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Der Hintermann

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
496 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am27.02.20131. Auflage
Europa wird von islamistischen Selbstmordattentätern heimgesucht. Mossad-Agent Gabriel Allon soll dem amerikanischen Geheimdienst helfen, die Hintermänner der Terroristen zu finden. Denn der von der CIA mühsam aufgebaute Informant Rashid al-Husseini hat bei einem Besuch in Saudi-Arabien überraschend die Seiten gewechselt. Mit wem genau arbeitet Rashid jetzt zusammen? Wer organisiert die Attentate? Um dies zu ergründen, soll Gabriel zusammen mit ausgewählten Experten ein vermeintliches islamistisches Netzwerk aufbauen. Bald kommt er so den Terroristen dicht auf der Spur, allen voran dem Meisterspion Malik al-Zubair. Doch der erweist sich als ebenbürtiger Gegner ...

Daniel Silva war bis 1997 Top-Journalist des CNN und verbrachte lange Jahre als Auslandskorrespondent im Nahen Osten und am Persischen Golf. Heute ist er einer der erfolgreichsten amerikanischen Thrillerautoren und seine Bücher sind in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt. Wie kein anderer versteht er es, politisch brisante Themen und spektakuläres Insider-Wissen zu Hochspannung zu vereinen. Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Florida.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextEuropa wird von islamistischen Selbstmordattentätern heimgesucht. Mossad-Agent Gabriel Allon soll dem amerikanischen Geheimdienst helfen, die Hintermänner der Terroristen zu finden. Denn der von der CIA mühsam aufgebaute Informant Rashid al-Husseini hat bei einem Besuch in Saudi-Arabien überraschend die Seiten gewechselt. Mit wem genau arbeitet Rashid jetzt zusammen? Wer organisiert die Attentate? Um dies zu ergründen, soll Gabriel zusammen mit ausgewählten Experten ein vermeintliches islamistisches Netzwerk aufbauen. Bald kommt er so den Terroristen dicht auf der Spur, allen voran dem Meisterspion Malik al-Zubair. Doch der erweist sich als ebenbürtiger Gegner ...

Daniel Silva war bis 1997 Top-Journalist des CNN und verbrachte lange Jahre als Auslandskorrespondent im Nahen Osten und am Persischen Golf. Heute ist er einer der erfolgreichsten amerikanischen Thrillerautoren und seine Bücher sind in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt. Wie kein anderer versteht er es, politisch brisante Themen und spektakuläres Insider-Wissen zu Hochspannung zu vereinen. Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Florida.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492962223
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum27.02.2013
Auflage1. Auflage
Seiten496 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2425 Kbytes
Artikel-Nr.1240484
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1 Lizard-Halbinsel, Cornwall Es war der Rembrandt, der die endgültige Lösung des Rätsels brachte. In den beschaulichen Shops, in denen sie einkauften, und den dunklen kleinen Pubs am Hafen, in denen sie tranken, rügten sie sich später dafür, dass sie die unverkennbaren Anzeichen übersehen hatten, und belächelten einige ihrer ausgefalleneren Theorien  über seine tatsäch- liche Arbeit. Denn keiner von ihnen hatte nicht einmal in seinen wildesten Träumen  die Möglichkeit erwogen, dass der schweigsame Mann, der am Ende der Gunwalloe Cove genannten Bucht wohnte, ein Kunstrestaurator sei, noch dazu ein weltberühmter. Er war nicht der erste Außenseiter, der mit einem Ge- heimnis, das er zu bewahren wünschte, nach Cornwall herunterkam,  aber nur wenige hatten ihres eifersüchtiger oder stilvoller und listiger gehütet. Allein die merkwürdige Art, wie er ein Haus für sich und seine schöne, viel jüngere Frau gemietet hatte. Nachdem er sich für ein romantisches Cottage auf den Klippen entschieden hatte - allen Berichten nach ohne  vorherige Besichtigung -, hatte er eine volle Jahresmiete auf höchst diskrete Weise über einen obskuren Hamburger  Anwalt  vorausgezahlt. Zwei  Wochen  später zog er dort draußen ein, als führe er ein Kommandounternehmen gegen einen feindlichen Vorposten durch. Allen, die ihn bei seinen ersten Streifzügen durchs Dorf kennenlernten, fiel seine extreme Verschlossenheit auf. Er schien keinen Namen zu haben - zumindest keinen, den er verraten wollte -, und selbst über seine Nationalität konnte nur spekuliert werden. Duncan Reynolds, vor zwanzig Jahren bei der Eisenbahn pensioniert und wegen seiner Lebens- klugheit in Gunwalloe allgemein geachtet, beschrieb ihn als »ein Rätsel von einem Mann«, während andere Urteile von »abweisend« bis »unerhört grob« reichten. Trotzdem waren sich alle darüber einig, dass ihr kleines Dorf Gunwalloe im Westen Cornwalls - zum Guten oder Schlechten - ein interessanteres Fleckchen geworden war. Im Lauf der Zeit bekamen sie heraus, dass er Giovanni Rossi hieß und wie seine schöne Frau aus Italien stammte. Noch merkwürdiger wurde es jedoch, als ihnen aufzufallen begann, dass auf den Straßen des Dorfs und der näheren Umgebung spätnachts vermutlich Kriminalbeamte in neutralen Dienstwagen unterwegs waren. Und dann gab es noch die beiden Kerle, die manchmal in der Bucht angelten. Einig war man sich darüber, dass sie die schlechtesten Angler waren, die man je gesehen hatte. Die meisten vermuteten sogar, sie seien überhaupt keine Angler. Wie in einem Nest wie Gunwalloe nicht anders zu erwarten, löste das alles eine intensive Diskussion über die wahre Identität des Zugereisten und das tatsächliche Wesen seiner Arbeit aus - eine Diskussion, die zuletzt durch das Porträt einer jungen Frau, Öl auf Leinwand, 104 mal 86 Zentimeter, von Rembrandt van Rijn beendet wurde. Wann das Gemälde eingetroffen war, ließ sich nicht genau feststellen. Sie vermuteten, das sei irgendwann Mitte Januar gewesen, denn ab diesem Zeitpunkt änderte sich sein Tages- ablauf radikal. Gestern war er noch mit finsterer Miene, als ringe er mit einem schlechten Gewissen, über die steil abfallenden Klippen der Lizard-Halbinsel marschiert. Am Tag darauf stand er mit Pinsel und Palette vor der Staffelei in sei- nem Wohnzimmer  und hörte dabei so laut Opernmusik, dass man das Gejaule noch in Marazion jenseits der Mount's Bay hören konnte. Weil sein Cottage ziemlich nahe am Küs- tenweg stand, konnte man ihn - wenn man an genau einer Stelle haltmachte und  sich den  Hals verrenkte,  versteht sich - in seinem Atelier erblicken. Anfangs sah es ihnen da- nach aus, als ob er an einem eigenen Bild arbeite. Aber in den folgenden Wochen zeigte sich immer deutlicher, dass er den Beruf eines Konservators oder, was die geläufigere Bezeichnung war, eines Restaurators ausübte. »Was zum Teufel heißt das?«, fragte Malcolm Braithwaite, ein alter Hummerfischer, der auch im Ruhestand noch nach Meer roch, eines Abends im Pub Lamb & Flag. »Das heißt, dass er das verdammte Ding auffrischt«, sagte Duncan Reynolds.  »Ein  Gemälde ist wie ein lebendiges, atmendes Wesen. Wird es alt, kriegt es Schuppen und schlafft ab - genau wie du, Malcolm.« »Wie ich höre, ist's ein junges Mädchen.« »Hübsch«,  sagte Duncan nickend. »Wangen wie Äpfel. Echt zum Anbeißen.« »Wissen wir den Künstler?« »Daran arbeiten wir noch.« Und das taten sie wirklich. Sie schlugen in vielen Büchern nach, recherchierten im Internet und suchten den Rat von Leuten, die mehr von Kunst verstanden als sie selbst - womit sie repräsentativ waren für drei Viertel der Einwohner von West Cornwall. Anfang April nahm Dottie Cox aus dem Dorfladen ihren ganzen Mut zusammen und befragte einfach die schöne junge Italienerin, als diese bei ihr einkaufte. Die Frau wich der Frage mehrdeutig lächelnd aus. Dann schlenderte sie mit ihrer umgehängten Strohtasche zu dem Häuschen auf der Klippe zurück, während ein frischer Frühlingswind ihr dichtes dunkles Haar zerzauste. Schon wenige Minuten nach ihrer Rückkehr verstummte das Operngejaule, und die Jalousien auf der dem Küstenweg zugekehrten Hausseite schlossen sich wie Augenlider.   Auch in der folgenden Woche blieben sie geschlossen, bis der Restaurator und seine schöne Frau ohne Vorwarnung verschwanden. Einige Tage lang fürchteten die Einwohner von Gunwalloe, die beiden seien endgültig fort, und einige machten sich sogar Vorwürfe, weil sie herumgeschnüffelt und sich zu sehr für das Privatleben des Paars interessiert hatten. Dann stieß Dottie Cox, als sie eines Morgens die eben eingetroffene Times durchblätterte, zufällig auf einen Be- richt aus Washington, D.C., über die Enthüllung eines lange verschollen gewesenen Rembrandtgemäldes - eines Porträts, das dem Gemälde, das in Mr. Rossis Cottage gewesen war, täuschend ähnlich sah. Und damit war das Rätsel gelöst. Wie es der Zufall wollte, stand in dieser Ausgabe der Times auf der Titelseite auch ein Bericht über eine Serie von mysteriösen Explosionen in vier geheimen irakischen Nuklearanlagen. Niemand in Gunwalloe wäre auf die Idee gekommen, zwischen beiden Meldungen könnte es einen Zusammenhang geben. Wenigstens damals noch nicht. Der Restaurator war ein anderer Mann, als er aus Amerika zurückkam. Das konnte jeder sehen. Obwohl  er bei persönlichen Begegnungen zurückhaltend blieb - und er war weiterhin niemand, den man in der Dunkelheit hätte erschrecken wollen -, war ihm offenbar eine große Last von den Schultern genommen worden. Auf seinem kantigen Gesicht erschien gelegentlich sogar ein Lächeln, und  das Leuchten seiner unnatürlich grünen Augen wirkte etwas weniger distanziert. Sogar seine langen täglichen Spaziergänge nahmen eine neue Qualität an. Wo er sonst wie beses- sen über die Wanderwege geeilt war, schien er jetzt wie ein Wesen aus dem Reich König Arthurs, das nach langen Jahren in fremden Landen heimgekehrt war, über die nebelverhangenen Klippen zu schweben. »Mir kommt's vor, als wäre er von einem heiligen Eid entbunden  worden«, meinte Vera Hobbs vom Backshop. Aber als sie aufgefordert wurde,  darüber zu spekulieren, was er geschworen oder wem er sich verpflichtet haben könnte, wollte sie nichts weiter dazu sagen. Wie das ganze Dorf hatte sie sich schon bei dem Versuch blamiert, seinen Beruf zu erraten. »Außerdem«,  fügte sie warnend hinzu, »wär's besser, ihn in Ruhe zu lassen. Sonst bleibt er nächstes Mal, wenn er den Lizard mit seiner hübschen Frau verlässt, vielleicht endgültig weg.« Als ein herrlicher Sommer allmählich in den Herbst überging, wurden  Spekulationen über die Zukunftspläne des Restaurators  zur Lieblingsbeschäftigung aller Dorfbewohner. Weil der Mietvertrag für das Cottage im September auslief und nichts darauf hinzudeuten schien, dass er ihn ver- längern wollen würde, unternahmen  sie einen heimlichen Versuch, ihn zum Bleiben zu überreden. Was der Restaurator brauche, beschlossen sie, sei etwas, das ihn an die kornische Küste fesseln könne: ein Job,  der seine einzigartigen künstlerischen Fähigkeiten erforderte, damit er etwas ande- res zu tun hatte, als über die Klippen zu marschieren. Was dieser Job genau sein und wer ihn ihm geben könnte, war gänzlich unklar, aber sie machten sich daran, diese schwierigen Fragen gemeinsam zu lösen. Nach langen Überlegungen kam schließlich Dottie Cox auf die Idee, ein »Festival der Schönen Künste in Gunwalloe« zu veranstalten, bei dem der berühmte Restaurator Giovanni Rossi den Ehrenvorsitz übernehmen würde. Genau das schlug sie am folgenden Morgen seiner Frau vor, als diese zur gewohnten Zeit ihre Einkäufe machte. Mrs. Rossi reagierte darauf mit  einem  Lachanfall. Das Angebot  sei schmeichelhaft, sagte sie, als sie sich wieder gefangen hatte, aber vermutlich nichts, worauf Signor Rossi sich einlassen werde. Wenig später lehnte er offiziell mit Dank ab, und das Festival der Schönen Künste in Gunwalloe ging sang- und klanglos unter. Aber das machte nichts, denn einige Tage später erfuhren sie, der Restaurator habe das Haus auf der Klippe für ein weiteres Jahr gemietet. Auch diesmal zahlte er eine volle Jahresmiete auf höchst diskrete Weise über denselben obskuren Hamburger Anwalt im Voraus. Damit fand das Dorfleben zu einer gewissen Normalität zurück. Am späten Vormittag konnten sie den Restaurator sehen, wenn er mit seiner Frau ins Dorf kam, um Einkäufe zu erledigen, und am frühen Nachmittag war er wieder zu sehen, wenn er in seiner Barbour-Jacke und mit einer tief in die Stirn gezogenen flachen Mütze über die Klippen wanderte. Und  wenn er es versäumte, höflich zu grüßen, nahmen sie ihm das nicht weiter übel. Wenn  ihn irgend- etwas zu beschäftigen schien, ließen sie ihn in Ruhe, damit er dem ungestört nachgehen konnte. Und kam einmal ein Fremder ins Dorf, beobachteten sie ihn auf Schritt und Tritt, bis er wieder fort war. Der Restaurator und seine Frau mochten ursprünglich aus Italien stammen, aber jetzt gehörten sie zu Cornwall, und Gott sei dem Dummkopf gnädig, der versuchte, sie von hier wegzuholen. Auf der Lizard-Halbinsel gab es jedoch ein paar Leute, nach deren Überzeugung hinter dieser Geschichte mehr steckte - und einen Mann, der zu wissen glaubte, was es war. Er hieß Teddy Sinclair, betrieb in Helson eine ziemlich gute Pizzeria und war leicht für große und kleine Verschwörungstheorien zu begeistern. Teddy glaubte, die Mondlandungen seien ein Schwindel. Teddy glaubte, die Anschläge vom 11. September  2001 seien ein  Insiderjob  gewesen.  Und Teddy glaubte, der Mann aus der Gunwalloe Cove habe mehr zu verbergen als die geheime Fähigkeit, Bilder zu heilen. Um seine Theorie ein für alle Mal zu beweisen, lud er die Dorfbewohner am zweiten Donnerstag im November in den Lamb & Flag ein und entrollte dort eine grafische Darstellung, die irgendwie Ähnlichkeit mit dem periodischen System der Elemente hatte. Angeblich bewies sie ohne jeden Zweifel, die Explosionen in den iranischen Atomanlagen seien das Werk eines legendären israelischen Geheimagenten namens Gabriel Allon gewesen - und ebendieser Gabriel Allon lebe jetzt unter dem Namen Giovanni Rossi friedlich in Gunwalloe. Als das Gelächter endlich verhallt war, bezeichnete Duncan Reynolds das als die dämlichste Idee, die ihm zu Ohren gekommen sei, seitdem irgendein Franzose beschlossen habe, Europa brauche eine gemeinsame Währung. Aber Teddy ließ sich nicht beirren, was sich nachträglich als völlig richtig erweisen sollte. Gewiss, er mochte un- recht haben, was die Mondlandungen und die Anschläge vom 11. September betraf, aber in Bezug auf den Mann aus der Gunwalloe Cove stimmte seine Theorie hundertprozentig. Am folgenden Morgen, dem Gedenktag für die Gefallenen der beiden Weltkriege, verbreitete sich im Dorf die Nachricht, der Restaurator und seine Frau seien verschwunden. Vera Hobbs hastete in nahezu panischer Befürchtung in die Bucht hinüber und sah durch die Fenster des kleinen Hauses. Das Malmaterial des Restaurators  lag auf dem niedrigen Tisch, und auf der Staffelei stand ein Gemälde von einer auf einem Sofa ausgestreckten Nackten. Vera brauchte einen Augenblick, bis sie kapierte, dass das Sofa mit dem im Wohnzimmer identisch war - und das Aktmodell mit der Frau, die jeden Vormittag in ihren Backshop kam. Trotz ihrer Verlegenheit konnte Vera sich kaum von dem Anblick lösen, denn das Bild gehörte zu den schönsten, die sie je gesehen hatte. Ein sehr gutes Zeichen sei das, sagte sie sich auf dem Rückweg ins Dorf. Kein Mann, der auf der Flucht war, würde ein solches Gemälde zurücklassen. Der Restaurator und seine Frau würden irgendwann wiederkommen. Und Gott sei dem verdammten Teddy Sinclair gnädig, wenn sie's nicht taten.   2 Paris Der erste Sprengsatz detonierte um 11.46 Uhr auf der Avenue des Champs-Elysees in Paris. Der Direktor des Nationalen Sicherheitsdiensts würde später sagen, er habe keine Warnung vor einem geplanten Anschlag erhalten - eine Behauptung,  die seine Gegner für lachhaft gehalten hätten, wenn  die Zahl der Bombenopfer  nicht so hoch gewesen wäre. Die Warnsignale seien unverkennbar gewesen, sagten sie. Nur Blinde oder wissentlich Ignorante hätten sie übersehen können. Aus dem Blickwinkel Europas hätte der Anschlag zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen können. Nach Jahrzehnten üppig dotierter Sozialhaushalte standen viele Staaten des alten Kontinents finanziell am Abgrund. Ihre Verschuldung erreichte schwindelnde Höhen, die Reserven waren aufgezehrt, und ihre verwöhnte Bevölkerung war überaltert und desillusioniert. Sparsamkeit war das Gebot der Stunde. Im gegenwärtigen Klima gab es keine heiligen Kühe mehr, an die sich niemand heranwagte: der Gesundheitsetat, Bildungsausgaben, Subventionen  für Kunst und Kultur, sogar Rentenansprüche  wurden  alle drastisch ge- kürzt. Unter den sogenannten Randstaaten Europas brach eine  Volkswirtschaft nach der anderen  zusammen. Griechenland versank langsam in der Ägäis, Spanien hing am Tropf von IWF und EZB, und das irische Wirtschaftswunder hatte sich als Luftblase erwiesen. In den smarten Brüsseler Salons schreckten  viele Eurokraten nicht davor zurück, etwas laut auszusprechen,  das einst undenkbar gewesen war - dass der Traum von der Integration Europas im Sterben lag. Und  in  depressiven Anwandlungen  fragten manche von ihnen sich sogar, ob Europa, wie sie es kannten, vielleicht ebenfalls im Sterben liege.mehr

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Daniel Silva war bis 1997 Top-Journalist des CNN und verbrachte lange Jahre als Auslandskorrespondent im Nahen Osten und am Persischen Golf. Heute ist er einer der erfolgreichsten amerikanischen Thrillerautoren und seine Bücher sind in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt. Wie kein anderer versteht er es, politisch brisante Themen und spektakuläres Insider-Wissen zu Hochspannung zu vereinen. Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Washington D.C.