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Der Preis, den man zahlt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
295 Seiten
Deutsch
Insel Verlag GmbHerschienen am11.09.20171. Auflage
Werden Loyalität und Liebe das letzte Wort haben? Oder Verrat und Gewalt? Der virtuose Geschichtenerzähler Arturo Pérez-Reverte entführt uns in diesem packenden Spionageroman in eine zwielichtige Welt, in der jeder seinen Preis zu zahlen hat...
Spanien, 1936. Der Spion Lorenzo Falcó ist charismatisch, mit allen Wässerchen gewaschen und steht vor der waghalsigsten Mission seines Lebens: Er soll im südspanischen Alicante einen hochrangigen politischen Gefangenen befreien und vor dem sicheren Tod retten, eine kriegsentscheidende Aktion. Falcó hat drei Mitstreiter, darunter die undurchsichtige Eva Rengel. Sie sind sich noch nie begegnet, müssen sich aber absolut aufeinander verlassen. Während sie sich immer weiter in ein Geflecht aus Grausamkeit und Täuschung verstricken, kommen Falcó und Eva sich nahe. Gefährlich nahe, denn schon sehr bald wird deutlich, dass alle Beteiligten ein doppeltes Spiel betreiben.


Arturo Pérez-Reverte, geboren 1951 im spanischen Cartagena, ist einer der erfolgreichsten Autoren Spaniens. Sein Werk wurde in 41 Sprachen übersetzt, sein Roman Der Club Dumas ist ein Weltbestseller und wurde von Roman Polanski mit Johnny Depp in der Hauptrolle unter dem Titel Die neun Pforten verfilmt. Arturo Pérez-Reverte arbeitete 21 Jahre als Kriegsreporter. Seit 2003 ist er Mitglied der Real Academia Española.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextWerden Loyalität und Liebe das letzte Wort haben? Oder Verrat und Gewalt? Der virtuose Geschichtenerzähler Arturo Pérez-Reverte entführt uns in diesem packenden Spionageroman in eine zwielichtige Welt, in der jeder seinen Preis zu zahlen hat...
Spanien, 1936. Der Spion Lorenzo Falcó ist charismatisch, mit allen Wässerchen gewaschen und steht vor der waghalsigsten Mission seines Lebens: Er soll im südspanischen Alicante einen hochrangigen politischen Gefangenen befreien und vor dem sicheren Tod retten, eine kriegsentscheidende Aktion. Falcó hat drei Mitstreiter, darunter die undurchsichtige Eva Rengel. Sie sind sich noch nie begegnet, müssen sich aber absolut aufeinander verlassen. Während sie sich immer weiter in ein Geflecht aus Grausamkeit und Täuschung verstricken, kommen Falcó und Eva sich nahe. Gefährlich nahe, denn schon sehr bald wird deutlich, dass alle Beteiligten ein doppeltes Spiel betreiben.


Arturo Pérez-Reverte, geboren 1951 im spanischen Cartagena, ist einer der erfolgreichsten Autoren Spaniens. Sein Werk wurde in 41 Sprachen übersetzt, sein Roman Der Club Dumas ist ein Weltbestseller und wurde von Roman Polanski mit Johnny Depp in der Hauptrolle unter dem Titel Die neun Pforten verfilmt. Arturo Pérez-Reverte arbeitete 21 Jahre als Kriegsreporter. Seit 2003 ist er Mitglied der Real Academia Española.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783458747215
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum11.09.2017
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten295 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5507 Kbytes
Artikel-Nr.2444355
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




2 SUSPIROS DE ESPAÑA




Eine Militärkapelle spielte Suspiros de España, als Lorenzo Falcó den Salon betrat. Der überdachte Innenhof des Gesellschaftshauses, eines Palastes aus dem sechzehnten Jahrhundert, erstrahlte in einem so verschwenderischen Glanz, dass es die Sparsamkeitspredigten der nationalen Führer Lügen strafte. Wie erwartet, sah er viele Uniformen, Lederzeug, gewichste Stiefel und polierte, kokett am Gürtel hängende Pistolentaschen. Es handelte sich größtenteils um höhere Dienstgrade, vom Hauptmann aufwärts, und fast alle trugen sie Abzeichen des Generalstabs oder der Intendantur, doch waren auch die eine oder andere Armschlinge und frisch verliehene, auf dem Schlachtfeld errungene Orden zu sehen, denn die Zeitungen waren in jenen Zeiten voll von Kriegsnachrichten, und die Kämpfe um Madrid tobten mit extremer Härte. Dennoch schien das alles, trotz der Insignien, der Uniformen und der schneidigen Gesten der Anwesenden, viel zu weit weg von der Front. Die Damen waren zwar sittsam, was bei den Nationalen zum guten Ton gehörte - die Frau als zartes Wesen, Stütze des Kriegers, Braut, Gattin und Mutter -, aber elegant und nach den Vorgaben der Modezeitschriften gekleidet, und manch einer gelang es sogar, die neuen Moralvorstellungen mit den Reizen ihres Geschlechtes zu kombinieren. Was die Männer betraf, so sah man neben Uniformen etliche mehr oder weniger korrekte Smokings, viele dunkle Anzüge, einige davon mit dem blauen Hemd der Falange und mit schwarzem Schlips. Man unterhielt sich lebhaft, Kellner in kurzen weißen Jacken gingen mit Tabletts voller Getränke umher, und im hinteren Teil des Saales, gegenüber dem Orchester, gab es eine Bartheke. Niemand tanzte. Falcó grüßte zerstreut den einen oder anderen Bekannten, ließ den Blick kreisen, blieb an der breiten, mit dem gelb-roten Banner geschmückten Treppe stehen - die Flagge war wenige Wochen zuvor durch die Nationalen zurückerobert und von dem violetten Streifen der Republik befreit worden - und wollte sich eben eine Zigarette anzünden.

»Was machst du denn hier, Lorenzo? Ich dachte, du wärst im Ausland.«

Er hob den Blick, noch ehe er das Zigarettenetui öffnete. Vor ihm stand ein Paar. Der Mann hieß Jaime Gorguel und trug die Sterne eines Hauptmannes am Ärmelaufschlag und die Infanterieabzeichen am Revers seines Waffenrocks. Die Frau war eine ihm unbekannte schmale Brünette in silbrig schimmerndem Kaschmirsatin, einem edlen, teuren Kleid, urteilte Falcó, wenn ihn sein Auge und seine Erfahrung nicht trogen.

»Und ich dachte, du wärst an der Front«, erwiderte er.

»Da komme ich her.« Der Offizier wies auf seine Schläfe, wo unter dem mit Brillantine frisierten Haar ein blauer Fleck zu erkennen war. »Gehirnerschütterung, hieß es.«

»Oje, muss man sich Sorgen machen?«

»Ach, nein, nur ein Querschläger. Zum Glück abgefedert durch die Mütze. In Somosierra. Sie haben mir eine Woche Genesungsurlaub gegeben. Übermorgen rücke ich wieder ein.«

»Wie geht es denn voran?«

»Ausgezeichnet. Wir stehen etwa zwanzig Kilometer vor Madrid und gewinnen weiter an Boden. Die rote Regierung hat die Hauptstadt anscheinend verlassen und sich nach Valencia zurückgezogen. Mit etwas Glück ist bis Weihnachten alles vorbei. Kennst du meine Schwägerin Chesca?«

Ein Hauch von Amok. Ein teures, edles Parfüm, das sicher nicht leicht aufzutreiben war. Wahnsinn des Orients nannten es die Magazine. Falcó sah sich die Frau genauer an: helle Augen, große Nase, eine harmonische Gestalt. Wie ein Modell des Malers Romero de Torres. Dass ihr Aussehen vage an eine Gitana erinnerte, tat ihrem Stil keinen Abbruch, sondern betonte ihn eher noch. Und sie war überdurchschnittlich hübsch. Auffallend hübsch.

»Das Vergnügen hatte ich noch nicht.«

»Nun ... Das ist Lorenzo Falcó, ein alter Schulfreund. Wir waren zusammen auf der Marianistenschule in Jerez. María Eugenia Prieto, die Frau meines Bruders Pepín. Wir nennen sie Chesca.«

Falcó nickte und drückte ihre ausgestreckte Hand. Er kannte ihren Mann vom Sehen: José María Gorguel, Graf von Migalota. Ein hagerer, steifer, vornehmer Herr um die vierzig mit einer Schwäche für Pferderennen. Eine Zeitlang hatten sie in denselben Flamenco-Lokalen von Sevilla und Madrid verkehrt.

»Und wie geht es deinem Bruder?«, erkundigte sich Falcó, mehr aus Höflichkeit als aus echtem Interesse, sah dabei aber sie an. Es war immer aufschlussreich und nützlich, die Reaktionen einer verheirateten Frau zu beobachten, wenn von ihrem abwesenden Gatten die Rede ist.

»Gut, soviel ich weiß«, gab der andere zurück. »Er ist am 18. Juli eingerückt. Er befehligt eine Kompanie Regulares und ist jetzt irgendwo bei Madrid an der Front. In Navalcarnero, glaube ich ... Klingt gut, nicht wahr? Wie in alten Zeiten. Eine Marokkaner-Kompanie unter der Führung eines spanischen Granden. Das ewige Spanien, das sich aufs Neue erhoben hat, um diesem ganzen marxistischen Pack den Garaus zu machen.«

»Wahrlich eine Zeitenwende«, sagte Falcó.

Als er den Blick der Frau auffing, bemerkte er, dass ihr seine Ironie nicht entgangen war. Doch hatte er keine Zeit, herauszufinden, ob dies taktisch klug oder ein Fehler gewesen war, denn über ihre Schulter hinweg - nackte Haut unter feiner Gaze, gemäß den neuen Anstandsregeln - winkte ihm jemand zu. Es war Marili Granger, Sekretärin und Vertraute des Admirals. Es überraschte ihn, sie dort anzutreffen, bis ihm einfiel, dass Marili mit einem Offizier aus dem Hauptquartier der Armada in Salamanca verheiratet war. Eine natürlichere, diskretere Kontaktperson hätte man sich kaum denken können. Zwischen den Säulen im hinteren Teil des Saales erspähte er den blonden Schopf von Hans Schröter, der sich auf die Tür eines kleinen privaten Salons zubewegte.

»Entschuldigt mich«, sagte er.

 

 

Nachdem Marili die Tür hinter sich zugemacht und die beiden alleingelassen hatte, nahm Schröter Lorenzo Falcó gründlich in Augenschein. Der Deutsche hielt in der einen Hand ein Glas Cognac, in der anderen eine Havanna. Sein Adamsapfel stand so weit vor, dass er den festen Kragen und die schwarze Fliege seines Smokings überragte. Eine waagerechte Narbe unterhalb des linken Jochbeins verhärtete seine Züge. Er war groß und mager, mit sorgsam rasierten Kinnbacken und ausdruckslosen eisblauen Augen.

»Ich freue mich, Sie kennenzulernen«, sagte er in gutem Spanisch, wenn auch mit schnarrendem R.

»Danke, gleichfalls.«

Sie standen sich gegenüber und musterten einander schweigend, während der Deutsche an seiner Zigarre zog und gelegentlich an seinem Cognac nippte. Man hörte nur, wie aus weiter Ferne, die Musik der Militärkapelle. Schröter nickte zur Tür hinüber.

»Schönes Fest«, sagte er.

»Ja.«

»Mir scheint, die Nachrichten von der Front sind gut. Die Marxisten sind auf dem Rückzug, und Madrid wird jeden Moment fallen.«

»Wie man so hört.«

Die Skepsis in Falcós Ton schien die Neugierde des Deutschen noch zu steigern, denn der nahm wieder einen Schluck Cognac und betrachtete ihn nun noch eingehender.

»Wissen Sie, wer ich bin?«, fragte er schließlich.

»Natürlich.«

»Was hat Ihr Chef, der Admiral, Ihnen gesagt?«

»Dass Sie mich aus der Nähe sehen wollten, wegen irgendeiner Mission.«

»Was für eine Mission?«

»Hat er mir nicht verraten.«

Schröter starrte ihm ins Gesicht. Es gab Sessel in dem Salon, doch keiner von beiden machte Anstalten, sich niederzulassen.

»Sprechen Sie Deutsch?«

Die Frage hatte er auf Deutsch gestellt, und Falcó antwortete lächelnd in derselben Sprache.

»Leidlich. Ich habe eine Zeitlang in Mitteleuropa gelebt.«

»Welche anderen Sprachen können Sie?«

»Französisch und Englisch. Ein bisschen Italienisch. Und ich kenne alle unflätigen Wörter, Beleidigungen und Gotteslästerungen auf Türkisch.«

Der Scherz perlte an Schröters ungerührter Miene ab. Er schaute auf seine Havanna, sah sich suchend nach einem Aschenbecher um, und da es keinen gab, ließ er die Asche mit einem leichten Tippen seines Zeigefingers auf den Teppich fallen.

»Da Sie das Türkische erwähnen ... Sie haben letztes Jahr in Istanbul einen Landsmann von mir getötet.«

Falcó erwiderte stumm seinen Blick.

»Möglich.«

Die Narbe auf der Wange des Deutschen schien sich ein wenig zu vertiefen.

»Er hieß Klaus Topeka und verkaufte optisches Gerät fürs Militär.«

»Ich weiß nicht, ich kann mich nicht erinnern.« Falcó hob die Schultern. »Keine Ahnung.«

»So viele haben Sie in Istanbul und anderswo umgebracht, dass Sie sich nicht daran erinnern?«

Falcó sagte nichts. Er erinnerte sich sehr gut an Topeka, einen privaten Händler, der auch für die Abwehr arbeitete. November 1935, vor dem Krieg. Eine schnelle, saubere Sache. Ein Nackenschuss vor der Tür eines billigen Bordells im Stadtteil BeyoÄlu. Getarnt als Raubüberfall. Man hatte ihm den Auftrag erteilt, Topeka zu eliminieren, weil der sich beim Verkauf optischer Instrumente von der Sowjetunion an die spanische Republik übermäßig in das Geschäft einmischen wollte. Der Admiral persönlich, seinerzeit noch Chef des spanischen Geheimdienstes im östlichen Mittelmeer, hatte ihm die Zielperson genannt. Seltsam, dachte Falcó, wie das Leben alles dreht und wendet. Die Verbundenheit. Die Zuneigung. Den Hass.

»Ihr Chef hat Sie als solide beschrieben. Sehr vertrauenswürdig. Und die Mission, die er Ihnen übertragen will, ist heikel ... Er hat Ihnen noch gar...

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Autor

Arturo Pérez-Reverte, geboren 1951 im spanischen Cartagena, ist einer der erfolgreichsten Autoren Spaniens. Sein Werk wurde in 41 Sprachen übersetzt, sein Roman Der Club Dumas ist ein Weltbestseller und wurde von Roman Polanski mit Johnny Depp in der Hauptrolle unter dem Titel Die neun Pforten verfilmt. Arturo Pérez-Reverte arbeitete 21 Jahre als Kriegsreporter. Seit 2003 ist er Mitglied der Real Academia Española.