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Das Los, das man zieht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
430 Seiten
Deutsch
Insel Verlag GmbHerschienen am27.10.20191. Auflage
Im Mai 1937 erhält Falcó einen neuen Auftrag: nach Paris reisen, Picassos Vertrauen gewinnen, dabei die Fertigstellung seines bedeutendsten Bildes sabotieren. Eine gefährliche Mission. Denn in Paris sind die, die weltvergessen feiern, die Künstler, Sammler, Tänzerinnen, nicht zu unterscheiden von denen, die bereit sind, für ihre Überzeugungen zu sterben ... Im großen Finale seiner Spionagetrilogie erzählt Arturo Pérez-Reverte meisterhaft vom Einsturz der alten Welt, von Helden und Agenten und von ihrem erbitterten Kampf am Vorabend der großen Katastrophe.
Über einen Mittelsmann wird Falcó in Paris eingeführt, als vermögender Sammler bei einem Abendessen. Sein Gegenüber, Leo Bayard, seines Zeichens Intellektueller, berühmter Kampfpilot und glühender Kommunist, hofft auf finanzielle Unterstützung seines Propagandafilms und verschafft Falcó Zugang. Zu den Galerien, zu den Ausschweifungen in Bars und Varietés, zum Atelier des großen Picasso und zum Gemälde Guernica. Wären da nur nicht die hübsche Frau an Bayards Seite, die Störfeuer von Stalins Agenten und die grobschlächtigen französischen Faschisten, die Falcós Pläne immer wieder durchkreuzen ... Packende Spionageunterhaltung eines brillanten Erzählers.


Arturo Pérez-Reverte, geboren 1951 im spanischen Cartagena, ist einer der erfolgreichsten Autoren Spaniens. Sein Werk wurde in 41 Sprachen übersetzt, sein Roman Der Club Dumas ist ein Weltbestseller und wurde von Roman Polanski mit Johnny Depp in der Hauptrolle unter dem Titel Die neun Pforten verfilmt. Arturo Pérez-Reverte arbeitete 21 Jahre als Kriegsreporter. Seit 2003 ist er Mitglied der Real Academia Española.
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Produkt

KlappentextIm Mai 1937 erhält Falcó einen neuen Auftrag: nach Paris reisen, Picassos Vertrauen gewinnen, dabei die Fertigstellung seines bedeutendsten Bildes sabotieren. Eine gefährliche Mission. Denn in Paris sind die, die weltvergessen feiern, die Künstler, Sammler, Tänzerinnen, nicht zu unterscheiden von denen, die bereit sind, für ihre Überzeugungen zu sterben ... Im großen Finale seiner Spionagetrilogie erzählt Arturo Pérez-Reverte meisterhaft vom Einsturz der alten Welt, von Helden und Agenten und von ihrem erbitterten Kampf am Vorabend der großen Katastrophe.
Über einen Mittelsmann wird Falcó in Paris eingeführt, als vermögender Sammler bei einem Abendessen. Sein Gegenüber, Leo Bayard, seines Zeichens Intellektueller, berühmter Kampfpilot und glühender Kommunist, hofft auf finanzielle Unterstützung seines Propagandafilms und verschafft Falcó Zugang. Zu den Galerien, zu den Ausschweifungen in Bars und Varietés, zum Atelier des großen Picasso und zum Gemälde Guernica. Wären da nur nicht die hübsche Frau an Bayards Seite, die Störfeuer von Stalins Agenten und die grobschlächtigen französischen Faschisten, die Falcós Pläne immer wieder durchkreuzen ... Packende Spionageunterhaltung eines brillanten Erzählers.


Arturo Pérez-Reverte, geboren 1951 im spanischen Cartagena, ist einer der erfolgreichsten Autoren Spaniens. Sein Werk wurde in 41 Sprachen übersetzt, sein Roman Der Club Dumas ist ein Weltbestseller und wurde von Roman Polanski mit Johnny Depp in der Hauptrolle unter dem Titel Die neun Pforten verfilmt. Arturo Pérez-Reverte arbeitete 21 Jahre als Kriegsreporter. Seit 2003 ist er Mitglied der Real Academia Española.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783458764069
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum27.10.2019
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.3
Seiten430 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2275 Kbytes
Artikel-Nr.4286139
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1. Die Nächte von Biarritz


Unter der Pergola der Terrasse sah man fünf weiße Flecken und einen roten Punkt. Die Flecken waren eine Hemdbrust und ein Kragen, zwei gestärkte Manschetten und das Einstecktuch in der Tasche einer Smokingjacke. Der rote Punkt die Glut einer Zigarette zwischen den Lippen eines Mannes, der regungslos in der Dunkelheit saß.

Von drinnen hörte man gedämpfte Stimmen und Musik. Der abnehmende Mond stand über dem schwarzsilbernen Meer zwischen dem blinkenden Leuchtturm rechts und der schwach erhellten oberen Altstadt links.

Es war ein klarer, milder Abend, an dem kaum ein Wind wehte. Fast Mitte Mai.

Lorenzo Falcó zog ein letztes Mal an seiner Zigarette, ließ sie fallen und trat sie aus. Wieder schaute er über das Meer und den dunklen Strand, ehe er die Augen auf die finsterste Stelle richtete, wo in diesem Moment dreimal eine Taschenlampe aufflammte. Nachdem er das Signal bestätigt hatte, durchquerte er erneut den verwaisten, mit Chrom und karminrotem Lack verzierten Salon, wo große Spiegel zwischen den Wandlampen im Art-decó-Stil seine schlanke Gestalt reflektierten.

Der Spielsaal war gut besucht, und Falcó ließ den Blick über die Gäste an den achtzehn Tischen gleiten. In letzter Zeit hatte sich die Klientel des städtischen Kasinos gewandelt. Von den wilden Jahren der schnellen Autos, der Jazz-Hysterie, der spanischen Granden und angelsächsischen Millionäre, Luxus-Kokotten und russischen Aristokraten im Exil war in Biarritz nicht viel übrig. In Frankreich regierte die Volksfront, die Arbeiter hatten Anspruch auf bezahlten Urlaub, und wer jetzt dort an einer Havanna saugte oder den perlenbehängten Hals reckte, um eine Partie Chemin de fer oder Trente et quarante zu verfolgen, gehörte einer wohlhabenden Mittelschicht an, die Seite an Seite mit den Übriggebliebenen einer vergangenen Epoche saß. Und niemand plauderte mehr von der Sommersaison in Longchamp, dem Winter in Sankt Moritz oder der letzten Verrücktheit der Schiaparelli, vielmehr sprach man über den Spanienkrieg, die Bedrohung der Tschechoslowakei durch Hitler, die Schnittmuster der Marie-Claire für die heimische Konfektion oder die gestiegenen Fleischpreise.

Falcó fand den Mann, den er suchte, auf Anhieb, denn der hatte sich nicht vom Baccara-Tisch wegbewegt: korpulent, mit vollem grauem Haar und einem Smoking von sehr gutem Schnitt. Er saß immer noch neben derselben Frau - seiner Gattin - und beugte sich ihr zu, während er leise mit ihr redete und die Jetons befingerte, die sich vor ihm auf dem grünen Tuch stapelten. Er schien mehr zu verlieren als zu gewinnen, aber Falcó wusste, dass dieser Herr es sich leisten konnte. In der Tat konnte er sich beinahe alles leisten. Er hieß Tasio Sologastúa und gehörte zu den reichsten Menschen von Neguri, dem noblen Stadtviertel von Bilbao, dem Herzen des baskischen Großbürgertums.

Falcó sah zum Nachbartisch. Zwischen den Neugierigen stand Malena Eizaguirre und beobachtete von dort das Ehepaar. Sie sahen sich an, er deutete verstohlen auf seine Armbanduhr, und sie nickte leicht. Wie unabsichtlich trat Falcó neben sie. Mit ihrem kurz geschnittenen, modisch gewellten Haar und den großen schwarzen Augen war Malena nicht übermäßig attraktiv, rundlich, dreißig Jahre alt, mit regelmäßigen Zügen, doch verlieh ihr die weiße Abendrobe von Madame Grès aus gerafftem Chiffon ein klassisches, griechisch anmutendes Flair.

»Sie haben sich nicht von der Stelle gerührt«, sagte sie.

»Das sehe ich. Hat die Frau viel verloren?«

»Das Übliche. Jetons zu fünfzehntausend Francs, einen nach dem anderen.«

Falcó schmunzelte. Edurne Lambarri de Sologastúa liebte Baccara, Juwelen, Nerzmäntel und überhaupt alles Kostspielige. Genau wie ihre beiden Töchter - Izaskun und Arancha, zwei hübsche, leichtlebige baskische Gören -, die sich um diese Tageszeit, wie gewohnt, zum Tanzen im Miramar aufhalten dürften. Er schaute noch einmal auf die Uhr. Zwanzig nach elf.

»Ich denke, sie werden bald gehen«, sagte er.

»Ist alles bereit?«

»Ich habe vor einer Weile angerufen und eben das Signal gesehen«, langsam ließ er den Blick umherschweifen. »Siehst du die Leibwächter?«

Malena wies mit dem Kinn auf einen kräftigen Dunkelhaarigen mit niedriger Stirn und Boxernase in einem Smoking, der ihm um die Taille zu eng war. Ein wenig abseits des Baccara-Tisches an eine Säule gelehnt, behielt er Sologastúa mit hündischer Ergebenheit im Auge.

»Nur den da. Der andere ist sicher draußen beim Chauffeur.«

»Zwei Autos, wie üblich?«

»Ja.«

»Umso besser. Je mehr wir sind, desto lustiger wird's.«

Er sah sie schmal lächeln, sie beherrschte ihre Nervosität gut.

»Bist du immer so hartgesotten? Du nimmst wohl nie etwas ernst.«

»Manchmal schon.«

Malenas Lächeln wurde breiter. Sie wirkte angespannt, aber entschlossen. Der Tod ihres Vaters und ihres Bruders - ermordet bei dem Blutbad, das die Roten am 25. September an Bord des Gefängnisschiffes Cabo Quilates in der Ría de Bilbao angerichtet hatten - war mit ein Grund für ihre Entschiedenheit. Tochter einer gut situierten und traditionell karlistischen Familie, hatte sie während des Militärputsches tapfer die Aufständischen unterstützt, indem sie geheime Botschaften des Generals Mola von Pamplona nach San Sebastián übermittelte. Nachdem das mit ihrem Vater und ihrem Bruder geschehen war, hatte sie darum gebeten, bei Direktaktionen eingesetzt zu werden. Falcó und sie arbeiteten nun schon seit geraumer Zeit zusammen an der Planung dieser Operation. Sie ist gut, dachte er. Verlässlich, gewissenhaft und couragiert.

»Sie stehen auf«, sagte sie.

Falcó sah zu dem Tisch. Tasio Sologastúa und seine Frau hatten sich erhoben und strebten auf die Kasse zu, um ihre Jetons zu wechseln. Es war die Zeit, zu der die beiden, nach ihrem gewohnten Abendessen im Le Petit Vatel und einer Weile im Spielkasino, in ihre Villa in Garakoitz zurückzukehren pflegten. Der Leibwächter stieß sich entspannt von der Säule ab und folgte ihnen. Falcó strich Malena mit zwei Fingern leicht über die Hand.

»An die Arbeit«, sagte er.

Die Frau hakte ihren Gatten unter, und arglos machten sie sich auf den Weg zur Garderobe.

»Pünktlich wie die Maurer«, bemerkte Malena und schlang eine bordeauxrote Wollstola um die nackten Schultern. »Jeden Abend um dieselbe Uhrzeit.«

Sie schien zufrieden, dass alles so exakt nach Plan verlief. Als Falcó nach einem kurzen Intermezzo in Katalonien - einem Eilauftrag des Admirals - wieder in Biarritz eingetroffen war, beobachtete sie die Sologastúas bereits seit vier Wochen. Das Ehepaar hatte letztes Jahr mit seinen Töchtern die Grenze passiert, unmittelbar bevor die nationalen Truppen den Übergang bei Irun besetzten. Tasio Sologastúa, prominentes Mitglied des PNV - der Partei der baskischen Nationalisten, die zwar katholisch und konservativ, aus praktischen Gründen jedoch mit der Republik alliiert war -, stellte eine der wichtigsten Stützen der autonomen Regierung des Baskenlandes im Ausland dar. Von seinem goldenen Exil aus, wo ein simples Menü dreimal so viel kostete wie ein Abendessen mit Champagner in einem guten Restaurant in Francos Spanien, war sein Einfluss bis in die nationalistischen Kreise des französischen Südwestens spürbar, und über seine Konten in Großbritannien und der Schweiz finanzierte er beträchtliche Waffenlieferungen, die mit Kurs auf baskische Häfen verschifft wurden. Wie Falcó dank seiner alten Schmugglerkontakte bestätigen konnte - die Vergangenheit ist niemals vollständig ausgelöscht -, hatte Sologastúa die baskische Kriegsflotte mit acht Kanonen, siebzehn Mörsern, zweiundzwanzig großkalibrigen Maschinengewehren, fünftausendachthundert Gewehren und einer halben Million Schuss Munition ausgerüstet und zwei bewaffnete Fischkutter für die baskische Behelfsmarine gechartert. Nicht gerade eine Sammlung von Zinnsoldaten. Und auf jeden Fall genügend Motive für die franquistischen Geheimdienste, ihn zu entführen oder umzubringen. Darin bestand, in ebendieser Reihenfolge, die Lorenzo Falcó übertragene Mission.

Im Licht der Lampen unter dem großen Vordach des Eingangs blieben sie stehen, während der Gehilfe des Portiers ihren Wagen holte. Von dort sahen sie eines von Sologastúas ...

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Autor

Arturo Pérez-Reverte, geboren 1951 im spanischen Cartagena, ist einer der erfolgreichsten Autoren Spaniens. Sein Werk wurde in 41 Sprachen übersetzt, sein Roman Der Club Dumas ist ein Weltbestseller und wurde von Roman Polanski mit Johnny Depp in der Hauptrolle unter dem Titel Die neun Pforten verfilmt. Arturo Pérez-Reverte arbeitete 21 Jahre als Kriegsreporter. Seit 2003 ist er Mitglied der Real Academia Española.