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Erinnern, vergessen, umdeuten?

Europäische Frauenbewegungen im 19. und 20. Jahrhundert - Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
BuchKartoniert, Paperback
406 Seiten
Deutsch
Campus Verlagerschienen am21.08.2019
Die erste Frauenbewegung leitete am Ende des 19. und im frühen 20. Jahrhundert erste wichtige Schritte zur Emanzipation und Gleichberechtigung in Europa ein. Ihre Ziele, Aktionen und Errungenschaften blieben allerdings nicht in der kulturellen Erinnerung verankert. Denn als sich die zweite Frauenbewegung in den 1970er Jahren auf den politischen Bühnen Gehör verschaffte, verstand sie sich weitgehend als neue Bewegung ohne Vorläufer. Die Beiträge dieses Bandes untersuchen die Bilder der eigenen Geschichte, die die europäischen Frauenbewegungen entwickelten oder vernachlässigten, und die Traditionsverluste, die durch die Diktaturen des 20. Jahrhunderts verursacht wurden.mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR50,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR45,99

Produkt

KlappentextDie erste Frauenbewegung leitete am Ende des 19. und im frühen 20. Jahrhundert erste wichtige Schritte zur Emanzipation und Gleichberechtigung in Europa ein. Ihre Ziele, Aktionen und Errungenschaften blieben allerdings nicht in der kulturellen Erinnerung verankert. Denn als sich die zweite Frauenbewegung in den 1970er Jahren auf den politischen Bühnen Gehör verschaffte, verstand sie sich weitgehend als neue Bewegung ohne Vorläufer. Die Beiträge dieses Bandes untersuchen die Bilder der eigenen Geschichte, die die europäischen Frauenbewegungen entwickelten oder vernachlässigten, und die Traditionsverluste, die durch die Diktaturen des 20. Jahrhunderts verursacht wurden.
ZusammenfassungDie erste Frauenbewegung leitete wichtige Schritte zur Emanzipation in Europa ein, blieb aber nicht in der kulturellen Erinnerung verankert. Denn als sich die zweite Frauenbewegung in den 1970er- Jahren Gehör verschaffte, verstand sie sich weitgehend als neue Bewegung ohne eigenen Vorläufer. Der Band untersucht die Bilder der Geschichte, die die Frauenbewegungen entwickelten oder vernachlässigten, und die Traditionsverluste, die durch die Diktaturen des 20. Jahrhunderts verursacht wurden.
Details
ISBN/GTIN978-3-593-51033-0
ProduktartBuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum21.08.2019
Reihen-Nr.73
Seiten406 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht515 g
Artikel-Nr.46036842
Rubriken

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
InhaltEinleitung: Die (fehlende) Historiographie zu den Frauenbewegungen in Europa 7Angelika Schaser/Sylvia SchrautAm Beginn der Bewegung: Strategien der Traditionsstiftung bei Louise Otto-Peters 22Susanne SchötzDie Schriftstellerin Lily Braun und die Frauen der Antike - Traditionsbildung von begrenzter Reichweite 54Beate Wagner-Hasel»Tremate, tremate, le streghe son tornate!« Zur Wirkmacht des Hexen-Narrativs in den europäischen Frauenbewegungen 70Rita VoltmerMacht/Lust - Übersetzung und fragmentierte Traditionsbildung als Strategien zur Mobilisierung eines radikalen Feminismus 95Johanna Gehmacher»[...] wichtig zur Orientierung der jüngeren Generation«. Erinnerungskultur nach 1945 im Münchner Verein für Fraueninteressen und Frauenarbeit 124Mirjam HöfnerVerlorene Erinnerung - Traditionsbrüche und fehlende Erinnerungsarbeit bei Damenverbindungen im Kaiserreich und in der Weimarer Republik 152Simone RuoffnerHelene Lange und Gertrud Bäumer als Historiographinnen der Frauenbewegung 170Angelika SchaserLagerbildungen, konfessionelle und regionale Brüche in der Traditionsstiftung der deutschen Frauenbewegung 198Sylvia SchrautDie Geschichte und Bedeutung von Frauen-/Lesbenarchiven und -bibliotheken für die Traditionsarbeit innerhalb der Frauenbewegungen 228Jessica Bock/Birgit KiupelWer sich wo und wie erinnern wollte? Die Neuen Frauenbewegungen und soziale Ungleichheit nach Klasse, »Rasse« und Migration 255Ilse LenzVergangenheit, Gefühl und Wahrheit. Strategien der Geschichtsschreibung über Frauenpolitik und Frauenbewegungen in Galizien an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert 284Dietlind HüchtkerFeminist Biography in Finland and Sweden around 1900: Creation of Bonds of Admiration and Gratitude 312Tiina KinnunenUnrecognized Transnationalism. A Counter History of the Early Italian Women's Movement 338Ruth NattermannTo Early to Memorize? The Feminist Movement in Spain: Forgetfulness and Disagreements 361Soraya Gahete MuñozWarum Frauenbewegungen erinnert werden oder auch nicht. Zum Zusammenspiel von Gedächtnisformen und Medienlogiken 376Susanne KinnebrockAutorinnen 403mehr
Leseprobe
Einleitung: Die (fehlende) Historiographie zu den Frauenbewegungen in EuropaAngelika Schaser/Sylvia SchrautDie Fragen, wie Geschichte überliefert wird, wer sie beschreibt und schreibt, die Entwicklung von historischen Narrativen und ihr Wandel beschäftigen die Geschichtswissenschaft in den zurückliegenden Jahrzehnten in zunehmendem Maße. Es sind Problemstellungen, mit denen sich die Frauen- und Geschlechtergeschichte als Gegenentwurf zur Mainstream-Geschichte seit ihrer Entfaltung in den 1970er/80er Jahren grundständig und grundlegend auseinandersetzen musste. Doch erst seit dem 21. Jahrhundert befasst sich die Frauenbewegungsgeschichtsschreibung auch mit den eigenen tradierten Narrativen zu ihrer Entstehungsgeschichte, mit Zuschreibungen von Bedeutung und Randständigkeit von historischen Flügeln der Bewegung. Lange Zeit sind insbesondere die Darstellungen zur Frauenbewegungsgeschichte aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert als Faktensammlungen genutzt und nicht auf ihre Struktur, Grundlagen und Erzählweisen hin befragt worden.Zwar ist verstärkt in den letzten Jahren eine Beschäftigung mit der bewegungseigenen Geschichtsschreibung zu beobachten, in der Diskussion über die alte Frauenbewegung in Europa lassen sich jedoch viele Forschungslücken aufzeigen. So wird zum Beispiel nach wie vor die Bedeutung von Religion und Konfession in ihrer Wirkungsmächtigkeit während des 19. Jahrhunderts marginalisiert. Noch immer fehlt es an Biografien von zeitgenössisch wichtigen Frauenrechtlerinnen, die in der frauenbewegten Mainstream-Geschichtsschreibung zur eigenen Bewegung vernachlässigt oder gar vergessen worden waren. Feststellbar ist beispielsweise auch noch immer die weitgehende Übernahme derjenigen geografischen Räume als Untersuchungsgegenstand, die die frühe Frauenbewegungsgeschichte bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts als zentral begriff. Es fällt auf, dass die alten, zum großen Teil von Gertrud Bäumer und Helene Lange entworfenen Narrative der Geschichtsschreibung zur deutschen Frauenbewegung seit mehr als 100 Jahren einfach wiederholt werden, was die Themensetzungen und die Hervorhebung einzelner Personen und einzelner Vereine betrifft, ohne dass geprüft wird, ob neue Forschungsergebnisse nicht zur Revision des solchermaßen konstruierten Geschichtsbildes beitragen müssten. Überdies fehlt es weitgehend an transnationalen Vergleichen. Nicht nur in Deutschland, aber hier wohl besonders, lässt sich spätestens mit dem Entstehen der neuen Frauenbewegung in den 1970er Jahren ein Traditionsbruch beobachten. Offenbar konnten oder wollten sich die neuen Frauenrechtlerinnen und Frauengeschichtsschreiberinnen nicht auf ihre alten Vorläuferinnen beziehen. Die zahlreichen Aktivitäten und die umfassende Publikationstätigkeit der deutschen Frauenbewegung vor 1933 und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg sind spät und nur sehr selektiv wahrgenommen worden. Hierfür dürften vielfältige Ursachen verantwortlich sein. So entstand die neue Frauenbewegung aus und in Abgrenzung zur Studentenbewegung. Die Feministinnen verpflichteten sich dezidiert auf neue Gesellschaftsentwürfe in Distanz einerseits von der vermuteten oder tatsächlichen nationalsozialistisch eingefärbten Weltanschauung der Elterngeneration, andererseits vom bürgerlichen Gesellschaftsentwurf. Diese Abgrenzung teilte die neue Frauenbewegung mit der Studentenbewegung. Und so muss es nicht wundern, dass erste Texte in den 1970er Jahren zur Geschichte der deutschen Frauenbewegung eine direkte Verbindung vom Dachverband der alten Frauenbewegung (BDF) und den großen Frauenvereinen hin zum Nationalsozialismus und der NS-Frauenschaft zogen. Der oberflächliche Blick auf das, was nun - das klassenbezogene, von der alten Frauenbewegung aber auch als Selbstdefinition genutzte Urteil Clara Zetkins aufgreifend, - als »bürgerliche Frauenbewegung« nicht mehr definiert, sondern diffamiert wurde, reichte soweit, dass Gertrud Bäumer, die 1933 aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums von den Nationalsozialisten aus ihrem Amt entlassen wurde, in einem Text zur Nationalsozialistin avancierte, da der Autorin wohl der Unterschied zwischen dem nationalsozialen Verein Friedrich Naumanns und der NSDAP nicht geläufig war: Renate Wiggershaus stellte in ihrem Buch allen Ernstes die »Nationalsozialistin Bäumer« unter der Überschrift »Aktive Nationalsozialistinnen« vor. Auch wenn inzwischen Historikerinnen davor warnen, Quellenbegriffe wie bürgerliche, radikale und gemäßigte Frauenbewegung nicht mit Analysebegriffen zu verwechseln, werden solche Unterteilungen immer wieder gerne weitgehend unreflektiert reproduziert. Zwar sind in den letzten drei Jahrzehnten viele innovative Studien zu einzelnen Teilbereichen der alten Frauenbewegung auf nationaler Ebene und erste wegweisende Studien zur transnationalen Verflechtung der europäischen Frauenbewegungen erschienen, zum Beispiel zum Abolitionismus, zur Entfaltung des Wohlfahrtsstaats als Projekt der Frauenbewegung oder zu einzelnen Protagonistinnen der Bewegung, so bleibt doch festzuhalten, dass in der Gesamtschau alte Narrative redundant am Leben erhalten werden. Fortgeschrieben wird beispielsweise der längst widerlegte Mythos von der »Rückständigkeit der deutschen Frauenbewegung«. Wenig hinterfragt bleiben einerseits die Marginalisierung der zeitgenössisch sich selbst als fortschrittlich begreifenden Frauenvereine seitens der BDF- und ADF-nahen Geschichtsschreiberinnen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Andererseits wurden die Zuschreibungen der neuen Frauenbewegung, die den radikalen und sozialistischen Frauenvereinen Modernität, den gemäßigten Vereinen Konservatismus zumindest implizit zuwiesen, großenteils übernommen. Aber auch die zeitgenössischen Urteile über die postulierte oder in Frage gestellte Zugehörigkeit von Frauenvereinen zur Frauenbewegung wurden und werden weiter tradiert und zementiert. Nach wie vor gilt es deshalb, die vielfältigen Aktivitäten und Verbindungen der Frauenbewegung(en) genauer zu untersuchen und dabei auch Veränderungen und Dynamiken in den Blick zu nehmen - eine Forderung, die Sylvia Paletschek und Bianka Pietrow-Ennker schon vor knapp 15 Jahren aufgestellt haben - und die Ergebnisse solcher Untersuchungen in die Geschichtsschreibung zu den europäischen Frauenbewegungen einzuspeisen.Zu fragen bleibt aber auch, warum die frühe bewegungseigene Geschichtsschreibung zumindest in Deutschland so aktiv betrieben wurde. Denn seit dem späten 19. Jahrhundert hat die Frauenbewegung viel Energie auf die Publikation von Frauen- und Frauenbewegungsgeschichte verwandt. Wie lässt sich das hohe Engagement frauenbewegter Autorinnen in Sachen eigener Geschichte erklären? Hier können Anleihen am intensiv debattierten und ausdifferenzierten Forschungsgebiet Erinnerungskultur hilfreich sein. Mit Gedächtnis und Erinnerung beschäftigen sich mehr oder weniger alle Kulturwissenschaften im interdisziplinären Verbund. Dabei sind Gedächtnis, kollektives, kommunikatives und kulturelles Gedächtnis, Tradition und Traditionsstiftung, Erinnerungskultur und -räume, Erinnerungspolitik und Vergessen keineswegs eindeutig definierte Begriffe. Sie werden von den jeweiligen Fachdisziplinen unterschiedlich genutzt. Hinter diesen Bezeichnungen verstecken sich eine Reihe kulturwissenschaftlicher Theorien, die sich jeweils auf ihre Weise mit der Frage auseinandersetzen, wie sich eine soziale Gemeinschaft an ihre Geschichte erinnert. Welche Funktionen eine öffentlich gepflegte Erinnerungskultur in einer Gesellschaft bzw. Erinnerungsgemeinschaft übernimmt, welche Formen des Erinnerns gepflegt werden oder welche Rolle Macht und gesellschaftliche Deutungshoheit für den Ein- oder Ausschluss aus dem kollektiven (Gruppen-)Gedächtnis spielen, lässt sich auch für die frühe bewegungseigene Frauengeschichtsschreibung überprüfen. Gemeinsam ist den heutigen Ansätzen, die in der frühen Gedächtnisforschung der 1920er Jahre wurzeln, der Blick auf die Konstruktivität von Erinnerungen. Betont wird aber auch ihr sinnstiftender und ihr Gemeinschaft konstituierender Charakter. Dass die Herstellung und Pflege des kulturellen Gedächtnisses eng verwoben ist mit gesellschaftlichen Prozessen der politischen Sinn- und Identitätsstiftung, hat das Interesse der allgemeinen Geschichtswissenschaft erregt und sollte auch das Interesse der Frauenbewegungsgeschichtsschreibung wecken. Denn nicht zuletzt wird über die Stiftung von Erinnerung die jeweilige Gegenwart an das als erinnernswert Gedeutete angebunden. Vor diesem Hintergrund können die Bemühungen um die bewegungseigene Geschichtsschreibung im 19. und frühen 20. Jahrhundert als eigenständiger Forschungsgegenstand betrachtet werden. So lässt sich etwa vermuten, dass die damaligen Sachverwalterinnen der Geschichte der eigenen Bewegung die Geschichtsschreibung auch zur Stärkung der eigenen bewegungs-internen und gesellschafspolitischen Gegenwartspositionen einzusetzen bemüht waren und sie der Bewegungszukunft eine Richtung geben wollten.Die hier vorgestellten Überlegungen lieferten die Leitideen für die Tagung, die die Herausgeberinnen im Frühjahr 2018 in Kooperation mit der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart im Tagungszentrum Hohenheim veranstalteten. Den Teilnehmerinnen der Konferenz wurde die Bearbeitung einer Reihe von Fragen vorgeschlagen, deren Berücksichtigung sich in den Beiträgen des Bandes widerspiegelt. So wurde danach gefragt, wie die untersuchten Autorinnen/Autoren das Wir, in dessen Namen sie sprachen, definierten. Gemeinsam ist vielen Beiträgen die Erkenntnis, dass das historische/zeitgenössische Wir dekonstruiert werden sollte. Nicht nur der jeweilige Flügel der Bewegungen oder die individuellen Positionen der Sprecherinnen sind differenziert zu analysieren. Wichtig erscheint auch die Berücksichtigung der jeweiligen nationalen Hintergründe und die spezifische Entwicklungsphase der Frauenbewegung, die die Autorinnen/Sprecherinnen repräsentierten. Bewegungen, und damit auch die Frauenbewegung, sind dynamische Gebilde. Sprechakte zum gleichen Thema, die nur wenige Jahre auseinanderliegen, können trotz ihrer zeitlichen Nähe auf gänzlich andere politische oder bewegungsinterne Entwicklungen Bezug nehmen. Auch den zeitgenössischen Sachverwalterinnen von Frauenpolitik und Frauengeschichte direkt oder indirekt zu unterstellen, dass ihre mündlichen oder schriftlichen Verlautbarungen frei von taktischem oder strategischen Überlegungen waren, führt zu einem Verzicht auf eine interessante Analyseebene.Weiter sollte ein besonderes Augenmerk auf die Medien gelegt werden, in denen die Geschichtsschreibung und Traditionsstiftung der Frauenbewegung betrieben wurden. Hier zeigt sich, dass das gesicherte Wissen über die Medien der Frauenbewegungsgeschichtsschreibung und Traditionsstiftung noch relativ gering ist. Es ist der Kommunikationswissenschaft zu verdanken, dass die bekannten W-Fragen der Geschichtswissenschaft nach dem wer, was, wann, wo, warum und wie inzwischen als ergänzungsbedürftig gelten durch die Fragen nach den Medien und deren Gesetzmäßigkeiten, in denen die zu untersuchenden Inhalte transportiert wurden. Erste einschlägige Untersuchungen zeigen, dass die Geschichtsschreibung und Traditionsstiftung der Frauenbewegungen nicht nur in bewegungsnahen Medien, Monographien und Zeitungen betrieben wurde, sondern auch in anderen Publikationsorganen der bürgerlichen Presse. Eine differenzierte Analyse der benutzten Medien bietet oder böte die Möglichkeit, Wechselverhältnisse zwischen politischen beziehungsweise weltanschaulichen Verortungen einerseits und Zugehörigkeiten zu spezifischen Frauenbewegungsflügeln andererseits näher in den Blick zu nehmen. So zeigt Susanne Kinnebrock in diesem Band, dass es nicht genügt, die eigene Bewegungsgeschichte nur zu dokumentieren. Um sich erfolgreich im kollektiven Gedächtnis zu verankern, müssen Medienlogiken mit ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten berücksichtigt werden. »Es braucht eine Person zum Personalisieren, einen Konflikt zum Dramatisieren, einen Bezug zum Hier und Jetzt und schließlich eine Orientierung an klassischen Erzählmustern oder Mythen, damit am Schluss eine verständliche Geschichte über die Vergangenheit entsteht.« Aber nicht nur die Zusammenarbeit mit der Kommunikationsgeschichte kann der Frauenbewegungsgeschichte neue Impulse geben. Auch die einschlägige literaturwissenschaftliche, pädagogische und sozialwissenschaftliche Forschung wird von der Frauenbewegungsgeschichte bislang nicht ausreichend rezipiert. Wünschenswert wären beispielsweise historische/literaturwissenschaftliche Forschungsprojekte zur Analyse von Romanen, die im Umkreis der alten und neuen Frauenbewegungen entstanden.mehr

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Autor

Angelika Schaser ist Professorin an der Universität Hamburg. Sylvia Schraut vertritt die Professur für deutsche und europäische Geschichte des 19. und 20. Jh. an der Universität der Bundeswehr, München. Petra Steymans- Kurz, Dr. phil., ist Fachbereichsleiterin an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart.