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Das Apfelblütenfest

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am01.09.2022Auflage
Eine ergreifende Liebesgeschichte vor der malerischen Kulisse der Normandie Jules war neun Jahre alt, als er eine Stellenanzeige in den größten und schönsten Baum im Apfelhain der Familie ritzte. Er suchte damals eine Haushälterin für seinen Vater, dem nach dem Tod seiner Frau alles über den Kopf wuchs. Seitdem sind zwanzig Jahre vergangen, Jules' Vater ist längst tot, und er selbst hat widerwillig den Hof übernommen, auf dem Calvados und Cidre produziert werden. Und plötzlich bewirbt Lilou sich um die längst vergessene Stelle, eine fröhliche, eigensinnige junge Frau, die in dem kleinen Ort an der französischen Küste als Heilpraktikerin arbeitet. Nach und nach öffnet sie Jules das Herz, für die Schönheit der Natur und auch für die Liebe. Doch allzu schnell müssen die beiden erkennen, wie zerbrechlich Liebe sein kann, wenn das Schicksal eingreift ... »Ideal für gemütliche Sommer-Abende.« Freundin »Eine schöne Liebesgeschichte« Westdeutsche Allgemeine Zeitung Vollständig überarbeitet und mit wunderschönem neuen Cover

Carsten Henn, geboren 1973 in Köln, ist neben seiner Tätigkeit als Autor auch als Weinjournalist und Restaurantkritiker tätig. Viele erfolgreiche kulinarische Kriminalromane stammen aus seiner Feder, aber auch Liebeskomödien, Theaterstücke und ein Bilderbuch. Sein Roman »Der Buchspazierer« stand über zwei Jahre auf der SPIEGEL-Bestsellerliste, wurde allein in Deutschland über eine halbe Millionen Mal verkauft, in mehr als 30 Sprachen übersetzt und mit Christoph Maria Herbst in der Titelrolle verfilmt. Auch seine nächsten Romane »Der Geschichtenbäcker« und »Die Butterbrotbriefe« waren große Bestseller-Erfolge. Für seine literarischen Werke erhielt er mehrere Auszeichnungen.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextEine ergreifende Liebesgeschichte vor der malerischen Kulisse der Normandie Jules war neun Jahre alt, als er eine Stellenanzeige in den größten und schönsten Baum im Apfelhain der Familie ritzte. Er suchte damals eine Haushälterin für seinen Vater, dem nach dem Tod seiner Frau alles über den Kopf wuchs. Seitdem sind zwanzig Jahre vergangen, Jules' Vater ist längst tot, und er selbst hat widerwillig den Hof übernommen, auf dem Calvados und Cidre produziert werden. Und plötzlich bewirbt Lilou sich um die längst vergessene Stelle, eine fröhliche, eigensinnige junge Frau, die in dem kleinen Ort an der französischen Küste als Heilpraktikerin arbeitet. Nach und nach öffnet sie Jules das Herz, für die Schönheit der Natur und auch für die Liebe. Doch allzu schnell müssen die beiden erkennen, wie zerbrechlich Liebe sein kann, wenn das Schicksal eingreift ... »Ideal für gemütliche Sommer-Abende.« Freundin »Eine schöne Liebesgeschichte« Westdeutsche Allgemeine Zeitung Vollständig überarbeitet und mit wunderschönem neuen Cover

Carsten Henn, geboren 1973 in Köln, ist neben seiner Tätigkeit als Autor auch als Weinjournalist und Restaurantkritiker tätig. Viele erfolgreiche kulinarische Kriminalromane stammen aus seiner Feder, aber auch Liebeskomödien, Theaterstücke und ein Bilderbuch. Sein Roman »Der Buchspazierer« stand über zwei Jahre auf der SPIEGEL-Bestsellerliste, wurde allein in Deutschland über eine halbe Millionen Mal verkauft, in mehr als 30 Sprachen übersetzt und mit Christoph Maria Herbst in der Titelrolle verfilmt. Auch seine nächsten Romane »Der Geschichtenbäcker« und »Die Butterbrotbriefe« waren große Bestseller-Erfolge. Für seine literarischen Werke erhielt er mehrere Auszeichnungen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492603119
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.09.2022
AuflageAuflage
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse9614 Kbytes
Artikel-Nr.9839189
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog

Er war der größte und mächtigste Baum im Apfelhain. Kein anderer rund um Beuvron-en-Auge streckte seine alten, knorrigen Äste so weit in den Himmel, keiner verzweigte sich so oft, keiner hatte ein Blätterdach, das es mit dem Kirchengewölbe von Saint-Étienne de Caen aufnehmen konnte. Die Blätter lagen so dicht an dicht, dass der Schatten darunter stets tief wie die Dämmerung war und dass man geborgen unter dieser Kuppel die Welt nur noch gedämpft wahrnahm. Äpfel trug er nur noch wenige, doch Jules Ligniers Vater brachte es nicht über das Herz, ihn zu fällen, denn sein Sohn liebte den Baum so sehr, weil er sich einst darin ein Baumhaus errichtet hatte, ganz oben, wo die Äste immer schmaler wurden, bis sie schließlich ganz verschwanden. Niemand wusste, wie alt der Baum war, doch alle kannten seinen Namen. Sie nannten ihn Louis XIV., weil keiner so viel Sonne abbekam wie er. Den alten Louis.

Jules rannte.

Er rannte, seit er an diesem Morgen ganz früh aus der Haustür des Gehöfts seiner Familie getreten war. Keinen Schritt war er gegangen, jeden gerannt. Er wollte zum alten Louis. So schnell wie möglich. Denn Jules war am Abend zuvor, beim Einschlafen, eine Idee gekommen.

Eine Idee, so glühend, so drängend, wie sie nur einem Neunjährigen kommen konnte. Eine Idee, die seine Welt wieder ins Lot setzen würde. Sie war ganz einfach, doch es war die richtige, das spürte er. Jules hatte nicht mehr schlafen können, nachdem sie ihm eingefallen war. Um die Stunden der Unruhe herumzubekommen, hatte er mit seiner kleinen roten Plastiktaschenlampe versucht, unter der Bettdecke zu lesen, Asterix und der Arvernerschild, bis die Batterien aufgebraucht waren. Jules hatte immer wieder die erste Seite gelesen, denn seine Gedanken waren längst beim alten Louis gewesen.

Nach dem Aufstehen hatte er als Erstes sein Schnitzmesser mit der ausklappbaren Klinge gesucht, das ganz unten in seiner Schatzkiste lag. Sie war im Kleiderschrank versteckt, hinter den alten Wintersachen, in die er schon lange nicht mehr hineinpasste.

Es lag in einer Zigarrenkiste seines Großvaters, einer kubanischen, das klang für Jules so verheißungsvoll nach Exotik und Abenteuer. Selbst jetzt, nach all den Jahren, duftete sie noch nach Ferne und nach Sonne. Er stellte sich immer vor, dass die Sonne in Kuba viel größer wäre als in der Normandie, ein riesiger Feuerball, der es das ganze Jahr Sommer sein ließ.

Unzählige Fußballsammelbilder seiner Lieblingsspieler hatte Jules auf die Kiste geklebt. Sie bewachten sie für ihn vor allen Angriffen. In ihr befanden sich ein paar Briefmarken, die er vorsichtig von Umschlägen gelöst hatte. Jules war sich ganz sicher, dass sie wertvoll waren, schließlich sahen sie wunderschön aus. Eine Feder vom Pfau im Jardin de Bagatelle in Rouen war darin. Sieben Steine, die er am Strand von Villers-sur-Mer gefunden hatte, beim Haus seiner Großeltern. Fünf besonders schöne Handschmeichler, darunter einen flachen, runden, der besonders gut titschen würde und den er sich für einen Wurf an seinem Geburtstag aufsparte, und schließlich einen, von dem Jules vermutete, dass darin Gold zutage trat, wenn man ihn aufschlagen würde.

Und ein Bild seiner Mutter war in der Kiste.

Jules hatte es gerettet. Es gab ansonsten keine Fotos seiner Mutter mehr im Haus. Sein Vater hatte sie alle verschwinden lassen, aber Jules nie gesagt, wohin. Er hatte den Anblick nicht mehr ertragen. Deshalb war das Foto Jules´ allergrößter Schatz. Es war das letzte Passbild von vieren, die sie einst hatte machen lassen. Jules hatte es in einer Schublade gefunden, neben dem Gedichtband von Rimbaud, in dem sie immer wieder gelesen hatte. Auf dem Foto saß sie kerzengerade, die Brust herausgestreckt, ihre Locken adrett in Form gelegt, ernst in die Linse der Kamera blickend. Doch Jules sah das Lachen dahinter, sah, wie albern sie sich vorkam, und wusste einfach, dass sie laut losgelacht hatte, nachdem der Fotograf ihr endlich gesagt hatte, dass das Bild im Kasten sei. Dieses Lachen war bereits in ihren Augenwinkeln zu sehen und auf ihren Wangen, es wartete nur darauf, losgelassen zu werden. Seine Mutter hatte lachen können wie keine andere Frau auf der Welt.

Jules strich zärtlich mit den Fingerspitzen über das Foto, dann griff er sich das Schnitzmesser und klappte die Schatzkiste zu, ganz sanft, als würde er eine Bettdecke über seine Mutter legen.

Das Messer durfte er gar nicht haben. Er hatte es mit einem Schulfreund getauscht - für eine Flasche Calvados, die er im Lager des Vaters gestohlen hatte. Jules´ Vater hatte sich als Junge beim Schnitzen den Zeigefinger der rechten Hand abgetrennt. Deshalb durfte Jules nicht schnitzen - und deshalb wollte er es unbedingt. Und heute gab es nichts, was er mehr brauchte als dieses Messer.

Er hielt es fest umklammert, als er zum alten Louis lief, er durfte es nicht verlieren.

Doch Jules war nicht der Einzige, der bereits wach und auf der Straße war. Auch Guillaume, der Sohn des Apothekers auf der Route des Forges de Clermont, und dessen beide Freunde fanden sich dort. Als sie ihn um die Ecke auf sich zulaufen sahen, grinsten sie, die Gesichter wie Fratzen, und sie bauten sich auf, um ihm den Weg zu versperren.

Sie durften das Messer nicht bekommen! Jules schob es sich in die Unterhose, ganz nach vorne.

»Guckt mal, wer da kommt. Der Junge ohne Mutter!« Guillaume tat, als wische er sich eine Träne fort. »Armer Jules, ist ganz allein. Armes Kind einer Selbstmörderin!« Die anderen folgten Guillaumes Vorbild und weinten ebenfalls theatralisch, dabei aber laut lachend.

Jules hatte sich damals im Kleiderschrank der Eltern versteckt. Sein Vater hatte ihn lange gesucht, doch er hatte nicht geantwortet. Jules hatte sie zuvor gefunden und bereute es. So hätte er sie niemals sehen sollen. Seine Mutter hatte am Fuß der Felsen gelegen, die man die Schwarzen Kühe nannte. Ihr Kopf wie eine Nuss gesplittert, die man geknackt hatte. Er hatte es vergessen wollen. Kein Wort darüber! Als sein Vater den Kleiderschrank öffnete, hatte er Jules in die Arme geschlossen und geweint. Es war das erste und einzige Mal, dass er seinen Vater hatte weinen sehen, das einzige Mal, dass er von ihm in die Arme geschlossen worden war. »Sag uns, Jules, warum ist sie denn gesprungen, deine Mutter?«

Jules wusste, was sie hören wollten, doch er presste die Lippen aufeinander.

»Ich sag dir, was alle im Dorf sagen, was jeder weiß: weil du so eine Enttäuschung für sie warst! Das hat sie nicht mehr ertragen. So einen erbärmlichen Sohn zu haben, über den alle lachen.«

Er spürte die Tränen, doch er hielt sie zurück. Diese Genugtuung wollte er ihnen nicht geben. Was sie sagten, konnte nicht wahr sein. Oder doch? Sein Vater hatte nie darüber gesprochen, warum sie gesprungen war. Und so gab es diesen Zweifel in Jules, der sich wie ein borstiges Insekt in sein Herz bohrte. Was, wenn sie recht hatten, was, wenn er nicht gut genug gewesen war? Nicht brav genug? Er hatte Widerworte gegeben, sich nicht immer die Hände vor dem Essen gewaschen, war häufig mit dreckiger Kleidung nach Hause gekommen, und auf dem Zeugnis hatten nicht nur gute Noten gestanden. Er hatte sie sogar einmal angeschrien, rund zwei Wochen bevor es passiert war. Jules war so wütend gewesen, weil sie ihm gesagt habe, er sei noch zu klein für ein eigenes Segelboot, das er sich so sehr wünschte, und dass er keines zum Geburtstag bekommen werde. Es sei auch sehr teuer. Heute wünschte er, er hätte sie damals umarmt, statt zu schreien. Nur eine Umarmung noch mit seiner Mutter, einmal noch ihre Geborgenheit spüren, nichts wollte er mehr.

Aber vielleicht war er schuld daran, und nur er allein, dass er diese nie wieder würde fühlen können.

Jules wollte zurück in den Kleiderschrank, wollte die Türen schließen und die Welt aussperren.

»Och, guckt, jetzt weint es, das Baby. Davon kommt deine Mutter auch nicht zurück! Hättest mal ein guter Sohn sein sollen!«

Jules rannte los, doch sie waren schnell, sie hielten ihn fest, die beiden Lakaien von Guillaume. Dieser krempelte seine Ärmel hoch und schlug ihn mit den Fäusten in den Bauch. »Das ist für deine Mutter.« Und dann trat er ihn ins Gemächt, das eingeklappte Messer bohrte sich in sein Fleisch, der Schmerz war unvorstellbar. Die Luft blieb ihm weg.

Doch sie...
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Autor

Carsten Henn arbeitete nach seinem Studium zunächst als Radiomoderator und jobbte in der Wein- und Käsehandlung einer kleinen Stadt. Heute ist er als freier Weinjournalist für nationale und internationale Magazine und als Restaurantkritiker tätig. Er veröffentlichte mehrere erfolgreiche Kriminalroman-Reihen, Liebeskomödien und Bilderbücher und erhielt für seine Arbeiten mehrere Literatur-Auszeichnungen, so 2014 den Kulturpreis des Rhein-Erft-Kreises.