Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

WILD CROW - Der Fluch des Spinnenmanns

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am10.04.2017
Die magische Stimme der Raben
Seit dem 'schwarzen Sommer' regieren Gewalt und Verbrechen die Stadt Blackstone. Der 13-jährige Cawlebt seitdem in einem Baumhaus, zusammen mit seinen drei Raben. Er hat sich nie gefragt, warum er die Sprache der Raben sprechen kann, und sein einziger Freund unter den Menschen ist das Mädchen Lydia. Erst nach und nach erfahren die beiden, dass sie zu den Wildstimmen gehören, zu den Menschen, die durch ein magisches Band mit den Tieren verbunden sind. Doch sie alle werden bedroht vom grausamen Spinnenmann und seinen Helfershelfern. Es gibt nur einen Weg, ihn zu besiegen - und nur Caw und seine Raben können ihn gehen.

Von dem geheimnisvollen Jacob Grey ist wenig bekannt. Angeblich lebt er in den USA in einer großen Stadt, wo er nachts durch die Straßen streift, immer auf der Suche nach neuen dunklen und wunderbaren Geschichten. Er liebt alle Tiere, und ebenso wie sein Held spricht er mit Raben - aber niemand weiß, ob er ihre Antworten versteht.
mehr

Produkt

KlappentextDie magische Stimme der Raben
Seit dem 'schwarzen Sommer' regieren Gewalt und Verbrechen die Stadt Blackstone. Der 13-jährige Cawlebt seitdem in einem Baumhaus, zusammen mit seinen drei Raben. Er hat sich nie gefragt, warum er die Sprache der Raben sprechen kann, und sein einziger Freund unter den Menschen ist das Mädchen Lydia. Erst nach und nach erfahren die beiden, dass sie zu den Wildstimmen gehören, zu den Menschen, die durch ein magisches Band mit den Tieren verbunden sind. Doch sie alle werden bedroht vom grausamen Spinnenmann und seinen Helfershelfern. Es gibt nur einen Weg, ihn zu besiegen - und nur Caw und seine Raben können ihn gehen.

Von dem geheimnisvollen Jacob Grey ist wenig bekannt. Angeblich lebt er in den USA in einer großen Stadt, wo er nachts durch die Straßen streift, immer auf der Suche nach neuen dunklen und wunderbaren Geschichten. Er liebt alle Tiere, und ebenso wie sein Held spricht er mit Raben - aber niemand weiß, ob er ihre Antworten versteht.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641214869
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum10.04.2017
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3064 Kbytes
Artikel-Nr.2151259
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Zweites Kapitel

Der Traum wieder. Immer derselbe Traum.

Er ist zurück in der Wohnung. Das Bett ist so weich, dass er sich wie auf einer Wolke fühlt. Warm ist es, er möchte sich umdrehen und die Decke ans Kinn ziehen und weiterschlafen. Aber das geht nicht. Denn der Traum ist nicht nur ein Traum. Sondern Erinnerung.

Schnelle Schritte auf der Treppe vor seinem Zimmer. Sie kommen, um ihn zu holen.

Er schwingt die Beine aus dem Bett und spürt den weichen Teppich unter seinen nackten Füßen. Es ist dunkel im Zimmer, aber er kann seine Spielsachen noch erkennen, die auf einer Kommode aufgereiht sind, neben einem Regal mit Bilderbüchern.

Unter der Tür erscheint ein Lichtstreifen, und er hört, wie seine Eltern hektisch, aber gedämpft miteinander sprechen.

Die Klinke wird heruntergedrückt, sie kommen herein. Seine Mutter trägt ein schwarzes Kleid, silbern rinnen Tränen über ihr Gesicht. Sein Vater trägt eine braune Cordhose und ein Hemd mit offenem Kragen. Der Schweiß steht ihm auf der Stirn.

»Bitte nicht ...«, sagt Caw.

Seine Mutter nimmt seine Hand in ihre kalten feuchten Hände und zieht ihn zum Fenster.

Caw wehrt sich, aber im Traum ist er klein, und sie ist zu stark für ihn.

»Kämpf nicht dagegen an«, sagt sie. »Bitte. Es ist am besten so. Versprochen.«

Caw tritt gegen ihre Schienbeine und kratzt sie, doch sie drückt ihn mit eisernem Griff an sich und hebt ihn auf die Fensterbank. Vor lauter Angst beißt Caw sie in den Unterarm. Sie lässt nicht los, nicht einmal, als er mit den Zähnen ihre Haut einritzt. Als sein Vater die Vorhänge aufzieht, sieht Caw eine Sekunde lang sein Gesicht im schwarzen Spiegel der Fensterscheibe: verquollen, mit großen Augen, verängstigt.

Das Fenster wird aufgerissen und die kalte Nachtluft weht ins Zimmer.

Jetzt hält ihn auch sein Vater fest - seine Eltern nehmen jeweils einen Arm und ein Bein. Caw wehrt sich, er tobt und schreit.

»Pst! Pst!«, sagt seine Mutter. »Alles wird gut.«

Das Ende des Albtraums naht, doch diese Erkenntnis macht es nicht weniger schrecklich. Sie ziehen und schieben ihn über das Sims, bis seine Beine herunterhängen und er tief unter sich den Erdboden sehen kann. Sein Vater beißt brutal die Zähne zusammen. Er meidet Caws Blick. Doch Caw sieht, dass auch er weint.

»Tu´s!«, sagt sein Vater und lässt los. »Jetzt tu´s doch endlich!«

»Wieso?«, will Caw rufen, doch es kommt nur ein gequältes Kinderweinen heraus.

»Verzeih mir«, sagt seine Mutter. Dann stößt sie ihn aus dem Fenster.

Für den Bruchteil einer Sekunde dreht sich sein Magen um. Dann haben ihn die Raben. Sie bedecken seine Arme und Beine, sie graben ihre Krallen in seine Haut und den Schlafanzug. Eine dunkle Wolke, die wie aus dem Nichts erscheint und ihn nach oben trägt.

Ihre Federn berühren sein Gesicht, sie riechen nach Erde.

Er schwebt höher, immer höher, zwischen ihren schwarzen Augen, zerbrechlichen Beinen und schlagenden Schwingen.

Er übergibt seinen Körper den Vögeln und dem Rhythmus ihres Fluges, bereit aufzuwachen ...

Doch heute Nacht wacht er nicht auf.

Die Raben fliegen tiefer, setzen ihn sanft auf dem Bürgersteig ab und drehen über eine helle Zufahrtsstraße, die von großen Bäumen gesäumt ist, eine Schleife zurück zum Haus. Er sieht seine Eltern am Fenster stehen. Sie umarmen sich, halten sich aneinander fest.

Wie konnten sie nur?

Noch immer wacht er nicht auf.

Dann sieht Caw eine Gestalt, ein Wesen, das im dunklen Vorgarten Form annimmt und bedächtig und entschlossen zur Haustür geht. Es ist groß, fast so hoch wie die Tür und sehr mager. Die spindeldürren Gliedmaßen sind zu lang für den Körper.

Es ist neu, dass der Traum nicht endet. So weit reicht seine Erinnerung nicht - das weiß Caw in seinem tiefsten Inneren.

Mit irgendeinem Trick gelingt es ihm, das Gesicht des Wesens ganz aus der Nähe zu betrachten. Es ist wohl ein Mann - aber so einen hat er noch nie gesehen. Caw will den Blick abwenden, doch er wird von den blassen Zügen magisch angezogen, die noch bleicher wirken, da der Mann pechschwarzes Haar hat, das in spitzen Stacheln über seiner Stirn und einem Auge liegt. Wären diese Augen nicht, wäre er durchaus attraktiv. Sie sind vollkommen schwarz, nur Iris, nirgends etwas Weißes.

Caw kann sich nicht vorstellen, wer dieser Mann sein soll, und doch weiß er, dass er abgrundtief böse ist. Der schlanke Körper des Mannes zieht die Dunkelheit an. Er ist gekommen, um etwas Schlimmes zu tun. Böses. Das Wort kommt unaufgefordert. Caw will schreien, doch vor Angst versagt seine Stimme.

Er will unbedingt aufwachen, doch es gelingt ihm nicht.

Der Besucher lächelt und hebt eine Hand, deren Finger wie schlaffe Spinnenbeine herunterhängen. Caw bemerkt einen dicken goldenen Ring, als der Mann zum Türklopfer greift. Es sieht aus, als würde eine Blume ihre Blütenblätter schließen. Und nun sieht Caw nur noch den Ring und das Bild auf der ovalen Oberfläche. Eine eingravierte Spinne in scharfen Strichen, mit acht vibrierenden Beinen. Der Körper besteht aus einer Schlangenlinie mit einem kleinen Kreis für den Kopf und einem größeren für den restlichen Körper. Auf dem Rücken prangt etwas, das wie ein M aussieht.

Der Fremde klopft einmal, dann dreht er den Kopf und sieht Caw direkt in die Augen. Einen kurzen Moment lang sind die Raben verschwunden, und die Welt ist bis auf Caw und den Fremden leer und verlassen. Die Stimme des Mannes ist ein leises Flüstern, kaum bewegt er die Lippen.

»Ich komme dich holen.«

Caw erwachte mit einem lauten Schrei.

Auf seiner Stirn trocknete der Schweiß, er hatte eine Gänsehaut. Trotz der Plane, die über ihm zwischen den Ästen hing, konnte er seinen Atem sehen. Als er sich hinsetzte, ächzte der Baum, und das Nest geriet sanft ins Schaukeln. Eine Spinne huschte von seiner Hand.

Zufall. Reiner Zufall.

Was ist los?, fragte Screech und flog vom Nestrand zu ihm.

Caw schloss die Augen, doch das Bild des Spinnenrings brannte ihm unter den Lidern.

»Nur der Traum«, antwortete er. »Der gleiche wie immer. Schlaf weiter.«

Doch in dieser Nacht war es eben nicht der gleiche Traum gewesen. Der Fremde - dieser Mann an der Tür -, den hatte es in Wirklichkeit nicht gegeben. Oder doch?

Wir wollten schlafen, maulte Glum, aber du hast uns geweckt, weil du gezuckt hast wie ein halb gefressener Wurm. Sogar der arme alte Milky ist wach. Glum sträubte mürrisch das Gefieder.

»Das tut mir leid«, sagte Caw. Er legte sich wieder hin, doch er konnte nicht mehr einschlafen, da ihm der Traum noch immer als schwaches Echo durch den Kopf ging. Warum war es heute anders, nachdem er jahrelang den gleichen Albtraum gehabt hatte?

Caw schlug die Decke zurück und gewöhnte seine Augen an das milchige Licht unter der Plane. Das Nest bestand aus einer Plattform weit oben in einem Baum und hatte einen Durchmesser von drei Metern. Er hatte es aus Holzstücken und geflochtenen Zweigen gebaut und eine Luke aus einer geriffelten, halb durchsichtigen Plastikplatte in den Boden versenkt. Der Rand des Nests war mit weiteren geflochtenen Zweigen verstärkt, in die Caw gestohlene Bretter von einer Baustelle eingearbeitet hatte. Auf diese Weise hatte das Nest die Form einer Schüssel mit steilen Wänden, die gut einen Meter hoch waren. Seine spärlichen Besitztümer lagen in einem abgewetzten Koffer, den er vor einigen Monaten am Ufer des Blackwater gefunden hatte. Wenn er Ruhe vor den Blicken der Raben haben wollte, konnte er eine alte Gardine in der Mitte aufspannen, auch wenn Glum diesen Wink mit dem Zaunpfahl nie kapierte. Auf der anderen Seite diente ein kleines Loch im Planendach als Ein- und Ausgang für die Raben.

Es war kalt hier oben, vor allem im Winter, aber dafür war es trocken.

Als die Raben ihn vor acht Jahren zum ersten Mal in den alten Park geführt hatten, waren sie in ein verlassenes Baumhaus auf einer Astgabel knapp über dem Boden gezogen. Doch sobald er alt genug zum Klettern war, hatte Caw sich hier sein eigenes Nest gebaut, gut geschützt vor der Außenwelt. Er war stolz darauf. Hier war er zu Hause.

Caw löste eine Ecke der Plane und zog sie beiseite. Als ihm ein Regentropfen in den Nacken fiel, erschauerte er.

Der Mond stand fast voll am wolkenlosen Himmel. Milky saß reglos draußen auf einem Ast. Sein weißes Gefieder glänzte silbern im Mondschein. Nun drehte er blitzschnell den Kopf und schien Caw mit einem bleichen blinden Auge anzusehen.

Das war´s dann wohl mit Schlafen, grummelte Glum und schüttelte missbilligend den Schnabel.

Screech hüpfte auf Caws Arm und zwinkerte zweimal. Stör dich nicht an Glum, sagte er. Oldtimer wie er brauchen ihren Schönheitsschlaf.

Glum krächzte scharf. Halt den Schnabel, Screech.

Caw atmete den Stadtgeruch ein. Autoabgase. Schimmel. Etwas Sterbendes in der Gosse. Es hatte geregnet, aber kein Regen der Welt konnte Blackstone reinwaschen. Hier stank es immer.

Sein Magen knurrte, doch er freute sich über diesen Hunger, der seine Sinne schärfte und den Schock verdrängte. Caw musste an die Luft, einen klaren Kopf bekommen. »Ich suche mir was zu essen.«

Jetzt?, fragte Glum. Du hast doch gestern erst gegessen.

Caw entdeckte die Styroporverpackung, die...

mehr

Autor

Von dem geheimnisvollen Jacob Grey ist wenig bekannt. Angeblich lebt er in den USA in einer großen Stadt, wo er nachts durch die Straßen streift, immer auf der Suche nach neuen dunklen und wunderbaren Geschichten. Er liebt alle Tiere, und ebenso wie sein Held spricht er mit Raben - aber niemand weiß, ob er ihre Antworten versteht.