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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am01.11.2021
Jahrelang wähnte Louisa sich in Sicherheit. Die Erinnerung an das dunkelste Kapitel ihrer Vergangenheit war beinahe verblasst. Doch dann erhält sie eine verstörende Mail. Im Betreff ein Countdown: »Noch 21 Tage«. Der Inhalt, eine Horrorgeschichte. Sie beschreibt Louisas eigenen Tod. Eine dumpfe Beklommenheit ergreift von ihr Besitz. Plötzlich fühlt Louisa sich beobachtet, verfolgt, kämpft gegen ihre wachsende Angst. Und dann lässt eine weitere Mail keinen Zweifel mehr zu: Jemand will mit ihr abrechnen, jemand, der ihr Geheimnis kennt. Der Countdown läuft, und für Louisa gibt es kein Entrinnen ...

Ann-Kristin Gelder, Jahrgang 1981, ist Deutsch- und Musiklehrerin. Sie lebt mit ihrem Mann, zwei Katern, drei Kindern und zwölf Musikinstrumenten an der Weinstraße. Wenn sie nicht gerade an einem neuen Roman schreibt, geht sie geocachen oder steht mit Band oder Chor auf der Bühne.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextJahrelang wähnte Louisa sich in Sicherheit. Die Erinnerung an das dunkelste Kapitel ihrer Vergangenheit war beinahe verblasst. Doch dann erhält sie eine verstörende Mail. Im Betreff ein Countdown: »Noch 21 Tage«. Der Inhalt, eine Horrorgeschichte. Sie beschreibt Louisas eigenen Tod. Eine dumpfe Beklommenheit ergreift von ihr Besitz. Plötzlich fühlt Louisa sich beobachtet, verfolgt, kämpft gegen ihre wachsende Angst. Und dann lässt eine weitere Mail keinen Zweifel mehr zu: Jemand will mit ihr abrechnen, jemand, der ihr Geheimnis kennt. Der Countdown läuft, und für Louisa gibt es kein Entrinnen ...

Ann-Kristin Gelder, Jahrgang 1981, ist Deutsch- und Musiklehrerin. Sie lebt mit ihrem Mann, zwei Katern, drei Kindern und zwölf Musikinstrumenten an der Weinstraße. Wenn sie nicht gerade an einem neuen Roman schreibt, geht sie geocachen oder steht mit Band oder Chor auf der Bühne.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641255305
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum01.11.2021
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1700 Kbytes
Artikel-Nr.5142729
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

EINS

Der Tod fand Louisa im fahlen Schein des aufgehenden Mondes.

Obwohl es bereits stockdunkel draußen ist, geht mir dieser Satz in Endlosschleife durch den Kopf, und ich muss mich mit Gewalt dazu zwingen, mich auf die Straße zu konzentrieren.

Immer wieder werden Regenböen gegen die Windschutzscheibe geweht, und die Welt verschwindet für einige Sekunden hinter einem nassen Schleier. Trotz höchster Intervallstufe kommen die Scheibenwischer nicht gegen die Wassermassen an.

Es war eine dumme Idee, das letzte Design noch fertigzustellen, länger als alle anderen im Büro zu bleiben und meinen Yogakurs sausen zu lassen. Jetzt muss ich durch Regen und Sturm zurückfahren. Ich bin nur wenige Kilometer von meinem Haus entfernt, doch es fühlt sich an, als könnte es nicht weiter weg sein.

Wenn ich heute Morgen etwas früher aufgestanden wäre, hätte ich den Auftrag vor der Telefonkonferenz beenden können, ohne in Zeitnot zu geraten. Alternativ hätte ich abwarten können, bis sich die Wetterlage ein wenig gebessert hat, um mich dann auf den Heimweg zu machen. Verdammte Ungeduld. Schon am helllichten Tag ist die kurvenreiche Strecke durch den Wald anstrengend zu fahren. In einer stürmischen Nacht ist sie grauenvoll. Zu allem Übel ist das angekündigte Gewitter trotz meiner Beschwörungen natürlich nicht in die andere Richtung gezogen. Im Gegenteil. Als würde es mir folgen, ist jeder Donner lauter als der vorige. Blitze zerreißen die Finsternis, tauchen die Umgebung in grelles Licht. Die Schwärze wirkt anschließend nur noch tiefer. Die Baumstämme sind feucht vom Regen und reflektieren das aufzuckende Licht. Die dahinterliegende Dunkelheit scheint voller sich windender Schatten zu sein. Ich kann nicht sagen, wie oft ich schon erschrocken bin, weil ich mir eingebildet habe, eine menschliche Silhouette allein am Straßenrand zu sehen. Meine Augen sind überreizt von dem schnellen Wechsel zwischen Hell und Dunkel.

Wieder wandern meine Gedanken zu der Mail, die ich vor zwei Tagen erhalten habe.

Noch einundzwanzig Tage

Der Tod fand Louisa im fahlen Schein des aufgehenden Mondes.

Sie stand in ihrer Küche, machte Abendessen. Eine willkommene Ablenkung. Eine Ablenkung von der Angst, die in den vergangenen Stunden ihr ständiger Begleiter gewesen ist.

Am Nachmittag hatte sie eine Nachricht erhalten, die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Aus der nahe gelegenen Nervenheilanstalt war ein Patient entkommen. Ein Soziopath, der es liebte, mit seiner Beute Katz und Maus zu spielen. Ein kaltblütiger Mörder, der seine bisherigen Opfer mit einer Spiegelscherbe markiert hatte, um sie dann in seinen tödlichen Plan zu verwickeln. Die Polizei hatte die Warnung ausgegeben, Fenster und Türen geschlossen zu halten, und Louisa brauchte keine zweite Einladung, um der Aufforderung zu folgen.

Trotzdem wollte das kalte Gefühl in ihrem Innern nicht verschwinden. Sie konzentrierte sich auf das Messer in ihrer Hand, mit dem sie die Zutaten schnitt. Knoblauch. Schafskäse. Tomaten.

Bis ...

Ein Knirschen ließ sie innehalten.

Das Messer zitterte in ihrer Hand.

Wer ist da?

Ein Geräusch aus dem Flur, fast unhörbar. So flüchtig und hohl, dass es auch das Wispern des Windes sein könnte. Doch der Wind weht nicht durch das Haus.

Ist es ... er?

Nein. Lächerlich.

Warum sollte er ausgerechnet sie wählen?

Warum sollte er ausgerechnet in ihr Haus eindringen?

Warum sollte er ausgerechnet ihrem Leben ein Ende setzen wollen?

Warum nicht?

Kein Grund zur Sorge.

Wieder das Geräusch. Deutlich näher.

Allen Grund zur Sorge.

Louisa.

Sie umfasst den Griff ihres Messers fester. Öffnet die Tür. Lauscht in die Stille.

Er kommt.

Ein fremder Geruch in der Luft. Nicht alleine.

Zögerliche Schritte. Banges Warten.

Vor ihr etwas am Boden.

Glänzend und boshaft. Gezackt. Scharfkantig.

Die Scherbe. Die Spiegelscherbe.

Zu spät.

Sie ist sich ihrer eigenen Zerbrechlichkeit nicht bewusst.

Jetzt wird sie ihr vor Augen gehalten.

Ihr Spiegelbild.

Zersplittert wie die Scherbe.

Er ist da.

Diese Worte ... Diese seltsame Mischung aus Sätzen und direkten Sinneseindrücken ist mir nicht unbekannt. Sie ist mir schon einmal begegnet. Vor ungefähr fünfzehn Jahren. Und damals ist die Sache alles andere als gut ausgegangen.

Nein. Nicht darüber nachdenken. Nicht jetzt. Ich hatte mich die letzten drei Tage einigermaßen im Griff, also werde ich es auch heute Abend schaffen.

Für einen Moment ziehe ich in Erwägung, an den Straßenrand zu fahren, um dort zumindest den Höhepunkt des Unwetters abzuwarten, doch alles in mir sträubt sich, auch nur eine Minute länger in der Dunkelheit unterwegs zu sein als nötig. Ich kenne die Strecke auswendig. Zwei enge Linkskurven, anschließend knapp drei Kilometer geradeaus. Wieder eine Kurve, dann mein Haus. Eine Viertelstunde. Maximal.

Ich drehe das Radio noch lauter, damit die Musik den grollenden Donner und den prasselnden Regen übertönt. Kein Grund zur Sorge.

Allen Grund zur Sorge.

Es ist bloß ein Gewitter, und laut Faraday ist das Auto währenddessen ein sicherer Ort. Trotzdem wäre ich lieber zu Hause. In meinem weichen Bett mit den kuscheligen Kissen, eine Tasse Salbeitee in der Hand, den ich mir fast jeden Abend zum Einschlafen koche.

Eine Bewegung am Straßenrand holt mich jäh aus meinen Gedanken. Zu abgehackt und ruckartig, um von einem sturmgepeitschten Baum oder Busch zu stammen. Ein Tier?

Instinktiv reiße ich das Steuer zur Seite und trete auf die Bremse. Mein Fiat schlingert, gerät ins Schleudern. Für einige grauenhafte Augenblicke verlieren die Reifen die Bodenhaftung und rutschen über den regenglatten Asphalt. Ich stoße einen erstickten Schrei aus und umklammere das Lenkrad mit beiden Händen. Nur Sekunden später greifen die Reifen wieder, und das Auto kommt mitten auf der Fahrbahn zum Stehen.

Ich drehe den Schlüssel, und Motor und Musik ersterben abrupt. Obwohl die Tropfen nach wie vor auf das Dach trommeln, ist die Stille übermächtig. Als hielte die Zeit den Atem an. Fast bin ich dankbar für den nächsten Donnerschlag, der mich aus dem seltsamen Schwebezustand reißt.

Ich atme einmal tief durch und zwinge meinen rasenden Puls wieder auf ein normales Tempo. Es ist nichts passiert. Ich habe überreagiert, weil ich wegen der Gewitteratmosphäre angespannt bin. Ich habe mich lediglich erschreckt, weil ...

Ja, weshalb eigentlich?

Ein unangenehmes Kribbeln läuft mir über den Rücken.

In einer solchen Nacht kann einem die Fantasie Streiche spielen. Und trotzdem bin ich sicher, etwas am Straßenrand gesehen zu haben, was dort nicht hingehört. Nicht in einen dichten Wald, mehrere Kilometer von der nächsten Ortschaft entfernt. Eher schon in ein Horrorkabinett oder eine Geisterbahn.

Eine dunkel gekleidete Gestalt. Eine Gestalt mit einer schwarzen Skimaske, die das Licht der Scheinwerfer aufzusaugen schien.

Ist es ... er?

Nein. Lächerlich.

Ich streiche mir eine Haarsträhne aus der Stirn, beiße mir auf die Unterlippe und starte den Motor. Die plötzlich wieder einsetzende dröhnende Musik lässt mich zusammenzucken, und ich verfluche meine eigene Schreckhaftigkeit.

Ich drehe mich halb um und setze einen knappen Meter zurück, um das Auto wieder gerade auf die Straße zu bringen.

Zusammenreißen.

Kurze Zeit später bin ich erneut auf Kurs, allerdings nach wie vor über die Maßen angespannt. Immerhin hat sich mein Herzschlag beruhigt. Leider nur so lange, bis ich in der Dunkelheit vor mir etwas auf der Straße liegen sehe. Verdammt. Das darf doch nicht wahr sein. Die eingebildete Gestalt hat mir schon gereicht. Was ist nun los?

Vor ihr etwas am Boden.

Abermals verringere ich mein Tempo und bin dankbar dafür, dass dieses Mal keine Vollbremsung nötig ist, weil ich ohnehin nur in mäßiger Geschwindigkeit unterwegs war. Etwa zwei Meter vor dem Hindernis halte ich an und schalte das Radio aus. Die Scheinwerfer meines Wagens zerschneiden scharf die Dunkelheit, die abseits des Lichtkegels jetzt dicht und bedrohlich wirkt. Die Blitze und die darauffolgenden Donnerschläge sind seltener geworden.

Ich strecke mich ein wenig und spähe mit zusammengekniffenen Augen nach draußen in die Dunkelheit. Als ich erkenne, was meine Weiterfahrt verhindert, bin ich erleichtert und frustriert zugleich. Ein großer Ast liegt auf der Straße. Kein Wunder bei dem Sturm. Nicht wirklich gefährlich, aber nach dem ersten Schreck würde jetzt wohl schon ein Kaninchen ausreichen, um mich in Panik zu versetzen.

Ich lasse das Auto ein Stückchen nach vorne rollen, sodass die Scheinwerfer den Ast vollständig erfassen. Er glänzt vor Nässe und ist an seiner breitesten Stelle bestimmt armdick. Und natürlich liegt er so auf der Straße, dass nicht einmal mein kleiner Fiat daran vorbeipasst. Ich habe heute echt kein Glück.

Was nun?

Das Klügste wäre, umzudrehen und...
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Autor

Ann-Kristin Gelder, Jahrgang 1981, ist Deutsch- und Musiklehrerin. Sie lebt mit ihrem Mann, zwei Katern, drei Kindern und zwölf Musikinstrumenten an der Weinstraße. Wenn sie nicht gerade an einem neuen Roman schreibt, geht sie geocachen oder steht mit Band oder Chor auf der Bühne.
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Gelder, Ann-Kristin