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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
1152 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am26.07.2021
Was passiert, wenn die digitale Welt über den Tod triumphiert?
Als Richard Forthrast, genannt Dodge, überraschend früh verstirbt, erfüllen seine Angehörigen seinen letzten Willen: Er hatte verfügt, dass sein Gehirn konserviert werden soll, bis die Technologie es eines Tages ermöglicht, die Daten seines Bewusstseins zu erfassen und hochzuladen. Viele Jahre später gelingt es dank eines komplexen Verfahrens tatsächlich, Dodge digitales Leben einzuhauchen. Er hat den Tod überwunden und erschafft nun eine neue Welt, die »Bitworld«, die bevölkert ist von digitalen Seelen wie seiner eigenen. Doch das schöne neue Jenseits ist nicht das erträumte Paradies - und schon bald entflammt dort ein erbitterter Kampf ...

Neal Stephenson gilt als eines der größten Genies der amerikanischen Gegenwartsliteratur. »Cryptonomicon«, seine Barock-Trilogie sowie »Anathem«, »Error«, »Amalthea« und das mit Nicole Galland verfasste Werk »Der Aufstieg und Fall des D.O.D.O.« sind ebenso wie sein letzter Roman »Corvus« internationale Bestseller. Er lebt in Seattle, Washington.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWas passiert, wenn die digitale Welt über den Tod triumphiert?
Als Richard Forthrast, genannt Dodge, überraschend früh verstirbt, erfüllen seine Angehörigen seinen letzten Willen: Er hatte verfügt, dass sein Gehirn konserviert werden soll, bis die Technologie es eines Tages ermöglicht, die Daten seines Bewusstseins zu erfassen und hochzuladen. Viele Jahre später gelingt es dank eines komplexen Verfahrens tatsächlich, Dodge digitales Leben einzuhauchen. Er hat den Tod überwunden und erschafft nun eine neue Welt, die »Bitworld«, die bevölkert ist von digitalen Seelen wie seiner eigenen. Doch das schöne neue Jenseits ist nicht das erträumte Paradies - und schon bald entflammt dort ein erbitterter Kampf ...

Neal Stephenson gilt als eines der größten Genies der amerikanischen Gegenwartsliteratur. »Cryptonomicon«, seine Barock-Trilogie sowie »Anathem«, »Error«, »Amalthea« und das mit Nicole Galland verfasste Werk »Der Aufstieg und Fall des D.O.D.O.« sind ebenso wie sein letzter Roman »Corvus« internationale Bestseller. Er lebt in Seattle, Washington.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641249878
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum26.07.2021
Seiten1152 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3825 Kbytes
Illustrationen10 schwarz-weiße Abbildungen
Artikel-Nr.5143208
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Dodge wurde wach. Auf dem Nachttisch rumorte sein Handy. Mit geschlossenen Augen griff er zielsicher danach, riss es vom Ladekabel und zog es zu sich ins Bett. Er tippte es ein Mal an, um die Schlummerfunktion zu aktivieren. Es verstummte. Er drehte sich auf die Seite und schob das Handy unters Kissen, damit er es, wenn der Wecker nach neun Minuten erneut losging, leichter wieder in den Schlummermodus würde versetzen können. Es war wie ein kleines Wunder, dass sein Gehirn über ein so ausgeprägtes 3D-Modell von seinem Bett und dessen Umgebung verfügte, dass er das, was er gerade getan hatte, mit geschlossenen Augen tun konnte. Allerdings bestand kein Anlass, sein Glück herauszufordern.

Er verspürte keine besondere Lust, noch einmal einzuschlafen, denn er hatte einen seltsam langweiligen Traum hinter sich, dessen zentraler Handlungsstrang anscheinend in der schwierigen Suche nach Kaffee bestanden hatte. In diesem Traum hatte er sich in der Kleinstadt in Iowa befunden, in der er aufgewachsen war. Deren Landschaft und handelnde Personen hatten sich vermischt mit Orten, an denen er gewesen, und Menschen, denen er begegnet war, seit er damals die Stadt im Rückspiegel seines Pick-ups hatte verschwinden sehen. Doch das Straßennetz dieser Stadt, das gerade mal ein paar quadratische Häuserblocks umfasste und von einem Jungen auf dem Fahrrad mühelos zu bewältigen war, stellte Jahrzehnte später das räumliche Gitterwerk dar, auf dem so gut wie alle seine Träume aufbauten. Es war das Millimeterpapier, das sein Verstand offenbar brauchte, um Dinge zu entwerfen.

In dem Traum hatte er sich auf die Suche nach Kaffee begeben, nur um sich ständig vor allen möglichen unglaublich prosaischen Hindernissen wiederzufinden. In der Erzählwelt des Traums war das merkwürdig frustrierend; es war einfach unrealistisch, dass so viele Eventualitäten ein so einfaches Vorhaben vereiteln konnten.

Aus Sicht des wachen oder zumindest nur noch dösenden Dodge gab es für all das jedoch eine einleuchtende Erklärung: Es war tatsächlich sehr schwer, an Kaffee zu kommen, solange man mit geschlossenen Augen im Bett lag.

Im Verlauf der folgenden Stunde tippte er noch mehrmals auf »Schlummern«. Dazwischen schlief er. Allerdings war es ein Dämmerschlaf, phasenweise mehrere Minuten am Stück halb bewusst und aufmerksam, bis seine Gedanken immer wieder zusammenhanglos wurden und sich in undeutlichen Fetzen verloren, die sich zu echten Träumen wie Spinnweben zu Spinnennetzen verhielten.

Er fragte sich, ob die Designer des Handys klinische Studien an Snoozern durchgeführt hatten, um zu dem Neunminutenintervall zu gelangen. Warum nicht acht Minuten oder zehn? Die Handyhersteller nahmen es mit dem Design bekanntlich sehr genau. Es dürfte datenbasiert gewesen sein. So war es kein Zufall, dass Dodge gerade genug Zeit zugestanden wurde, um den Bewusstseinsfaden zu verlieren, ehe der Wecker wieder klingelte. Wäre das Intervall viel kürzer gewesen, hätte er nicht die Zeit gehabt, wieder wegzudösen, weshalb man diese Funktion eigentlich nicht Schlummerfunktion hätte nennen dürfen. Bei einem viel längeren Intervall dagegen hätte sich der Schlummer zu echtem Schlaf vertieft. Dodge behielt immer noch grob den Überblick: Ich habe die Schlummertaste dreimal angetippt. Fünfmal. So oft, dass ich rund eine Stunde länger geschlafen habe.

Doch diese provisorischen Rechnungen wurden nicht von einem Gefühl der Schuld oder Dringlichkeit begleitet. Er wusste, dass es eigentlich keine Rolle spielte, denn während des kurzen Bewusstheitsintervalls, das auf das dritte Antippen der Snoozetaste folgte, war ihm eingefallen, dass er heute nicht im Büro erwartet wurde. Er sollte sich nämlich um elf Uhr, was noch Stunden hin war, einem ambulanten Routineeingriff unterziehen.

Neben dem Verlangen nach Kaffee ließ nur noch eins ihn einen gewissen Drang zum Aufstehen verspüren, und das war eigenartigerweise das vage Bewusstsein, dass dieser ganze zusätzliche Schlaf es ihm schwerer machen würde, sein Mittagsschläfchen zu halten. Das fand täglich um zwei oder halb drei statt. Daran hielt sich Dodge seit rund einem Jahrzehnt mit peinlicher Genauigkeit. Als er diese Gewohnheit angenommen hatte, hatte er sich gefragt, ob es mit dem Alter zusammenhing, denn die alten Knaben in seiner Familie waren bekannt dafür, dass sie in Kirchenbänken, Hollywoodschaukeln, ja sogar hinter dem Steuer einnickten. Er konnte sich jedoch erinnern, dass er, als er mit achtzehn in verschiedenen Schrottkarren durch den gesamten Westen der Vereinigten Staaten und Kanadas gefahren war, jeden Nachmittag von einem so starken Schlafdrang übermannt wurde, dass es schon fast wehtat. Er hatte immer versucht, dagegen anzukämpfen, oder schlicht vermieden, um diese Tageszeit Auto zu fahren. Wirklich verändert hatte sich seitdem nur, dass er jetzt reicher war, sodass er sich ein eigenes Büro mit Yogamatte und Kopfkissen in der Ecke leisten konnte, und weise genug, um sich nicht mehr gegen ein Schläfchen am Nachmittag zu wehren. Wenn er die Tür zumachte, seine elektronischen Geräte ausschaltete, die Matte ausrollte, sich hinlegte und für zwanzig Minuten dem Schlaf überließ, konnte er sich in einem Maße erholen, dass er danach für mehrere Stunden hellwach weiterarbeiten konnte.

Die Länge der Zeit, die er schlafend verbrachte, spielte letztlich keine Rolle. Er hatte beschlossen, dass der Schlüssel zu allem - das, was darüber bestimmte, ob der Mittagsschlaf ihn tatsächlich erfrischte - das Abreißen des Bewusstseinsfadens war: der Moment, wo er aufhörte, auf kohärente, fortlaufende, seiner selbst bewusste Weise zu denken, und wegdämmerte. Dieser war oft mit dem Zucken eines Arms oder Beins verbunden, dann nämlich, wenn er die Schwelle vom bewussten Denken zum Traum überschritt, wo er den Arm ausstrecken und einen Ball fangen oder eine Tür öffnen oder dergleichen tun musste. Wenn das Zucken ihn nicht weckte, hieß das, er hatte den Bewusstseinsfaden durchtrennt, und der Mittagsschlaf hatte seinen einzigen wahren Zweck erfüllt. Selbst wenn er zehn Sekunden später schon wieder aufwachte, war er genauso erholt - womöglich sogar noch erholter -, wie wenn er eine Stunde lang tief geschlafen hätte.

Er hatte das Zucken studiert. Wenn er, was immer seltener passierte, mit einer Frau schlief, zwang er sich zuweilen, wach zu bleiben, während sie einschlummerte; dann lauschte er auf ihre Atmung und spürte, wie sich ihr Körper an seinem entspannte, bis sie just im Augenblick des Wegdämmerns ruckartig eine ihrer Gliedmaßen bewegte.

Seine geschäftlichen Aktivitäten (er war Gründer und Vorstandsvorsitzender einer großen Computerspielefirma) erforderten mitunter, dass er in einem Privatjet zu der acht Zeitzonen entfernten Isle of Man flog, wo ein langjähriger Geschäftspartner - Autor und Privatier - in einem renovierten Schloss wohnte. Der Mann quartierte ihn jedes Mal in einem Zimmer oben in einem der Türme ein: einem runden Raum, der mit mittelalterlichem Krimskrams dekoriert war und mithilfe eines in die Wand eingebauten Kamins beheizt wurde. Darin stand ein Himmelbett mit einem schweren Baldachin. Vor zwei Jahren war Richard - so lautete nämlich Dodges richtiger Name -, nachdem er in dieses Bett gestiegen war und dort eine Weile schlaflos gelegen hatte, am Ende hinübergedämmert und in einen Albtraum geraten, in dem eine sehr gefährliche und unangenehme Person auftauchte, mit der er sich einige Jahre zuvor angelegt hatte. Er war mit dem halluzinatorischen Eindruck aufgewacht, dieser Mann stehe neben seinem Bett und schaue auf ihn herab. Was unmöglich war, da der Mann gar nicht mehr lebte - doch Richard hatte sich noch halb im Traum befunden, ein Zustand, in dem Logik außer Kraft gesetzt war und alles, was er wusste, das war, was er sah. Er versuchte, sich aufzusetzen. Nichts geschah. Er versuchte, die Arme zu heben. Sie bewegten sich keinen Millimeter. Er versuchte, Luft zu holen und zu schreien, doch sein Körper reagierte nicht auf den Befehl seines Gehirns. Er war ganz und gar hilflos, ja ihm fehlte sogar die Kraft des Gefangenen, der sich gegen seine Fesseln wehrt. Ihm blieb nichts anderes übrig, als diese schreckliche Angst und das Grauen seiner völligen Handlungsunfähigkeit zu durchleben, bis er irgendwie erneut wegdämmerte.

Kurz darauf war er aus dem Schlaf hochgeschreckt und hatte sich ruckartig aufgesetzt. Sein Körper funktionierte wieder. Dodge schlug die schwere Bettdecke zurück, schwang die Füße vom Bett und drehte sich dabei dem kaum einen Meter von ihm entfernten verglimmenden Feuer zu. Außer ihm befand sich niemand im Raum. Die massive, einer Festung würdige Tür war immer noch verriegelt. Der Eindruck eines Albtraums, der noch vor einer Minute so überzeugend gewesen war, wirkte jetzt lächerlich. Als Dodge sich probeweise wieder hinlegte und den Blick nach oben richtete, sah er, dass seine Nachttischlampe einen Flammenschatten auf den Baldachin über ihm warf und dass sich der Schatten hin und her bewegte, während das Feuer flackerte und die Holzscheite zusammensackten. Er musste beim Schlafen die Augen halb geöffnet und das für den Schatten eines Mannes gehalten haben.

Für den Albtraum gab es also eine Erklärung, nicht jedoch für die völlige Lähmung, die ihn dabei erfasst hatte. Später hatte Richard erfahren, dass es sich hierbei um ein allgemein anerkanntes und wissenschaftlich belegtes Phänomen namens Schlafstarre gehandelt hatte. Primitive Kulturen sahen darin eine Form der Verzauberung oder erfanden Geschichten über schauerliche Nachtmahren ähnliche Kreaturen, die sich dem Menschen auf die Brust setzten, ihn an sein Bett drückten und ihm die Luft aus der Lunge und die Schreie aus der Kehle sogen.

Es gab jedoch...

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Neal Stephenson gilt als eines der größten Genies der amerikanischen Gegenwartsliteratur. »Cryptonomicon«, seine Barock-Trilogie sowie »Anathem«, »Error«, »Amalthea« und das mit Nicole Galland verfasste Werk »Der Aufstieg und Fall des D.O.D.O.« sind ebenso wie sein letzter Roman »Corvus« internationale Bestseller. Er lebt in Seattle, Washington.