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Bis zum bitteren Ende

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am01.08.2019
Willkommen in der Hölle des Misstrauens
Astrid ist Fahrradkurier in London - und bringt anderen Leuten kein Glück. Kaum denkt sie über die Gefahren ihres Jobs nach, wird sie von der Autotür der Nachbarin vom rad gestoßen. Die Nachbarin ist am nächsten Tag tot. Ein paar Tage später soll Astrid ein Päckchen abholen, findet die Kundin aber nur noch leblos im Flur. Astrid gerät unter Verdacht, aber nicht nur sie, sondern auch ihre sechs Mitbewohner, mit denen sie ein Haus teilt. Schnell entwickelt sich die Atmosphäre im haus zu einem Albtraum aus gegenseitigen Vorwürfen und Verdächtigungen.

Nicci French - hinter diesem Namen verbirgt sich das Ehepaar Nicci Gerrard und Sean French. Seit über 20 Jahren sorgen sie mit ihren außergewöhnlichen Psychothrillern international für Furore und verkauften weltweit über 8 Mio. Exemplare. Besonders beliebt sind die Bände der Frieda-Klein-Serie. Die beiden leben in Südengland.
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Produkt

KlappentextWillkommen in der Hölle des Misstrauens
Astrid ist Fahrradkurier in London - und bringt anderen Leuten kein Glück. Kaum denkt sie über die Gefahren ihres Jobs nach, wird sie von der Autotür der Nachbarin vom rad gestoßen. Die Nachbarin ist am nächsten Tag tot. Ein paar Tage später soll Astrid ein Päckchen abholen, findet die Kundin aber nur noch leblos im Flur. Astrid gerät unter Verdacht, aber nicht nur sie, sondern auch ihre sechs Mitbewohner, mit denen sie ein Haus teilt. Schnell entwickelt sich die Atmosphäre im haus zu einem Albtraum aus gegenseitigen Vorwürfen und Verdächtigungen.

Nicci French - hinter diesem Namen verbirgt sich das Ehepaar Nicci Gerrard und Sean French. Seit über 20 Jahren sorgen sie mit ihren außergewöhnlichen Psychothrillern international für Furore und verkauften weltweit über 8 Mio. Exemplare. Besonders beliebt sind die Bände der Frieda-Klein-Serie. Die beiden leben in Südengland.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641245993
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum01.08.2019
SpracheDeutsch
Dateigrösse2345 Kbytes
Artikel-Nr.4271101
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Woche für Woche, Monat für Monat war ich auf meinem Fahrrad durch London gebraust. Ich wusste, dass ich eines Tages einen Unfall haben würde. Die Frage war nur, unter welchen Umständen. Einen von den anderen Fahrradkurieren hatte es erwischt, als er in vollem Tempo die Regent Street entlangfuhr und vor ihm plötzlich ein Taxi ausscherte, um zu wenden. Der Fahrer hatte nicht aufgepasst, zumindest hatte er das Rad nicht gesehen. Die Leute achten einfach nicht auf Radfahrer. Don war mit voller Wucht in die Seite des Taxis gedonnert. Als er im Krankenhaus aufwachte, konnte er sich nicht mal an seinen Namen erinnern.

Ein ganzer Haufen von uns Fahrradkurieren trifft sich jeden Freitagabend in einem Pub, dem Horse and Jockey, um zusammen einen zu trinken, die neuesten Tratschgeschichten auszutauschen und über unsere Stürze zu lachen. Alle paar Monate aber gibt es schlechte Nachrichten. Erst kürzlich war es mal wieder so weit. In der Nähe des Elephant and Castle fuhr ein Kurier neben einem Lastwagen her, als dieser nach links abbog, ohne zu blinken, und dabei die Kurve schnitt. In einem solchen Moment verringert sich der Abstand zwischen dem Laster und dem Randstein von etwa einem Meter auf wenige Zentimeter. Man kann nur noch versuchen, möglichst schnell von der Straße runterzukommen. In diesem Fall war jedoch ein Eisengeländer im Weg. Als ich das nächste Mal an der Stelle vorbeiradelte, sah ich, dass das Geländer mit Blumen geschmückt war.

Wenn solche Unfälle passieren, ist der Radfahrer manchmal selbst schuld, oft aber auch nicht. Ich habe Geschichten von Busfahrern gehört, die absichtlich Fahrräder rammen. Andererseits habe ich auch schon viele Radfahrer erlebt, die glauben, dass Ampeln für sie nicht gelten. Fakt ist jedenfalls, dass die Person auf dem Rad grundsätzlich den Kürzeren zieht. Deswegen sollte man immer einen Helm tragen, sich nach Möglichkeit von Lastwagen fernhalten und prinzipiell davon ausgehen, dass es sich bei dem Fahrer um einen blinden, beschränkten Psychopathen handelt.

Trotzdem wusste ich, dass ich eines Tages einen Unfall haben würde. Es gab so viele Möglichkeiten. Wahrscheinlich würde es diejenige sein, die am schwierigsten zu vermeiden oder vorherzuberechnen war. Wie sich herausstellte, lag ich mit dieser Vermutung genau richtig. Trotzdem hätte ich nie gedacht, dass es keine dreißig Meter vor meiner Haustür passieren würde. Als ich in die Maitland Road einbog, war ich fast schon im Begriff, das Bein über die Stange zu schwingen. Nach sechs Stunden auf dem Sattel trennten mich nur noch fünfundvierzig Sekunden von einer heißen Dusche. Im Geiste war ich bereits vom Rad gesprungen und ins Haus geeilt, als vor mir plötzlich eine Wagentür aufschwang wie der Flügel eines metallenen Vogels. Ich donnerte mit voller Wucht dagegen.

Es blieb keine Zeit für irgendeine Reaktion. Ich konnte weder ausweichen noch mich gegen den Aufprall wappnen. Trotzdem schien alles in Zeitlupe abzulaufen. Während mein Rad gegen die Tür knallte, wurde mir klar, dass ich sie aus der falschen Richtung traf: Statt sie zuzuschieben, drückte ich sie weiter auf. Ich spürte, wie die Tür ächzend ein Stück nachgab. Dann aber übertrug sich die Wucht des Aufpralls von der Tür zurück auf das Fahrrad, insbesondere den beweglichsten Teil des Fahrrads, nämlich mich. Mir schoss durch den Kopf, dass ich die Füße in den Klickpedalen hatte und womöglich am Rad hängen bleiben und mir beide Beine brechen würde, falls ich sie nicht freibekam. Doch wie aufs Stichwort lösten sich meine Füße von den Pedalen wie zwei Erbsen aus ihrer Schote, und ich flog ohne mein Rad über die Wagentür.

Es passierte alles so schnell, dass ich weder den Sturz abfangen noch irgendwelchen Hindernissen ausweichen konnte. Gleichzeitig passierte es so langsam, dass ich dabei noch nachdenken konnte. Mir gingen viele Gedanken durch den Kopf, wobei allerdings nicht klar war, ob sie einer nach dem anderen kamen oder alle gleichzeitig. Ich dachte: Ich habe gerade einen Unfall - so ist es also, wenn man einen Unfall hat. Ein anderer Gedanke war: Ich werde mich verletzen, wahrscheinlich sogar ziemlich schlimm. Und: Ich werde mich um einiges kümmern müssen. Wie es aussieht, kann ich morgen nicht arbeiten. Ich muss Campbell anrufen und es ihm sagen. Oder jemand anderer tut es. Außerdem dachte ich: Wie schade. Wir wollten doch heute zusammen essen, es sollte einer jener seltenen Abende werden, an denen wir alle gemeinsam um den Tisch sitzen, aber vermutlich werde ich nicht dabei sein. Ich hatte sogar noch Zeit zu denken: Wie ich wohl aussehen werde, wenn ich auf der Straße liege und alle viere von mir strecke?

In dem Moment knallte ich auf den Boden. Ich hatte mich in der Luft überschlagen wie ein unfähiger Akrobat und landete so hart auf dem Rücken, dass es mir mit einem »Uff« die ganze Luft aus der Lunge presste. Ich rollte ein Stück und spürte dabei, wie ich mich mehrfach anschlug und über den Straßenbelag schrammte. Als ich schließlich auf dem Asphalt liegen blieb, empfand ich zunächst keinen Schmerz. Es fühlte sich an wie ein Knall und ein heller Blitz, doch ich wusste, dass der Schmerz nicht lange auf sich warten lassen würde. Sekunden später war er da, bildete schlagartig den Mittelpunkt von allem. In meinen Augen pulsierte Licht in grellen Rot-, Violett- und Gelbtönen, von denen jeder auf eine andere Art wehtat. Ich versuchte mich zu bewegen. Mir war klar, dass ich auf der Straße lag, also an einem gefährlichen Ort. Womöglich würde mich ein Lastwagen überrollen. Aber es half nichts, ich konnte mich nicht rühren. Ich konnte nur laut vor mich hin fluchen.

»So ein Mist! Verdammte Scheiße! So ein Mist!«

Allmählich begann sich der Schmerz zu verteilen. Es war wie nach einem Platzregen: Erst wenn es zu schütten aufgehört hat, bilden sich Pfützen und Rinnsale. Mir war schwindlig, doch der Helm hatte meinen Kopf vor größerem Schaden bewahrt. Der obere Teil meines Rückens, auf dem ich gelandet war, fühlte sich taub an. Vorerst schmerzten eher andere Stellen meines Körpers, vor allem die Ellbogen und die Seite eines Knies. Außerdem hatte ich mir die eine Hand so stark nach hinten verbogen, dass sie nun heftig pochte. Als ich mit der anderen Hand über meinen Oberschenkel strich, spürte ich klebrige Feuchtigkeit und kleine Kieselsteine. Ein winziger Teil meines Gehirns hatte immer noch Zeit zu denken: Wie dumm! Wenn mir das nicht passiert wäre, befände ich mich jetzt im Haus, und alles wäre ganz normal. Nun bin ich hier und muss mich mit alledem herumschlagen. Wenn ich doch bloß nicht ...

Ich lehnte mich zurück und spürte den warmen Asphalt unter mir. Ich nahm sogar seinen Geruch wahr, ölig und scharf. Die Sonne stand schon sehr tief. Dottriges Gelb vor verblassendem Blau. Ein Schatten fiel über mich, eine Gestalt versperrte mir die Sicht auf den Himmel.

»Sind Sie in Ordnung?«, fragte sie.

»Nein«, antwortete ich. »Mist!«

»Es tut mir so leid!«, sagte sie. »Ich habe Sie nicht gesehen. Ich hätte besser aufpassen sollen, als ich die Tür aufgemacht habe. Sind Sie verletzt? Soll ich einen Krankenwagen rufen?«

Eine weitere Welle des Schmerzes traf mich.

»Lassen Sie mich in Ruhe!«, stieß ich hervor.

»Es tut mir so leid.«

Ich holte tief Luft. Der Schmerz ließ ein klein wenig nach, und die Person bekam feste Konturen. Ich sah das Gesicht einer Frau mittleren Alters, dahinter ihren silbermetallicfarbenen Wagen, dessen geöffnete Tür durch die Wucht meines Aufpralls tatsächlich nach außen gebogen worden war. Ich holte noch einmal tief Luft und versuchte, etwas anderes als ein Wimmern oder Fluchen von mir zu geben.

»Sie sollten wirklich besser aufpassen.«

»Es tut mir so leid!«

Ich wollte ihr noch einmal sagen, dass sie mich in Ruhe lassen sollte, aber plötzlich war mir so schlecht, dass ich meine ganze Energie dafür benötigte, nicht auf die Straße zu kotzen. Ich musste nach Hause. Es waren doch bloß ein paar Meter. Ich kam mir vor wie ein Tier, das nur noch in sein Loch kriechen und dort am liebsten sterben wollte. Mit einem Stöhnen drehte ich mich um und begann mich aufzurichten. Es tat schrecklich weh, aber durch den ganzen Nebel meiner Benommenheit registrierte ich, dass meine Arme und Beine noch funktionierten. Offenbar war nichts gebrochen, keine Sehne gerissen.

»Astrid!«

Ich hörte eine vertraute Stimme und auch einen vertrauten Namen. Meinen Namen. Astrid. Ein weiteres gutes Zeichen: Ich wusste, wer ich war. Als ich hochblickte, sah ich ein vertrautes Gesicht, das besorgt auf mich herunterstarrte. Dahinter nahm ein zweites vertrautes Gesicht Konturen an. Beide musterten mich eindringlich, beide mit dem gleichen besorgten Gesichtsausdruck.

»Was zum Teufel ist passiert?«, fragte der eine.

Es war albern, und eigentlich gab es dafür keinen Grund, aber mir war die Sache peinlich.

»Davy«, sagte ich. »Dario. Ich bin bloß gestürzt. Mir ist nichts passiert. Ich bin nur ...«

»Ich habe die Wagentür aufgemacht«, erklärte die Frau. »Sie ist dagegengefahren. Es war meine Schuld. Soll ich einen Krankenwagen rufen?«

»Wie sieht mein Rad aus?«, fragte ich.

»Mach dir deswegen keine Sorgen«, antwortete Davy, während er sich zu mir herunterbeugte. »Wie geht es dir?«

Ich setzte mich auf, bewegte meinen Unterkiefer, befühlte mit der Zunge die Zähne.

»Ich glaube, mir fehlt nichts«, sagte ich. »Ich fühle mich nur ein bisschen wacklig.«

Beim Aufstehen verzog ich stöhnend das Gesicht.

»Astrid?«

»Was ist mit meinem Rad?«

Dario trat auf die andere Seite der Wagentür und zog das Rad hoch.

»Es ist ein bisschen verbogen«, erklärte...

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Nicci French - hinter diesem Namen verbirgt sich das Ehepaar Nicci Gerrard und Sean French. Seit über 20 Jahren sorgen sie mit ihren außergewöhnlichen Psychothrillern international für Furore und verkauften weltweit über 8 Mio. Exemplare. Besonders beliebt sind die Bände der Frieda-Klein-Serie. Die beiden leben in Südengland.