Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Suhrkamp Verlag AGerschienen am24.10.2015Deutsche Erstausgabe
»Cops ist eines dieser Bücher, die süchtig machen und von denen man sich wünscht, sie würden nie enden.« Richard Price

»Cops ist die mythenumwobene sechste Staffel von ?The Wire?, nach der wir uns alle sehnen.« Charles Bock

»Matt Burgess gehört zu diesen coolen, schlagfertigen Autoren wie Richard Price und Elmore Leonard, die eine vermeintlich einfache Krimihandlung in etwas ganz Besonderes verwandeln.« Carl Hiaasen

Janice Itwaru arbeitet als Undercover-Cop in Queens, New York. Jeden Morgen geht sie als Junkie getarnt auf die Straße und versucht, vermeintliche Dealer dazu zu bringen, ihr Drogen zu verkaufen. Wenn sie Erfolg hat, schlagen ihre Kollegen zu. Hat sie keinen, machen ihre Vorgesetzten Druck. Hat sie richtig Pech, dann war's der letzte Tag im Leben von Janice Itwaru.

Diesen Job will niemand freiwillig machen. Doch wenn Janice achtzehn Monate durchhält, wartet eine Beförderung auf sie. Der Weg dahin ist hart: Die Kollegen sind die Pest, die Vorgesetzten stellen völlig unrealistische Zielvorgaben, und ständig drohen interne Ermittlungen gegen die Abteilung. Als die Fangquote erhöht wird und Janice immer seltener Erfolge vorzuweisen hat, geht sie volles Risiko - auch wenn sie befürchten muss, dass ein fieser Gangster, der noch eine Rechnung mit ihr offen hat, hinter ihr her ist.



Matt Burgess wuchs in Jackson Heights, Queens, auf und studierte am Dartmouth College und an der University of Minnesota. Er lebt in New York.
mehr

Produkt

Klappentext»Cops ist eines dieser Bücher, die süchtig machen und von denen man sich wünscht, sie würden nie enden.« Richard Price

»Cops ist die mythenumwobene sechste Staffel von ?The Wire?, nach der wir uns alle sehnen.« Charles Bock

»Matt Burgess gehört zu diesen coolen, schlagfertigen Autoren wie Richard Price und Elmore Leonard, die eine vermeintlich einfache Krimihandlung in etwas ganz Besonderes verwandeln.« Carl Hiaasen

Janice Itwaru arbeitet als Undercover-Cop in Queens, New York. Jeden Morgen geht sie als Junkie getarnt auf die Straße und versucht, vermeintliche Dealer dazu zu bringen, ihr Drogen zu verkaufen. Wenn sie Erfolg hat, schlagen ihre Kollegen zu. Hat sie keinen, machen ihre Vorgesetzten Druck. Hat sie richtig Pech, dann war's der letzte Tag im Leben von Janice Itwaru.

Diesen Job will niemand freiwillig machen. Doch wenn Janice achtzehn Monate durchhält, wartet eine Beförderung auf sie. Der Weg dahin ist hart: Die Kollegen sind die Pest, die Vorgesetzten stellen völlig unrealistische Zielvorgaben, und ständig drohen interne Ermittlungen gegen die Abteilung. Als die Fangquote erhöht wird und Janice immer seltener Erfolge vorzuweisen hat, geht sie volles Risiko - auch wenn sie befürchten muss, dass ein fieser Gangster, der noch eine Rechnung mit ihr offen hat, hinter ihr her ist.



Matt Burgess wuchs in Jackson Heights, Queens, auf und studierte am Dartmouth College und an der University of Minnesota. Er lebt in New York.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783518741948
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum24.10.2015
AuflageDeutsche Erstausgabe
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1701108
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel 1

Zwei schmutzgraue Tauben saßen gut fünfzehn Meter über der Roosevelt Avenue unterhalb der Hochbahngleise in einem Durcheinander aus Stahlträgern. Sie hockten nah beieinander, um warm zu bleiben. In der Nacht zuvor hatte ein später Wintersturm, der bisher schlimmste 2008, die Gehsteige in Weiß gehüllt und die Traufen der Hochbahn dick mit Schnee bepackt. Den Vögeln war es zu kalt zum Gurren. Sie pressten die Flügel fest an den Körper, mit von unbeugsamem Bürgerstolz geschwellter Brust, denn ganz anders als die Rotkehlchen, Zaunkönige, Falken und Weißkehlammern aus dem Hinterland waren die Tauben viel zu sehr Stadtbewohner, um auch nur darüber nachzudenken, im Winter Richtung Süden zu ziehen. Wo sollten sie auch hin? Myrtle Beach? West Virginia? Na klar. Viel Glück dabei, auf den Gehsteigen von Morgantown einen anständigen Bagel zu finden, den jemand weggeworfen hat.

Gut fünfzehn Meter unter ihnen auf der matschigen Roosevelt Avenue lehnte ein übergewichtiger Koreaner an einem der Stützpfeiler der Hochbahn. Reißverschlüsse zogen sich kreuz und quer über die Schultern, Ellbogen, Ärmel und die breite Brust seiner weißen Lederjacke. Der fettige Pony eines derart erbärmlichen Topfschnitts, dass er eigentlich nur ironisch gemeint sein konnte, ging ihm bis zu den Augenbrauen. Er spielte irgendein Spiel auf seinem Mobiltelefon. Oder schrieb womöglich bloß eine extralange Textnachricht. Das blaue Display tauchte sein Gesicht in einen schaurigen Schein, umgeben vom winterlichen, späten Licht der Rushhour.

Die Tauben spürten ein Kribbeln unter den gespreizten Krallen. Es wurde Zeit. Sie schwangen sich auf zum nächsten Dach, wo die stummeligen Arme der Satellitenantennen ihre platten Fäuste in die Luft reckten. Auch für den Koreaner wurde es Zeit. Als er die Tauben fortfliegen sah, drückte er sich vom Pfeiler ab und ging die paar Schritte zurück auf den Gehweg. Eine Minute später, vielleicht weniger: das Gepolter. Ein kleiner schwarzer Junge, der mit einem nagelneuen Handball dribbelte, hielt inne, um sich die Ohren zuzuhalten. In den nahe gelegenen, zu eng stehenden Wohnblöcken stellten alte Frauen Teetassen zurück auf Untertassen, und junge Frauen steckten die Kappen zurück auf ihre Eyeliner. Die Flyerverteiler auf der Avenue gönnten ihren Stimmbändern eine Pause. All die Mobiltelefonier-Marschierer schickten ihre Anrufer in die Warteschleife. Und endlich kreischte oben der Zug der Linie 7 in Richtung Flushing vorbei. Ein schwerer Schneebrocken - ein richtig fieser Nackenschocker - fiel davon losgetreten von der Traufe und landete mit einem Plopp an der Stelle, wo nur Augenblicke zuvor der Koreaner gestanden hatte. Nachdem der Zug sicher vorübergefahren war, kehrten der und die Tauben auf ihre Posten zurück.

Janice Itwaru ging auf den Koreaner zu. »Hey, yo«, sagte sie.

Er sah noch nicht mal von seinem Telefon auf.

Hoffte sie darauf, dass er Drogen dabeihatte, weil er dunkelhäutig war? Und falls dem so war, machte sie das zur Rassistin? Na ja, irgendwie schon, obwohl vielleicht weniger als die meisten, weil sie selbst dunkelhäutig war, Guyanerin, mit einer Mutter aus der Hauptstadt, Georgetown, und einem Arschloch von Vater, der in einem wesentlich kleineren Nest geboren und aufgewachsen war, das ausgerechnet Paradise hieß. Aber das nur am Rande, jetzt Folgendes, Rassismus mal beiseite, der eigentliche Grund, warum sie hoffte, dass der Typ Drogen dabeihatte, war der: Wenn ein normaler Bürger müde wurde, ging er nach Hause oder setzte sich an eine Bushaltestelle, wohingegen nur ein nach Stunden bezahlter Drogendealer, der nirgends hinkonnte, sich mit seiner teuren weißen Jacke gegen einen verpissten Dreckspfeiler lehnte. Leider schien sich dieser vermeintliche stundenweise bezahlte Drogendealer mehr für sein Telefon als für den zerknitterten 20-Dollar-Schein in ihrer Gesäßtasche zu interessieren. Aber, hey: keine vorschnellen Schlüsse. Vielleicht hatte seine Mutter ihm bloß eingebläut, nicht mit Fremden zu reden. Vielleicht war der letzte Mensch, dem er vertraut hatte, ein Friseur bei Supercuts gewesen, und schau sich einer an, was dabei herausgekommen war. Vielleicht - und das war unter Umständen am wahrscheinlichsten -, vielleicht hatte er, weil er sie hier noch nie gesehen hatte, auch einfach Angst, sie könnte womöglich ein Undercover-Cop sein. Schön. Kapiert. Falltüren gab es für diese Dealer reichlich. Auf ihrem Weg die Roosevelt entlang, angefangen im Woodside-Viertel in Queens, durch Jackson Heights und jetzt nach Corona hinein, hatten ihr heute sogar die Typen, die sie wiedererkannt hatten, geraten, sich selbst zu ficken, sich selbst zu vergewaltigen. Verglichen mit diesen Arschgesichtern kam der Koreaner rüber wie ein Prinz. Mit Launen konnte sie umgehen. Wenn es darum ging, einen Kauf anzubahnen, rückte sie jedem potenziellen Dealer zu Leibe, nah genug, um das Fast Food im Atem riechen zu können, aber sie wusste auch, wie man einen halben Schritt zurücktrat und dafür sorgte, dass die besonders Paranoiden von selbst zu einem rüberschlurften.

»Ist der Typ schon durchgerauscht?«, fragte sie. Sie wies mit dem Kinn auf die rot-gelbe Bodega auf der anderen Straßenseite. »Der Typ, der sonst immer hier steht?«

Sein Blick zuckte zu ihr hoch, kehrte dann wieder zum Telefon zurück. »No hablo inglés.«

Ein Koreaner, der Spanisch sprach? Klar, wieso nicht? Auf diesem Straßenabschnitt, der zu den ethnisch vielfältigsten der Welt gehörte, wo Läden für Saris sich an Verkaufswagen mit Momo-Teigtaschen pressten und die wiederum an Läden, die sowohl Kommunionkleider als auch mexikanische Wrestlingmasken verkauften, war Janice bereit, an jede Form interkulturellen Mischmaschs zu glauben. Noch mal: Kapiert. Weil sie wie alle ihre Arbeitskollegen süchtig nach der zuckrigen Fernsehschmonzette Rubí war, die auf Kanal 47 in Wiederholung rauf- und runterlief, sagte Janice: »Du weißt schon. Der Typ. El hombre siempre de la tienda.« Der, der immer hier steht.

»Nickt sprecke Spaniss«, sagte der Koreaner.

Empört, oder eher Empörung vortäuschend, schob sie den Gurt ihrer Handtasche auf ihrer Schulter zurecht und stürzte auf die Straße, ohne nach rechts und links zu schauen. Jemand in der Nähe schrie auf. Ein dunkelblaues illegales Taxi schlitterte durch den Matsch und kam nur Zentimeter vor Janice´ Hüfte zum Stehen. Sie hatte gewollt, dass es knapp würde, aber nicht so knapp. Ihre Fingerspitzen strichen über die warme Motorhaube, als streichle sie eine riesige, schnurrende Raubkatze. Im Wageninnern zitterte auf dem Armaturenbrett eine Muttergottes mit Schleudertrauma. Der Taxifahrer schien zu perplex, um zu hupen, aber alle anderen Autofahrer hoben in seinem Namen zu einem Hupkonzert an. Jetzt musste der Koreaner sie anschauen.

Sie lief durch den ins Stocken geratenen Verkehr auf die grellen Lichter der Bodega zu. Davor, wie cool war das denn, standen zwei Relikte eines früheren New York, als die Leute noch mit Kleingeld herumliefen statt mit Mobiltelefonen: ein münzbetriebenes, musizierendes, sich auf und ab bewegendes Ein-Mann-Fahrgeschäft, das bei Kindern eine halbe Minute lang für Ruhe und Faszination sorgte â in diesem Fall kein Fantasie-Einhorn oder fliegender Elefant, sondern ein wirklichkeitsnahes gelbes Taxi, wenn auch ohne Rücksitz; und gleich daneben ein Münztelefon, noch immer funktionsfähig, der Hörer glitschig vor Bazillen. Beide warteten darauf, benutzt zu werden. Die Schilder der Bodega warben - wie schon vor zehn, zwanzig, dreißig Jahren - für »LOTTOSCHEINE« und »KALTES BIER«, während ein handgeschriebener Zettel jüngeren Datums ein »HEILMITTEL GEGEN BETTWANZEN« versprach.

Falls die Überwachungskamera an war, sah man auf dem Monitor jetzt wahrscheinlich eine körnige, schwarz-weiße Janice, die die Gänge auf und ab lief. Sie überflog die Zeitungsschlagzeilen. »HIGH NOON« schrieb die Post. »Duell zwischen Hill & Obama« stand unter einem Bild der Präsidentschaftskandidaten mit Photoshop-Cowboyhüten. Die beiden sahen aus wie Arschlöcher, dachte Janice. Sie las die Nährstoffangaben auf einer Packung Hamburger Helper (mies). Verglich Red Bull mit zuckerfreiem Red Bull. Weil ihr die Füße wehtaten, weil sie fror und Durst hatte und ohnehin mindestens 50 Cent Kleingeld brauchte und weil sie theoretisch befugt war, während der Arbeitszeit drei alkoholische Getränke zu konsumieren, kaufte sie eine Maxidose Modelo Especial, zahlte aber nicht mit der 20-Dollar-Note in ihrer Gesäßtasche, sondern mit ihrem eigenen Geld, und trank das ganze Teil vor der Kasse stehend leer, während der nervöse pakistanische Bodega-Mann sie fortzugestikulieren versuchte.

Draußen auf dem Gehsteig rülpste sie. Verzeihung! Noch immer lehnte der Koreaner auf der anderen Straßenseite am Pfeiler, aber jetzt war sie es, die ihn keines Blickes würdigte, zumindest nicht direkt. Das Musik-Taxi hatte inzwischen einen Fahrer gefunden: einen kleinen Jungen, der mit beiden Händen am Steuer saß, als habe er Angst, einen Unfall zu verursachen. Sein Vater, oder zumindest der Mann, den Janice für seinen Vater hielt - ein Latino in den Zwanzigern, der die graue Nylonuniform und die billigen Kunstlederschuhe eines Pförtners oder Wachmanns trug -, stand daneben und quasselte in ein Handy. Er war nicht der Typ, von dem Janice gesprochen hatte, el hombre de la tienda, weil es den in Wirklichkeit nämlich gar nicht gab.

»Hey, wo geht´s nach Corona?«, fragte sie den Pförtner.

»Bitte?«, sagte er. Er schirmte das Telefon mit einer Hand ab, um eine wütende Frauenstimme zu dämpfen, die aus dem...
mehr