren Tempo. Die verst?te Vibration des Wagens raubte Tessia die F?gkeit zum Nachdenken. Als sie sich dem Dorf n?rten, sah sie Gesichter in den Fenstern auftauchen. Die wenigen Dorfbewohner, die drau?n unterwegs waren, blieben stehen und gr??en ihren Vater mit einem Nicken und einem L?eln. Als ihr Vater die Z?gel anzog, um die Stute durch die Tore des Herrenhauses zu lenken, hielt Tessia sich am Gel?er des Wagens fest. In dem fahlen Licht, das im Schatten des Hauses herrschte, konnte sie Stallarbeiter ausmachen, die herbeikamen, um die Z?gel zu ?bernehmen, sobald der Wagen stehen blieb. Ihr Vater sprang von der Sitzbank, und Keron trat vor, um die Tasche ihres Vaters entgegenzunehmen. Sie sprang ebenfalls aus dem Wagen und eilte hinter den beiden M?ern her, die im Herrenhaus verschwanden. Durch die T?ren des Flurs, den sie entlanggingen, konnte Tessia fl?chtige Blicke in die K?che, die Vorratskammer, das Waschzimmer und andere Arbeitsr?e der Dienstboten werfen. Schnelle Schritte hallten durch ein enges Treppenhaus, w?end sie in den oberen Stock hinaufgingen. Einige Biegungen sp?r gelangten sie in einen Teil des Hauses, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. Geschmackvoll geschm?ckte W?e und kostbare M?bel lie?n vermuten, dass es sich um einen Wohnbereich handelte, aber dies waren nicht die R?e, die sie vor einigen Jahren einmal gesehen hatte, als man ihren Vater ins Herrenhaus gerufen hatte, um eine ziemlich fade, reiche junge Frau zu behandeln, die einen Ohnmachtsanfall erlitten hatte. Sie konnte einige Schlafzimmer und ein Wohnzimmer erkennen und vermutete, dass diese R?e f?r G?e reserviert waren. Daher ?berraschte es sie, als Keron eine T?r ?ffnete und sie in einen kleinen, nur mit einem schlichten Bett und einem schmalen Tisch m?blierten Raum f?hrte. Es gab keine Fenster, die Licht eingelassen h?en, nur eine winzige Lampe brannte im Zimmer. Der Raum kam ihr armselig und sch?g vor. Dann blickte sie zum Bett hin?ber, und pl?tzlich waren alle Gedanken an die Einrichtung vergessen. Ein Mann lag dort. Ein Mann, dessen Gesicht so ?bel verschrammt und geschwollen war, dass ein Auge sich zu einem blutigen, schmalen Schlitz verengt hatte. Das Wei?des anderen Auges war dunkel. Sie vermutete, dass es bei besserem Licht rot gewirkt h?e. Die Lippen des Mannes bildeten keine gerade Linie, was wahrscheinlich ein Hinweis auf einen gebrochenen Kiefer war. Sein Gesicht schien breit und eigenartig geformt, obwohl dies eine Wirkung der Verletzungen sein konnte. Au?rdem hielt er die rechte Hand an die Brust gedr?ckt, und sie sah sofort, dass sein Unterarm sich auf eine Weise kr?mmte, wie er das nicht tun sollte. Auch seine Brust war dunkel von Prellungen. Als Kleidung trug er lediglich eine kurze, zerlumpte Hose, die an vielen Stellen schlecht geflickt war. Die Haut seines schmalen K?rpers war von der Sonne dunkel gebr?t, und Erde hatte seine nackten F?? schwarz gef?t. Ein Kn?chel war b?se geschwollen, die Wade des anderen Beins etwas schief, als sei sie nach einem Bruch schlecht verheilt. Im Raum war es still, bis auf die schnellen, gequ?en Atemst?? des Mannes. Tessia erkannte das Ger?ch, und ein flaues Gef?hl stieg in ihr auf. Ihr Vater hatte einmal einen Mann behandelt, dessen Rippen gebrochen waren und die Lungen durchstochen hatten. Dieser Mann war gestorben. Ihr Vater hatte sich nicht bewegt, seit sie den Raum betreten hatten. Er stand still da, den R?cken leicht gebeugt, w?end er den geschundenen Mann auf dem Bett betrachtete. ?Vater?, sagte sie leise. Mit einem Ruck richtete er sich auf und drehte sich zu ihr um. Als sein Blick dem ihren begegnete, wusste sie, dass sie einander verstanden. Sie sch?ttelte unwillk?rlich den Kopf und stellte fest, dass er das Gleiche tat. Dann l?elte sie. In Augenblicken wie diesem, da sie nicht einmal zu sprechen brauchten, um einander zu verstehen, konnte er doch gewiss erkennen, dass sie dazu bestimmt war, in seine Fu?tapfen zu treten? Er runzelte die Stirn und schaute zu Boden, dann drehte er sich wieder zu dem Bett um. Ein j?s Gef?hl schmerzlichen Verlustes stieg in ihr auf. Seine Reaktion h?e eine andere sein sollen: Er h?e l?eln oder nicken oder ihr irgendein Zeichen der Beteuerung ?bermitteln sollen, dass sie auch in Zukunft zusammenarbeiten w?rden. Ich muss sein Vertrauen zur?ckgewinnen, dachte sie. Sie nahm Keron die Tasche ihres Vaters ab, stellte sie auf den schmalen Tisch und ?ffnete sie. Nachdem sie den Brenner herausgenommen hatte, z?ndete sie ihn an und stellte die Flamme richtig ein. Drau?n im Flur erklangen Schritte. ?Wir brauchen mehr Licht?, murmelte ihr Vater. Sofort wurde der Raum erf?llt von einem blendend wei?n Licht. Tessia duckte sich, als ein leuchtender Ball sich an ihrem Kopf vorbeibewegte. Sie starrte ihm nach und bereute es sofort. Das Licht war zu hell. Als sie den Blick abwandte, tr?bte ein runder Schatten ihre Sicht. ?Wird das gen?gen??, erklang eine Stimme mit einem eigenartigen Akzent. ?Vielen Dank, Herr?, h?rte sie ihren Vater respektvoll sagen. Herr? Tessias Magen krampfte sich zusammen. Im Herrenhaus hielt sich gegenw?ig nur ein Mensch auf, den ihr Vater so anreden w?rde. Doch mit der Erkenntnis kam ein Gef?hl der Rebellion. Ich werde vor diesem Sachakaner keine Furcht zeigen, beschloss sie. Obwohl wahrscheinlich keine Gefahr besteht, beim Anblick irgendeines Menschen zu erzittern, solange ich nicht richtig sehen kann, f?gte sie im Geiste hinzu. Dann rieb sie sich die Augen. Der dunkle Fleck trat langsam wieder in den Hintergrund. Sie blinzelte zur T?r hin?ber und sah zwei Gestalten dort stehen. ?Wie sch?t du seine Chancen ein, Heiler Veran??, fragte eine vertrautere Stimme. Ihr Vater z?gerte, bevor er antwortete. ?Schlecht, Mylord?, gestand er. ?Seine Lungen sind durchstochen. Eine solche Verletzung ist im Allgemeinen t?dlich.? ?Tu, was du kannst?, wies Lord Dakon ihn an. Tessias Sicht war inzwischen so weit wiederhergestellt, dass sie die Gesichter der beiden Magier ausmachen konnte. Lord Dakons Miene war grimmig. Sein Begleiter l?elte. Sie konnte jetzt genug sehen, um seine breiten sachakanischen Z?ge zu erkennen, die kunstvoll geschm?ckte Jacke und die Hosen, die er trug. Sie bemerkte auch das juwelenbesetzte Messer in der Scheide an seinem G?rtel, das die Sachakaner trugen zum Zeichen daf?r, dass sie Magier waren. Lord Dakon machte eine leise Bemerkung, und die beiden M?er verschwanden. Tes- sia h?rte, wie ihre Schritte sich auf dem Flur entfernten. Pl?tzlich erlosch das Licht, und sie standen im Dunkeln. Tessia h?rte ihren Vater leise fluchen. Dann wurde der Raum wieder hell, wenn das Licht auch nicht mehr so grell war wie zuvor. Als sie aufblickte, sah sie Keron mit zwei gro?n Lampen eintreten. ?Ah, danke?, sagte Tessias Vater. ?Stell eine hierhin und die andere dorthin.? ?Brauchst du sonst noch irgendetwas??, fragte der Haushofmeister. ?Wasser? T?cher?? ?Im Augenblick brauche ich vor allem eins: Informationen. Wie ist das geschehen?? ?Ich bin . ^ ich bin mir nicht sicher. Ich habe es nicht beobachtet.? ?Hat irgendjemand etwas beobachtet? Bei so vielen Verletzungen ist es leicht, eine zu ?bersehen. Eine Beschreibung, welche K?rperteile die einzelnen Schl? getroffen haben .? ?Niemand hat etwas gesehen?, antwortete der Mann schnell. ?Niemand au?r Lord Dakon, diesem Sklaven und seinem Herrn.? Ein Sklave? Tessia schaute auf den verletzten Mann hinab. Nat?rlich. Die gebr?te Haut und das breite Gesicht waren typisch sachakanische Merkmale. Pl?tzlich ergab das Interesse des Sachakaners einen Sinn. Ihr Vater seufzte. ?Dann bring uns etwas Wasser, und ich werde eine Liste von Dingen aufschreiben, die du bei meiner Frau abholen musst.? Der Haushofmeister eilte davon. Tessias Vater sah sie mit grimmiger Miene an. ?Das wird eine lange Nacht f?r dich und mich.? Er l?elte schwach. ?Bei Gelegenheiten wie dieser muss ich mich fragen, ob du die Vorstellungen deiner Mutter deine Zukunft betreffend nicht vielleicht doch verlockend findest.? ?Bei Gelegenheiten wie dieser kommen mir solche ?erlegungen niemals in den Sinn?, beschied sie ihn. Dann f?gte sie leise hinzu: ?Diesmal werden wir vielleicht Erfolg haben.? Seine Augen weiteten sich, dann dr?ckte er die Schultern ein wenig durch. ?In diesem Fall sollten wir gleich anfangen.?2E's war niemals einfach und nur selten erfreulich, f?r einen sachakanischen Magier den Gastgeber zu spielen. Von allen Aufgaben, die in dieser Zeit von den Dienstboten verlangt wurden, verursachte die Ern?ung ihres Gastes das gr??e Ungemach. Wenn man Takado eine Speise servierte, die er schon einmal gegessen hatte, wies er sie zur?ck, selbst wenn ihm das Gericht gut geschmeckt hatte. Die meisten Speisen mundeten ihm jedoch nicht, und er hatte einen gro?n Appetit, sodass f?r jede Mahlzeit erheblich mehr G?e zubereitet werden mussten, als sie normalerweise f?r zwei Personen vonn?ten gewesen w?n. Der Lohn daf?r, dass sie die Anspr?che dieses Gastes ertrugen, war ein gro?r ?erschuss an Essen, das im Anschluss an die Mahlzeiten unter den Mitgliedern des Haushalts aufgeteilt wurde. Wenn Takado noch viele Wochen bleibt, w?rde es mich nicht ?berraschen festzustellen, dass meine Diener ein wenig rundlich geworden sind, ?berlegte Dakon. Trotzdem w? es Ihnen sicher lieber, wenn der Sachakaner weiterz?ge. Genauso wie ich, f?gte er im Geiste hinzu, als sein Gast sich zur?cklehnte, auf seinen ?ppigen Leib klopfte und r?lpste. Vorzugsweise zur?ck in sein Heimatland, was wahrscheinlich ist, wenn man bedenkt, dass er den gr??en Teil Kyralias durchreist hat und dies das Herrenhaus ist, das dem Pass am n?sten liegt. ?Ein hervorragendes Mahl?, erkl?e Takado. ?Habe ich in diesem letzten Gericht eine Spur Glockenwurz bemerkt?? Dakon nickte. ?Einen Vorteil hat es, nahe der Grenze zu leben - gelegentlich kommen sachakanische H?ler hier vorbei.? ?Das ?berrascht mich. Mandryn liegt nicht an der Stra? nach Imardin.? ?Nein, aber gelegentlich blockieren Fr?hjahrshochwasser die Hauptstra?, und dann f?hrt der beste Weg mitten durch unser Dorf.? Er wischte sich mit einem Tuch den Mund ab. ?Wollen wir uns ins Wohnzimmer zur?ckziehen?? Als Takado nickte, h?rte Dakon einen schwachen Seufzer der Erleichterung von Cannia, die heute Abend bei Tisch aufwartete. Zumindest haben die Dienstboten diese Strapazen f?r heute Abend hinter sich, dachte Dakon m?de, w?end er aufstand. Meine enden nicht, bis der Mann einschl?. Takado erhob sich und trat vom Tisch weg. Er war einen vollen Kopf gr??r als Dakon, und seine breiten Schultern und das fl?ige Gesicht lie?n ihn noch massiger erscheinen. Unter einer Schicht weichen Fetts hatte er den K?rperbau eines typischen Sachakaners - stark und gro? Dakon wusste, dass er neben Takado j?erlich d?nn und klein wirken musste. Und bleich. Auch wenn die Sachakaner nicht so dunkel waren wie die Lonmars aus dem Norden, war ihre Haut doch von einem gesunden Braun, das mit Farbe zu erzielen kyralische Frauen seit Jahrhunderten versuchten. Was sie immer noch taten, obwohl die Sachakaner davon abgesehen allgemein verachtet und gef?rchtet wurden. Da- kon ging seinem Gast voran aus dem Speisezimmer. Sie sollten stolz sein auf ihren Teint, aber nachdem wir darin jahrhundertelang einen Beweis daf?r gesehen haben, dass wir eine schwache, barbarische Rasse sind, l?t sich das wohl nicht so leicht ins Gegenteil verkehren. Gefolgt von Takado betrat er das Wohnzimmer. Der Sacha- kaner lie?sich in den Sessel fallen, den er f?r die Dauer seines Aufenthalts als den seinen beschlagnahmt hatte. Der Raum wurde von zwei Lampen erhellt. Obwohl er den Raum m?helos mit einem magischen Licht h?e beleuchten k?nnen, zog Dakon den warmen Schein von Lampenlicht vor. Es erinnerte ihn an seine Mutter, die kein magisches Talent besessen und es vorgezogen hatte, die Dinge auf ?die altmodische Art? zu tun. Sie hatte das Wohnzimmer auch eingerichtet und m?bliert.Nachdem ein anderer sachakanischer Besucher, beeindruckt von der Bibliothek, beschlossen hatte, dass Dakons Vater ihm mehrere wertvolle B?cher schenken w?rde, hatte sie entschieden, solche Besucher zuk?nftig in einem Raum zu empfangen, der den Anschein erweckte, voller unbezahlbarer Sch?e zu sein, bei denen es sich jedoch in Wirklichkeit um Kopien, F?chungen oder weniger kostspielige Dinge handelte. Takado streckte die Beine aus und beobachtete, wie Dakon aus einem Krug, den die Dienstboten f?r sie bereitgestellt hatten, Wein einschenkte. ?Also, Lord Dakon, denkt Ihr, dass Euer Heiler meinen Sklaven retten kann?? Dakon nahm keine Sorge in der Stimme des Mannes wahr. Er hatte auch keine Sorge um das Wohlergehen des Sklaven erwartet - nur die Art von Anteilnahme, die ein Mann f?r zerbrochenes Eigentum zeigte, das repariert wurde. ?Heiler Veran wird sein Bestes geben.? ?Und wie werdet Ihr ihn bestrafen, sollte er scheitern?? Dakon reichte Takado einen Weinkelch. ?Ich werde ihn nicht bestrafen.? Takado zog die Augenbrauen hoch. ?Woher wisst Ihr dann, dass er sein Bestes tun wird?? ?Weil ich ihn kenne und ihm vertraue. Er ist ein Ehrenmann.? ?Er ist Kyralier. Mein Sklave ist wertvoll f?r mich, und ich bin Sachakaner. Woher soll ich wissen, dass er nicht aus reiner Bosheit mir gegen?ber den Tod des Mannes herbeif?hren wird?? Dakon setzte sich und nahm einen Schluck Wein. Es war kein guter Wein. Sein Lehen erfreute sich keines f?r den Weinbau g?nstigen Klimas. Aber der Wein war stark und w?rde den Sachakaner geneigt machen, sich m?glichst fr?h f?r die Nacht zur?ckzuziehen. Dakon bezweifelte jedoch, dass der Wein seine Zunge l?sen w?rde. Er hatte es auch an den vorangegangenen Abenden nicht getan. ?Weil er ein Mann von Ehre ist?, wiederholte Dakon. Der Sachakaner schnaubte. ?Ehre! Unter Dienstboten? Ich an Eurer Stelle w?rde die Tochter nehmen. Sie ist gar nicht so h?lich f?r eine Kyralierin. Sie wird einige Kniffe der Heilkunst gelernt haben und w?rde ebenfalls eine n?tzliche Sklavin abgeben.? Dakon l?elte. ?Es ist Euch w?end Eurer Reisen gewiss nicht entgangen, dass die Sklaverei in Kyralia verboten ist.? Takado r?mpfte die Nase. ?Oh, das konnte mir nicht entgehen. Niemandem w?rde es entgehen, wie schlecht Eure Dienstboten ihrer Herrschaft aufwarten. M?rrisch. T?richt. Unbeholfen. Es war nicht immer so, und das wisst Ihr. Euer Volk hat die Sklaverei einst willkommen gehei?n, als sei es seine eigene Idee gewesen. So k?nnte es wieder sein. Ihr w?rdet vielleicht den Wohlstand zur?ckgewinnen, an dem sich Eure Urgro??r erfreut haben.? Er leerte den Wein mit wenigen Schlucken und stie?dann einen anerkennenden Seufzer aus. ?Seit dem Verbot der Sklaverei erfreuen wir uns eines gr??ren Wohlstandes denn je?, erwiderte Dakon, w?end er sich erhob, um ihrer beider Kelche wieder aufzuf?llen. ?Die Sklavenhaltung ist nicht eintr?ich. Wenn man sie schlecht behandelt, sterben sie, bevor sie n?tzlich werden; oder aber sie rebellieren oder laufen davon. Behandelt man sie gut, kostet es genauso viel, sie zu ern?en und zu beherrschen, wie es bei freien Dienstboten der Fall ist, aber sie h?en keinen Grund, ihre Arbeit gut zu machen.? ?Keinen Grund als Furcht vor Strafe oder Tod.? ?Ein verletzter oder toter Sklave ist f?r niemanden von Nutzen. Ich kann nicht erkennen, in wieweit es einen Sklaven ermutigen soll, in Zukunft vorsichtiger zu sein, wenn Ihr ihn totschlagt, weil er Euch auf den Fu?getreten ist. Sein Tod w? nicht einmal ein Exempel f?r andere, da keine anderen Sklaven hier sind, um daraus zu lernen.? Takado lie?den Wein in seinem Kelch kreisen. Seine Miene war undeutbar. ?Ich bin wahrscheinlich ein wenig zu weit gegangen. Nachdem ich monatelang mit ihm auf Reisen war, bin ich seiner Gesellschaft gr?ndlich m?de geworden.mehr

Autor

Trudi Canavan wurde 1969 im australischen Melbourne geboren. Sie arbeitete als Grafikerin und Designerin für verschiedene Verlage und begann nebenbei zu schreiben. 1999 gewann sie den Aurealis Award für die beste Fantasy-Kurzgeschichte. Ihr Erstlingswerk, der Auftakt zur Trilogie »Die Gilde der Schwarzen Magier«, erschien 2001 in Australien und wurde weltweit ein riesiger Erfolg. Seither stürmt sie mit jedem neuen Roman die internationalen Bestsellerlisten.Michaela Link lebt mit ihrem Mann und engstem Mitarbeiter auf einem aufgelassenen Bauernhof in Norddeutschland. Sie hat zahlreiche Romane aller Art aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt und auch selbst einige phantastische und historische Romane geschrieben.