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Der Prophet des Staates

Theodor Herzl im kollektiven Gedächtnis Israels. Dissertationsschrift - Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
BuchKartoniert, Paperback
308 Seiten
Deutsch
Campus Verlagerschienen am12.09.2011
Theodor Herzl, der Begründer des politischen Zionismus, wurde bereits zu Lebzeiten zur Legende. Bis heute ist er eines der wichtigsten Symbole im kollektiven Gedächtnis Israels. Andrea Livnat schildert die Veränderungen und Umbrüche im Gedenken an Herzl, in denen sich die Geschichte Israels und seiner Gesellschaft widerspiegelt. Gerade in jüngster Zeit haben die Diskussionen um die zukünftige Ausrichtung Israels zu einer Rückbesinnung auf Herzl geführt, wobei er sowohl der Rechten als auch der Linken als Legitimations- und Argumentationsgrundlage dient.mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR42,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR38,99

Produkt

KlappentextTheodor Herzl, der Begründer des politischen Zionismus, wurde bereits zu Lebzeiten zur Legende. Bis heute ist er eines der wichtigsten Symbole im kollektiven Gedächtnis Israels. Andrea Livnat schildert die Veränderungen und Umbrüche im Gedenken an Herzl, in denen sich die Geschichte Israels und seiner Gesellschaft widerspiegelt. Gerade in jüngster Zeit haben die Diskussionen um die zukünftige Ausrichtung Israels zu einer Rückbesinnung auf Herzl geführt, wobei er sowohl der Rechten als auch der Linken als Legitimations- und Argumentationsgrundlage dient.
Details
ISBN/GTIN978-3-593-39486-2
ProduktartBuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum12.09.2011
Seiten308 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht380 g
Illustrationenca. 50 sw-Abb.
Artikel-Nr.10390973
Rubriken

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
InhaltI.Einleitung9II.Vorgeschichte: "Wir haben ein herrliches lebendiges Symbol begraben müssen"251.Die Legende Herzl entsteht292.Erinnerungen der Zeitgenossen353.Instrumentalisierung der Erinnerung innerhalb der Zionistischen Bewegung454.Revisionismus - "Herzl-Zionismus"565.Religion und Zionismus - Herzl als falscher Messias?616.Am Vorabend der Staatsgründung66III.Herzl im kollektiven Gedächtnis Israels701.Politische Gedenkrituale701.1Die Staatsgründung - Herzl, Chose ha-medina701.2Das Staatsbegräbnis am Herzl-Berg - Herzls letzte Ruhestätte als Erinnerungsort921.3Routiniertes Gedenken - Vom nationalen Anliegen zum Pflichttermin1131.4Herzl zwischen den Fronten: Der "jüdische Staat" oder der "Judenstaat"?1592.Kinder- und Jugenderziehung - Herzl, der Vater aller Kinder1902.1Herzl in Curricula und Lehrbüchern1962.2Herzl in der Kinder- und Jugendliteratur2223.Kulturelle Annäherung2273.1Herzl in der bildenden Kunst2283.2Herzl im Film2413.3Annäherungen in der Literatur und auf der Bühne2503.4Musikalische Huldigungen268IV.Ausblick278V.Quellen und Literatur288VI.Dank304VII.Glossar305mehr
Leseprobe
Unendlich große Trauer, tiefer Schmerz über den Verlust sowie Angst und Ungewissheit vor der Zukunft prägen die Nachrufe zu Theodor Herzls Tod. Der 3. Juli 1904 bedeutete für viele Juden mehr als nur Abschied von einem politischen Führer. "Kein Verlust innerhalb der Judenheit wäre imstande, eine so weithin hallende Totenklage zu wecken, wie der Heimgang Theodor Herzl's", urteilte die Redaktion der Zeitschrift Ost und West in einer ersten Stellungnahme. Herzl war im Laufe der neun Jahre seiner Aktivität für die zionistische Sache zu einer Legende geworden, zum Symbol der Erneuerung und der nationalen Unabhängigkeit, zum "König der Juden" und zur Reinkarnation eines biblischen Helden. Innerhalb kurzer Zeit war es Herzl gelungen, eine politische Bewegung aufzubauen, die eine Lösung der "Judenfrage" in scheinbar greifbare Nähe rückte, die Hoffnung für die verzweifelte Lage der Juden in Osteuropa versprach und die nun ohne ihren Anführer auskommen sollte. Theodor Herzl wurde 1860 in Budapest in eine akkulturierte Familie, die eine weltbürgerliche deutsche Kultur pflegte, geboren. Er besuchte die jüdische Grundschule, wechselte dann auf die städtische Realschule und das evangelische Gymnasium. Schon als Kind zeigte Herzl großes Interesse an Technologie und am Schreiben. 1878 starb Herzls ein Jahr ältere Schwester Pauline, die Familie siedelte daraufhin nach Wien über, wo Herzl, trotz der Absicht Schriftsteller zu werden, zunächst ein Jurastudium aufnahm. 1884 schloss Herzl sein Studium mit einer Promotion ab, verlegte sich jedoch bald ganz auf das Schreiben und verfasste eine Serie von Feuilletons, die ihm schließlich die Tür zu einer der bedeutendsten europäischen Tageszeitungen, der Neuen Freien Presse, öffneten. Herzl verfasste zudem zahlreiche Theaterstücke, von denen einige, wenn auch mit mäßigem Erfolg, auf die Bühne kamen. 1889 heiratete Herzl Julia Naschauer. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Pauline, Hans und Trude.1891 erhielt Herzl den begehrten Posten des Pariser Korrespondenten der Neuen Freie Presse. In Paris wurden die Dreyfus-Affäre und die Berichterstattung darüber zu einem der entscheidenden Momente, die aus dem assimilierten Wiener Salon-Juden einen Zionisten machten. 1893 war Herzl zu dem Schluss gelangt, dass man die Judenfrage nicht alleine mit Vernunft lösen könne, wie es etwa der "Verein zur Abwehr des Antisemitismus" versuchte, denn die Zeit habe bereits gezeigt, dass man dem Judenhass mit rationalen Argumenten nicht begegnen könne. In dieser frühen Phase erwog Herzl zunächst eine Massentaufe aller Juden vor der Stephanskirche in Wien. Er verwarf diese Idee jedoch schnell, da ihm klar war, dass dies dem Antisemitismus keinen Einhalt gebieten würde. Auch das Drama "Das neue Ghetto", das Herzl 1894 fertig stellte, spiegelt seine Erkenntnis wider, dass Assimilation und Konversion die Judenfrage nicht beheben können.Im Mai 1895 schrieb Herzl zunächst an den jüdischen Philanthropen Baron Maurice de Hirsch und stellte ihm bei einem persönlichen Treffen seine Ideen vor. Der Baron war von Herzls Plänen jedoch nicht beeindruckt. Herzl arbeitete seine Skizze für dieses Treffen und einen Brief, den er dem Baron im Anschluss gesandt hatte, schließlich weiter aus und vollendete im Juni 1895 seine programmatische Schrift, die unter dem Titel "Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage" am 14. Februar 1896 in Wien veröffentlicht wurde. "Der Gedanke, den ich in dieser Schrift ausführe, ist ein uralter. Es ist die Herstellung des Judenstaates", schreibt Herzl in der Vorrede. Angesichts der ständigen Bedrohung durch den Antisemitismus, trotz der Versuche, sich der Umgebung zu assimilieren, und aus der Überzeugung heraus, die Juden seien ein Volk, sah er die einzige Lösung der Judenfrage in der Gründung eines "Judenstaates". Herzl entwirft dabei detailliert die Pläne zu Aufbau, Masseneinwanderung, Finanzierung und Gemeinwesen dieses Staates. Dabei schlug er als mögliches Territorium Palästina oder Argentinien vor.Herzl begann sofort für seine Pläne zu werben und begab sich, auf der Suche nach Unterstützung für die zionistische Sache, auf die erste seiner zahllosen Reisen durch Europa. Im Juni 1896 fuhr er erstmals nach Konstantinopel. Im Juni 1897 gründete er die Wochenzeitung Die Welt als zionistisches Organ. Für die Zeitschrift opferte er über die Jahre hinweg sein gesamtes Privatvermögen.Für August 1897 hatte Herzl den Ersten Zionistenkongress einberufen, der das so genannte Baseler Programm verabschiedete, das "für das jüdische Volk die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina" forderte. Im Rückblick auf dieses Ereignis notierte Herzl die berühmt gewordenen Worte in sein Tagebuch: "Fasse ich den Baseler Kongreß in ein Wort zusammen - das ich mich hüten werde, öffentlich auszusprechen - so ist es dieses: in Basel habe ich den Judenstaat gegründet. Wenn ich das heute laut sagte, würde mir ein universales Gelächter antworten. Vielleicht in fünf Jahren, jedenfalls in fünfzig wird es jeder einsehen." Herzl versuchte nun unermüdlich auf diplomatischem Wege, die Sympathie der Herrscher Europas zu gewinnen. Bei einem kurzen Zusammentreffen mit dem deutschen Kaiser Wilhelm II. wurde ihm, eine Audienz während des Kaiserbesuchs in Palästina zugesagt. Herzl schiffte daraufhin gemeinsam mit einer kleinen zionistischen Delegation nach Palästina über, wo er die jüdischen Kolonien Mikwe Israel, Rischon le-Zion, Nes Ziona and Rechovot besuchte. In Mikwe Israel traf er auf den Kaiser und seine Entourage und erhielt schließlich am Stadtrand von Jerusalem eine Audienz, die jedoch für Herzl enttäuschend verlief. Auch seine politischen Bemühungen in Konstantinopel blieben erfolglos. Herzl wandte sich daraufhin an Großbritannien und traf zu Verhandlungen mit Joseph Chamberlain, dem britischen Kolonialminister, und anderen Politikern zusammen. Herzl erhielt von den Briten am Ende den Vorschlag einer jüdischen Autonomieregion im ost-afrikanischen Uganda.Das Jahr 1903 brachte die schwierige Situation der russischen Juden zum Eskalieren, das Pogrom von Kishinew schockierte die Juden in ganz Europa. Unter diesem Eindruck legte Herzl auf dem Sechsten Zionistenkongress den britischen Uganda-Plan vor. Uganda sollte dabei immer nur eine vorübergehende Lösung als Zufluchtsstätte für russische Juden sein, ein "Nachtasyl" wie Max Nordau es bezeichnete. Dennoch löste der Vorschlag große Kontroversen auf dem Kongress aus und führte fast zur Spaltung der Bewegung. Herzl konnte dies durch eine dramatische Rede verhindern. Der Uganda-Plan wurde schließlich ein Jahr nach Herzls Tod vom Kongress endgültig abgelehnt.Nach dem stürmischen Kongress von 1903 setzte Herzl seine diplomatischen Bemühungen fort, im Januar 1904 reiste er nach Italien, wo er König Vittorio Emanuele III. und Papst Pius X. traf. Im Mai zog sich Herzl aus Gesundheitsgründen für einige Wochen ins böhmische Franzensbad zurück. Bereits seit längerem hatte er Herzprobleme und musste immer wieder Kuraufenthalte wahrnehmen. Herzl starb schließlich am 3. Juli 1904 im Kurbad Edlach in Österreich an den Folgen einer Lungenentzündung, die sein angegriffenes Herz nicht überstand."Um nur ein Bild davon zu geben, wie tief und allgemein die Trauer war", erinnerte die Schriftstellerin Pauline Wengeroff 1912 daran, "dass in den ersten vier Monaten nach Herzls Tod vielfach Kinder seinen Vornamen erhielten. Bei einem solchen berit-milah war ich zugegen und sah, wie Männer und Frauen Tränen der tiefsten Rührung vergossen, denn es beseelte sie wohl der erhebende Gedanke: der Name bleibt erhalten!" Die Nachrufe und Grabreden wirken beschwörend, das jüdische Volk müsse nun zusammenstehen, um Herzls Idee zu verwirklichen: "Dann ist und bleibt Dr. Herzl für das jüdische Volk nicht tot und nicht begraben [...] und sein Andenken lebt unsterblich fort im Gedächtnis des jüdischen Volkes als der wahre Erlöser des jüdischen Volkes aus dessen zweitausendjähriger Judennot, als dessen wahrer Befreier in aller Ewigkeit."Was war passiert, dass in so kurzer Zeit eine mächtige Legende um Herzl entstanden war? Und wie ist es zu erklären, dass diese Legende fünfzig Jahre später, als der "Judenstaat" mit der Gründung Israels verwirklicht wurde, Herzl schließlich als "Propheten des Staates" verewigte? Der Mythos um Herzl spinnt einen Weg durch die Geschichte der Zionistischen Bewegung, von Herzls umjubelten Auftritten in einem englischen Arbeiterclub oder einem Bahnsteig von Sofia, über zahlreiche Gedenkfeiern am 20. Tamus, bis hin zu jenem gerahmten Portrait Herzls, unter dem Ben Gurion die Unabhängigkeit des Staates Israel proklamierte. Der Mythos entstand scheinbar natürlich, aus spontaner Begeisterung, aus der Macht der Geschichte hinter der Idee, aus der Faszination der Persönlichkeit, doch wurde er auch bewusst geformt und instrumentalisiert. Seinen Anfang hatte der Mythos letztlich bei Herzl selbst.mehr
Kritik
Ein jüdischer Jules Verne
Andrea Livnat hat einen grundständigen, durch leichtfüßigen Stil bestechenden Beitrag zur Erinnerungsforschung geleistet, indem sie eine Antwort darauf gibt, wie Herzls Legende in dem von ihm erträumten "Judenstaat" weiterlebt und der "Prophet des Staates" den Sprung aus dem Vergessen geschafft hat, während gleichzeitig das konkrete Wissen über die Person Herzls selbst deutlich abgenommen hat. (Die Welt, 14.01.2012)

Der Prophet des Staates
"Ein großartiges Werk. Eine Pflichtlektüre zum Verständnis des heutigen Israels." (Tribüne, 01.04.2012)
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