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Morgen bin ich ein Löwe

Wie ich die Schizophrenie besiegte
TaschenbuchKartoniert, Paperback
224 Seiten
Deutsch
btberschienen am06.04.2010
Ein Buch, das Mut macht: Eindrucksvoll schildert die Psychologin Arnhild Lauveng ihren Weg aus der Schizophrenie

Seit ihrer Jugend litt Arnhild Lauveng an Schizophrenie, die als unheilbar diagnostiziert wurde. Fast zehn Jahre ihres Lebens verbrachte sie in der Psychiatrie. Doch die junge Frau überwand nicht nur die Krankheit, sondern auch das Gesundheitssystem, das sie gefangen hielt. Heute ist sie klinische Psychologin, gefragte Referentin und erfolgreiche Autorin.
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Produkt

KlappentextEin Buch, das Mut macht: Eindrucksvoll schildert die Psychologin Arnhild Lauveng ihren Weg aus der Schizophrenie

Seit ihrer Jugend litt Arnhild Lauveng an Schizophrenie, die als unheilbar diagnostiziert wurde. Fast zehn Jahre ihres Lebens verbrachte sie in der Psychiatrie. Doch die junge Frau überwand nicht nur die Krankheit, sondern auch das Gesundheitssystem, das sie gefangen hielt. Heute ist sie klinische Psychologin, gefragte Referentin und erfolgreiche Autorin.
Details
ISBN/GTIN978-3-442-74087-1
ProduktartTaschenbuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Verlag
Erscheinungsjahr2010
Erscheinungsdatum06.04.2010
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht214 g
Artikel-Nr.11186976
Rubriken

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Ich schreibe dieses Buch aus einem ganz bestimmten Grund. Ich war früher schizophren. Das hört sich ebenso unmöglich an wie »frühere AIDS-Patientin« oder »ehemalige Diabetikerin«. Ein ehemaliger Schizophrener ist etwas, das es so nicht gibt. Eine Rolle, die man niemals angeboten bekommt. Hingegen gibt es die Rolle des irrtümlich als schizophren diagnostizierten Patienten. Oder des symptomfreien Schizophrenen, der die Krankheit mit Medikamenten in Schach hält, und nicht zuletzt die des Schizophrenen, der es gelernt hat, mit seinen Symptomen zu leben, oder der sich im Moment in einer guten Phase befindet. Keine dieser Alternativen ist irgendwie schlecht, aber sie treffen auf mich nicht zu. Ich war schizophren. Ich weiß, wie es war. Weiß, wie die Welt aussah, wie sie sich anfühlte, was ich dachte und tun musste. Auch ich hatte meine »guten Phasen«, und ich weiß, wie ich sie erlebt habe und wie die Dinge jetzt sind. Das ist etwas ganz anderes. Jetzt bin ich gesund. Und auch das muss erlaubt sein.Es ist nicht leicht, genau zu sagen, wie lange ich krank war, denn die Krankheit entwickelte sich über Jahre, und ebenso dauerte es Jahre, mich wieder aus ihr herauszukämpfen. Ich hatte Selbstmordgedanken und litt über Jahre an Sinnesstörungen, ehe überhaupt jemand erkannte, dass ich im Begriff war, schizophren zu werden. Und ich war schon wieder ziemlich gesund, sicher und innerlich abgeklärt, bevor das System überhaupt daran glaubte, dass ich gesund werden könnte. Krankheit und Gesundheit sind Prozesse und Abstufungen, die man eigentlich nicht zeitlich festschreiben kann. Aber es begann mir bereits als Vierzehn- bis Fünfzehnjähriger schlecht zu gehen. Mit siebzehn wurde ich zum ersten Mal eingewiesen. Von da an ging es rein und raus, über Jahre hinweg mal kürzere, mal längere Einweisungen. Manchmal war ich nur wenige Tage oder Wochen in der psychiatrischen Notaufnahme, andere Male Monate, und die längsten Perioden erstreckten sich über ein bis zwei Jahre in offenen oder geschlossenen Abteilungen, mal freiwillig, mal nicht. All diese Zeiten zusammengenommen war ich sechs bis sieben Jahre in der Klinik. Das letzte Mal mit sechsundzwanzig Jahren, doch da war ich bereits ganz eindeutig auf dem Weg der Besserung, auch wenn das für jemand anders als mich selbst vielleicht kaum erkennbar war.Ich glaube nicht, dass meine Geschichte mehr ist als bloß meine Geschichte. Sie muss nicht auf alle zutreffen. Aber es ist eine andere Geschichte, eine Geschichte, die sich von allem unterscheidet, was man sonst zu hören bekommt, wenn man mit der Diagnose Schizophrenie konfrontiert wird. Und deshalb glaube ich, dass es wichtig ist, sie zu erzählen. Als ich krank war, bekam ich nur eine Geschichte zu hören. Es hieß, ich sei krank, ein angeborenes Leiden, das mein ganzes Leben dauern würde und mit dem ich lernen müsste zu leben. Diese Geschichte stimmte in meinem Fall nicht. Sie machte mir keinen Mut und gab mir weder Hoffnung noch Kraft in einer Zeit, in der ich gerade das so sehr gebraucht hätte. Es war keine Geschichte, die mir gut tat. Und in meinem Fall war es auch keine wahre Geschichte. Aber es war die einzige Geschichte, die ich zu hören bekam.Nachdem ich wieder gesund wurde, habe ich Psychologie studiert. Diese Ausbildung hat mir gezeigt, dass es auch neben meiner privaten, persönlichen Geschichte eine ganze Reihe anderer Geschichten gibt, die man Menschen mit der DiagnoseSchizophrenie erzählen kann und auch jenen, die mit diesen Menschen leben und arbeiten. Deshalb will ich noch einige weitere erzählen außer meiner eigenen. Auch diese werden nicht auf alle zutreffen. Das Leben ist groß und kompliziert und facettenreich, und es gibt kein definitives Fazit. So etwas funktioniert in der Mathematik, nicht in der Wirklichkeit. Deshalb ist keine dieser Geschichten die einzige, große, allgemeingültige Wahrheit. Aber alle diese Geschichten sind wahr.Geschichten über die VerwirrungNebel und Drachen, Blut und EisenEs begann zögernd und vorsichtig, und ich bemerkte es kaum. Wie ein schöner Sommertag, an dem langsam Nebel aufzieht. Zuerst nur ein dünner Schleier, der sich vor die Sonne schiebt, dann aber immer dicker wird, während die Sonne noch scheint. Erst wenn sie das nicht mehr tut, wenn alles kalt geworden ist und die Vögel nicht mehr singen, spürt man, was da vor sich geht. Aber dann ist der Nebel da, und die Sonne ist weg, und die Wegmarkierungen beginnen zu verschwinden. Plötzlich hat man nicht mehr die Zeit, nach Hause zu kommen, weil sich der Nebel so dicht auf alle Wege gelegt hat, dass ein Fortkommen nicht mehr möglich ist. Und dann bekommt man es mit der Angst zu tun. Denn man weiß nicht, was da vor sich geht oder warum das geschieht und wie lange es dauern wird. Man begreift nur, dass man allein ist und im Begriff, sich zu verlaufen, und schließlich bekommt man Angst, vielleicht nie wieder den Weg nach Hause zurück zu finden.Ich weiß nicht, wann oder wie es begann, aber ich erinnere mich daran, dass ich in der Schule immer mehr Angst bekam. Eigentlich gab es gar nicht so viel, wovor ich hätte Angst haben müssen, und die Angst war auch noch nicht so groß, aber ich spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Ich war immer das liebe, stille, fleißige Mädchen gewesen, das sich gerne selbst beschäftigte, oft vor sich hinträumte und nicht viele Freunde hatte. Ich hatte zwar ein paar, insbesondere eine enge, beste Freundin, habe mich aber nie mit vielen Menschen umgeben.Auf der Grundschule war ich ein bisschen gemobbt worden. Nicht wirklich tragisch, sondern eher dieses stille, unauffällige Alltagsmobbing, das einem beinahe unmerklich das Selbstvertrauen, die Freundschaften und das Lachen raubt und einen zu guter Letzt allein zurücklässt in dem Glauben, es sei am besten so. Auch auf der nächsten Schule ging das so weiter. Es war nicht wirklich schlimm, aber doch spürbar. Kaugummi in den Haaren, Menschen, die gingen, wenn ich kam, die mit ihren Stühlen zur Seite rückten oder höhnisch lachten. Gruppenarbeit war ein Albtraum, und in den Pausen war ich häufig allein.mehr
Kritik
"Ihr beeindruckender Erfahrungsbericht führt den Leser tief in ihre von außen betrachtet verrückte Innenwelt." Emotionmehr

Schlagworte

Autor

Arnhild Lauveng, Jahrgang 1972, hat an der Universität von Oslo studiert und arbeitet heute als klinische Psychologin, daneben ist sie erfolgreiche Buchautorin und gefragte Referentin. Für ihr Bemühen um mehr Offenheit im Umgang mit psychischen Erkrankungen wurde sie 2004 mit dem Mental Health Prize ausgezeichnet.