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Nullsummenspiel

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am08.07.2019
Privatermittlerin Cas Russell ist nicht einfach nur gut in Mathe - sie ist ein Mathe-Genie. Aufgrund ihrer einzigartigen Fähigkeit, Vektoren vor ihrem inneren Auge zu sehen, ist selbst der härteste Gegner mit der größten Knarre chancenlos gegen sie. Doch ihr neuester Fall führt Cas in die Tiefen der Unterwelt, wo sie es mit dem Puppenspieler zu tun bekommt, dessen übersinnliche Fähigkeiten die von Cas bei Weitem übersteigen. Und plötzlich weiß sie nicht mehr, welche Gedanken ihre eigenen sind und welche ihr der Puppenspieler eingepflanzt hat ...

S. L. Huang rechtfertigt ihren MIT-Abschluss damit, durch ihn exzentrisch-mathematische Superhelden-Romane schreiben zu können. Nullsummenspiel ist ihr Debütroman. Sie ist Hollywood-Stuntfrau und Schusswaffen-Expertin, die u.a. in Battlestar Galactica and Raising Hope mitgewirkt hat. Derzeit lebt sie in Tokio.
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Produkt

KlappentextPrivatermittlerin Cas Russell ist nicht einfach nur gut in Mathe - sie ist ein Mathe-Genie. Aufgrund ihrer einzigartigen Fähigkeit, Vektoren vor ihrem inneren Auge zu sehen, ist selbst der härteste Gegner mit der größten Knarre chancenlos gegen sie. Doch ihr neuester Fall führt Cas in die Tiefen der Unterwelt, wo sie es mit dem Puppenspieler zu tun bekommt, dessen übersinnliche Fähigkeiten die von Cas bei Weitem übersteigen. Und plötzlich weiß sie nicht mehr, welche Gedanken ihre eigenen sind und welche ihr der Puppenspieler eingepflanzt hat ...

S. L. Huang rechtfertigt ihren MIT-Abschluss damit, durch ihn exzentrisch-mathematische Superhelden-Romane schreiben zu können. Nullsummenspiel ist ihr Debütroman. Sie ist Hollywood-Stuntfrau und Schusswaffen-Expertin, die u.a. in Battlestar Galactica and Raising Hope mitgewirkt hat. Derzeit lebt sie in Tokio.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641239763
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum08.07.2019
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3437 Kbytes
Artikel-Nr.4024455
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Auf der ganzen Welt gab es nur einen Menschen, dem ich vertraute.

Und der schlug mir gerade ins Gesicht.

Zahlen stoben um Rios Faust, als sie mir entgegenflog. Ich konnte dabei zusehen, wie sich die Werte in einem rasenden Tempo veränderten und Gleichungen sich lösten. Der Mistkerl hielt sich nicht zurück, sondern schlug mit aller Gewalt zu. Ich sah exakt voraus, wo er mich treffen und dass er mir mit seiner Schlagkraft den Kiefer brechen würde.

Wenn ich es zuließ.

Winkel und Kräfte. Vektorsummen. Ein Kinderspiel. Ich drückte meinen Körper gegen den Stuhl, an den ich gefesselt war, stemmte meine Handgelenke gegen den Strick und senkte den Kopf nur etwas weniger, als es gebraucht hätte, um den Hieb in einen zärtlichen Knuff zu verwandeln. So schlug mir Rio zwar die Lippe blutig, zertrümmerte mir aber nicht den Kiefer.

Die Wucht des Schlags schleuderte meinen Kopf nach hinten. Mein Mund füllte sich mit Blut. Ich würgte, hustete und spuckte auf den Betonboden aus. Verdammt.

»Sechzehn Männer«, sagte eine verächtliche Stimme mit deutlichem Akzent ein paar Schritte vor mir, »gegen ein hässliches kleines Mädchen. Wie ist das möglich? Wer bist du?«

»Neunzehn«, korrigierte ich und brachte das Wort vor lauter Blut kaum heraus. Nun bereute ich, dass ich mir die Lippe hatte blutig schlagen lassen. »Prüfen Sie es nach. Ich habe neunzehn von Ihren Männern getötet.« Und es wären noch viel mehr gewesen, hätte mich nicht ein plötzlich aus dem Nichts auftauchender Rio außer Gefecht gesetzt. Verdammter Hurensohn. Er hatte mir diesen Auftrag doch verschafft. Warum hatte er mir nicht gesagt, dass er sich undercover in das Drogenkartell eingeschleust hatte?

Der Kolumbianer, der mich verhörte, atmete scharf ein und nickte einem seiner Lakaien knapp zu, der daraufhin eilig den Raum verließ. Die restlichen drei Drogenschmuggler blieben, wo sie waren, spielten mit ihren Micro-Uzis und setzen dazu eine Miene auf, die sie wohl für einschüchternd hielten.

Vollidioten. Ich rieb meine Handgelenke gegen den rauen Strick, mit dem Rio mir die Hände auf den Rücken gebunden hatte. Er hatte mir dabei gerade so viel Spielraum gelassen, dass ich mich innerhalb eines Sekundenbruchteils befreien konnte. Zahlen und Vektoren schossen in alle Richtungen - von mir zu dem Kolumbianer, zu seinen drei hirnlosen Lakaien, zu Rio. Mein sechster Sinn für mathematische Zusammenhänge, der irgendwo zwischen Sehen und Fühlen angesiedelt war, füllte die Welt um mich herum unablässig mit Berechnungen, sodass ich beständig in dieser Flut aus Daten zu ertrinken drohte.

Und er zeigte mir, wie man am besten tötete.

Kräfte. Bewegungen. Reaktionszeiten. Dieser idiotische Drogenschmuggler stand seinen Jungs direkt in der Schusslinie. Ich hätte ihn sofort ausschalten können, allerdings hätte Rio dann mich ausschalten müssen. Mir war völlig klar, dass er seine Tarnung nicht meinetwegen preisgeben würde.

»Sag mir, was ich wissen will, sonst wirst du es bereuen. Das hier ist mein kleines Schoßhündchen.« Der Kolumbianer wies mit einem kurzen Nicken auf Rio. »Wenn ich den auf dich loslasse, wirst du uns am Ende um den Tod anflehen. Er bringt gern Leute zum Schreien. Das gefällt ihm. Das macht ihm ... wie sagt man doch gleich? Einen Mordsspaß.« Der Kolumbianer grinste höhnisch, stützte die Hände auf die Armlehnen des Stuhls und beugte sich so weit zu mir vor, dass sein heißer Atem mein Gesicht streifte.

Jetzt hatte er es geschafft, ich war stinksauer. Ich warf Rio einen kurzen Blick zu. Er trug wie immer seinen beigen Westernmantel und stand teilnahmslos da, wie ein knallharter asiatischer Cowboy. Gleichgültig. Er nahm nicht einmal wahr, dass er beleidigt wurde.

Aber das war mir egal. Wer Rio schlechtmachte, bekam es mit mir zu tun. Auch wenn das alles in Rios Augen bedeutungslos war. Auch wenn es die Wahrheit war.

Ich ließ meinen Kopf zurückfallen und dann ruckartig wieder nach vorne schnellen. Meine Stirn krachte mit einem großartigen Knacken gegen die Nase des Kolumbianers.

Er quietschte und schnaubte wie ein Esel, der Bekanntschaft mit einem Elektrozaun gemacht hat, ruderte mit den Armen und grapschte nach etwas an seinem Rücken, das sich als eine kleine, kompakte Maschinenpistole entpuppte. Ich konnte gerade noch Oh, Scheiße denken, da hatte er sie schon auf mich gerichtet. Doch er konnte nicht abdrücken, weil Rio hinter mir stand. Wild mit der Waffe fuchtelnd bedeutete ihm der Kolumbianer, aus dem Weg zu treten. In diesem Moment formierten sich die Zahlen neu und die Mathematik eröffnete mir ein Aktionsfenster vom Bruchteil einer Sekunde.

Noch bevor Rio einen dritten Schritt tun und der Kolumbianer abdrücken konnte, hatte ich meine Hände aus den Stricken gewunden und mich zur Seite fallen lassen. Aus der Waffe ratterten die Schüsse. Ich ging in die Hocke, wirbelte herum und trat mit einer genau berechneten Bewegung, die die Energie meiner Drehung nutzte, gegen den Metallstuhl - Drehmoment, Impuls, zack. Sorry, Rio. Der Kolumbianer kämpfte mit seiner zuckenden Waffe. Durch den Rückstoß hatte er Schwierigkeiten, mich wieder ins Visier zu nehmen. Ich schnellte hoch, krachte gegen ihn und bekam seine Arme zu fassen. Dann fielen wir gemeinsam in einem genau kalkulierten Bogen zu Boden, der dafür sorgte, dass die Salve aus seiner Maschinenpistole die gegenüberliegende Wand traf.

Der Kopf des Mannes schlug hart auf dem Boden auf, die Waffe glitt aus seinen kraftlosen Fingern und fiel scheppernd auf den Beton. Ohne hinzusehen wusste ich, dass die anderen drei Männer ebenfalls zu Boden gegangen waren. Die Kugeln aus der Waffe ihres Chefs hatten sie durchsiebt, bevor sie auch nur einen Schuss abgegeben hatten. Rio lag mit blutüberströmter Stirn bewusstlos an der Tür. Geschah ihm nur recht, schließlich hatte er mir mehrmals ins Gesicht geschlagen.

Die Tür flog auf. Mehrere Männer schrien etwas auf Spanisch und brachten ihre Uzis und AKs in Anschlag.

Impuls, Geschwindigkeit, Objekte in Bewegung. Ich sah die tödliche Flugbahn ihrer Kugeln, noch bevor sie den Abzug betätigten - wirbelnde Linien aus Kräften und Bewegungen, die meine Sinne erfüllten und den Raum in ein Kaleidoskop von Vektordiagrammen verwandelten.

Als die ersten Schüsse fielen, rannte ich auf die Wand zu und sprang.

Ich traf in genau dem Winkel auf das Fenster, in dem mich die Glassplitter nicht aufschlitzen würden. Das Scheppern der zerspringenden Scheibe direkt neben meinem Kopf war beinahe noch ohrenbetäubender als die Schüsse. Dann landete ich unsanft mit der Schulter auf dem harten Boden, rollte mich ab und lief ohne zu zögern los.

Der Unterschlupf der Drogenschmuggler wurde von einer kleinen Armee bewacht. Am schlauesten wäre es gewesen, sofort zu verschwinden. Aber ich war hier eingebrochen, weil ich einen verdammten Auftrag zu erledigen hatte. Und ich würde nicht bezahlt werden, wenn ich ihn nicht zu Ende brachte.

Die Gebäude warfen lange Schatten in der untergehenden Sonne. Ich blieb abrupt vor einem metallenen Geräteschuppen stehen und riss die Schiebetür auf. Die Zielperson dieses Auftrags, der mir so viele Kopfschmerzen bereitete, eine gewisse Courtney Polk, fuhr hoch und wich so weit vor mir zurück, wie es ihr mit den an ein Rohr gefesselten Händen nur möglich war. Dann erkannte sie mich, und ihr Blick verfinsterte sich. Als die Kolumbianer kurz davor gewesen waren, uns zu schnappen, hatte ich sie hier übergangsweise eingesperrt.

Ich hob den Schlüssel zu den Handschellen auf, den ich neben der Tür in den Staub hatte fallen lassen, und befreite sie. »Zeit abzuhauen.«

»Lass mich los«, fauchte sie und wich wieder zurück. Ich bekam ihren Arm zu fassen und verdrehte ihn. Polk winselte.

»Ich bin für so was gerade echt nicht in Stimmung«, sagte ich. »Wenn du nicht still bist, schlage ich dich bewusstlos und trage dich hier raus. Verstanden?«

Sie starrte mich wütend an.

Ich verdrehte ihren Arm noch ein Stückchen weiter. Nur drei Grad mehr hätten ihr die Schulter ausgekugelt.

»Okay, okay!« Sie versuchte, unbeeindruckt zu klingen, aber dafür war ihr Stimmchen vor Schmerz zu dünn und schrill.

Ich ließ sie los. »Auf geht´s.«

Sie war in weit besserer körperlicher Verfassung, als sie mit ihren schlaksigen Ärmchen und Beinchen auf den ersten Blick wirkte, und so erreichten wir in weniger als drei Minuten den äußeren Absperrzaun des Geländes. Ich schubste sie hinter einer Gebäudeecke zu Boden, um in Ruhe nach dem besten Weg nach draußen Ausschau halten zu können. Die Bewegungsmuster der Wachen wurden zu Vektoren, Zahlenreihen dehnten sich, bis sie am Zaun explodierten. In meinem Kopf drehten sich Kalkulationen in unendlich vielen Kombinationen. Wir würden es schaffen.

Dann tauchte ein Schatten zwischen zwei Gebäuden auf: ein großer, gut aussehender schwarzer Mann. Seine Dienstmarke war unter der Lederjacke nicht sichtbar, aber das war auch nicht nötig. Die Art, wie er sich bewegte, verriet mir alles, was ich wissen musste. Ein Cop mitten in einem Drogenschmugglerversteck.

Ich griff nach Polk, aber es war zu spät. Der Cop fuhr herum und sah mir aus fünfzehn Meter Entfernung direkt in die Augen. Und er wusste sofort, dass er aufgeflogen war.

Er war schnell. Kaum hatten sich unsere Blicke getroffen, ließ er die Hand auch schon in seine Jacke gleiten.

Meine Stiefelspitze sauste nach vorne und traf einen Stein.

Der Cop musste es für einen irrwitzigen Glückstreffer halten. Noch während er in seine...

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S. L. Huang rechtfertigt ihren MIT-Abschluss damit, durch ihn exzentrisch-mathematische Superhelden-Romane schreiben zu können. Nullsummenspiel ist ihr Debütroman. Sie ist Hollywood-Stuntfrau und Schusswaffen-Expertin, die u.a. in Battlestar Galactica and Raising Hope mitgewirkt hat. Derzeit lebt sie in Tokio.