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44 TAGE - Und Deutschland wird nie mehr sein, wie es war

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
464 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am08.03.2021
Sein Job: das Land zu schützen. Sein Gegner: der Terror. Seine Entscheidung: die härteste seines Lebens.
5. September 1977: Der Terror in Deutschland nimmt immer brutalere Ausmaße an. Auf offener Straße wird der Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer entführt. Roland Manthey, Chef des Verfassungsschutzes und mächtigster Staatsmann im Krisenfall, weiß auch ohne das Bekennerschreiben, wer dafür verantwortlich ist. Die RAF fordert die Freilassung ihrer inhaftierten Mitglieder im Austausch gegen die Geisel. Eilig beruft Manthey einen Krisenstab ein, der vor der größten Bedrohung in der Geschichte der Bundesrepublik steht. Während das verängstigte Volk den Atem anhält, sucht Manthey fieberhaft nach der Geisel. Doch als die Ereignisse eskalieren, steht er vor der schwersten Entscheidung seines Lebens ...
Als Sohn des damaligen Verfassungsschutzleiters hat Stephan R. Meier die RAF-Zeit hautnah miterlebt und entwickelt daraus einen hochspannenden Politthriller.

Stephan R. Meier, geboren 1958, hat in der Schweiz studiert und in China, Frankreich, Italien, Spanien, Thailand und den USA als Hotelier gearbeitet. Neben dem Thriller »NOW« veröffentlichte er zwei biografische Sachbücher, darunter eines über seinen Vater Richard Meier, der in den Siebzigerjahren Leiter des Bundesamts für Verfassungsschutz war. In »44 TAGE« verarbeitete er sein exklusives Insiderwissen über den Höhepunkt der RAF-Zeit zu einem großen Politthriller.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextSein Job: das Land zu schützen. Sein Gegner: der Terror. Seine Entscheidung: die härteste seines Lebens.
5. September 1977: Der Terror in Deutschland nimmt immer brutalere Ausmaße an. Auf offener Straße wird der Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer entführt. Roland Manthey, Chef des Verfassungsschutzes und mächtigster Staatsmann im Krisenfall, weiß auch ohne das Bekennerschreiben, wer dafür verantwortlich ist. Die RAF fordert die Freilassung ihrer inhaftierten Mitglieder im Austausch gegen die Geisel. Eilig beruft Manthey einen Krisenstab ein, der vor der größten Bedrohung in der Geschichte der Bundesrepublik steht. Während das verängstigte Volk den Atem anhält, sucht Manthey fieberhaft nach der Geisel. Doch als die Ereignisse eskalieren, steht er vor der schwersten Entscheidung seines Lebens ...
Als Sohn des damaligen Verfassungsschutzleiters hat Stephan R. Meier die RAF-Zeit hautnah miterlebt und entwickelt daraus einen hochspannenden Politthriller.

Stephan R. Meier, geboren 1958, hat in der Schweiz studiert und in China, Frankreich, Italien, Spanien, Thailand und den USA als Hotelier gearbeitet. Neben dem Thriller »NOW« veröffentlichte er zwei biografische Sachbücher, darunter eines über seinen Vater Richard Meier, der in den Siebzigerjahren Leiter des Bundesamts für Verfassungsschutz war. In »44 TAGE« verarbeitete er sein exklusives Insiderwissen über den Höhepunkt der RAF-Zeit zu einem großen Politthriller.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641249977
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum08.03.2021
Seiten464 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3055 Kbytes
Artikel-Nr.4940776
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Prolog

Der mausgraue Ford Transit mit der Aufschrift Blumen Krüger stand in einer Parkbucht vor dem Haus Nummer 23 des Glühwürmchenwegs. Genau hier erstreckte sich durch die Vorgärten hindurch eine Öffnung nach Norden, die auf einhundertsechsundvierzig Metern Luftlinie die Sicht auf die Außenmauer des trutzigen Gebäudes an der Solitudeallee ermöglichte: freies Schussfeld für die Funksignale. Die Uhr zeigte 03:39. Es war leicht bewölkt bei hoher Luftfeuchtigkeit; ab und zu nieselte es. Auf dem Gras und den ordentlich geschnittenen Büschen in den Vorgärten der Reihenhäuser lag ein nasser Film. Der Asphalt glänzte tiefschwarz, nur dann und wann unterbrochen von den Lichtinseln der Straßenlaternen.

Im Inneren des Lieferwagens war von der Außenwelt nichts zu spüren. Das Heck war fensterlos und mit einer dicken, schallschützenden Auskleidung versehen. »Dicht wie ein U-Boot«, hieß es im Fachjargon. Und das traf die Atmosphäre im Wagen ganz gut. Eng, stickig, atemfeucht, nacktes, bolzenverschweißtes Metall, aus dem eine Vielzahl von Reglern und Schaltern hervorstach. Zahllose Lämpchen und Anzeigen blinkten grün, gelb und rot.

Der Lieferwagen war eine der wichtigsten Waffen des Kalten Krieges. Er war angefüllt mit der neuesten Elektronik, ein Wettrüsten ohne Raketen. Zuhören können und wissen, was der Feind denkt und fühlt, war kriegsentscheidend im Konflikt der Worte und Werte, im Krieg des freien Westens gegen den Kommunismus, im Krieg der friedlichen Bürger gegen mordende Anarchisten. Vor allem, wenn, wie seit Wochen, dieser Konflikt mit dem Blut vieler Unschuldiger getränkt war. Und sich über die Medien die Angst breitgemacht hatte, dass die Kommunisten den Menschen erst alles wegnahmen und anschließend auch noch alle umbringen wollten.

Zwei Männer saßen auf sperrigen, im Bodenblech verschraubten Stühlen, die mit ihrem abgesplitterten sepiafarbenen Lack an Zahnarztstühle aus der Vorkriegszeit erinnerten. Zwei Tonbandmaschinen türmten sich vor ihnen auf, davor war ein schmales Brett mit abgegriffenem Klarlack als Ablage montiert. Eine Kladde mit Papierhalter für handschriftliche Notizen war darauf befestigt. Mikrofone ragten an Galgen aus der NATO-fähigen Funkanlage mit ihren zahllosen Drehknöpfen. Ein schwarzer Kasten darunter besorgte das elektronische Zerhacken der Übertragung.

Die Innenbeleuchtung des Laderaums bestand aus gerade mal zwei Standardfunzeln, die alles in ein trübes gelbliches Licht tauchten. Vier Schnappschüsse der Zielsubjekte waren mit Wäscheklammern an einem Draht befestigt, der von der Decke herabbaumelte.

Jetzt, tief in der Nacht, schwiegen die vier beharrlich. Kein Ton war aus den verwanzten Zellen zu hören. Nur der kleine Lüfter auf dem Dach des Lieferwagens, der die verbrauchte Luft absaugte, summte leise. Der ältere der Männer gähnte und schielte begehrlich zu der leeren Pritsche, die zwischen den beiden hinteren Radkästen eingeklemmt war. Darauf lagen eine dünne Matratze, eine schlampig zusammengerollte Polyesterdecke und ein fleckiges Kissen. Hier konnten sie abwechselnd schlafen.

In einer Holzkiste in der Ecke befand sich ein Stapel originaler Nummernschilder. Damit der Wagen nicht als Fremdkörper auffiel, wiesen die derzeit montierten Schilder die Kennung eines Nachbarorts aus.

»Is´ noch Kaffee da?«, raunte der Ältere. Die quälende Langeweile hatte tiefe Ringe unter seine Augen gezeichnet. Er sehnte sich nach einer Zigarette. Sein jüngerer Kollege deutete mit dem Kinn auf die Thermoskanne vor ihm.

Der Ältere der beiden beugte sich vor, angelte nach der Thermoskanne und verlor dabei fast das Gleichgewicht. Der Jüngere machte instinktiv eine Gegenbewegung. Kurz geriet der Lieferwagen ins Schaukeln. Die beiden langen Antennen auf dem Dach wedelten in der Dunkelheit. Das Signal aus den beiden tellergroßen, hochempfindlichen Richtempfängern verzerrte sich einen Atemzug lang.

Behutsam schraubte der Ältere die Thermoskanne auf, füllte den Deckel, der als Becher diente, und trank möglichst geräuschlos ein paar Schlucke des lauwarmen Filterkaffees, den sie bei Antritt ihrer Schicht am Abend zuvor mitgebracht hatten.

Fast zeitgleich knackte es in den Lautsprechern. Die Zentrale meldete sich.

»Zentrale?«

»Wir schalten jetzt um auf Klarnamen.« Eine Frauenstimme mit Kölner Akzent, die keinen Widerspruch duldete.

Klarnamen. Jetzt wurde es brenzlig. Keine Decknamen mehr. Nichts war mehr chiffriert. Wie immer bei einem Notfall oder einer schweren Krise, wenn jede Sekunde zählte.

»Verstanden, Zentrale, Klarnamen!«

»Tut sich was?«, fragte die weibliche Stimme um einige Nuancen weicher. Sie gehörte der Leiterin der Funkleitstelle im Amt. Auch sie war seit sechs Wochen ununterbrochen im Dienst. Zuverlässig, beinhart in der Sache, aber mit Verständnis für die nervenaufreibende, gefährliche Arbeit der operativen Teams.

»Negativ. Absolute Stille, keine Vorkommnisse.«

»P ist zugeschaltet.«

»Direkt?«, rutschte es dem Älteren heraus. Er spürte, wie sein Puls sich beschleunigte.

»Direkt. Wir haben eine Standleitung nach Bonn gelegt. Anweisung von P. Ich brauch nur auf den Hebel zu drücken.«

Die beiden Männer sahen sich kurz an. Der Ältere wischte sich die schweißfeuchten Hände an der Hose ab. Mit erstarkter Intensität lauschten beide in die Stille der gepolsterten Kopfhörer, die ihre Ohren vollständig bedeckten. P konnte theoretisch mithören.

Nichts.

Minuten verstrichen. Der Jüngere gähnte verhalten, lehnte sich, soweit es ging, in dem unbequemen Stuhl zurück und streckte die Arme nach oben, bis seine Fingerspitzen die an Eierkartons erinnernde Schaumstoffauskleidung des Daches berührten. Es knackte in seinen Schultern. Der Ältere sah irritiert zu ihm hinüber. Die erzwungene Intimität in dem engen Lieferwagen störte ihn mehr als der Einbruch in die Intimsphäre der Belauschten.

Es war schon anstrengend genug, stundenlang nichts zu hören und nichts zu tun. Jeder musste sein ganz persönliches Ritual erfinden, um nicht einzuschlafen oder unruhig zu werden. Psychische Robustheit war bei dieser Arbeit viel wichtiger als das Bedienen der Technik. Sie hörten anderen Menschen bei ihrem Leben zu. Manchmal nächtelang ereignislos, wenn die Abgehörten einfach nur schliefen. Was die vier Gefangenen betraf, kannten sie inzwischen jedes Detail ihres Lebens, jedes Rascheln der Decken, Schnarchen und Husten. Sie konnten sogar das Knacken der Medikamentenblister in den jeweiligen Zellen unterscheiden. Eine der beiden Frauen stöhnte oft im Schlaf und stammelte unverständliches Zeug, für sie so deutlich hörbar, als lägen sie neben ihr.

Aber diese Nacht war anders. Das spürten sie. Etwas eskalierte gerade nach dem wochenlangen Sturm, der über das Land gefegt war. Ganz Deutschland stemmte sich gegen die gewalttätige Bedrohung, deren Ausgangspunkt keine hundertfünfzig Meter entfernt hinter Stahlbeton und Eisengittern eingesperrt war. Nicht die kleinste Kleinigkeit durfte ihnen entgehen. Und sie wussten nie, wann diese kam. Sie konnten nur versuchen, die physische Präsenz des anderen still zu ertragen und sich so entspannt wie möglich auf die Geräusche in ihren Kopfhörern zu fokussieren.

Da schlugen plötzlich die Oszillografen aus. Eine Millisekunde später hörten sie in den Lautsprechern das erste Poltern. Etwas rutschte nur minimal zeitversetzt über den Boden. Ein Knacken ertönte, wie von berstendem hartem Plastik, gefolgt von einem Fluch.

Die beiden Männer beugten sich angespannt in ihren Stühlen vor. Sie waren blitzartig hoch konzentriert. Pressten die Kopfhörer fest auf die Ohren, lauschten angestrengt in die Nacht.

Eine Frauenstimme murmelte etwas Unverständliches. Ein Stuhl wurde über den Betonboden geschleift. Ein leises Stöhnen folgte. Dann rauschte es wieder in den Kopfhörern. Jemand wühlte in seiner Zelle in einem Besteckkasten.

Die Tonbänder liefen. Mit einem schnellen Blick überprüfte der Ältere, ob noch genügend Band auf den Leerspulen war. Die große Uhr zeigte 03:58.

»Zentrale!«, flüsterte der Ältere ins Mikrofon.

Ein Knacken bestätigte die Verbindung.

»Kommen!«, meldete sich die weibliche Stimme aus der Funkleitstelle prompt.

»Es gibt Bewegung! Es tut sich was!«

Eine Holzleiste wurde aus ihrer Verankerung gerissen und splitterte. Durch das Rauschen hindurch waren deutlich Schritte zu hören.

Die Oszillografen tanzten auf den Anzeigen, grün und rot, Nadeln schlugen in ihren Halbkreisen aus.

Eine Matratze quietschte, als jemand sich daraufsetzte. Ein Geräusch, das sie schon zahllose Male aufgenommen hatten. Sie wussten, welche der Zellen das war. Denn jede Matratze hatte einen unverwechselbaren, eigenen Geräuschabdruck, jeder Insasse hatte eine andere Art, sich daraufplumpsen zu lassen. Betten hatten sie abgelehnt.

Der Jüngere deutete mit dem Kopf auf eines der Fotos. Es zeigte einen Mann, der einen dünnen schwarzen Oberlippenbart trug: »der Handwerker« oder »der Söldner« genannt. Kein ideologisches Schwergewicht. Aber ein geschickter Bastler. Er kannte sich mit Elektronik aus, mit Rohren und Zündern. Mit Mechanik. Unverzichtbar für die Terroristen.

An der Tür des Lieferwagens wurde gerüttelt. Es war 04:03 Uhr.

»Moment«, sagte der Ältere ins Galgenmikrofon. »Zentrale: Wir kriegen Besuch.«

»Das ist der kleine Bergmeister«, sagte die Stimme aus den Lautsprechern. »Er holt die Bänder selbst ab. Anweisung von P.«

Die beiden Abhörtechniker sahen sich an. Sie hatten den kleinen Bergmeister bisher nie...

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Autor

Stephan R. Meier, geboren 1958, hat in der Schweiz studiert und in China, Frankreich, Italien, Spanien, Thailand und den USA als Hotelier gearbeitet. Neben dem Thriller »NOW« veröffentlichte er zwei biografische Sachbücher, darunter eines über seinen Vater Richard Meier, der in den Siebzigerjahren Leiter des Bundesamts für Verfassungsschutz war. In »44 TAGE« verarbeitete er sein exklusives Insiderwissen über den Höhepunkt der RAF-Zeit zu einem großen Politthriller.