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Jagd auf Roter Oktober

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
512 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am16.03.2012
Der höchste Politoffizier der russischen Marine erfährt, dass »Roter Oktober«, das modernste russische Raketen-U-Boot, in den Westen überzuwechseln droht. Innerhalb kürzester Zeit machen sich 30 Kriegsschiffe und 58 Jagd-U-Boote an die Verfolgung. Es beginnt ein atemberaubendes Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Großmächten.

Tom Clancy, der Meister des Technothrillers, stand seit seinem Erstling Jagd auf Roter Oktober mit all seinen Romanen an der Spitze der internationalen Bestsellerlisten. Er starb im Oktober 2013.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDer höchste Politoffizier der russischen Marine erfährt, dass »Roter Oktober«, das modernste russische Raketen-U-Boot, in den Westen überzuwechseln droht. Innerhalb kürzester Zeit machen sich 30 Kriegsschiffe und 58 Jagd-U-Boote an die Verfolgung. Es beginnt ein atemberaubendes Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Großmächten.

Tom Clancy, der Meister des Technothrillers, stand seit seinem Erstling Jagd auf Roter Oktober mit all seinen Romanen an der Spitze der internationalen Bestsellerlisten. Er starb im Oktober 2013.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641081348
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum16.03.2012
Reihen-Nr.4
Seiten512 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2130 Kbytes
Artikel-Nr.1084200
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Erster Tag
Freitag, 3. Dezember

Roter Oktober

Kapitän Ersten Ranges Marko Alexandrowitsch Ramius von der Sowjetmarine war entsprechend den arktischen Witterungsverhältnissen gekleidet, die bei dem U-Boot-Stützpunkt Polyarniji der Nordflotte normalerweise herrschten: Er steckte unter fünf Schichten Wolle und Ölzeug. Ein schmutziger Hafenschlepper bugsierte den Bug seines Unterseebootes nordwärts, in Richtung Kanal. Das Trockendock, in dem sein Roter Oktober zwei endlose Monate lang gelegen hatte, war nun ein gefluteter Betonkasten, einer der vielen, die eigens gebaut worden waren, um strategische Raketen-U-Boote vor den Elementen zu schützen. Am Dockrand sah eine Ansammlung von Matrosen und Werftarbeitern dem Auslaufen seines Bootes teilnahmslos zu.

»Langsam voraus, Kamarow«, befahl er. Der Schlepper glitt aus dem Weg, und Ramius warf einen Blick zum Heck, wo die beiden Bronzeschrauben das Wasser aufwühlten. Der Kapitän des Schleppers winkte. Ramius erwiderte den Gruß. Roter Oktober, ein Boot der Typhoon-Klasse, lief nun mit eigener Kraft auf den Hauptschifffahrtskanal des Kola-Fiords zu.

»Dort ist die Purga, Genosse Kapitän.« Gregorij Kamarow wies auf den Eisbrecher, der sie hinaus aufs offene Meer begleiten sollte. Ramius nickte. Die zweistündige Kanaldurchfahrt würde nicht seine Seemannschaft, wohl aber seine Geduld auf die Probe stellen. Ein kalter Nordwind wehte. Der Spätherbst war erstaunlich mild gewesen, es hatte kaum geschneit, aber vor einer Woche war ein großer Wintersturm über die Murmansk-Küste hinweggefegt und hatte Brocken vom Packeis gerissen. Der Eisbrecher war keine Formsache. Die Purga sollte Eisberge, die über Nacht in den Kanal getrieben sein konnten, beiseite schieben.

Das Wasser im Fjord war kabbelig, getrieben von der steifen Brise. Es begann nun, über den runden Bug von Oktober zu schwappen und rollte dann über das flache Raketendeck vor dem hohen schwarzen Turm. Auf der Oberfläche trieb Öl aus dem Bilgenwasser zahlloser Schiffe, das bei den niedrigen Temperaturen nicht verdunsten konnte und am Fjordufer einen schwarzen Rand bildete.

»Fahrt auf ein Drittel steigern«, sagte Ramius. Kamarow wiederholte den Befehl am Brückentelefon. Das Wasser wallte heftiger auf, als Roter Oktober sich hinter die Purga setzte. Kapitänleutnant Kamarow, der Navigationsoffizier, hatte bisher als Lotse für die großen Kriegsschiffe gedient, die beidseits des breiten Sunds stationiert waren. Die beiden Offiziere behielten den dreihundert Meter vor ihnen laufenden bewaffneten Eisbrecher scharf im Auge. Auf dem Achterdeck der Purga stampfte eine Hand voll Besatzungsmitglieder in der Kälte herum, die Zeuge der ersten Dienstfahrt von Roter Oktober werden wollten.

»Und so, Genosse Kapitän, stechen wir aufs Neue in See, um dem Vaterland zu dienen und es zu schützen!« Kapitän Zweiten Ranges Iwan Jurijewitsch Putin steckte den Kopf durch die Luke - wie üblich, ohne um Genehmigung gebeten zu haben - und kletterte unbeholfen wie eine Landratte die Leiter hinauf. In dem winzigen Ausguck war es auch ohne ihn schon eng genug. Putin war der Politoffizier des Schiffes.

»So ist´s, Iwan Jurijewitsch«, erwiderte Ramius mit gezwungener Heiterkeit. »Zwei Wochen auf See. Tut wohl, aus dem Dock rauszukommen. Ein Seemann gehört aufs Meer und nicht in den Hafen, wo Bürokraten und Arbeiter mit schmutzigen Stiefeln auf ihm herumtrampeln. Und warm bekommen wir´s auch.«

»Finden Sie es denn kalt?«, fragte Putin ungläubig.

Zum hundertsten Male sagte sich Ramius, dass Putin der perfekte Politoffizier war: Stimme zu laut, Humor zu gekünstelt. Nie ließ er einen vergessen, wer er war. Und als perfekter Politoffizier war er ein gefürchteter Mann.

»Ich fahre schon so lange auf U-Booten, mein Freund, dass ich mich an gemäßigte Temperaturen und ein ruhiges Deck unter den Füßen gewöhnt habe.« Putin merkte die versteckte Beleidigung nicht. Zu den U-Booten war er versetzt worden, nachdem seine Dienstzeit bei den Zerstörern wegen chronischer Seekrankheit ein verfrühtes Ende gefunden hatte - und vielleicht auch, weil ihn die Enge in den Booten, die andere Männer nur schwer ertragen konnten, nicht störte.

»Ah, Marko Alexandrowitsch, in Gorki blühen an einem Tag wie heute die Blumen!«

»Und was für Blumen wären das, Genosse Politoffizier?« Ramius suchte durchs Fernglas den Fjord ab. Jetzt, um die Mittagszeit, stand die Sonne nur knapp überm Südosthorizont und warf oranges Licht und lila Schatten auf die Fjordwände.

»Eisblumen natürlich«, versetzte Putin und lachte laut. »An einem Tag wie heute haben die Frauen und Kinder rosa Gesichter, und der Wodka schmeckt besonders gut. So schön ist´s nur in Gorki!«

Es war ungewöhnlich, dass ein Nichtrusse an Bord eines Schiffes der Roten Marine eine Funktion hatte oder es gar kommandierte. Markos Vater, Alexander Ramius, war ein Parteiheld gewesen, ein glühend überzeugter Kommunist, der Stalin treu gedient hatte. Als die Sowjets Litauen 1940 erstmals besetzten, hatte Ramius senior entscheidend beim Zusammentreiben von Abweichlern, Ladenbesitzern, Priestern und anderen, die dem neuen Regime im Wege standen, mitgewirkt. Alle wurden verschleppt und über ihr Schicksal kann heutzutage selbst Moskau nur Vermutungen anstellen. Ein Jahr später, nach dem deutschen Einfall, kämpfte Alexander heldenhaft als politischer Kommissar und zeichnete sich später bei der Schlacht um Leningrad aus. 1944 kehrte er mit dem Stoßkeil der Elften Gardearmee in seine Heimat zurück, um blutige Rache an tatsächlichen oder angeblichen Kollaborateuren zu nehmen. Alexander Ramius war ein Held der Sowjetunion gewesen  - und Marko schämte sich seiner. Die endlose Belagerung von Leningrad hatte die Gesundheit seiner Mutter ruiniert, sodass sie seine Geburt nicht überlebte. Marko wuchs bei seiner Großmutter in Litauen auf, während sein Vater im Zentralkomitee der Partei herumstolzierte und auf Beförderung und Versetzung nach Moskau wartete. Die bekam er auch und war Kandidat des Politbüros, als ein Herzschlag seiner Karriere ein Ende setzte.

Markos Scham hatte allerdings ihre Grenzen. Immerhin hatte die Berühmtheit seines Vaters ihm Gelegenheit gegeben, sein gegenwärtiges Ziel ins Auge zu fassen. Marko plante, persönlich an der Sowjetunion Rache zu nehmen; und zwar gründlich, um auch Vergeltung für jene Zahllosen zu üben, die vor seiner Geburt ermordet worden waren.

»Wo wir hinfahren, Iwan Jurijewitsch, wird´s noch kälter sein.«

Putin schlug seinem Kapitän auf die Schulter. War seine Freundschaft echt oder gespielt? Vermutlich echt, sagte sich Ramius; dieser laute Ochse schien doch ein paar menschliche Seiten zu haben.

»Wie kommt es eigentlich, Genosse Kapitän, dass es Sie immer so freut, in See zu stechen und die Heimat zurückzulassen?«

Ramius lächelte hinter seinem Fernglas. »Ein Seemann hat ein Vaterland, Iwan Jurijewitsch, aber zwei Frauen. Das werden Sie nie verstehen. Ich bin nun unterwegs zu meiner zweiten Frau, der kalten, herzlosen See, der meine Seele gehört.« Ramius schwieg. Sein Lächeln verschwand. »Sie ist jetzt meine einzige Frau.«

Putin blieb zur Abwechslung einmal still. Der Politoffizier war bei der Einäscherung gewesen und hatte echte Tränen geweint, als der Sarg ins Krematorium gerollt war. Für Putin war Natalia Bogdanowa Ramius´ Tod ein Trauerfall gewesen, der Akt eines gleichgültigen Gottes, dessen Existenz er ansonsten hartnäckig leugnete. Für Ramius war er ein Verbrechen gewesen, begangen vom Staat. Ein überflüssiges, monströses Verbrechen, das bestraft werden musste.

»Eis!«, meldete der Ausguck.

»Loses Packeis an Steuerbord, vielleicht vom Ostgletscher gekalbt. Passieren wir«, sagte Kamarow.

»Käpt´n!«, klang es metallisch aus dem Brückenlautsprecher. »Nachricht vom Flottenhauptquartier.«

»Bitte verlesen.«

»Übungsgebiet klar. Keine Feindschiffe in der Nähe. Entsprechend Order verfahren. Gezeichnet: Korow, Flottenkommandant.«

»Verstanden«, sagte Ramius. Es klickte im Lautsprecher. »Also keine Amerikanski in der Nähe?«

»Glauben Sie dem Flottenkommandanten nicht?«, fragte Putin.

»Ich hoffe, dass er sich nicht irrt«, erwiderte Ramius aufrichtiger, als seinem Politoffizier lieb war. »Vergessen Sie die Geheimdienstinformationen bei der Einsatzbesprechung nicht.«

Putin trat von einem Fuß auf den anderen. Vielleicht spürte er die Kälte.

»Es geht um die amerikanischen U-Boote der 688- oder Los-Angeles-Klasse. Wissen Sie noch, was einer ihrer Offiziere unserem Spion über sie erzählte? Sie können sich an einen Wal heranmachen und ihn vögeln, ehe er etwas merkt.« Der Kapitän grunzte erheitert. »Vor den Los-Angeles -Booten der Amerikaner und den Trafalgars der Briten müssen wir uns in Acht nehmen. Die sind eine Bedrohung.«

»Die Amerikaner mögen gute Ingenieure haben, Genosse Kapitän«, meinte Putin, »aber unsere Technologie ist besser.«

Ramius nickte versonnen. Politoffiziere sollten eigentlich etwas von den Schiffen verstehen, die sie überwachten, so wie es die Parteidoktrin vorschrieb.

»Wie ich bei der Politischen Hauptverwaltung sagte«, sprach Putin und schlug Ramius erneut auf die Schulter, »ist Roter Oktober in den besten Händen!«

Du Schwein! dachte der Kapitän, prahlst vor meinen Männern, dass du über meine Tauglichkeit befindest! Ein Mann, dem man kein Schlauchboot in der Flaute anvertrauen würde! Schade, dass du keine...

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