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Der Drachenflüsterer - Das Verlies der Stürme

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am21.03.2011
Im fernen Großtirdischen Reich herrscht der mächtige Orden der Drachenritter. Geblendet von Aberglauben und Machtgier, unterjochen die grausamen Ritter die Drachen und machen sich ihre Magie zunutze. Dies sind die Abenteuer des jungen Ben, der die Fähigkeit besitzt, den Drachen ihre Flügel wiederzugeben und ihnen so die Freiheit zu schenken. Doch dadurch macht er sich Feinde, die gefährlicher sind, als er es sich je träumen ließ ...

Boris Koch, Jahrgang 1973, wuchs auf dem Land südlich von Augsburg auf und studierte Alte Geschichte und Neuere Deutsche Literatur in München. Nach 15 Jahren in Berlin lebt er heute als freier Autor in Leipzig. Zu seinen Buchveröffentlichungen gehören »Die Drachenflüsterer-Saga«, die humorvolle Abenteuergeschichte »Das Kaninchenrennen« und der mit dem Hansjörg-Martin-Preis ausgezeichnete Jugendkrimi »Feuer im Blut«. Sein Roman »Vier Beutel Asche« wurde von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur als Jugendbuch des Monats April 2013 ausgezeichnet.
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Produkt

KlappentextIm fernen Großtirdischen Reich herrscht der mächtige Orden der Drachenritter. Geblendet von Aberglauben und Machtgier, unterjochen die grausamen Ritter die Drachen und machen sich ihre Magie zunutze. Dies sind die Abenteuer des jungen Ben, der die Fähigkeit besitzt, den Drachen ihre Flügel wiederzugeben und ihnen so die Freiheit zu schenken. Doch dadurch macht er sich Feinde, die gefährlicher sind, als er es sich je träumen ließ ...

Boris Koch, Jahrgang 1973, wuchs auf dem Land südlich von Augsburg auf und studierte Alte Geschichte und Neuere Deutsche Literatur in München. Nach 15 Jahren in Berlin lebt er heute als freier Autor in Leipzig. Zu seinen Buchveröffentlichungen gehören »Die Drachenflüsterer-Saga«, die humorvolle Abenteuergeschichte »Das Kaninchenrennen« und der mit dem Hansjörg-Martin-Preis ausgezeichnete Jugendkrimi »Feuer im Blut«. Sein Roman »Vier Beutel Asche« wurde von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur als Jugendbuch des Monats April 2013 ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641055110
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum21.03.2011
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3686 Kbytes
Artikel-Nr.1019570
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

GÜLDENES GESCHMEIDE

Du musst dich im Sprung nach links drehen, das hält die Seeungeheuer fern«, sagte Yanko.

»So ein Unsinn«, widersprach Ben sofort. »Das Wichtigste ist, dass man die Zehen spreizt. Auf keinen Fall zusammenkrallen, das lockt Seeungeheuer an wie ein fetter Wurm den Raubfisch.«

»Wer krallt denn schon die Zehen zusammen! Nur angstzitternde Bleichköpfe.«

»Schlafliedpfeifer.«

»Mäusemelker.«

»Nebenstraßenkriecher.«

»Flautenschlotterer.«

Die beiden Freunde standen auf einem nur zwei Hand breiten Sims mitten in einer hohen, senkrecht abfallenden Klippe und krallten die Finger in kleine Spalten. Ein gutes Dutzend Schritt in der Tiefe schwappte das leuchtend blaue Meer in sanften Wellen gegen den weißen Fels, über ihnen erstreckte sich die Klippe bestimmt weitere fünfzig oder sechzig Schritt. In den zahlreichen Rissen und Höhlungen nisteten hysterisch gackernde, weiß gefiederte Muschelelstern, brüteten ihre länglichen, grüngrau gesprenkelten Eier aus und ließen ab und zu hellen Kot in die Tiefe fallen.

»Bitte, nach dir«, sagte Yanko, der eben an der Schulter getroffen wurde, und nickte lächelnd hinab. »Mädchen zuerst.«

»Nein, nein, Säuglinge zuerst. Nach dir.« Ben erwiderte das Lächeln und dachte, dass es wirklich verdammt weit hinunter ging. Gestern waren sie nur halb so hoch geklettert. Eine leichte Brise pfiff an der Klippe entlang, brachte aber kaum Kühlung. Hier im Süden brannte die Sonne schon im Frühling unerbittlich heiß auf sie herab.

»Dämliche Drecksviecher, es langt!«, rief Yanko, der erneut von einer Ladung Muschelelsternkot getroffen wurde, diesmal auf den Kopf. Hastig wischte er sich mit der Hand durchs inzwischen lange dunkle Haar. Er hatte es wachsen lassen, während Ben seines weiterhin kurz schor, damit er nicht so aussah wie auf den Steckbriefen, und auch weil es Anula gefiel. Mit einem Triumphschrei sprang Yanko und drehte sich nach rechts, fluchte fürchterlich und ruderte mit den Armen, um die Richtung zu wechseln. Als wäre die Drehung nach links wirklich wichtig.

»Die Zehen!«, brüllte Ben ihm hinterher. Gerade hatte er dem Kerl doch noch gesagt, worauf es wirklich ankam, und jetzt machte er doch so ein Theater wegen der völlig unbedeutenden Drehung. »Pass auf die Zehen auf!«

Bevor Yanko reagieren konnte, schlug er mit zappelnden Gliedern auf dem Wasser auf und versank. Ben sah nur einen undeutlichen Schemen verschwinden, Gischt spritzte hoch, Wasser schwappte gegen die Bewegung der Wellen.

Yanko tauchte nicht wieder auf.

Ben stierte hinab, er konnte einfach nichts erkennen, immer neue Wellen rollten heran und die Zeit verrann. Er hoffte, dass Yanko nichts passiert war, dass er nicht auf einen Felsen geprallt oder von einem Ungeheuer geschnappt worden war.

Hoffentlich hatte Yanko noch rechtzeitig die Zehen gespreizt! Angst packte Ben, aber er konnte nicht springen und nachsehen; was, wenn Yanko genau in diesem Augenblick auftauchte? Er würde auf seinem Kopf landen und ihm den Hals brechen. Das wäre kaum hilfreich.

»Komm schon«, murmelte er und befürchtete jeden Moment, dass sich Blut auf den Wellen ausbreiten würde, aber ihr Schaum blieb weiß. Eine um die andere schlug gegen den Fels, angespannt begann Ben sie zu zählen. Eins, zwei, drei, vier ... Das konnte doch nicht sein!

Endlich tauchte Yanko auf. Er prustete, ruderte wild mit den Armen und lachte, während Ben vor Erleichterung seinen Namen schrie.

»Tauch so tief du kannst!«, brüllte Yanko. »So tief du kannst. Und dann achte auf den Fuß der Klippe!«

»Mach ich!«, rief Ben und warf einen kurzen Blick zur Bucht hinüber, wo die vier Drachen in der Sonne lümmelten und die Mädchen im Sand saßen. Nicas blondes Haar leuchtete in der Sonne, Anulas helle Haut glitzerte wie ein zugefrorener Weiher; diese Spuren vom eisigen Atem des weißen Drachen waren ihr geblieben, auch wenn seine lähmende Kälte sie längst verlassen hatte. Die beiden sahen nicht herüber. Typisch Mädchen. Nichts bekamen sie mit, aber nachher wollten sie alles erzählt bekommen.

Lächelnd sprang Ben und spreizte die Zehen so weit er konnte. So weit, dass er einen Krampf bekam und sie zusammenkrallte, direkt bevor er auf dem Wasser aufschlug.

Fluchend riss er den Mund auf und schluckte Salzwasser, worüber er erneut eine Schimpftirade loslassen wollte und wieder Salzwasser zwischen die Zähne bekam. Er spreizte die Zehen wieder, presste die Lippen fest aufeinander und ließ sich in die Tiefe sacken. Als er langsamer wurde, stieß er mit Kopf und Armen nach unten und schwamm mit kräftigen Zügen weiter hinunter. Das Wasser drückte gegen seine Ohren, während er die Augen weit aufriss.

Schon nach wenigen Schritt erreichte er den sandigen Grund. Dort sah er sich hastig um, sein Herz schlug heftig, er wollte atmen, aber ganz sicher kein weiteres Salzwasser schlucken. Rasch entdeckte er das, was Yanko gemeint haben musste: eine etwa türgroße Höhle, die in den Fels führte. Dunkel war es dort drin, Ben konnte nicht weit hineinblicken, doch er glaubte, weit hinten einen schwachen Schimmer zu erkennen.

Als er sich wieder nach oben wenden wollte, sah er etwas Flaches, Metallisches von der Größe seiner Hand auf der Schwelle der Höhle liegen und griff danach. Dann wirbelte er herum und stieß sich vom Grund ab. Die Brust wurde ihm zusammengepresst, er brauchte dringend Luft. Japsend durchbrach er die Wasseroberfläche.

»Und?« Yanko saß auf einer Art Sims unter einem Überhang am unteren Rand der Klippe und grinste ihn an.

»Höhle«, keuchte Ben, für ganze Sätze hatte er noch keine Luft. Er wedelte mit dem Metallstück vor Yanko hin und her. »Davor.«

»Was ist das?«

»Weiß nicht«, schnappte Ben, und ließ sich auf das Sims helfen. Langsam drehte er seinen Fund in den Händen und klopfte ihn gegen den Stein. Schlamm und Rost tropften herab. Ben kratzte mit den Fingernägeln weiter daran herum, legte drei kleine kreisrunde Löcher frei, entdeckte geschwungene Verzierungen und eine Kante, von der etwas abgebrochen sein musste.

»Das ist ein Beschlag«, sagte Yanko. »Vielleicht der einer Tür ...«

»Unsinn!« Ben schüttelte den Kopf. »Kein Mensch baut Türen unter Wasser. Die würden doch morsch werden und zerfallen.«

»Und nur der Beschlag übrig bleiben. Und was haben wir? Einen Beschlag, aber keine Tür.«

»Ach was! Der ist doch viel zu klein für eine Tür. Der ist höchstens von einer Truhe.«

Mit großen Augen starrten die beiden sich an.

»Eine Schatztruhe!«

»Genau! Von irgendeinem Handelsschiff, das im Sturm an der Klippe zerschellt ist.«

»Oder von einem Piratenschiff. Beladen mit unsagbaren Schätzen!«

Ben starrte seinen Freund an, schluckte und sagte mit belegter Stimme: »Ich hab da unten irgendetwas schimmern sehen.«

Yanko klappte der Kiefer nach unten. »Schimmern? Weißt du, was das heißt?«

»Ja. Wir sind reich!« Ben grinste. Er warf den alten Beschlag auf das Sims und rutschte unter dem Überhang hinaus, der ihnen Schutz vor dem sporadisch tropfenden Muschelelsternkot bot. Sie mussten wieder nach oben klettern, um ganz nach unten zu tauchen. »Piraten haben immer die allergrößten Diamanten. Abgesehen von Königen, versteht sich.«

»Kistenweise Gold und Geschmeide«, ergänzte Yanko und rutschte ihm hinterher.

»Ich werde Anula eine goldene, nein, güldene Kette bringen. Mit gleißenden Edelsteinen«, verkündete Ben feierlich und begann, die Klippe hinaufzukraxeln.

»Eine Kette?« Behände folgte Yanko ihm. »Eine Kette hat doch jedes Dienstmädchen, die Ketten kannst du meinetwegen alle haben. Nica bekommt von mir ein güldenes Diadem mit gleißenden, riesigen Edelsteinen.«

»Ach ja?« Ben kletterte schneller. Diesen unteren Teil waren sie schon mehrere Male hinaufgeklettert, er fand die passenden Ritzen und Vorsprünge inzwischen beinahe blind. »Dann nimm dir doch das erstbeste Diadem, das du findest. Anula kriegt dann eben eine kunstvoll geschmiedete Krone von mir.«

»Pah! Piraten haben keine Kronen«, knurrte Yanko und versuchte, Ben zu überholen. Wer zuerst oben war, konnte auch als Erster springen und sich die besten Schätze unter den Nagel reißen.

»Piraten rauben auch Prinzessinnen. Sie haben sehr wohl Kronen!«, keuchte Ben und zog sich weiter nach oben. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn.

»Ach so, eine Prinzessinnenkrone meinst du. So eine will ich gar nicht, die sind ganz klein«, sagte Yanko abschätzig, während er ein Stück zurückfiel.

Ben war immer der bessere Kletterer gewesen, daheim in Trollfurt war er häufiger in die Berge gegangen, hatte dort die Einsamkeit und Ruhe gesucht, wenn er mal wieder von allen als Sündenbock durch die Stadt gejagt worden war. Oder zum Vergnügen, wenn auch nicht zu seinem. Unter dem Gackern der Muschelelstern und dem Rauschen der Wellen stieg er auf das hohe Sims, von dem sie eben gesprungen waren, machte Yanko Platz und wartete. Es war besser, gemeinsam zu tauchen - so eine Truhe voller Schätze war bestimmt schwer, und Yanko hatte ja eben auf die Kronen verzichtet. Sein Herz schlug schnell, als er sich vorstellte, wie Anula auf ein solch prunkvolles Geschenk reagieren würde. Staunen würde sie, lachen, ihn umarmen, küssen und ... Er musste den Schatz einfach heben. Den schönsten Schmuck der Welt sollte sie bekommen.

Er blickte zu ihr hinüber, beobachtete, wie sie gemeinsam mit Nica am Ufer kauerte und irgendetwas aus dem Meer fischte. Wahrscheinlich Muscheln. Ben lächelte. Ja, Muscheln waren auch ganz hübsch, aber nichts im Vergleich zu einem Piratenschatz. Gar nichts.

»Kopfüber?«, fragte Yanko atemlos, der inzwischen neben ihm...

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Boris Koch, Jahrgang 1973, wuchs auf dem Land südlich von Augsburg auf und studierte Alte Geschichte und Neuere Deutsche Literatur in München. Nach 15 Jahren in Berlin lebt er heute als freier Autor in Leipzig. Zu seinen Buchveröffentlichungen gehören »Die Drachenflüsterer-Saga«, die humorvolle Abenteuergeschichte »Das Kaninchenrennen« und der mit dem Hansjörg-Martin-Preis ausgezeichnete Jugendkrimi »Feuer im Blut«. Sein Roman »Vier Beutel Asche« wurde von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur als Jugendbuch des Monats April 2013 ausgezeichnet.