Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Das rote Haus

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am01.10.2012
1 Haus + 2 Familien = 100 Dramen
In den letzten 15 Jahren haben Angela und ihr Bruder Richard nur einen Nachmittag miteinander verbracht. Denn sie leben in unterschiedlichen Welten: er als erfolgreicher Radiologe in Edinburgh, sie als Lehrerin, die nicht nur ihre drei Kinder, sondern auch noch ihren Mann, einen Luftikus, ernähren muss. Doch jetzt, nach dem Tod ihrer Mutter, mietet Richard für eine Woche ein altes, rotes Herrenhaus in Herefordshire und lädt seine Schwester und deren Familie ein. Richard selbst kommt mit seiner zweiten Ehefrau und seiner Stieftochter Melissa, einer hübschen, selbstbewussten, permanent auf Flirt gepolten 15-Jährigen, die Angelas ältestem Sohn den Kopf verdreht. Und nicht nur ihm, sondern zur Verwirrung aller auch noch Angelas Tochter, die gerade erst zu einer religiösen Schwärmerin mutiert war.
Eine moderne Patchworkfamilie trifft auf eine Großfamilie traditionellen Stils, Generation Facebook steht den Rockopas gegenüber. Das Ergebnis: Allenthalben lauern Abgründe, schwelen komische und ernste Konflikte - bis ein lang zurückreichendes Trauma, das Angelas gesamtes Familienleben überschattet hat, endlich aufbricht.

Mark Haddon wurde 1962 in Northampton geboren, studierte am Merton College, Oxford, Literatur und lebt heute mit seiner Frau und seinen Kindern in Oxford. Für das Kinderprogramm der BBC hat Mark Haddon Drehbücher geschrieben, die ihm zweimal den begehrten BAFTA-Preis eintrugen. Mit dem Roman 'Supergute Tage' landete er auf Anhieb einen Weltbestseller und wurde in England mit dem renommierten Whitbread-Award ausgezeichnet. Auch sein zweiter Roman 'Der wunde Punkt' (2007) erschien im Blessing Verlag und war ein großer internationaler Erfolg.
mehr

Produkt

Klappentext1 Haus + 2 Familien = 100 Dramen
In den letzten 15 Jahren haben Angela und ihr Bruder Richard nur einen Nachmittag miteinander verbracht. Denn sie leben in unterschiedlichen Welten: er als erfolgreicher Radiologe in Edinburgh, sie als Lehrerin, die nicht nur ihre drei Kinder, sondern auch noch ihren Mann, einen Luftikus, ernähren muss. Doch jetzt, nach dem Tod ihrer Mutter, mietet Richard für eine Woche ein altes, rotes Herrenhaus in Herefordshire und lädt seine Schwester und deren Familie ein. Richard selbst kommt mit seiner zweiten Ehefrau und seiner Stieftochter Melissa, einer hübschen, selbstbewussten, permanent auf Flirt gepolten 15-Jährigen, die Angelas ältestem Sohn den Kopf verdreht. Und nicht nur ihm, sondern zur Verwirrung aller auch noch Angelas Tochter, die gerade erst zu einer religiösen Schwärmerin mutiert war.
Eine moderne Patchworkfamilie trifft auf eine Großfamilie traditionellen Stils, Generation Facebook steht den Rockopas gegenüber. Das Ergebnis: Allenthalben lauern Abgründe, schwelen komische und ernste Konflikte - bis ein lang zurückreichendes Trauma, das Angelas gesamtes Familienleben überschattet hat, endlich aufbricht.

Mark Haddon wurde 1962 in Northampton geboren, studierte am Merton College, Oxford, Literatur und lebt heute mit seiner Frau und seinen Kindern in Oxford. Für das Kinderprogramm der BBC hat Mark Haddon Drehbücher geschrieben, die ihm zweimal den begehrten BAFTA-Preis eintrugen. Mit dem Roman 'Supergute Tage' landete er auf Anhieb einen Weltbestseller und wurde in England mit dem renommierten Whitbread-Award ausgezeichnet. Auch sein zweiter Roman 'Der wunde Punkt' (2007) erschien im Blessing Verlag und war ein großer internationaler Erfolg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641086862
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum01.10.2012
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3067 Kbytes
Artikel-Nr.1205584
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kühltürme und Rieselfelder. Finstock, Charlbury, Ascott-under-Wychwood heißen die Orte. Siebzig Meilen pro Stunde, der Zug durchtrennt die Felder wie ein Reißverschluss. Neben der Flusswindung zwei pistolengraue Geraden. Aufblitzende Sonnenstrahlen auf beschlagenem Metall. Ein Hauch von Dampfbetrieb, noch heute. Hogwarts und Adlestrop. Die Nachtpost überquert die Grenze. Cheyenne jagen den Gebirgsgrat hinunter. Delta Blues aus dem Güterwagen. Irgendwo jene geheimen Weichen, die jederzeit umspringen können, um dich in die Welt uniformierter Gepäckjungen und Großtanten und eines Sommers am See abbiegen zu lassen.

Angela lehnte sich an das kalte Fenster und ließ sich von den Oberleitungen hypnotisieren, die von Strommast zu Strommast sanken und stiegen, wieder und wieder und wieder. Gewächshausanlagen wie silberne Matratzen, nicht entzifferbare Graffiti-Kurven auf einer Backsteinmauer. Vor sechs Wochen hatte sie ihre Mutter beerdigt. Ein bärtiger Mann im abgewetzten Anzug spielte Danny Boy auf einem nordenglischen Dudelsack. Alles ein wenig schräg, der Verband an der Hand des Vikars, die Frau, die ihrem davongewehten Hut zwischen den Grabsteinen nachjagte, der Hund, der niemandem gehörte. Sie hatte gedacht, dass ihre Mutter diese Welt schon vor langer Zeit verlassen hatte, dass die wöchentlichen Besuche bei ihr eher um Angela selbst willen stattfanden. Geschmortes Hammelfleisch. Klassik-Radio und ein Nachttopf aus hautfarbenem Plastik. Ihr Tod hätte eine Erleichterung sein sollen. Doch dann fiel die erste Schippe Erde auf den Sarg, eine Blase war in ihrer Brust hochgestiegen, und ihr war klar geworden, dass ihre Mutter ... was? Ein Grundpfeiler gewesen war? Ein Wellenbrecher?

Eine Woche nach der Beerdigung stand Dominic gerade am Waschbecken und putzte mit einer Flaschenbürste eine grüne Vase. Reste des viel zu früh gefallenen Schnees türmten sich noch neben dem Schuppen, und die Wäschespinne drehte sich im Wind. Angela kam herein und hielt das Telefon wie ein obskures Objekt in der Hand, das sie gerade auf dem Flurtisch gefunden hatte. Das war Richard.

Dominic stellte die Vase umgekehrt auf das Abtropfgestell. Und was wollte er?

Er hat uns angeboten, mit ihnen in die Ferien zu fahren.

Er trocknete sich die Hände ab. Redest du von deinem Bruder oder einem anderen Richard?

Ich rede tatsächlich von meinem Bruder.

Dominic wusste beim besten Willen nicht, was er dazu sagen sollte. In den letzten fünfzehn Jahren hatten Angela und Richard nicht mehr als einen Nachmittag miteinander verbracht und ihr Aufeinandertreffen bei der Beerdigung war allenfalls flüchtig gewesen.

An was für einen exotischen Ort will er uns denn entführen?

Er hat ein Haus an der walisischen Grenze gemietet. Bei Hay-on-Wye.

Ah, die feinen Sandstrände von Herefordshire. Er faltete das Trockentuch in der Mitte und hängte es über die Heizung.

Ich habe zugesagt.

Danke, dass du mich auch gefragt hast.

Angela hielt inne und sah ihn an. Richard weiß, dass wir uns keinen eigenen Urlaub leisten können. Ich habe dazu genauso wenig Lust wie du, aber ich hatte nicht gerade viele Alternativen, oder?

Dominic hob beschwichtigend die Hände. Schon gut. Sie hatten diesen Streit zu oft geführt. Also, auf nach Herefordshire.

Dominic klappte das pinke Cover der Landkarte nach oben und entfaltete die große Papierziehharmonika. Die Black Mountains. Schon als Junge hatte er Karten geliebt. Hier wohnen Monster. Das X markiert die Stelle, an der der Schatz vergraben ist. Der Kartenrand braun und mit einem Streichholz angekokelt, blitzende Nachrichten flackern aus dreieckigen Spiegelscherben von Gipfel zu Gipfel.

Er drehte den Kopf und sah Angela an. Kaum etwas erinnerte noch an das Mädchen in dem blauen, schulterfreien Sommerkleid in der Bar damals. Jetzt fand er sie abstoßend, ihre schlaffe Masse, die Venen in ihren Waden, fast schon eine Großmutter. Er träumte von ihrem überraschenden Tod, davon, all die Freiheiten wiederzuerlangen, die er vor zwanzig Jahren verloren hatte. Fünf Minuten später träumte er dasselbe noch einmal und erinnerte sich daran, wie wenig er mit diesen Freiheiten beim ersten Mal hatte anfangen können, und hörte wieder die quietschenden Straßenbahnräder und sah die Infusionsbeutel. All diese anderen Leben, die man niemals leben durfte.

Er blickte aus dem Fenster und sah ein Boot auf dem angrenzenden Kanal, irgend so ein bärtiger Schwachkopf am Ruder, mit Pfeife und einer Tasse Tee in der Hand. Ahoi, Matrose. Was für eine beknackte Art, seine Ferien zu verbringen, sich bei jedem Aufstehen den Kopf zu stoßen. Eine Woche auf einem Boot mit Richard. Kaum auszudenken. Gott sei Dank waren sie am Arsch der Welt. Wenn es ihm zu viel wurde, konnte er einfach einen Hügel hinauflaufen und den Himmel anschreien. Ehrlich gesagt, war es Angela, um die er sich Sorgen machte. Die ganze festverdrahtete Spannung unter Geschwistern. Kein Rückgaberecht nach Erstentzündung und so weiter.

Richards Haare, das war es. Jetzt, da er darüber nachdachte, wurde ihm klar, dass dort das Böse angesiedelt war, in diesem üppigen schwarzen Hahnenkamm, wie die Hauer von einem Walross, eine Warnung an alle Beta-Männchen. Oder wie eine unbekannte Lebensform, die ihre Saugrüssel in seinen Kopf gestoßen hatte und ihn als Wirt benutzte.

Gegenüber saßen die Kinder. Alex, siebzehn, las Main Force, einen Thriller von Andy McNab. Daisy, sechzehn, war in ein Buch vertieft, das den Titel Die Kunst des täglichen Gebets trug. Benjy, acht, hatte sich so gedreht, dass seine Füße nun auf der Kopfstütze lagen und sein Kopf über den Rand der Sitzbank hing, seine Augen waren geschlossen. Angela stieß ihn mit der Schuhspitze an die Schulter. Was um Himmels willen machst du da?

Ich sitze auf einem Pferd und köpfe Nazi-Zombies.

Sie sahen aus wie drei Kinder aus unterschiedlichen Familien: Alex, der Athlet, breite Schultern und großer Bizeps, der sich beinahe jedes Wochenende mit Kanu oder Mountainbike auf ins wilde blaue Jenseits machte, Benjy, eine Art kleiner, flüssiger Junge, der sich in jede beliebige Form gießen ließ, die eben gerade zur Hand war, und Daisy ... Angela fragte sich, ob ihrer Tochter im Laufe des letzten Jahres etwas ganz Schreckliches widerfahren war, etwas, das ihre arrogante Demut erklärte, diese Art, ganz demonstrativ nach nichts auszusehen.

Sie rauschten in einen Tunnel, und die Fenster dröhnten und klapperten. Einige Sekunden lang sah sie dort in der Dunkelheit eine übergewichtige Frau mittleren Alters schweben, bevor sie im plötzlichen Sonnenlicht und den Pappeln verschwand, sie war zurück in ihrem Körper, ihr Kleid kniff am Bauch und in ihrem Nacken bildeten sich Schweißperlen, dieser Zuggeruch, brennender Staub, heiße Bremsen, dumpfer Toilettengestank.

Carter stellte seinen Stiefel auf die Schulter des Mannes und drehte ihn um. Das konnte einfach nicht wahr sein. Er hatte Bunny O´Neil getötet. Vor zehn Jahren waren sie zusammen in den Cairngorms ausgebildet worden. Was hatte ein Ex-Hauptmann der SAS-Spezialeinheit der Britischen Armee in Afghanistan zu suchen, bewaffnet mit einem russischen Gewehr vom Schwarzmarkt, und warum wollte er den milliardenschweren Chef einer internationalen Baufirma ermorden?

Etwas weiter den Gang hinunter hatte sich der Kontrolleur neben einer Frau postiert, die so zerbrechlich wie ein Vogel aussah, mit langen grauen Haaren und einer Brille an einem roten Band. Also haben Sie den Zug ohne gültige Fahrkarte und ohne jedwede andere Zahlungsmöglichkeit bestiegen? Rasierter Kopf und ein verblasstes blaues Tattoo auf dem fleischigen Unterarm.

Angela wollte ihr eine Fahrkarte kaufen und sie vor diesem Rüpel bewahren.

Ihre winzigen, mit Altersflecken übersäten Hände versuchten, etwas Unsichtbares aus der Luft zu picken. Ich kann nicht ...

Holt Sie jemand in Hereford ab? Eine Sanftheit in der Stimme des Kontrolleurs, die sie beim ersten Mal nicht gehört hatte. Er berührte die Frau leicht am Arm, um ihre Aufmerksamkeit zu wecken. Ein Sohn vielleicht oder eine Tochter?

Die Frau griff wieder in die Luft. Ich bekomme es einfach nicht ...

Angela spürte ein Stechen im Augenwinkel und wandte sich ab.

Richard hatte vor sechs Monaten erneut geheiratet, eine Stieftochter bekam er gratis dazu. Angela war nicht zur Hochzeit gefahren. Edinburgh war zu weit entfernt, das Schuljahr ging zu Ende und sie waren nie wie Bruder und Schwester gewesen, sie waren einfach zwei Menschen, die alle paar Wochen kurz miteinander telefonierten, um den Verfall ihrer Mutter zu managen. Sie hatte Louisa und Melissa zum ersten Mal bei der Beerdigung getroffen. Die beiden sahen aus, als hätte man sie in irgendeinem exklusiven Katalog zu einem horrenden Preis bestellt, makellose Haut und passende schwarze Lederstiefel. Das Mädchen hatte Angela angestarrt und nicht weggesehen, als sich ihre Blicke trafen. Kastanienbraunes Haar, Ponyschnitt, und ein schwarzer Jeansrock, fast zu kurz für eine Beerdigung, aber eben nur fast. So viel Glanz und Arroganz mit sechzehn. Melissa inszeniert gerade ein Theaterstück in der Schule. Den Sommernachtstraum.

Louisa hatte etwas von einer Spielerfrau. Angela konnte sich nicht vorstellen, dass...


mehr
Kritik
"Mark Haddon beobachtet scharf und beschreibt so treffend, dass Erinnerungen an die eigene (Groß-)Familie wach werden."
mehr

Autor

Mark Haddon wurde 1962 in Northampton geboren, studierte am Merton College, Oxford, Literatur und lebt heute mit seiner Frau und seinen Kindern in Oxford. Für das Kinderprogramm der BBC hat Mark Haddon Drehbücher geschrieben, die ihm zweimal den begehrten BAFTA-Preis eintrugen. Mit dem Roman "Supergute Tage" landete er auf Anhieb einen Weltbestseller und wurde in England mit dem renommierten Whitbread-Award ausgezeichnet. Auch sein zweiter Roman "Der wunde Punkt" (2007) erschien im Blessing Verlag und war ein großer internationaler Erfolg.