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Das Jahr des Erwachens

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am03.09.2018
Das sexuelle Erwachen einer jungen Frau in den amerikanischen Südstaaten der 1930er Jahren
North Carolina in den 1930er Jahren, der Zeit der Weltwirtschaftskrise: Theodora Atwell ist fünfzehn Jahre alt, als sie in das Yonahlossee Riding Camp, ein Pensionat für höhere Töchter aus dem amerikanischen Süden, geschickt wird, weil ihre Eltern sie für einen Unglücksfall in der Familie verantwortlich machen. Das Internatsuniversum mit seinen strikten Regeln und den Ritualen der Mädchen, die sich durch Reichtum, Schönheit und Reitkünste definieren, steht in krassem Gegensatz zu der freien Kindheit, die Thea zu Hause in Florida erlebt hat. Doch anstatt dass Theas Temperament gebändigt wird, bricht die Natur sich ihre Bahn, und ein Skandal droht, als sie sich auf eine riskante Affäre einlässt.

A. Beatrice DiSclafani, 34 Jahre alt, wuchs in Florida auf. Sie studierte an der Emory University und machte ihren Master an der Washington University, wo sie heute Creative Writing lehrt. Sie lebt in St. Louis. Ihr Debütroman, 'The Yonalossee Riding Camp for Girls' (2012) war ein New-York-Times-Bestseller und wurde von der Kritik hoch gelobt. Seither wird sie in den USA als neue, junge Erzählstimme gehandelt. 'Nach der Party' ist ihr zweiter Roman, der Presse und Publikum begeisterte.
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Produkt

KlappentextDas sexuelle Erwachen einer jungen Frau in den amerikanischen Südstaaten der 1930er Jahren
North Carolina in den 1930er Jahren, der Zeit der Weltwirtschaftskrise: Theodora Atwell ist fünfzehn Jahre alt, als sie in das Yonahlossee Riding Camp, ein Pensionat für höhere Töchter aus dem amerikanischen Süden, geschickt wird, weil ihre Eltern sie für einen Unglücksfall in der Familie verantwortlich machen. Das Internatsuniversum mit seinen strikten Regeln und den Ritualen der Mädchen, die sich durch Reichtum, Schönheit und Reitkünste definieren, steht in krassem Gegensatz zu der freien Kindheit, die Thea zu Hause in Florida erlebt hat. Doch anstatt dass Theas Temperament gebändigt wird, bricht die Natur sich ihre Bahn, und ein Skandal droht, als sie sich auf eine riskante Affäre einlässt.

A. Beatrice DiSclafani, 34 Jahre alt, wuchs in Florida auf. Sie studierte an der Emory University und machte ihren Master an der Washington University, wo sie heute Creative Writing lehrt. Sie lebt in St. Louis. Ihr Debütroman, 'The Yonalossee Riding Camp for Girls' (2012) war ein New-York-Times-Bestseller und wurde von der Kritik hoch gelobt. Seither wird sie in den USA als neue, junge Erzählstimme gehandelt. 'Nach der Party' ist ihr zweiter Roman, der Presse und Publikum begeisterte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641194109
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum03.09.2018
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1599 Kbytes
Artikel-Nr.3400397
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1

Ich war fünfzehn, als mich meine Eltern ins Yonahlossee Riding Camp for Girls schickten. Es lag versteckt in den Blue Ridge Mountains in Blowing Rock in North Carolina. Die Einfahrt war leicht zu übersehen, man musste schon ganz genau schauen. Viermal fuhr mein Vater vorbei, bis ich ihm schließlich ein Zeichen gab, dass wir angekommen waren.

Vater brachte mich von Florida nach North Carolina: Meine Eltern trauten mir nicht und ließen mich deshalb nicht allein mit dem Zug fahren.

Am letzten Tag unserer Reise erreichten wir die höheren Bergregionen, wodurch sich die Fahrt merklich verlangsamte. Die schmale, überwucherte Straße sah unfertig aus und wand sich in engen Kurven in die Höhe.

Während des Fahrens sprach mein Vater kaum; er meinte, der Fahrer müsse sich immer auf die vor ihm liegende Straße konzentrieren. Erst vor fünf Jahren, 1925, hatte er sein erstes Auto, einen Chrysler Roadster gekauft, weshalb ein Auto für ihn noch etwas Neues und Ungewohntes war. Am ersten Abend übernachteten wir in Atlanta, und nachdem wir unser Hotelzimmer bezogen hatten, sagte mir Vater, ich solle mich hübsch anziehen. Ich zog mein lavendelfarbenes Seidenkleid mit der tiefen Taille und den Rosetten an. Dazu trug ich die Nerzstola meiner Mutter, die ich mitgenommen hatte, obwohl sie es mir ausdrücklich verboten hatte. Als Kind durfte ich die Stola zu besonderen Anlässen - das Essen am Weihnachtsabend, das Osterfrühstück - tragen, und mittlerweile betrachtete ich sie als mein Eigentum. Jetzt jedoch, nachdem ich sie mir selbst umgelegt hatte, empfand ich sie als viel zu elegant, eine Last. In dem Kleid fühlte ich mich zu jung, was allerdings nicht an dem Kleid lag, sondern an meinem Körper. Ich hatte noch nicht lange einen Busen, und er war empfindlich, deshalb hielt ich mich verschämt wie ein unreifes Mädchen. Mein Vater sah in seinem grauen Nadelstreifenanzug kaum anders aus als sonst, nur dass er ein lindgrünes Taschentuch in seine Brusttasche gesteckt hatte. Nicht das grelle moderne Lindgrün. Solche Farben gab es damals noch nicht. Nein, ich meine das zart leuchtende Grün der echten Linde.

Am Eingang des Restaurants hakte ich mich bei ihm unter, wie es meine Mutter sonst machte, und er sah mich erstaunt an. Ich lächelte und unterdrückte die Tränen. Nach wie vor hegte ich die Hoffnung, dass Vater mich nicht in North Carolina lassen würde, dass er einen anderen Plan hatte. Meine Augen waren von zwei tränenreichen Wochen geschwollen, und ich wusste, dass es meinen Vater schmerzte, mich weinen zu sehen.

Das Land befand sich mitten in der Großen Depression, allerdings spürte meine Familie noch nichts davon. Mein Vater war Arzt, und für ihre Gesundheit zahlten die Leute immer. Abgesehen davon gab es ein Familienvermögen, auf das meine Eltern irgendwann zurückgreifen könnten. Aber erst nachdem die Patienten meines Vaters so arm geworden waren, dass sie ihn nicht einmal mehr mit Gartenfrüchten bezahlen konnten. Das alles wurde mir klar, als ich von Yonahlossee zurückkehrte. Als ich ging, hatte die Wirtschaftskrise für mich etwas anderes bedeutet.

Ich wagte mich nur selten weiter von zu Hause weg. Wir lebten in einer winzigen Stadt im Hinterland von Florida, die nach einem toten Indianerhäuptling benannt war. Im Sommer war es dort unerträglich heiß - damals gab es noch keine Klimaanlagen - und im Winter kühl und schön. Die Winter waren wunderbar und entschädigten für die Sommer. Unsere Nachbarn sahen wir kaum, aber ich hatte alles, was ich brauchte: Wir hatten tausend Morgen Land, und gelegentlich ritt ich morgens, mit einem Lunchpaket versehen, auf meinem Pony Sasi los und kehrte erst bei Sonnenuntergang zum Abendessen zurück, ohne dass ich den Tag über auch nur einer Menschenseele begegnet wäre.

Und dann dachte ich an Sam, meinen Zwillingsbruder. Vor allem hatte ich ihn.

Mein Vater und ich aßen im Hotelrestaurant Filet Mignon und gebratene Rüben. Das Dekor bestand in erster Linie aus den fast deckenhohen Panoramafenstern. Als ich einen Blick auf die ruhige Straße werfen wollte, sah ich mein verschwommenes Spiegelbild, lavendelfarben und verlegen. Wir waren die einzigen Gäste, und mein Vater machte zweimal eine lobende Bemerkung zu meinem Kleid.

»Du siehst bezaubernd aus, Thea.«

Thea war die Abkürzung von Theodora, ein in unserer Familie gebräuchlicher Name. Angeblich hatte ihn Sam zu Thea abgekürzt, als wir zwei Jahre alt waren. Die Rüben schmeckten muffig und waren holzig. Ich vermied es, während des Essens daran zu denken, was mein Bruder gerade machte.

Mein Vater sagte noch einmal, dass ich im Camp außer sonntags jeden Tag reiten würde. Ich dankte ihm. Ich hatte Sasi in Florida zurückgelassen, aber ich war inzwischen ohnehin zu groß für ihn. Beim Traben stieß ich an seine Ellbogen. In diesem Moment tat mir der Gedanke an mein hübsches Pony fürchterlich weh. Mutter sagte immer, dass sein Fell besonders schön sei, gleichmäßig schwarz und weiß gefleckt. Ich dachte an seine Augen, eines blau, eines braun, was bei Pferden nichts Ungewöhnliches war: Bei weißem Fell um das Auge war es blau, bei schwarzem Fell braun.

Unsere Mahlzeit, die letzte gemeinsame für ein Jahr, verlief weitgehend schweigend. Noch nie hatte ich mit meinem Vater allein gegessen. Mit meiner Mutter schon, mehrmals, und natürlich auch mit Sam. Ich wusste nicht, was ich mit meinem Vater reden sollte. Bei all dem Aufruhr zu Hause hatte ich Angst, überhaupt etwas zu sagen.

»Sobald Gras über die Sache gewachsen ist«, sagte mein Vater bei Kaffee und Crème brûlée, »kommst du wieder heim«, und jetzt war ich es, die über das Verhalten meines Vaters erstaunt war. Schnell nippte ich an meinem Kaffee und verbrannte mir den Mund. Zu Hause durfte ich nur ein Schlückchen aus der Tasse meiner Mutter nehmen. Mein Vater sprach selten von unschönen Dingen, egal, ob sie uns persönlich betrafen oder nicht. Vielleicht wusste ich deswegen so wenig von der Wirtschaftskrise.

Er lächelte mich an, sein kleines, freundliches Lächeln, und ich spürte, wie meine Augen zu brennen begannen. Wenn meine Mutter lächelte, sah man alle ihre Zähne; ihr ganzes Gesicht lag dann offen. Aber nach dem Lächeln meines Vaters musste man suchen. In diesem Moment bedeutete sein Lächeln, dass er mich noch liebte, trotz allem, was ich getan hatte. Ich wollte, dass er sagte, alles käme wieder in Ordnung. Aber mein Vater war kein Lügner. Es käme nicht alles wieder in Ordnung, nichts würde mehr so sein wie früher.

Nie wieder liebte ich einen Ort so sehr wie das Haus, in dem ich geboren worden war, wo ich gelebt hatte, bis alles aus den Fugen geriet. Man könnte meine Liebe zu diesem Ort mit meiner Zuneigung für die Menschen erklären, die dort wohnten, meine Mutter, meinen Vater und meinen Bruder. Das stimmt, ich liebte diese Menschen, aber wenn ich mich an meine Familie erinnere, dann erinnere ich mich immer auch an die Gärten, in denen sie herumgingen, die Veranden, auf denen sie lasen, die Schlafzimmer, in die sie sich zurückzogen. Ich liebte das Haus unabhängig von meiner Familie. Ich kannte das Haus, es kannte mich, wir spendeten einander Trost. Albern, aber der Ort war magisch.

Ich gebe zu, dass ich ebenso traurig war, das Haus zu verlassen, wie meine Familie zu verlassen. Nie war ich länger als ein paar Tage fort gewesen, und im tiefsten Inneren wusste ich, dass es sich bei meiner Rückkehr verändert haben würde.

Auch ich würde mich verändert haben. Als meine Eltern mich am Bahnhof in Orlando wieder abholten, nach so langer Zeit, holten sie im Grunde einen völlig anderen Menschen ab.

Ich verließ mein Zuhause, mein schönes Zuhause, und wurde in das Yonahlossee Riding Camp gebracht, eine Enklave für reiche junge Mädchen, in der das Personal aus ehemaligen Schülerinnen bestand, die auf ihre Verehelichung warteten.

Im Yonahlossee Riding Camp wurde ich, wie man so sagt, erwachsen.

Allerdings wusste ich an diesem Tag noch nichts über diesen Ort, außer dass mich meine Eltern dorthin schickten, damit sie mich nicht mehr sehen mussten. Als wir eintrafen, dämmerte es, eine melancholische Stunde, die ich noch nie hatte leiden können. Unter dem Blätterdach riesiger Eichen fuhren wir die schier endlos lange Kiesauffahrt entlang. Mir kam der Gedanke, dass ich vielleicht erst wieder in mehreren Wochen auf dieser Straße fahren würde.

Mein Vater umklammerte das Lenkrad und blickte angestrengt geradeaus, wie immer war seine ganze Aufmerksamkeit auf das vor ihm Liegende gerichtet. Wir erreichten einen großen Platz - später erfuhr ich, dass er genau so genannt wurde, der große Platz - mit holzgeschindelten Bungalows, und mein Vater stellte den Motor ab. Ich sah mich nach anderen Mädchen um, aber da waren keine. Ich öffnete die Beifahrertür. - »Thea«, rief mein Vater, aber ich achtete nicht auf ihn. Ich setzte meinen Fuß auf den Lehmboden, so anders als der Boden in Florida, der zu dieser Jahreszeit von der Sonne hart gebacken war. Die Luft hier roch feucht, aber nicht nach Meer. In Florida war das Meer immer in der Nähe, selbst wenn man wie wir Stunden davon entfernt lebte. Hier war man von allen Seiten von Bergen umschlossen.

Ich starrte das vor mir aufragende Gebäude an, während mein Vater sich am Auto zu schaffen machte - er würde erst weggehen, wenn er sicher war, dass alles abgeschaltet war. Selbst jetzt. So etwas wie dieses halb in den Berg hineingebaute Gebäude hatte ich noch nie gesehen. Die Pfeiler, auf denen es stand, erinnerten mich an Pferdebeine, lang und wacklig, nicht für ein derartiges Gewicht gedacht. Immer hatte ich das Gefühl, dass das Gebäude einstürzen müsste, einstürzen würde. Später,...

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Autor

A. Beatrice DiSclafani, 34 Jahre alt, wuchs in Florida auf. Sie studierte an der Emory University und machte ihren Master an der Washington University, wo sie heute Creative Writing lehrt. Sie lebt in St. Louis. Ihr Debütroman, "The Yonalossee Riding Camp for Girls" (2012) war ein New-York-Times-Bestseller und wurde von der Kritik hoch gelobt. Seither wird sie in den USA als neue, junge Erzählstimme gehandelt. "Nach der Party" ist ihr zweiter Roman, der Presse und Publikum begeisterte.