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Tatiana und Alexander

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
704 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am28.02.2013
Während Major Alexander Belov vor einem Exekutionskommando steht, gelingt seiner schwangeren Frau Tatiana in letzter Sekunde die Flucht aus Leningrad. In Amerika versucht sie ein neues Leben für sich und ihr Kind aufzubauen. Doch Tatiana glaubt nicht an den Tod ihres Mannes.


Paullina Simons, geboren 1963 in Leningrad, emigrierte Anfang der siebziger Jahre mit ihrer Familie in die USA. Sie arbeitete in Rom und Dallas und war vier Jahre als Wirtschaftsjournalistin in London tätig, bevor sie sich als Fernsehproduzentin in New York niederließ. Mit den Romanen »Die Liebenden von Leningrad«, »Tatiana und Alexander« und »Land der Lupinen« sowie »Land der Freiheit« gelangen ihr internationale Bestseller. Paullina Simons lebt mit ihrer Familie in Brooklyn, New York.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWährend Major Alexander Belov vor einem Exekutionskommando steht, gelingt seiner schwangeren Frau Tatiana in letzter Sekunde die Flucht aus Leningrad. In Amerika versucht sie ein neues Leben für sich und ihr Kind aufzubauen. Doch Tatiana glaubt nicht an den Tod ihres Mannes.


Paullina Simons, geboren 1963 in Leningrad, emigrierte Anfang der siebziger Jahre mit ihrer Familie in die USA. Sie arbeitete in Rom und Dallas und war vier Jahre als Wirtschaftsjournalistin in London tätig, bevor sie sich als Fernsehproduzentin in New York niederließ. Mit den Romanen »Die Liebenden von Leningrad«, »Tatiana und Alexander« und »Land der Lupinen« sowie »Land der Freiheit« gelangen ihr internationale Bestseller. Paullina Simons lebt mit ihrer Familie in Brooklyn, New York.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641106560
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum28.02.2013
Reihen-Nr.2
Seiten704 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4294 Kbytes
Artikel-Nr.1245390
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog

Boston, Dezember 1930

Alexander Barrington stand vor dem Spiegel und rückte sein rotes Pfadfinder-Halstuch zurecht, konnte die Augen dabei aber nicht von seinem ungewöhnlich trübsinnig dreinblickenden Spiegelbild lassen. Seine Mundwinkel zeigten nach unten. Er fingerte an dem Halstuch herum, doch es wollte ihm einfach nicht gelingen, es ordentlich zu binden - und das ausgerechnet heute.

Er wandte sich vom Spiegel ab, sah sich in dem kleinen Zimmer um und seufzte. Es wirkte wenig anheimelnd: ein Holzboden, eine triste, bräunliche Tapete, ein Bett, ein Nachtschrank.

Aber das war ihm gleichgültig. Dies war ja nicht sein Zimmer - es war möbliert gemietet, und sämtliche Möbel gehörten der Vermieterin im Erdgeschoss. Sein richtiges Zimmer befand sich nicht in Boston, sondern in Barrington, und er hing mehr daran als an allen anderen Zimmern, in denen er seither gelebt hatte. Sechs Zimmer waren das gewesen, seit sein Vater das Haus vor zwei Jahren verkauft hatte und Alexander gezwungen gewesen war, Barrington und seine Kindheit zurückzulassen.

Jetzt verließen sie also auch dieses Zimmer. Aber das war ihm gleichgültig.

Doch es gab Dinge, die ihm weit weniger gleichgültig waren. Alexander schaute wieder in den Spiegel. Der Junge, der seinen Blick erwiderte, sah für seinen Geschmack viel zu grimmig drein. Er trat ganz nah an den Spiegel heran, presste das Gesicht an das Glas und atmete langsam aus.

»Und, Alexander?«, flüsterte er. »Was jetzt?«

Teddy, sein bester Freund, hielt es für die aufregendste Sache der Welt, dass Alexander das Land verlassen sollte. Doch Alexander konnte diese Ansicht beim besten Willen nicht teilen. Durch die halb geöffnete Tür hörte er seine Eltern streiten. Er beachtete sie nicht weiter. Sie stritten häufig in angespannten Situationen. Kurz darauf wurde die Tür ganz geöffnet, und Alexanders Vater, Harold Barrington, trat ein und sagte: »Bist du fertig, mein Sohn? Der Wagen wartet schon unten. Und deine Freunde warten auch und wollen sich von dir verabschieden. Teddy hat mich gefragt, ob ich ihn an deiner Stelle mitnehme.« Harold lächelte. »Ich habe ihm geantwortet, ich denke darüber nach. Was meinst du, Alexander? Möchtest du gern mit Teddy tauschen und bei seinen verrückten Eltern leben?«

»Das wäre eine nette Abwechslung, wo ich doch so normale Eltern habe.« Alexander musterte seinen Vater. Harold war mittelgroß und schlank. Sein auffälligstes Merkmal war das entschlossene Kinn in dem breiten, markanten Gesicht. Das hellbraune, leicht ergraute Haar war noch sehr dicht für seine achtundvierzig Jahre, und er hatte strahlende blaue Augen. Es gefiel Alexander, wenn sein Vater guter Laune war; seine Augen blickten dann nicht ganz so ernst wie sonst.

Seine Mutter, Jane Barrington, schob ihren Mann beiseite und trat ebenfalls ins Zimmer. Sie trug ihr bestes Seidenkleid und ein weißes Pillbox-Hütchen. »Lass den Jungen in Frieden, Harry«, sagte sie. »Du siehst doch, er versucht, adrett auszusehen. Der Wagen wird schon auf uns warten. Und Teddy und Belinda auch.« Sie strich ihr dichtes, dunkles Haar zurecht, das ihr, unter dem Hütchen hervor, bis auf die Schultern herabfiel. In ihrer Stimme klang der melodische und weiche italienische Akzent mit, den sie, trotz der siebzehn Jahre in den Vereinigten Staaten, immer noch besaß. Jetzt senkte sie die Stimme ein wenig. »Ich habe diese Belinda ja nie sonderlich gemocht.«

»Ich weiß, Mutter«, sagte Alexander. »Darum verlassen wir ja auch das Land, oder?« Er betrachtete seine Eltern im Spiegel, ohne sich umzudrehen. Äußerlich ähnelte er vor allem seiner Mutter, doch er hoffte, die Persönlichkeit seines Vaters geerbt zu haben. Sicher war er sich da nicht. Die Mutter amüsierte ihn, der Vater blieb ihm ein Rätsel. So war es schon immer gewesen. »Ich bin so weit, Vater«, sagte er.

Harold trat zu ihm und legte ihm einen Arm um die Schultern. »Und du hast gedacht, du würdest bei den Pfadfindern Abenteuer erleben. Jetzt beginnt dein größtes Abenteuer.«

»Ja«, erwiderte Alexander. Doch insgeheim dachte er: Die Pfadfinder waren mir durchaus genug. »Vater?«, fragte er, ohne den Blick von seinem Spiegelbild abzuwenden. »Wenn es nicht funktioniert ... wir können doch zurückkommen, oder? Wir können doch immer zurückkommen nach ...« Er hielt inne, damit sein Vater nicht hörte, wie seine Stimme zitterte. Schließlich holte er tief Luft und beendete den Satz: » ... nach Amerika?«

Harold antwortete nicht. Jane trat zu ihnen, und Alexander stand nun zwischen seinen Eltern. Seine Mutter war mit ihren flachen Absätzen ein Stückchen größer als sein Vater, der wiederum Alexander um einen guten halben Meter überragte. »Sag dem Jungen die Wahrheit, Harold. Er sollte Bescheid wissen. Sag es ihm. Er ist alt genug.«

»Nein, Alexander«, sagte Harold. »Wir kommen nicht mehr zurück. Wir werden von nun an immer in der Sowjetunion leben. Unser Platz ist nicht mehr in Amerika.«

Alexander wollte einwenden, dass sein Platz sehr wohl hier sei. Er war mit Teddy und Belinda befreundet, seit sie drei Jahre alt gewesen waren. Barrington war ein kleines Städtchen, die weißen Schindelbauten hatten schwarze Fensterläden, es gab drei Kirchen und eine kleine Hauptstraße, die sich über vier Blocks hinweg vom einen Ende der Stadt zum anderen zog. In den Wäldern um Barrington hatte Alexander eine glückliche Kindheit verlebt. Doch er wusste, sein Vater wollte davon nichts hören. Also schwieg er.

»Alexander, deine Mutter und ich sind ganz sicher, dass es für uns das Richtige ist. Zum ersten Mal in unserem Leben können wir Stellung beziehen und das tun, woran wir glauben. Jetzt werden wir nicht mehr nur von den Idealen des Kommunismus reden. Es ist viel zu einfach, nach Veränderung zu rufen, wenn man selbst ein behagliches Leben führt, meinst du nicht auch? Von nun an werden wir unsere Ideale leben. Dafür habe ich mein Leben lang gekämpft, das weißt du doch. Du hast mich doch erlebt, mich und deine Mutter.« Alexander nickte. Er hatte sie in der Tat erlebt. Er hatte erlebt, wie seine Eltern für ihre Ideale verhaftet worden waren. Er hatte seinen Vater im Gefängnis besucht, war in Barrington ausgegrenzt und in der Schule ausgelacht worden, hatte sich immer wieder für die Prinzipien seines Vaters prügeln müssen. Er hatte seine Mutter an der Seite seines Vaters gesehen, bei Straßenblockaden und Demonstrationen. Und er hatte an ihrer Seite gestanden. Sie waren zu dritt nach Washington gefahren, um vor dem Weißen Haus für den Kommunismus zu demonstrieren. Auch dort waren sie verhaftet worden, und der siebenjährige Alexander hatte eine Nacht in einer Jugendstrafanstalt verbracht. Aber immerhin war er der einzige Junge in Barrington, der das Weiße Haus gesehen hatte.

Er hatte geglaubt, all das wäre Opfer genug. Und später hatte er geglaubt, es wäre Opfer genug, mit der Familie zu brechen und das Haus aufzugeben, das seit acht Generationen der Sitz der Barringtons war. Er hatte geglaubt, es wäre Opfer genug, im lauten und staubigen Boston in einer winzigen Mietwohnung zu leben und die sozialistischen Lehren zu verbreiten.

Nun, offensichtlich war es nicht genug.

Der Plan, in die Sowjetunion auszuwandern, war eine Überraschung für Alexander gewesen, und beileibe keine freudige. Doch sein Vater glaubte, dass die Sowjetunion der Ort war, wo sie hingehörten, wo Alexander nicht mehr ausgelacht würde, wo man sie alle freudig empfangen und bewundern würde, statt sie zu meiden und zu verspotten. Ihr sinnloses Leben würde dort endlich einen Sinn erhalten. Im neuen Russland lag die Macht beim Arbeiter, der Arbeiter würde am Ende siegen. Der Glaube seines Vaters war stark genug für Alexander.

Seine Mutter drückte ihre rot geschminkten Lippen auf seine Stirn und hinterließ einen glänzenden Abdruck, den sie mehr schlecht als recht wegwischte. »Liebling, du weißt doch, dein Vater will, dass du das Richtige lernst, dass du mit der richtigen Überzeugung aufwächst.«

»Aber es geht doch gar nicht um mich, Mutter.« Alexander klang ein wenig bockig. »Ich bin doch nur ein Kind ...«

»Nein«, sagte Harold in unerbittlichem Ton. Seine Hand ruhte immer noch auf Alexanders Schulter. »Es geht nur um dich, Alexander. Jetzt bist du erst elf, aber bald wirst du ein erwachsener Mann sein. Und da du nur ein Leben hast, kannst du auch nur ein Mann werden. Ich bringe dich in die Sowjetunion, damit du der Mann wirst, der du sein sollst. Du, mein Sohn, bist mein einziges Vermächtnis an die Welt.« »Aber in Amerika gibt es auch viele große Männer, Vater«, wandte Alexander ein. »Herbert Hoover, Woodrow Wilson, Calvin Coolidge.«

»Ja, aber das sind keine guten Männer. Amerika bringt nur habgierige und selbstsüchtige Menschen hervor, stolze und rachsüchtige Menschen. Ich will nicht, dass du einer von ihnen wirst.«

»Alexander.« Seine Mutter drückte ihn an sich. »Wir möchten dir neue Möglichkeiten bieten, dich zu entwickeln, die du in Amerika einfach nicht hast.«

»Richtig«, bestätigte Harold. »Amerika verweichlicht seine Männer.«

Alexander machte sich von seinen Eltern los und trat einen Schritt zurück, ohne den Blick von seinem ernsten Spiegelbild zu wenden.

Er sah sich selbst unverwandt ins Gesicht und fragte sich dabei: Was für ein Mann werde ich wohl sein, wenn ich erwachsen bin?

Dann salutierte er vor seinem Vater und sagte: »Mach dir keine Sorgen, Vater. Du wirst schon noch stolz auf mich sein. Ich will nicht habgierig und selbstsüchtig werden, auch nicht stolz und rachsüchtig. Und ich werde der stärkste Mann werden, den es gibt. Ich bin so...


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Kritik
"Ihre Liebe ist bedingungslos und soll ein Leben lang dauern. Danach sehnen wir uns doch alle."mehr

Autor

Paullina Simons, geboren 1963 in Leningrad, emigrierte Anfang der siebziger Jahre mit ihrer Familie in die USA. Sie arbeitete in Rom und Dallas und war vier Jahre als Wirtschaftsjournalistin in London tätig, bevor sie sich als Fernsehproduzentin in New York niederließ. Mit den Romanen »Die Liebenden von Leningrad«, »Tatiana und Alexander« und »Land der Lupinen« sowie »Land der Freiheit« gelangen ihr internationale Bestseller. Paullina Simons lebt mit ihrer Familie in Brooklyn, New York.