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Zwischen Himmel und Erde

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
528 Seiten
Deutsch
Hoffmann und Campe Verlagerschienen am04.05.2023
Granta's 'Best of Young British Novelists 2023'  Ein fulminanter Roman über eine tiefe Freundschaft, über Familie, Liebe, Revolution und das politische Erwachen in einer Zeit der radikalen globalen Umbrüche.   Es ist das schicksalhafte Jahr 2016, in dem Prince und George Michael sterben, die Menschen in Großbritannien mehrheitlich für den Brexit stimmen und, auf der anderen Seite der Welt, in Brasilien, ebenfalls Tausende auf die Straßen gehen, weil sie die Regierung in Frage stellen. In diesem Jahr zieht Catarina, frisch aus Brasilien eingetroffen, in Melissas Londoner Wohngemeinschaft. So unterschiedlich die beiden jungen Frauen in der Gegenwart sind, so verbunden sind sie in ihren Vergangenheiten. Mit Catarinas Einzug beginnen sich zwei Leben zu einer weltumspannenden Geschichte zu verflechten, die von Freundschaft, Liebe, Identität, Mut und dem Willen erzählt, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. 

Yara Rodrigues Fowler ist eine britisch-brasilianische Schriftstellerin und gilt als eines der größten Talente ihrer Generation. Sie wuchs in Südlondon auf. Ihr erster Roman, Stubborn Archivist, erschien 2019. Sie war auf der Shortlist für den Sunday Times Young Writer of the Year 2019 und für den Orwell Prize for Political Fiction 2022 sowie auf der Longlist für den Desmond Elliot Prize und für den Dylan Thomas Prize 2020. Rodrigues Fowlers Artikel und Aufsätze erscheinen in VOGUE, LitHub, Electric Literature, The Guardian, BBC Brasil, Skin Deep, Litro u.a.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR25,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR19,99

Produkt

KlappentextGranta's 'Best of Young British Novelists 2023'  Ein fulminanter Roman über eine tiefe Freundschaft, über Familie, Liebe, Revolution und das politische Erwachen in einer Zeit der radikalen globalen Umbrüche.   Es ist das schicksalhafte Jahr 2016, in dem Prince und George Michael sterben, die Menschen in Großbritannien mehrheitlich für den Brexit stimmen und, auf der anderen Seite der Welt, in Brasilien, ebenfalls Tausende auf die Straßen gehen, weil sie die Regierung in Frage stellen. In diesem Jahr zieht Catarina, frisch aus Brasilien eingetroffen, in Melissas Londoner Wohngemeinschaft. So unterschiedlich die beiden jungen Frauen in der Gegenwart sind, so verbunden sind sie in ihren Vergangenheiten. Mit Catarinas Einzug beginnen sich zwei Leben zu einer weltumspannenden Geschichte zu verflechten, die von Freundschaft, Liebe, Identität, Mut und dem Willen erzählt, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. 

Yara Rodrigues Fowler ist eine britisch-brasilianische Schriftstellerin und gilt als eines der größten Talente ihrer Generation. Sie wuchs in Südlondon auf. Ihr erster Roman, Stubborn Archivist, erschien 2019. Sie war auf der Shortlist für den Sunday Times Young Writer of the Year 2019 und für den Orwell Prize for Political Fiction 2022 sowie auf der Longlist für den Desmond Elliot Prize und für den Dylan Thomas Prize 2020. Rodrigues Fowlers Artikel und Aufsätze erscheinen in VOGUE, LitHub, Electric Literature, The Guardian, BBC Brasil, Skin Deep, Litro u.a.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783455016079
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum04.05.2023
Seiten528 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1746 Kbytes
Artikel-Nr.10067927
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
CoverVerlagslogoTitelseiteWidmungMottoMottoMottoPrologMILE END IAMEN CORNERSOHOMILE END IIRUA DO BONFIMMILE END IIIpedaço de mimMILE END IVEpilogAnmerkungen der AutorinDanksagungBiographienImpressummehr
Leseprobe


Catarina saß in ihrem Zimmer und konnte hören, wie eine ihrer Mitbewohnerinnen duschte. Catarina klappte den Laptop auf.

Sie sah auf die Pixel seines Gesichts. Sie konnte ihn deutlich erkennen, blank rasiert und blinzelnd, die Hände im Haar, sein Körper in einem Drehstuhl wippend, das Bild holt den 5000 Kilometer entfernten Körper heran.

Pedro war in Arbeitskleidung. Weißes Hemd, blaue Krawatte, Brille. Pixeliges weißgelbes Sonnenlicht füllte die Hälfte des Bildes.

Sein Gesicht auf dem Bildschirm schaute sie an.

Die denken, die können sie aus dem Amt hebeln

Nein -

Doch. Hier in São Paulo gehst du auf die Straße, stehst auf deinem Balkon und hörst jeden Abend die paneladas: Fora Fora Fora

Catarina sah ihn an.

Das wäre ein Putsch. Eine demokratisch gewählte Präsidentin absetzen - aus politischen Gründen, ohne eine Wahl -

Pedro sagte nichts. Seine Hände lagen auf seinen Wangen.

Sie werden sagen Oh, es ist bei ihr zu finanziellen Unregelmäßigkeiten gekommen -

Das sind Formsachen, sie hat nichts getan, was andere nicht auch getan hätten -

 

Pedro sah sie an.

Er nickte und sagte dann -

Ja. Ja, es wäre ein Putsch.

Catarina sah ihn nicht an. Sie schloss die Augen. Sie öffnete den Mund und wollte ihm vom Protest vor der Botschaft erzählen. Aber Pedro sprach zuerst -

Wie geht s deiner Familie?

Wie immer.

Telefonterror?

M-hm.

Pedro nickte.

Bist du rangegangen?

Beim achten Anruf gestern bin ich rangegangen.

Pedro nickte. Sie macht sich eben Sorgen.

Catarina senkte den Kopf.

 

Und wie geht s deiner Familie?

Nicht so gut. Die Firma meiner Schwester entlässt Leute

Ach du Scheiße

Sie hat noch keine Info was ihre Stelle angeht

Catarina nickte.

Sie schwiegen.

 

Es sind nur noch 18 Monate, bis du in England fertig bist

Dann läuft die Förderung aus.

Pedro bewegte den Kopf. Sie hörte das Geräusch seiner Finger auf dem Tisch. Sie sah, wie er seine Hand zum Nacken hob. Sie sah das Sonnenlicht an der Wand hinter ihm tanzen, während sie sprach.

Pai sagt, ich hab die richtige Entscheidung getroffen, aus Brasilien fortzugehen, er sagt, jetzt ist es Zeit, Brasilien zu verlassen -

Pedro gab ein Geräusch von sich. Sein Gesicht auf dem Bildschirm zerfiel in zusammenhangslose Pixel. Auch der Klang seiner Stimme brach.

 

Jetzt - ist es Zeit - zu bleiben

 

Er schien zu lachen. Auch Catarina gab ein Lachgeräusch von sich. Sekundenlang war sein Bild eingefroren. Es herrschte Stille

 

Ich kann dich nicht hören Pedro

Pedro?

 

Sein Gesicht belebte sich, bewegte sich, lächelte.

Ich muss zur Arbeit, sagte er.

Okay.

 

Tchau

Tchau amor

Sie schloss den Laptop.

 

An diesem Tag ging Catarina nicht zur Uni. Sie las einen Onlineartikel mit dem Titel »Perspektiven des Historischen Materialismus im zwanzigsten Jahrhundert«, den ihre Betreuerin für eine akademische Zeitschrift geschrieben hatte, und sah sich dann ein YouTube-Video mit Luftaufnahmen von einer Protestkundgebung in Salvador an. Rote Ballons. Sie verfasste eine lange E-Mail an ihre Betreuerin und machte sich einen Toast. Sie duschte. Vor dem Dunkelwerden verließ sie die Wohnung und ging zum Park. Er hatte eine seltsame Form, war nur 200 Meter breit, aber über einen Kilometer lang. Die eine Seite begrenzte ein Kanal, die andere eine große Straße, die gen Süden fast bis nach Canary Wharf verlief. Catarina ging über die Wiese zum Kanal. Zwei kleine Kinder in Schuluniform hüpften an ihr vorbei, gefolgt von einer Frau in einem langen Rock, die telefonierte. Das Kanalwasser war schwarz.

Catarina stand da und rieb sich die Hände. Mit dem Handy fotografierte sie den Kanal, schickte das Bild dann über WhatsApp an ihre Cousine Larissa und ging heim.

 

Melissa kam um 21 Uhr nach Hause. Sie trug eine leichte Trainingshose, ihr Haar war nass. Als sie hereinkam, saß Catarina am Esstisch und aß eine Fertigsuppe.

Hey

Hallo

Melissa wandte sich zum Kühlschrank um und entnahm eine Dose.

Wie war dein Tag?

Sehr gut. Wie war deiner?

Auch gut. Ich habe ein paar wissenschaftliche Artikel gelesen.

Aha.

Ich habe mit Pedro geskypt.

Melissa stellte die Dose in die Mikrowelle.

Dein Freund?

Ja. Er macht sich viele Sorgen um die politische Situation

In Brasilien?

Ja

Melissa nickte.

Was hast du heute gemacht, Melissa?

Marc war den ganzen Tag in Besprechungen, also habe ich mir Lost auf dem Rechner angesehen.

Das hat er nicht gemerkt?

Melissa schüttelte den Kopf. Er hat keine Ahnung, was ich mache und wie lange es dauert.

Catarina nickte. Sie nahm einen vertrauten Geruch wahr.

Hast du - hast du feijão gemacht?

Melissa nahm die Tupperdose aus der Mikrowelle und setzte sich breitbeinig aufs Sofa. Sie aß mit einem Löffel direkt aus der Dose.

M-hm

Catarina beäugte das braune Gericht. Der Bohnensud war sämig und satt orangebraun.

Du benutzt einen Schnellkochtopf?

Melissa schaute auf. Jepp.

Catarina sah zu, wie Melissa farofa unter die Bohnen in der Tupperdose mischte.

Wo hast du das gekauft?

Im Laden beim Büro.

Catarina nickte.

Ich würde dir ja etwas abgeben, aber da ist Speck drin -

Ich kann dir ein vegetarisches Rezept zeigen, wenn du willst.

Melissa rümpfte die Nase.

Das ist das Rezept von meinem Freund, er ist auch Vegetarier. Er hat viele brasilianische Rezepte adaptiert. Kennst du moqueca?

Melissa schüttelte den Kopf.

Oh, das ist sehr fein. Vielleicht können wir es einmal zusammen machen. Ich kenne ein Rezept mit - ich weiß nicht, wie ihr es nennt - wir nennen es banana da terra -

Kochbanane

Ja.

 

Du sprichst also doch Portugiesisch.

Melissa aß aus ihrer Tupperdose. Sie hatte den Mund voll. Nein

Bevor Catarina antworten konnte, sagte Melissa: Morgen Abend kommt meine Freundin. Und Olivia hat den Abend frei. Wenn du noch nichts vorhast, könntest du mit uns essen.

 

Catarina hatte nichts anderes vor. Sie hatte jetzt zwar Freunde in England - Matt aus ihrem Doktorandenprogramm, der eher Pedros Freund war als ihrer, und ihre Betreuerin, Prof. Henrietta, die sie manchmal zum Sonntagsessen in ihr Haus in Stoke Newington einlud - aber sie hatte keine Freitagabend- oder Wochenendfreunde. In Brasilien hatte sie weder Freitagabend- noch Wochenendfreunde gehabt. Es gab nur sie und Mutter und Vater, manchmal sie und Larissa, und später dann sie und Pedro.

Eine Frau kam - spätabends. Melissa öffnete die Tür. Und Olivia kam mit nassem, gewaschenem Haar und wachen Augen aus dem Zimmer neben Catarinas. Catarina beobachtete, wie sich die drei Frauen an der Tür mit warmherzigen Umarmungen begrüßten und sich gegenseitig Komplimente wie Hast Du Sport Gemacht? und Das Abendessen Riecht Wirklich Irre! zuriefen. Sie berührten Melissas Wangen und Schultern mit ihren Händen, und Catarina sah, wie Melissas Gesicht, ihre Arme und Schultern warm wurden. Sie hörte Melissa lachen.

Ivy, eine Unternehmensberaterin, trug eine Anzughose, Turnschuhe und das Haar in zwei dicken Zöpfen. Sie trug fuchsiafarbenen Lippenstift und saß breitbeinig da. Sie sah ostasiatisch aus und Catarina hörte sie mit demselben Akzent sprechen wie Melissa. Olivia, blond und hellhäutig, trug Jeans und einen Wollpullover. Sie hatte einen langen Pferdeschwanz, ein spitzes Gesicht und spitze Arme. Melissa war ganz sie selbst - Eyeliner, finstrer Blick und an diesem Abend Kontaktlinsen. Alle drei trugen Creolen.

Sie saßen am billigen Glasküchentisch in Mile End. Melissa hatte ein Kokos-Spinat-Curry und brasilianischen Reis mit Zwiebeln gekocht, Ivy und Olivia hatten Gin mitgebracht, und Melissa hatte Catarina eine halbe Stunde vorher Tonic holen geschickt. Melissa schnitt Zitronen in die Drinks. Melissa zündete Kerzen an. Frank-Ocean-Musik lief. Melissa hatte vergessen, Eis zu machen, die Getränke hatten Zimmertemperatur.

Sie aßen im gelbbraunen Licht der Kerzen und der Straßenlaternen von draußen. Catarina aß und trank und hörte zu. Sie versuchte in Echtzeit herauszufinden, über wen sie sprachen und was die Slangwörter bedeuteten. In den passenden Momenten gab Catarina Laute der Zustimmung von sich. Ich bin in Sex and the City, dachte sie.

Was würden Pedro oder Larissa sagen, wenn sie mich sehen könnten.

Nach einer halben Stunde bat Olivia Catarina, ihr zu erklären, was in Brasilien geschah: Wenn es dir nichts ausmacht, weil, jemand auf der Arbeit erwähnte was davon. Du musst es echt satthaben, gefragt zu werden -

Catarina schüttelte den Kopf. Ist okay. Das macht nichts.

Das Kerzenlicht flackerte über ihr Gesicht. Lasst mich - ich werde - am Anfang anfangen?

Ivy und Olivia nickten.

Also gut. Catarina holte Luft. Sie redete fünfunddreißig Minuten lang ohne Pause.

Sie war außer Atem.

Mein Freund - wir haben gestern geskypt - er glaubt, dass sie versuchen werden, Dilma zu stürzen. Meine Eltern haben davor auch Angst. Ich weiß nicht, ob das das ist, was...
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Autor

Yara Rodrigues Fowler ist eine britisch-brasilianische Schriftstellerin und gilt als eines der größten Talente ihrer Generation. Sie wuchs in South London auf. Ihr erster Roman, Stubborn Archivist, erschien 2019. Sie war auf der Shortlist für den Sunday Times Young Writer of the Year 2019 und auf der Longlist für den Desmond Elliot Prize sowie für den Dylan Thomas Prize 2020. Aktuell steht sie auf der Shortlist für den Orwell Prize for Political Fiction 2022. Rodrigues Fowlers Artikel und Aufsätze erscheinen in VOGUE, LitHub, Electric Literature, The Guardian, BBC Brasil, Skin Deep, Litro u.a.