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A New Chapter. My London Bookshop - My-London-Series, Band 1

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Ravensburger Verlagerschienen am16.10.20201. Aufl
Die berührendsten Geschichten schreibt das Leben selbst. Keinen Ort liebt die hochsensible und schreibbegabte Lia mehr als die Buchhandlung ihres Vaters. Als er unerwartet stirbt und Lia den Laden erbt, droht ihr Paradies zu zerbrechen: Die Buchhandlung steht vor dem Konkurs. Bis ein Typ mit unverschämt blitzenden grünen Augen hereinstürmt. Drew fasziniert Lia - doch sie ahnt nicht, dass Drews Vergangenheit dunkler ist als jede Geschichte in ihrem Laden.

Marnie Schaefers ist das Pseudonym eines jungen deutschen Autors. Marius wurde 1995 geboren und entdeckte seine Begeisterung für Bücher schon sehr früh, nicht unmaßgeblich durch Tolkiens 'Der Herr der Ringe' beeinflusst. Seinen Debütroman veröffentlichte er mit 18 Jahren im Selbstverlag, gefolgt von weiteren Selfpublishing-Erfolgen. Auf Instagram und Facebook teilt Marius spannende Insider-Informationen und Inspirationsquellen zu seinen romantisch-dramatischen wie fantastischen Geschichten, außerdem spricht er offen über seine Transidentität. Seit seinem Coming-out lebt der Autor als Mann. Über den Austausch mit seinen Leser*innen freut Marius sich sehr.
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Produkt

KlappentextDie berührendsten Geschichten schreibt das Leben selbst. Keinen Ort liebt die hochsensible und schreibbegabte Lia mehr als die Buchhandlung ihres Vaters. Als er unerwartet stirbt und Lia den Laden erbt, droht ihr Paradies zu zerbrechen: Die Buchhandlung steht vor dem Konkurs. Bis ein Typ mit unverschämt blitzenden grünen Augen hereinstürmt. Drew fasziniert Lia - doch sie ahnt nicht, dass Drews Vergangenheit dunkler ist als jede Geschichte in ihrem Laden.

Marnie Schaefers ist das Pseudonym eines jungen deutschen Autors. Marius wurde 1995 geboren und entdeckte seine Begeisterung für Bücher schon sehr früh, nicht unmaßgeblich durch Tolkiens 'Der Herr der Ringe' beeinflusst. Seinen Debütroman veröffentlichte er mit 18 Jahren im Selbstverlag, gefolgt von weiteren Selfpublishing-Erfolgen. Auf Instagram und Facebook teilt Marius spannende Insider-Informationen und Inspirationsquellen zu seinen romantisch-dramatischen wie fantastischen Geschichten, außerdem spricht er offen über seine Transidentität. Seit seinem Coming-out lebt der Autor als Mann. Über den Austausch mit seinen Leser*innen freut Marius sich sehr.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783473510863
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum16.10.2020
Auflage1. Aufl
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5121175
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Zu spät.

Innerhalb weniger Sekunden schnellt mein Puls in die Höhe, kaum dass ich das Mädchen bemerke, welches am Kopfende des Tisches sitzt und lustlos an einem Marmeladentoast knabbert. Zu spät, um umzukehren und vorzugeben, ich hätte gar nicht in die winzige WG-Küche gewollt. Sofort breitet sich Unwohlsein in meinem Körper aus und scheint mir die Luft abzuschnüren.

Ich kann das nicht.

Die Einkaufstaschen ziehen mich zu Boden. Ich stelle sie auf den blau-weißen Fliesen neben dem Tritteimer und der Gießkanne ab. Bevor ich hineingekommen bin, hätte ich einmal an der Küche vorbeigehen und unauffällig prüfen sollen, ob jemand drinnen ist. Normalerweise sollte die WG um diese Zeit verlassen sein.

Könnte ich noch einmal wählen, würde ich schnurstracks in Dads gewebten Kokon aus Geschichten und Träumen zurückkehren, von dem aus alles machbar schien, und mich mit meinem Kopfkino begnügen. Kopfkino an, Welt aus. Leider ist es unmöglich, die Welt auszuschalten. Am allerwenigsten für mich.

Ich muss meine Einkäufe auspacken, zumindest jene, die in den Kühlschrank gehören. Trotz des dunkelhäutigen Mädchens in den silbernen Leggings und dem übergroßen Kapuzenpullover und der Traurigkeit, die es ausstrahlt. Tracey guckt mich bereits komisch an. In den letzten paar Wochen, die seit meinem überstürzten Einzug in die WG vergangen sind, bin ich meinen drei Mitbewohnerinnen nur selten begegnet. Mittlerweile haben wir Oktober. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass mir zu diesem Zeitpunkt alles immer noch so fremd sein würde.

»Lianne?«

»Lia bitte«, korrigiere ich Tracey automatisch und klinge dabei unverhältnismäßig außer Atem. »Lia reicht vollkommen.«

»Sorry«, entschuldigt Tracey sich halbherzig und wirft ihre zu einem Zopf geflochtenen Haare über die Schulter. »Ist notiert.«

Irgendwie versetzt es mir einen Stich, dass wir bisher nicht über eine oberflächliche Bekanntschaft hinausgekommen sind. Von Ina und Penelope habe ich sogar noch weniger gesehen. Unter einem richtigen WG-Leben habe ich mir etwas anderes vorgestellt. Solche Dinge wie zusammen kochen, Serien schauen, über Gott und die Welt reden ... Stattdessen habe ich es perfektioniert, alle Begegnungen zu vermeiden. Dabei möchte ich eigentlich Kontakte knüpfen. Es ist nicht so, dass ich andere Menschen ablehne. Ganz im Gegenteil. Sobald ich jemanden auch nur ansehe, versuche ich sofort, mich in ihn hineinzufühlen und herauszufinden, was ihn gerade bewegt. Irgendwann rauben mir diese intensiven Wahrnehmungen allerdings so viel Energie, dass ich mich zurückziehen und die Akkus wieder aufladen muss. Es ist wie eine Art Schutzmechanismus. Dieses Bedürfnis versteht nur leider nicht jeder, weshalb ich in der Vergangenheit oft als seltsam oder merkwürdig abgestempelt wurde. Es ärgert mich, dass mir die Angst vor einer erneuten Zurückweisung immer noch im Nacken sitzt.

»Hast du zufällig Kopfschmerztabletten, Lia?«

Sofort krame ich in meiner Tasche und drücke Tracey eine aus dem Blister in die Hand. Froh, dass ich etwas für sie tun kann. Weshalb ist sie hiergeblieben und nicht zu ihren Vorlesungen gegangen? Was hat sie? Hätte ich die Kraft dafür, würde ich ihr gern mit mehr als einer Kopfschmerztablette helfen. Sie sieht echt geschafft aus. Sobald Tracey die Tablette mit einem Schluck Wasser hinuntergespült hat, wendet sie sich wieder ihrem Handy zu. Da erst bemerke ich, dass sie mit jemandem skypt. Zuvor muss eine längere Gesprächspause geherrscht haben, und plötzlich ahne ich, was der Grund für Traceys Kopfschmerzen sein könnte.

»Also, was ist?«, kommt es aus den Handylautsprechern.

Das muss ihr Freund in New York sein, wenn ich mich nicht täusche. Ich meine, Tracey hat erwähnt, dass er dort studiert. Eigentlich möchte ich sie nicht weiter stören, aber ich hatte mich schon auf den Gemüseauflauf gefreut, den ich heute kochen wollte: Brokkoli, Zucchini, Paprika und Karotte in Sahnesauce mit Käse überbacken. Einer meiner All-time Favorites. Zumal mich das Schnibbeln des Gemüses immer beruhigt und sich während der Backzeit im Ofen gut ein paar Seiten lesen lassen. Andererseits schrillen jetzt in meinem Inneren die Alarmglocken, die mir zum sofortigen Rückzug raten: Heute war alles etwas viel. Du brauchst eine Pause. Du bist ganz schön erledigt. Wie könnte ich das nicht sein? Nach sechs Stunden Uni, sechs Stunden Menschen, sechs Stunden fremder Gefühle.

Die Stimmung zwischen Tracey und ihrem Freund ist sichtlich angespannt. Sie hat die Arme um ihren Oberkörper geschlungen und schaut verkniffen, während er eine ungeduldig-genervte Tonlage anschlägt: »Trace, sag doch mal was!«

Endlich reiße ich mich von ihr los und besinne mich aufs Auspacken. Der Anblick des schmutzigen Geschirrs, das sich in der Spüle stapelt, der halb vollen Tasse neben der Kaffeemaschine und der Brotkrümel auf der Arbeitsplatte lässt jede Faser in mir zusätzlich verkrampfen. Mir bricht der Schweiß aus. Als reichte es nicht, dass Traceys Niedergeschlagenheit wie eine unsichtbare Glasglocke über der Küche schwebt. Meine empfindlichen Sinne lassen es sich nicht nehmen, auch die Unordnung zu registrieren.

Und jetzt braust Tracey auch noch richtig auf: »Was denn? Was soll ich dazu sagen, Charlie? Ich find´s scheiße, dass wir immer wieder über das gleiche Thema reden und nie zu einer Lösung kommen!«

Ich versuche, so gut es geht wegzuhören. Musste ich ausgerechnet in einen Streit hineinplatzen? Kann Tracey den Pärchentalk nicht auf ihr Zimmer verlegen? Gleich darauf weise ich mich für diesen wenig einfühlsamen Gedanken zurecht. Die Vorstellung, was für eine Erleichterung es wäre, nach Hause zu kommen und nicht hinter jeder Ecke mit einer unangenehmen Situation rechnen zu müssen, treibt mir fast die Tränen in die Augen. Doch vor Mom werde ich mir diese Blöße nicht geben. Bei ihr könnte ich mich niemals zu Hause fühlen. Ich schlucke. Bleib bei dir. Traceys Probleme gehen dich nichts an.

Ich bewege mich auf den mit Postkarten und Post-its übersäten Kühlschrank zu, stopfe systematisch Milch, Joghurt, Eier und Käse in mein Fach und wiederhole die Prozedur für die ungekühlten Lebensmittel. Ich nutze die Ablenkung, um etwas Abstand von Tracey und den negativen Schwingungen zu gewinnen, und widme dem Ausräumen in bester Achtsamkeitsmanier meine volle Aufmerksamkeit. Sich jedem einzelnen Handgriff widmen und ihn bewusst ausführen, das ist der Trick. Reis, Zwiebeln, Honig ... Mein Magenknurren hat sich mittlerweile verabschiedet und ist leichter Übelkeit gewichen. Nudeln, Pesto, Tütensuppe ...

Im Gegensatz zu Tracey habe ich es versäumt, einen ordentlichen Neuanfang hinzulegen und einen Abstand von mindestens tausend Meilen zwischen mein früheres Leben und mich zu bringen. Nicht mal aus meiner Heimatstadt habe ich es zum Studieren herausgeschafft, lediglich auf die andere Seite der Themse. Dabei sollte man meinen, dass mir die ganzen New-Adult-Romane, die ich früher haufenweise verschlungen habe, zur Genüge vorgemacht hätten, wie so was geht.

Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Tracey sich abrupt erhebt. Das Schaben der Stuhlbeine über den Fliesenboden lässt mich zusammenzucken. Fast kommt mir das Olivenglas wieder entgegen, weil ich abgelenkt war und es nicht weit genug nach hinten in den Schrank geschoben habe. Reflexartig fange ich es auf. Puh! So was Peinliches hätte gerade noch gefehlt.

»Ich wünsche dir noch ´nen schönen Tag«, verabschiedet Tracey sich, ohne den Blick vom Display ihres Smartphones zu heben, bevor sie die Küche verlässt und in Richtung ihres Zimmers abbiegt. Ich bezweifle, dass sie nur ansatzweise erahnt, wie sehr mir unsere nicht mal fünfminütige Begegnung zu schaffen gemacht hat. Mechanisch leere ich die letzte Stofftasche, stütze mich dann auf der Arbeitsfläche ab und atme einmal tief durch.

Meine gesamte Schulzeit über bin ich zu Hause online unterrichtet worden. Nur einen Tag in einem vollen Klassenzimmer, der Lärm auf den Schulgängen, die anderen Kinder ... Es fiel mir nicht leicht, mit all den Eindrücken umzugehen und nicht überwältigt zu werden. Ich habe es versucht. Wieder und wieder. Doch letztendlich musste ich mir eingestehen, dass ich nun einmal zu den hochsensiblen Menschen gehöre. Zur Schule zu gehen hat mich jedes Mal schlicht überfordert und so ausgelaugt, dass meine Eltern sich schließlich etwas anderes ausgedacht haben, um mir das zu ersparen. Und trotzdem habe ich nach dem Schulabschluss entschieden, mich nicht mehr selbst ausgrenzen, sondern mittendrin sein zu wollen. Ich wollte nichts lieber, als ein neues Kapitel zu beginnen - oder eher einen zweiten Band: als eine Studentin unter vielen, inklusive Studentenbude, Studentenpartys und allem, was sonst noch dazugehört. In einem leichten Anflug von Größenwahn und Trotz. Das muss ich mir nun eingestehen.

Fertig. Mit etwas zu viel Schwung schlage ich die Schranktür zu. Das bin ich, fix und fertig. Auf einmal halte ich es hier drin keine Sekunde länger aus. Die eierschalengelben Wände scheinen auf mich zuzukommen, und das Atmen fällt mir immer schwerer. Von dem Gedanken, mir jetzt noch den Gemüseauflauf zu kochen, habe ich mich längst verabschiedet. Ist ja egal, dass ich eben erst einen Teil meiner Ersparnisse bei Tesco gelassen, die Lebensmittelkosten für so einen Wocheneinkauf deutlich unterschätzt habe und nun nicht mal was von meiner Ausbeute essen werde (von Süßigkeiten und Knabberzeug einmal abgesehen). Und je länger ich mich in der WG...
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Autor

Marnie Schaefers ist das Pseudonym eines jungen deutschen Autors. Marius wurde 1995 geboren und entdeckte seine Begeisterung für Bücher schon sehr früh, nicht unmaßgeblich durch Tolkiens "Der Herr der Ringe" beeinflusst. Seinen Debütroman veröffentlichte er mit 18 Jahren im Selbstverlag, gefolgt von weiteren Selfpublishing-Erfolgen. Auf Instagram und Facebook teilt Marius spannende Insider-Informationen und Inspirationsquellen zu seinen romantisch-dramatischen wie fantastischen Geschichten, außerdem spricht er offen über seine Transidentität. Seit seinem Coming-out lebt der Autor als Mann. Über den Austausch mit seinen Leser*innen freut Marius sich sehr.