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Dr. Siri und seine Toten

Kriminalroman
TaschenbuchKartoniert, Paperback
320 Seiten
Deutsch
Goldmannerschienen am07.12.2009
Exotisches Laos, rätselhafte Todesfälle und die originellste Ermittlerfigur des Krimigenres

Eigentlich hatte es Dr. Siri bisher nur mit lebenden Patienten zu tun. Doch nun wird er mit seinen 72 Jahren zum einzigen Leichenbeschauer von ganz Laos ernannt. Schon bald hat er es mit zwei mysteriösen Fällen zu tun: Die Frau eines Parteibonzen stirbt bei einem Festessen, und drei tote Männer werden in einem See gefunden. Mit veralteten Lehrbüchern, mangelhafter Ausrüstung, aber viel Witz und Intuition macht sich Dr. Siri daran, die Morde aufzuklären.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
HörbuchCompact Disc
EUR9,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextExotisches Laos, rätselhafte Todesfälle und die originellste Ermittlerfigur des Krimigenres

Eigentlich hatte es Dr. Siri bisher nur mit lebenden Patienten zu tun. Doch nun wird er mit seinen 72 Jahren zum einzigen Leichenbeschauer von ganz Laos ernannt. Schon bald hat er es mit zwei mysteriösen Fällen zu tun: Die Frau eines Parteibonzen stirbt bei einem Festessen, und drei tote Männer werden in einem See gefunden. Mit veralteten Lehrbüchern, mangelhafter Ausrüstung, aber viel Witz und Intuition macht sich Dr. Siri daran, die Morde aufzuklären.
Details
ISBN/GTIN978-3-442-46679-5
ProduktartTaschenbuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Verlag
Erscheinungsjahr2009
Erscheinungsdatum07.12.2009
Reihen-Nr.1
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht297 g
Artikel-Nr.11033826
Rubriken

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Tran, Tran und Hok brachen durch die letzten schweren Wolken der Regenzeit. Die warme Nachtluft verzerrte ihre Lippen zu einem gequälten Lächeln und ließ ihnen die Haare buchstäblich zu Berge stehen. Sie fielen in perfekter Formation, wie Hagelkörner. Für elegante Figuren oder waghalsige Kunstflüge war keine Zeit; sie folgten einfach den Bomben, die mit rosa Nylonschnur an ihren Fußgelenken befestigt waren.Tran der Ältere lag in Führung. Er war der Schwerste der drei. Als er die Oberfläche des Nam-Ngum-Stausees durchschlug, hatte er bereits zwei Sekunden Vorsprung. Bei den Olympischen Spielen hätte er damit eine Note von etwa 9.98 erzielt. Es spritzte kaum. Tran der Jüngere und der doppelttote Hok stachen fast gleichzeitig ins Wasser.Eine Vierteltonne entschärfter Artillerie zog die drei Männer rasch auf den schlammweichen Grund des Sees und verankerte sie dort. Zwei Wochen lang wiegten sich Tran, Tran und Hok sanft in der Strömung und nährten die Fische und Algen, die sich an ihnen gütlich taten wie an einer träge dahintreibenden Unterseegarküche.VIENTIANE, ZWEI WOCHEN SPÄTEREs war eine deprimierende Audienz und beileibe nicht die letzte ihrer Art. Jetzt, wo Haeng, der pickelige Richter, wieder da war, musste Siri jeden Freitag bei ihm zum Rapport antreten und seinen Kotau machen vor einem Mann, der ohne Weiteres sein Enkel hätte sein können.Die Marxisten-Leninisten nannten eine solche Aussprache "Enlastungsschulung". Aber nachdem er eine geschlagene Stunde vor Richter Haengs verzogenem Sperrholzpult gesessen hatte, drückte ihn seine Last noch schwerer als zuvor. Der frischgebackene Richter machte sich einen Spaß daraus, laienhafte Zweifel an Siris Obduktionsberichten anzumelden und deren Rechtschreibung zu korrigieren."Und worauf führen Sie den Blutverlust zurück?", erkundigte sich Richter Haeng.Siri überlegte zum wiederholten Mal, ob es sich um eine Fangfrage handelte. "Nun ja." Er dachte einen Augenblick nach. "Vielleicht auf das Unvermögen des Körpers, das Blut bei sich zu behalten?" Der kleine Richter machte "Hm" und warf einen neuerlichen Blick in den Bericht. Er war selbst für Sarkasmus zu dumm. "Es könnte natürlich auch damit zu tun haben, dass dem armen Mann die Beine oberhalb der Knie abgeschnitten wurden. Es steht alles im Bericht.""Das sagen Sie, Genosse Siri. Ich hingegen kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Sie bei der Auswahl dessen, was Sie Ihren Lesern mitzuteilen gedenken, äußerst selektiv verfahren. Ich würde es begrüßen, wenn Sie künftig etwas mehr ins Detail gehen könnten. Außerdem habe ich, ehrlich gesagt, so meine Zweifel, ob tatsächlich der Blutverlust zum Tod geführt hat und nicht doch ...""Herzversagen?""Genau. Als ihm die Beine abgetrennt wurden, war das ohne Frage ein fürchterlicher Schock. Da wäre es doch durchaus möglich, dass er einen Herzanfall erlitten hat. Er war schließlich nicht mehr der Jüngste."Schon in den drei zuvor besprochenen Fällen hatte der Richter für eine natürliche Todesursache plädiert und versucht, die Fakten entsprechend zu verdrehen, aber dies war sein bislang kreativster Vorschlag. Siri hatte das Gefühl, dass der Richter regelrecht entzückt gewesen wäre, wenn in sämtlichen Obduktionsberichten, die über seinen Schreibtisch wanderten, "Herzversagen" gestanden hätte.Gewiss, das Herz des Fischers hatte aufgehört zu schlagen, aber das war eher das untrügliche Zeichen für seinen Tod als dessen eigentliche Ursache. Die mit einer neuen Panzerung versehene Armeebarkasse war gegen den Betonkai in Tha Deua gekracht. Wegen des zusätzlichen Gewichts hatte sie besonders tief im Wasser gelegen. Zum Glück der Besatzung wurde der Aufprall durch den Fischer abgefangen, der in seinem hölzernen Langboot an der Kaimauer stand und der Barkasse nicht ausweichen konnte. Wie so viele Fischer auf dem Mekong war er Nichtschwimmer.Das vorspringende Stahldeck schnitt ihn entzwei wie eine Sichel einen Reishalm, während die Reling ihn gegen die Mauer presste. Der peinlich berührte Kapitän und seine Crew zogen ihn - oder, besser, seinen Torso - an Deck, wo er in dumpfer Verwirrung liegen blieb, lachend und plappernd, als wüsste er nicht, dass ihm zwei Gliedmaßen fehlten.Das Boot setzte zurück, und die Leute am Ufer sahen, wie die abgetrennten Beine ins Wasser fielen und versanken. Binnen weniger Stunden würden sie vermutlich aufschwemmen und wieder an die Oberfläche treiben. Dennoch standen die Chancen schlecht, dass der Mann zusammen mit seinen Beinen beerdigt werden würde: Er hatte verschiedenfarbige Plastiksandalen getragen."Wenn Sie als Todesursache prinzipiell ausschließlich Herzversagen gelten lassen, weiß ich nicht, warum wir überhaupt einen Pathologen brauchen, Genosse." Siri verlor allmählich die Geduld, obwohl er sich gewöhnlich nicht so schnell aus der Ruhe bringen ließ. In seinen zweiundsiebzig Lebensjahren hatte er so viel durchgemacht, dass er inzwischen über die Gelassenheit eines Astronauten verfügte, der ziellos durchs All treibt. Obwohl er dem Buddhismus nur unwesentlich näher stand als dem Kommunismus, half ihm die Meditation, seinen Zorn im Zaum zu halten. Niemand hatte ihn je aus der Haut fahren sehen.Dr. Siri Paiboun wurde oft als Zwerg bezeichnet. Er hatte die seltsame Statur eines buckligen Leichtgewichtsringers. Beim Gehen schien es, als hätte seine untere Körperhälfte Mühe, mit der oberen Hälfte Schritt zu halten. Sein kurzgeschnittenes Haar war schneeweiß. Während viele Laoten seines Alters eines schönen Tages aufwachten und feststellten, dass der Herr im Himmel ihrem Haar auf wundersame Weise das jugendliche Schwarz zurückgegeben hatte, wusste Siri mit seinem kärglichen Salär wahrhaftig Besseres anzufangen, als es für chinesisches Yu-Dum-Haarfärbemittel auf den Kopf zu hauen. Nichts an ihm war unecht, künstlich oder nachgemacht. Er war ganz er selbst.Sein Bartwuchs ließ zu wünschen übrig, dafür sprossen seine Brauen umso wilder. Inzwischen wucherten sie derart üppig, dass man seine sonderbaren Augen kaum erkennen konnte. Selbst Reisende, die zehnmal um die Erde gefahren waren, hatten solche Augen noch nie gesehen. Sie waren hellgrün wie der Filz auf einem Snookertisch und amüsierten Siri immer wieder, wenn sie ihm aus dem Spiegel entgegenstarrten. Er wusste nicht viel über seine leiblichen Eltern, aber dass außerirdisches Blut in seinen Adern floss, hielt er für unwahrscheinlich. Wie er zu solchen Augen gekommen war, konnte er weder sich noch anderen erklären.Obwohl die "Entlastungsschulung" bereits vierzig Minuten dauerte, hatte Richter Haeng ihm noch kein einziges Mal in die Augen geblickt.mehr
Kritik
"Der Ort, die Idee, die Hauptperson: All das ist erfrischend ungewöhnlich und wunderbar zu lesen." Brigittemehr

Autor

Cotterill, ColinColin Cotterill, in London geboren, begab sich nach einer Ausbildung zum Englischlehrer auf eine lange Weltreise. Mittlerweile lebt er in Chumphon, Thailand. Seine in Laos angesiedelte Krimireihe um Dr. Siri wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.Mohr, ThomasThomas Mohr, geb. 1965 in Köln, übersetzt seit 1988 englischsprachige Literatur, u.a. Truman Capote, Emma Donoghue, James Ellroy, Olivia Laing und Mark Twain. Für sein übersetzerisches Werk wurde er mehrfach ausgezeichnet.