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Ganze Tage im Café

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Insel Verlag GmbHerschienen am20.01.2014Deutsche Erstausgabe
Am liebsten verbringen die vier jungen Frauen ihre Tage im Café und ihre Nächte auf Partys und in Kneipen, denn Reykjavik im Winter ist dunkel und kalt, ihr Alltag turbulent und chaotisch. Karen, die bei ihren Großeltern lebt, trinkt zu viel und wacht immer wieder in fremden Betten auf. Hervör, nach abgebrochenem Studium, jobbt im Café und wird von ihrem Gelegenheitslover hingehalten. Mia, die von ihrem Freund verlassen wurde, sitzt seither zwischen Umzugskartons. Silja, die Ärztin, erwischt ihren Ehemann mit einem »blonden Flittchen«. (Das »blonde Flittchen« ist Karen, aber das weiß sie noch nicht.) Das Leben ist ein großes Drama, in dem auch Liam, der kleine (charmante) Engländer, und Georg, der zuverlässige, aber schüchterne Barista, eine Rolle spielen. Die tragende Rolle? (Schließlich sind es vier Männer, die vier Frauen zusammenbringen.) Ganze Tage lang erzählen sie sich von kleinen Glanzmomenten und ernsthaften Problemen, von ihrem Leben, das doch auch Lichtblicke zeigt, wenn sie mit ihrem Latte macchiato to go ihr Café wieder verlassen. Ein erfrischender Roman über die Liebe, das Leben und die Einsicht, dass Freundschaften unter Frauen viel wichtiger sind als der Traum von der großen Liebe.


Sólveig Jónsdóttir, geboren 1982 in Reykjavik, Journalistin, hat u. a. in Dublin und Edinburgh Politikwissenschaft studiert. Ihr Debütroman Ganze Tage im Café war die Überraschung des isländischen Bücherfrühlings 2012 und stand wochenlang auf der Bestsellerliste. Die umkämpften Filmrechte waren schnell verkauft.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAm liebsten verbringen die vier jungen Frauen ihre Tage im Café und ihre Nächte auf Partys und in Kneipen, denn Reykjavik im Winter ist dunkel und kalt, ihr Alltag turbulent und chaotisch. Karen, die bei ihren Großeltern lebt, trinkt zu viel und wacht immer wieder in fremden Betten auf. Hervör, nach abgebrochenem Studium, jobbt im Café und wird von ihrem Gelegenheitslover hingehalten. Mia, die von ihrem Freund verlassen wurde, sitzt seither zwischen Umzugskartons. Silja, die Ärztin, erwischt ihren Ehemann mit einem »blonden Flittchen«. (Das »blonde Flittchen« ist Karen, aber das weiß sie noch nicht.) Das Leben ist ein großes Drama, in dem auch Liam, der kleine (charmante) Engländer, und Georg, der zuverlässige, aber schüchterne Barista, eine Rolle spielen. Die tragende Rolle? (Schließlich sind es vier Männer, die vier Frauen zusammenbringen.) Ganze Tage lang erzählen sie sich von kleinen Glanzmomenten und ernsthaften Problemen, von ihrem Leben, das doch auch Lichtblicke zeigt, wenn sie mit ihrem Latte macchiato to go ihr Café wieder verlassen. Ein erfrischender Roman über die Liebe, das Leben und die Einsicht, dass Freundschaften unter Frauen viel wichtiger sind als der Traum von der großen Liebe.


Sólveig Jónsdóttir, geboren 1982 in Reykjavik, Journalistin, hat u. a. in Dublin und Edinburgh Politikwissenschaft studiert. Ihr Debütroman Ganze Tage im Café war die Überraschung des isländischen Bücherfrühlings 2012 und stand wochenlang auf der Bestsellerliste. Die umkämpften Filmrechte waren schnell verkauft.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783458733744
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum20.01.2014
AuflageDeutsche Erstausgabe
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1367003
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




Mía





Erleichtert liess Mía sich im ständigen Kommen und Gehen des Cafés versinken, sodass sie sich am Ende so klein fühlte, als gäbe es sie fast gar nicht mehr. Sie stand auf, zog den langen Pullover enger um sich und zog sich die Kapuze über. Mía spürte die Schmerzen in ihren Armen und hatte immer noch starkes Kopfweh. Sie schob den Stuhl vorsichtig an den Tisch heran, passte auf, dass die Kaffeetasse in sicherer Entfernung von der Tischkante stand, damit sie die nicht auch noch zerbrach, faltete die Zeitung zusammen und legte sie in den Stapel zu den anderen. Sie blickte zur Verkaufstheke hinüber, wo die dunkelhaarige junge Frau an der Kaffeemaschine stand. Sie hatte gehört, dass ihr Kollege sie mit Hervör angesprochen hatte.

»Wiedersehen«, sagte die Dunkelhaarige und lächelte freundlich. Sie wirkte entspannt, wie sie da mit ihrer Kaffeetasse in der Hand an das Regal hinter der Theke gelehnt dastand und über das Café hinwegblickte. So, als ob sie ihr Leben völlig im Griff hätte.

»Ja … Wiedersehen«, antwortete Mía mit verkrampftem Lächeln, bat noch einmal um Entschuldigung und machte sich auf den Weg hinaus in die Kälte. Sie wickelte den Pullover noch fester um sich herum, während sie durch den knöcheltiefen Schnee der Ingólfsstræti stapfte. Sie hatte diesen Teil der Stadt schon immer gemocht und oft darüber nachgedacht, wie schön es doch wäre, wenn sie beide sich irgendwann einmal hier in den engen Gassen der Altstadt eine kleine Wohnung kaufen würden. Jetzt war sie zwar in die engen Gassen der Altstadt gezogen, doch unter ganz anderen Bedingungen, als sie sich das vorgestellt hatte. Mía hatte erst eine Nacht in der kleinen Mietwohnung unter dem Dach auf dem Spítalastígur verbracht. Sie hatte sich zwei Tage freigenommen, um ihre Sachen zu sortieren und umzuziehen. Ihr Bruder, ein paar Freunde und Kollegen hatten ihr wiederholt Hilfe angeboten, doch Mía wollte lieber alles selbst machen. Außerdem konnte sie im Moment keine Menschen um sich herum ertragen und schon gar nicht mit ihnen sprechen. Keiner konnte verstehen, wie sie sich jetzt fühlte, und sie ertrug ehrlich gesagt die ganzen Geschichten nicht mehr, über irgendeine hergelaufene Kuh, die auch einmal sitzengelassen worden war. Was sollte es ihr auch helfen zu wissen, dass die Welt voller unglücklicher Menschen mit Liebeskummer und einem Hauch von Selbstmordgedanken war? Keiner hatte je das durchgemacht, was sie jetzt durchmachte. Keiner hatte je das gehabt, was sie gehabt hatte.

 

»Gemütlich«, hieß es gleich zweimal in der Anzeige für die Wohnung. Mía hatte inzwischen herausgefunden, dass das in diesem Zusammenhang eigentlich immer bedeutete, dass die Wohnung in der Regel klein und eng war und einen eigenartigen Geruch verströmte. Am Abend zuvor hatte sie all ihre Sachen hergebracht. Die Bruchstücke einer schiefgegangenen Beziehung in Form eines Sammelsuriums von Möbelstücken, die irgendwie etwas mit ihr zu tun haben sollten und jetzt in der gemütlichen Wohnung untergebracht worden waren. Ihre Schultern schmerzten und ihre Arme waren mit blauen Flecken übersät, die von den Ecken der Pappkartons stammten, die sie die Treppe hatte hinauftragen müssen. Mía schloss die Tür hinter sich und ließ den Blick über das Durcheinander schweifen. Pappkartons und schwarze Mülltüten lagen überall im Raum verteilt, dazwischen drei gewaltige Kleiderhaufen, die sie am liebsten angezündet hätte. Sie atmete tief ein und bezweifelte, dass sie sich hier jemals wohlfühlen würde. Draußen hatte es angefangen zu schneien und in der Wohnung war es zugig. Mía trat zum Fenster und stieß mit dem Kopf so heftig an die Schräge, dass ihr schwindelig wurde. Sie sank auf den Boden und hielt ihre Stirn umfasst. Nahezu die Hälfte der Wohnung lag unter der Dachschräge, woran sie sich ganz offensichtlich noch gewöhnen musste, wenn sie weitere Verletzungen vermeiden wollte. Abwesend fischte sie ein Paar Wollsocken aus einem der Kleiderhaufen heraus, zog sie über und steckte sich das Haar nachlässig hoch. Es hatte lange gedauert, die Haare wachsen zu lassen. Doch am Ende hatte es sich gelohnt. Wie oft hatte er ihr nicht gesagt, wie schön er ihr Haar fand. Das sei auch das Erste gewesen, was ihm an ihr aufgefallen sei. Das hatte er zumindest gesagt. Sie versuchte sich vorzustellen, was ihm wohl als Erstes an Auður aufgefallen war. Ihr Haar konnte es wohl kaum gewesen sein, denn sie hatte keine besonders schönen Haare. Das wusste Mía, denn natürlich hatte sie nach ihr gesucht. Bei Google (wo sie ein paar Bilder fand) und auch auf der Homepage der Anwaltskanzlei Curia. Auður Lillý Bjarnadóttir war eine dieser grazilen, stets leicht gebräunten Frauen, die auch nach Weihnachten nie mehr als 50 kg wogen und einen Hintern hatten, der aussah, als hätten sie zwei hartgekochte Eier in den Gesäßtaschen. Entweder hatte Auður abstehende Ohren oder außerordentlich dünnes Haar, denn die Ohren standen immer irgendwie heraus, auch wenn sie das Haar offen trug. Und doch war es das, was er haben wollte. Er wollte Auður mit dem dünnen Haar, nicht Mía. Es war in letzter Zeit nicht alles in perfekter Ordnung gewesen zwischen ihnen. Das konnte Mía sich selbst gegenüber offen zugeben. Es lag ihr fern, ihre frisch beendete Beziehung in einem rosaroten Licht zu sehen. Das machte es aber nicht einfacher für sie. Das vergangene halbe Jahr hatte ihnen beiden viel abverlangt, doch Mía erklärte das vor allem damit, dass er viel Stress bei der Arbeit hatte und dass wohl alle Paare eine Art von Fünfjahreskrise durchmachten. Diese übliche Drei-, Fünf- und Siebenjahreskrise. Manche Tage waren gute Tage, andere Tage waren schlechte Tage, doch die meisten waren in letzter Zeit ausgesprochen normal gewesen. Früher konnten sie gemeinsam dasitzen ohne etwas zu sagen. Das Schweigen war dabei weder peinlich noch erdrückend, sondern spiegelte eine gemeinsame innere Ruhe wieder. In letzter Zeit jedoch hatte das Schweigen zugenommen und war unangenehmer geworden. So, als läge etwas in der Luft, und so, als ob das erste Wort die Seifenblase des Zweifels, die durchs Zimmer schwebte, zum Platzen bringen könnte. Manchmal sprachen sie sogar darüber. Einmal fragte er: »Was, wenn wir einander nicht länger glücklich machen können?« Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte, war sich tief im Inneren aber ganz sicher, dass sie Daníel wieder glücklich machen würde. Und dann würde auch sie wieder glücklich sein und alles wäre wieder so schön wie früher. Vielleicht sogar noch schöner.

 

Mía krümmte sich auf dem Boden zusammen und zog sich die Kapuze ihres grauen, sackartigen Pullovers über den Kopf. Sie umschlang ihre Beine und ließ das Kinn auf den nackten Knien ruhen, wo ihre Jeans auf beiden Seiten ein Loch hatte. Die Dinge änderten sich so schnell. Es war gerade erst eine Woche her, dass Daníel im Wohnzimmer gesessen und auf sie gewartet hatte. Sie hatte gelächelt, während sie sich mit zwei randvoll gefüllten Einkaufstaschen abgemüht hatte. Sie hatte vorgehabt, Lasagne zu machen, und war noch in der Videothek vorbeigefahren um dort zwei Filme auszuleihen. Daníel war in den letzten Tagen sehr schweigsam gewesen und hatte traurig gewirkt. Zuerst war sie traurig darüber gewesen, wie traurig er war. Doch bald hatte sie beschlossen, bester Laune zu sein. Allerbester Laune sogar, damit er erkennen würde, wie viel Glück er doch hatte, so eine gutgelaunte und optimistische Freundin zu haben, und am Ende würde er dann selbst seine schlechte Laune ablegen.

»Hallo Schatz«, hatte sie gesagt, als sie zu ihm hinübergetreten und ihn auf den Mund geküsst hatte.

Er hatte schwach gelächelt, sie angeschaut und ihre Hand in die seine genommen.

»Setz dich, Mía«, hatte er leise gesagt.

Er hatte ernst gewirkt und einen Augenblick lang hatte Mía befürchtet, dass etwas passiert war. Sie hatte einen Stich verspürt und ihr Atem hatte einen Moment lang ausgesetzt. Langsam hatte sie sich neben ihm auf dem Sofa niedergelassen und ihre Hand in der seinen ruhen lassen. Daníel hatte lange auf ihre Hände gestarrt, bevor er endlich zu sprechen begonnen hatte.

»Ich halte das nicht länger aus, Mía. Ich will es nicht mehr«, hatte er gesagt und aufgeblickt. Seine Augen waren feucht gewesen und die letzten Worte waren zu einem Flüstern geworden.

Mía hatte ihre Hand vorsichtig zurückgezogen.

»Was genau kannst du nicht länger aushalten?«, hatte sie gefragt, sich sehr wohl bewusst, was er meinte.

»Das alles einfach … ach, Mía. Das, was wir da machen.« Er hatte ihr über die Wange gestrichen und ihr direkt in die Augen geblickt, die sich jetzt mit Tränen gefüllt hatten.

»Du weißt selbst, dass das mit uns zu Ende ist. Ich weiß, dass das vor allem meine Schuld ist. Ich bin nicht ganz ehrlich zu dir gewesen.«

Die letzten Worte hatten sie wie ein Messerstich direkt ins Herz getroffen und sie hatte gespürt, wie sich ihr Magen krampfartig zusammenzog.

»Ich weiß, dass das alles nicht so leicht war für uns in letzter Zeit, aber ich glaube nicht, dass das deine oder meine Schuld war. Ich weiß, wie viel du im Büro um die Ohren hast, und dann haben wir uns natürlich so viele Sorgen wegen des Autokredits gemacht …«, hatte sie rasch gesagt, während sie darum gekämpft hatte, dass ihre Stimme nicht brach.

»Es geht hier nicht um den Autokredit. Es geht überhaupt nicht um Geld oder die viele Arbeit.« Er hatte die Stimme angehoben und war sich mit einer schnellen Bewegung mit den Händen durchs Haar gefahren, bevor er sich wieder zurückgelehnt und an die Decke gestarrt hatte. »Ich habe mich...


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Autor

Sólveig Jónsdóttir, geboren 1982 in Reykjavik, Journalistin, hat u. a. in Dublin und Edinburgh Politikwissenschaft studiert. Ihr Debütroman Ganze Tage im Café war die Überraschung des isländischen Bücherfrühlings 2012 und stand wochenlang auf der Bestsellerliste. Die umkämpften Filmrechte waren schnell verkauft.
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