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Tod einer roten Heldin

Roman
BuchGebunden
464 Seiten
Deutsch
Zsolnay, Paulerschienen am10.03.20035. Aufl.
Oberinspektor Chen ermittelt in einem mysteriösen Mordfall: Das Opfer, Guan Hongying, war Leiterin einer Kosmetikabteilung und Modellarbeiterin - als Heldin der Arbeit ein politisches Vorbild. In ihrem Wäscheschrank findet Chen bürgerlich-dekadente Reizwäsche und ein Bündel erotischer Fotos. Keine Frage: ein brisanter Fall, der bis in die höchsten poitischen Kreise führt.Shanghai 1990, eine Stadt an der Schwelle zwischen Kommunismus und Kapitalismus: Qiu Xiaolongs spannender Kriminalroman führt den Leser mitten in das chinesische Alltagsleben - eine fesselnde Krimi-Sensation.mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR23,50
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextOberinspektor Chen ermittelt in einem mysteriösen Mordfall: Das Opfer, Guan Hongying, war Leiterin einer Kosmetikabteilung und Modellarbeiterin - als Heldin der Arbeit ein politisches Vorbild. In ihrem Wäscheschrank findet Chen bürgerlich-dekadente Reizwäsche und ein Bündel erotischer Fotos. Keine Frage: ein brisanter Fall, der bis in die höchsten poitischen Kreise führt.Shanghai 1990, eine Stadt an der Schwelle zwischen Kommunismus und Kapitalismus: Qiu Xiaolongs spannender Kriminalroman führt den Leser mitten in das chinesische Alltagsleben - eine fesselnde Krimi-Sensation.
Zusatztext"Ein spannender Einblick in das China an der Schwelle zwischen Kommunismus und Kapitalismus ... Oberinspektor Chen macht ebenso süchtig wie Commissario Brunetti." Christian von Zittwitz, Focus, 19.04.03

"Qiu Xiaolong entwirft ein Sittenbild des modernen China zwischen Partei und Kapitalismus. ... Oberinspektor Chen liebt Literatur und übersetzt englische Kriminalromane, und er verkörpert in sich all die Widersprüche, die aus dem Zusammenprall der östlichen und der westlichen Welt resultieren. ... Krimi als Zeitgeschichte." Ingeborg Sperl, Der Standard, 10.05.03

"Qiu Xiaolong malt in seinem Krimi ein sinnenfrohes Chinabild." Stern, 16.04.03

"Ein außergewöhnlicher Krimi-Held. ... Der erzählerische Sog dieses Romans geht nicht nur von der spannenden Story aus. Qiu gelingt es, den Moloch Shanghai mit facettenreichen Kontrasten einzufangen." Peter Münder, Spiegel Special, 01.03.03

"... enthält alles, was ein niveauvoller Schmöker braucht: einen sympathischen Kommissar mit sorgfältig charakterisierten Freunden und Feinden, einen packenden Fall, eine zart hineingetupfte Liebesgeschichte, ein faszinierendes Gesellschaftsporträt." Christina Rademacher, Salzburger Nachrichten, 12.04.03

"Unaufdringlich elegant. Im Mittelpunkt steht die Spurensuche und die Überführung des Täters. Nebenbei jedoch entsteht ein faszinierendes Porträt vom Leben in Shanghai." Der Spiegel, 07.06.03

"Ein schillerndes und packendes Bild von einer Gesellschaft in dramatischer Veränderung." Andrea Fischer, Der Tagesspiegel, 01.06.03

"Ein äußerst bemerkenswerter Kriminalroman: Er führt vor, wie die scheinbar starren Regeln des Genres vor einem anderen kulturellen Hintergrund plötzlich nicht mehr gelten." Tages-Anzeiger Zürich, 16.07.03

"Wer bislang glaubte, der Alltag im heutigen China ließe ihn kalt, wird sich während der Lektüre zunehmend dafür erwärmen, bis er schließlich glüht wie der Herd in einer Shanghaier Garküche. ... Qiu hat einen Kommissar erfunden, der mit seinen Vorlieben und Schwächen, seinen dienstlichen und privaten Problemen perfekt in die Riege unserer aktuellen europäischen Lieblingsschnüffler passt. ... Oberinspektor Chens erster Fall bleibt hoffentlich nicht der letzte." Kristina Maidt-Zinke, Süddeutsche Zeitung, 27.09.03

"Dieses Buch ist für einen Europäer ein eigentümlich fesselnder Lesestoff ... Genosse Oberinspektor Chen hat Charme - da darf Komissar Wallander ruhig ein wenig Platz machen für einen chinesischen Kollegen." Frankfurter Rundschau, 25.10.03

"Dieses Buch ist erstaunlich, es erzählt einerseits eine spannende Kriminalgeschichte und zeichnet andererseits ein faszinierendes Bild Chinas im Übergang vom Kommunismus zum Kapitalismus. ... Eine wunderbare und fesselnde Lektüre, für den westlichen Leser gleichzeitig eine Art Sozialgeschichte. Ein Buch, das einem eine fremde Welt näher bringt, so nahe, dass man sie mit allen Sinnen spüren kann." Kerstin Strecker, Die Welt, 23.08.03

"Alles, was ein guter Krimi braucht: eine unidentifizierte Leiche, ein sympathisch hilfloser Kommissar und ein Umfeld voller Fallen, Intrigen und Verschwörungen. Einzigartig wird das Buch durch den Umstand, dass hier ein mit allen literarischen Wassern gewaschener Autor über eine soziale Wirklichkeit schreibt, über die fast ausschließlich Gerüchte in Umlauf sind. ... Qiu Xiaolong fesselt uns westliche Zuschauer mit seiner Version der Geheimnisse von Shanghai. Es ist schier unmöglich, sich dem Sog von Chens Ermittlungen zu entziehen." Tobias Gohlis, Die Zeit, 16.04.03
Details
ISBN/GTIN978-3-552-05229-1
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
FormatPappband
ErscheinungsortWien
ErscheinungslandÖsterreich
Erscheinungsjahr2003
Erscheinungsdatum10.03.2003
Auflage5. Aufl.
Seiten464 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht616 g
Artikel-Nr.10530672
Rubriken

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Zum Glück war der Baili-Kanal genauso schön, wie Gao versprochen hatte. Er war zwar nicht breit, doch da es im letzten Monat heftig geregnet hatte, führte er genügend Wasser. Und Fische gab es hier auch reichlich, da das Wasser relativ sauber war. Sobald sie ihre Köder ausgeworfen hatten, spürten sie schon, wie die Fische bissen. Bald konnten sie die Leinen wieder einholen. Fische über Fische sprangen aus dem Wasser, landeten auf dem Boot, zuckten, schnappten nach Luft. »Sieh dir den mal an!« sagte Liu und deutete auf einen Fisch, der sich zu seinen Füßen wand. »Mehr als ein Pfund schwer!« »Phantastisch!« sagte Gao. »Du bringst uns heute Glück!« Gleich darauf zog auch Gao den Haken aus dem Maul eines Barsches, der sicher ein halbes Pfund wog. Erfreut warf er die Schnur mit einem geübten Schwung seines Handgelenks wieder aus. Er hatte sie noch nicht halb eingeholt, als es heftig ruckte. Die Angel bog sich, und ein riesiger Karpfen funkelte im Sonnenlicht. Sie kamen kaum zum Reden. Die Zeit lief rückwärts, während silberne Schuppen im goldenen Sonnenlicht tanzten. Zwanzig Minuten oder zwanzig Jahre ? die beiden fühlten sich in ihre Jugend zurückversetzt. Zwei Schüler, nebeneinander sitzend, redend, trinkend, angelnd, und die ganze Welt baumelte an ihren Angelschnüren. »Was bekommt man denn für ein Pfund Karauschen?« fragte Liu, der schon wieder einen stattlichen Fisch in der Hand hielt. »Für einen von dieser Größe?« »Mindestens dreißig Yuan, würde ich sagen.« »Ich habe hier gut vier Pfund, die sind also etwa hundert Yuan wert, stimmt?s?«, sagte Liu. »Wir sind jetzt erst eine Stunde hier, und ich habe schon mehr hereingeholt, als ich in einer Woche verdiene.« »Ist das dein Ernst?« fragte Gao und holte einen Sonnenfisch von seinem Haken. »Ein Atomingenieur mit deinem Ruf?« »Tja, ist aber so. Ich hätte lieber Fischer werden und südlich des Yangzi zum Angeln gehen sollen«, sagte Liu kopfschüttelnd. »In Qinghai bekommen wir oft monatelang keinen Fisch zu sehen.« Liu arbeitete seit zwanzig Jahren in dieser Wüstengegend. Einer alten Tradition folgend servierten die dort lebenden Bauern zum Frühlingsfest einen hölzernen Fisch, denn das chinesische Schriftzeichen für Fisch bedeutet auch Überfluß, also Glück für das kommende Jahr. Vielleicht vergaß man dort mit der Zeit, wie Fisch schmeckte, doch die Tradition war nicht in Vergessenheit geraten. »Das ist doch nicht zu fassen«, empörte sich Gao. »Der große Wissenschaftler, der Atombomben herstellt, verdient weniger als ein fliegender Händler mit seinen Tee-Eiern. Eine Schande!« »Das ist die Marktwirtschaft«, sagte Liu. »Das Land ändert sich, die Richtung stimmt, die Menschen haben ein besseres Leben.« »Aber es ist doch ungerecht, zumindest dir gegenüber.« »Na ja, eigentlich kann ich momentan nicht klagen. Das war vor einiger Zeit nicht so. Du kannst dir sicher denken, warum ich dir während der Kulturrevolution nicht geschrieben habe.« »Nein, warum denn nicht?« »Ich wurde als bürgerlicher Intellektueller kritisiert und ein Jahr lang eingesperrt. Nach meiner Freilassung galt ich noch immer als Rechtsabweichler, und da wollte ich nicht, daß ein Verdacht auf dich fällt.« »Das tut mir wirklich leid«, sagte Gao. »Aber du hättest mir trotzdem Bescheid geben sollen. Allerdings hätte ich mir das auch denken können, als meine Briefe immer wieder zurückkamen.« »Nun, das ist jetzt vorbei«, sagte Liu. »Jetzt sitzen wir hier und angeln nach unseren verlorenen Jahren.« »Das eine sage ich dir«, meinte Gao, der das Thema wechseln wollte, »wir haben inzwischen genug für eine hervorragende Fischsuppe.« »Eine wunderbare Suppe ? he, da ist ja noch so ein Prachtbursche!« Liu zog einen gut dreißig Zentimeter langen, zukkenden Flußbarsch aus dem Wasser. »Meine Frau ist keine Intellektuelle, aber sie kann eine ziemlich gute Fischsuppe kochen. Ein paar Scheiben Jinhua-Schinken, eine Prise Pfeffer, eine Handvoll Frühlingszwiebeln, und schon hast du eine phantastische Suppe.« »Ich freue mich schon darauf, sie kennenzulernen.« »Sie kennt dich bereits. Ich habe ihr oft das Foto von dir gezeigt.« »Ja, aber das ist zwanzig Jahre alt«, sagte Liu. »Wie soll sie mich heute noch aufgrund eines Hochschulfotos erkennen? Erinnerst du dich noch an He Zhizhangs berühmte Zeilen? Mein Dialekt ist noch derselbe, doch meine Haare sind ergraut.« »Meine auch«, sagte Gao. Es wurde Zeit, den Heimweg anzutreten. Gao ging wieder ans Steuer. Doch der Motor stotterte und knirschte. Er versuchte es mit voller Kraft, der Auspuff spuckte schwarzen Rauch aus, aber das Boot bewegte sich kein bißchen. Kapitän Gao kratzte sich am Kopf. Schließlich wandte er sich entschuldigend an seinen Freund. Er war ratlos. Der Kanal war zwar schmal, aber nicht seicht. Die Schiffsschraube war durch das Ruder geschützt. Sie konnte nicht auf Grund gelaufen sein. Vielleicht hatte sich etwas darin verwickelt, ein zerrissenes Fischernetz oder eine Schnur. Ersteres war allerdings eher unwahrscheinlich ? der Kanal war zu schmal für die Fischer, sie würden hier kaum ihre Netze auswerfen. Doch falls sich tatsächlich eine Schnur darin verfangen hatte, würde es schwierig sein, die Schraube wieder freizubekommen. Er stellte den Motor ab und sprang ans Ufer. Noch im- mer konnte er nichts Ungewöhnliches erkennen. Also begann er, mit einem langen Bambusstab in dem trüben Wasser herumzustochern. Den Stab hatte er von daheim mitgebracht, seine Frau pflegte daran auf dem Balkon die Wäsche aufzuhängen. Nach einigen Minuten stieß er unter dem Boot auf etwas. Es fühlte sich weich an und war ziemlich groß. Er zog Hemd und Hose aus und stieg ins Wasser. Problemlos bekam er das Ding zu fassen, doch es kostete ihn einige Mühe, es durchs Wasser ans Ufer zu ziehen. Es war ein großer schwarzer Plastiksack. Er war fest zugebunden. Vorsichtig knotete er die Schnur auf, beugte sich hinab und blickte hinein. »Verdammt!« fluchte er. »Was ist denn los?« »Sieh dir das an! Haare!« Liu beugte sich vor und schnappte ebenfalls nach Luft. Es waren die Haare einer toten, nackten Frau. Mit Lius Hilfe zog Gao die Leiche aus dem Sack und legte sie auf den Rücken. Sie hatte sicher noch nicht sehr lange im Wasser gelegen. Ihr Gesicht war zwar etwas aufgedunsen, aber es war noch deutlich zu erkennen, daß sie jung und hübsch gewesen war. In ihrem dichten schwarzen Haar hatte sich ein Strang grüner Binsen verfangen. Ihr Körper war gespenstisch weiß, die Brüste schlaff, die Hüften breit, das schwarze Schamhaar naß. Gao sprang zurück ins Boot, holte eine alte Decke und warf sie über die Leiche. Mehr fiel ihm momentan nicht ein. Schließlich brach er noch den Bambusstab entzwei. Es war zwar schade um ihn, aber er würde von nun an nur Unglück bringen. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, seinemehr

Autor

Qiu Xiaolong, 1953 in Shanghai geboren, Übersetzer, Lyriker und Kritiker. 1988 reiste er in die USA und kehrte nach dem Massaker am Tiananmen-Platz nicht nach China zurück. Seit 1994 lehrt er an der Washington University St. Louis chinesische Literatur und Sprache.