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Die Albenmark

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
640 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am12.07.2021
Seit Jahren kämpft der Bund der Elfen und freien Völker des Fjordlands in einem schrecklichen Krieg gegen die Tjuredkirche. Die mächtigen Ordenskrieger erringen Sieg um Sieg, und Gishild, die letzte Herrscherin der Fjordländer, wurde als Kind von ihren Feinden verschleppt. Die Hoffnung, sie jemals wiederzufinden, ist schon lange erloschen. Niemand ahnt, dass die ebenso schöne wie kluge Prinzessin in der Ordensburg der Tjuredkirche gefangen gehalten wird. Dort soll sie zur Kriegerin gegen ihr eigenes Volk ausgebildet werden, doch Gishild widersetzt sich standhaft - bis sie dem jungen Novizen Luc begegnet und sich in ihn verliebt. Damit scheint das Schicksal aller Albenkinder für immer besiegelt ...

Bernhard Hennen, 1966 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Vorderasiatische Altertumskunde. Mit seiner »Elfen«-Saga stürmte er alle Bestsellerlisten und schrieb sich an die Spitze der deutschen Fantasy-Autoren. Bernhard Hennen lebt mit seiner Familie in Krefeld.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextSeit Jahren kämpft der Bund der Elfen und freien Völker des Fjordlands in einem schrecklichen Krieg gegen die Tjuredkirche. Die mächtigen Ordenskrieger erringen Sieg um Sieg, und Gishild, die letzte Herrscherin der Fjordländer, wurde als Kind von ihren Feinden verschleppt. Die Hoffnung, sie jemals wiederzufinden, ist schon lange erloschen. Niemand ahnt, dass die ebenso schöne wie kluge Prinzessin in der Ordensburg der Tjuredkirche gefangen gehalten wird. Dort soll sie zur Kriegerin gegen ihr eigenes Volk ausgebildet werden, doch Gishild widersetzt sich standhaft - bis sie dem jungen Novizen Luc begegnet und sich in ihn verliebt. Damit scheint das Schicksal aller Albenkinder für immer besiegelt ...

Bernhard Hennen, 1966 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Vorderasiatische Altertumskunde. Mit seiner »Elfen«-Saga stürmte er alle Bestsellerlisten und schrieb sich an die Spitze der deutschen Fantasy-Autoren. Bernhard Hennen lebt mit seiner Familie in Krefeld.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641288143
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum12.07.2021
Reihen-Nr.2
Seiten640 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4115 Kbytes
Artikel-Nr.5782206
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

BRONZESCHLANGEN

Die Bronzeschlange bäumte sich auf, spie Rauch und Glut, und ein Feuer brannte in Gishilds Lunge. Hustend taumelte sie zurück. Jemand stieß sie grob an. Gebrüllte Befehle ertönten, doch sie waren nur ein dumpfes Dröhnen in ihren tauben Ohren. Vom Pulverrauch geschwärzte Gesichter gaukelten gleich schwarzen Masken mit unheimlichen, weiß strahlenden Augen durch die Finsternis. Wieder wurde Gishild angerempelt. Eine gebückte Gestalt schleppte eine schwere Eisenkugel.

»Wischt aus!« Die helle Mädchenstimme war das Erste, was Gishild deutlich vernahm. Vielleicht, weil sie sich so sehr von dem infernalischen Lärm ringsum unterschied. Anne-Marie drückte ihren Daumen in das Zündloch der großen Bronzekanone. Joaquino drängte an dem Rohr vorbei, dessen Hitze die Luft erzittern ließ. Der breitschultrige Novize hatte sein Hemd ausgezogen. Pulverdurchsetzter Schweiß rann wie schwarzes Blut über seine Brust. Er schwang den schweren Ladestock herum, tauchte den Schwamm am Ende des Eschenstocks in den Eimer, der neben dem Geschütz stand, und stieß ihn dann tief ins Maul der Bronzeschlange.

Die Geschützkammer erbebte. Kanonendonner überrollte die Prinzessin. Lärm bohrte sich wie ein Dolch in ihren Kopf.

Gishild presste beide Hände auf die Ohren. Sie zitterte am ganzen Leib. Rückwärts taumelnd, stieß sie mit dem bärtigen Geschützmeister zusammen. Seine schwieligen Hände packten sie bei den Armen. Mit einem Ruck drehte er sie ein Stück um und verpasste ihr einen Stoß, der sie in die andere Richtung wanken ließ.

Tränen der Wut rannen über Gishilds Wangen. Sie wollte nicht aufgeben, aber sie hielt es nicht länger aus.

Wieder erzitterte die Geschützkammer unter dem Donner eines Kanonenschusses. Wie gepeitscht warf sich die Prinzessin nach vorn. Grelles Licht stach ihr in die Augen, als sie auf das Hauptdeck der Galeasse gelangte. Sie brauchte gar nicht aufzublicken, um zu wissen, dass sie angestarrt und belächelt wurde. Die Arkebusiere und Ritter an der Reling, die Ruderer, die sich in der Sonne auf ihren Bänken räkelten, sie alle hatten nichts weiter zu tun, als zuzusehen, welche Novizen der Pulverqualm vertrieb und wer seine Feuertaufe bestand.

Den Blick starr auf die Planken geheftet, lief sie zum Vormast und ließ sich dort nieder. Schwefeliger Pulvergeschmack klebte auf ihrer Zunge; ihr war übel. Ein Stück weiter kauerte Raffael. Die schwarzen Locken hingen ihm strähnig in die Stirn. Sein Gesicht glänzte wie in Tinte getaucht. »Ich liebe Pferde«, murmelte er halblaut. »Die verdammten Pulverfresser können mir gestohlen bleiben. Und dieses verfluchte Schiff auch.« Er zog die Nase hoch und wollte wohl aufs Deck spucken, überlegte es sich dann aber anders. Kapitän Alvarez liebte sein Schiff, und es war gewiss nicht klug, die Geliebte eines anderen Mannes anzuspucken.

Gishild lächelte unwillkürlich über ihre Gedankensprünge.

»Nimm es dir nicht zu Herzen«, erklang eine wohlvertraute, warme Stimme hinter ihr. Es war Drustan, der einarmige Ritter, der Magister ihrer Lanze. »Meine Sache war das auch nicht. Ich glaube, ich habe es nicht länger in der Geschützkammer ausgehalten als du.«

Er legte die Hand auf Gishilds Schulter und drückte sie sanft. »Ich weiß, manchmal sind wir etwas schroff ... und ich weiß auch, wie sehr ein Lächeln im falschen Augenblick verletzen kann. Aber glaube mir, all dies hier geschieht nicht, um euch zu demütigen. Tjured gibt jedem seiner Kinder mindestens eine große Gabe. Wir suchen nach euren Begabungen. Und wenn wir sie entdecken, dann schleifen wir euch, bis wir das Beste aus euch herausholen. Welchen Sinn hätte es, dir das Kommando über eine Geschützkammer zu geben, wenn du dort bestenfalls mittelmäßig wärst? Dafür bist du eine außergewöhnliche Fechterin. Also werden wir dich unseren besten Fechtlehrern überantworten, wenn du etwas älter bist. Aber noch sind wir auf der Suche ... Verzweifle nicht. Drei Jahre dauert dieser Teil deiner Ausbildung. Dann wissen wir, wie Gott dich erschaffen hat und welche Gaben er dir mitgab.«

Gishild versuchte sich vor der freundlichen Stimme und dem Trost zu verschließen. Sie wollte davon nichts hören. Sie war sich ganz sicher, keine Gaben von Tjured erhalten zu haben, denn sie war die Prinzessin des Fjordlands und sie diente anderen Göttern! Vielleicht wollte sie auch einfach ihren Schmerz und ihren Zorn nicht aufgeben.

Sie blickte hinauf zum Oberdeck des Vorderkastells. Von Rauch umgeben, standen dort, oberhalb der Geschützkammer, der Kapitän und einige Ritter. Sie beobachtete die Einschläge der Kanonenkugeln in der roten Steilwand eines Felsens, der sich etwa dreihundert Schritt entfernt aus der spiegelglatten See erhob. Diese Ordensritter waren der Feind, auch wenn Gishild jetzt mitten unter ihnen war. Das durfte sie nicht vergessen! Dort standen Lilianne de Droy, die ehemals Komturin von Drusna gewesen war und Gishilds Vater schwere Niederlagen beigebracht hatte, und ihre Schwester, die Fechtmeisterin Michelle. Luth allein mochte wissen, wie viele Drusnier und Fjordländer Michelle abgestochen hatte.

Die Ritterin schien ihren Blick zu spüren. Unvermittelt drehte sie sich um und lächelte sie an.

Gishild ertappte sich dabei, wie sie das Lächeln erwiderte. Sofort erstarrte ihr Antlitz zu einer Grimasse. Das durfte sie nicht tun! Lass dich nicht verführen, schalt sie sich. Sie sind der Feind, du gehörst nicht zu ihnen!

Sie seufzte. Es war so schwer. So verwirrend ...

»Glaub mir, du musst dich wirklich nicht schämen, weil du die Geschützkammer verlassen hast«, sagte Drustan, der ihre Miene gründlich missverstanden hatte.

Pulverknappen trugen neue Ladungen für die großen Bronzekanonen aus der Kammer tief im Schiffsrumpf herauf. Das Pulver befand sich in doppelt vernähten, weichen Leinensäcken. Mit ihrer zylindrischen Form entsprachen sie dem Mündungsdurchmesser der Kanonenrohre, in die sie geschoben wurden. Jeder Pulversack enthielt eine sorgfältig abgemessene Ladung für einen Schuss über mittlere Reichweite. Der Stoff war mit Wachs eingerieben und wasserabweisend. Die Pulverknappen stapelten die Ladungen dicht vor dem Zugang zur Geschützkammer, gleich dort, wo in halbrunden Kuhlen auch ein Vorrat der schweren, eisernen Kanonenkugeln lagerte.

Wieder ließ der Donner einer Bronzeschlange das große Schiff erbeben. Luc trat aus dem Rauch der zum Hauptdeck hin offenen Geschützkammer. Blinzelnd fuhr er sich mit dem Arm über die schweißglänzende Stirn. Er sah in ihre Richtung und zwinkerte ihr zu. Gishild nickte. Wieder war ein Lächeln auf ihren Lippen. Sie konnte sich einfach nicht dagegen wehren, nicht bei Luc. Wann immer sie ihn sah, verebbte all ihre Wut. Seit der Nacht unter dem Galgen, in der sie ihn gewärmt und ihr Geheimnis mit ihm geteilt hatte, war sie verändert.

Er wollte ihr Ritter sein, das hatte er ihr seither Dutzende Male geschworen. Nun aber sah er mit an, wie sie versagte. Sie hatte die Probe in der Geschützkammer nicht bestanden! Er wuchtete sich einen der Pulversäcke auf die Schulter, Futter für die mächtigste Kanone des Schiffes, die Heiliger Zorn.

Luc würde einmal ein gut aussehender Mann werden, dachte Gishild. Schlank und drahtig war er, ein wenig wie die Elfen am Königshof ihres Vaters. Gedankenverloren spielte sie mit ihrem Haar. Sie fand es immer noch viel zu kurz. Es würde viele Monde dauern, bis es wieder so lang war wie vor ihrer Begegnung mit dem Barbier von Paulsburg. So lang ... 

Die feinen Härchen an ihren Armen richteten sich auf. Eisige Kälte kroch in ihren Bauch. Verwirrt blickte sie zum Himmel, um zu sehen, ob sich eine Wolke vor die Sonne geschoben hatte. Es war windstill. Die großen Segel hingen schlaff von den Rahen. Kein Seidenbanner rührte sich. Der Himmel war wolkenlos.

Gishild schlang die Arme um den Leib. So kalt war ihr, als hätte plötzlich der Winter Einzug gehalten, doch er schien nur für sie gekommen zu sein. Sie sah sich um; niemand anders schien zu frieren. Ihr Blick wanderte zu der Geschützkammer und suchte Luc, doch in den dichten Rauchschleiern gab es nur gesichtslose Schattengestalten, die mit genau einstudierten, knappen Bewegungen den Tanz der Bronzeschlangen tanzten.

Vielleicht ließ der Schweiß, der an ihrem Leib trocknete, sie frösteln?

Ein Donnerschlag, begleitet von hellen Flammenzungen, löschte all ihre Gedanken aus. Ein Luftzug berührte sie. Ein Finger des Todes, ausgestreckt nach ihr ... 

Dann hörte sie einen dumpfen Schlag auf Holz. Noch immer loderten Flammen in der offenen Geschützkammer.

Gishild konnte nichts als starren. Mit schreckensweiten Augen, unfähig, die Bilder mit Gedanken zu verknüpfen. Unfähig, sich zu bewegen oder einen Laut über die Lippen zu bringen.

Aus dem Augenwinkel sah sie ein golden glänzendes Bronzestück im Mast stecken, das sie um weniger als einen Zoll verfehlt hatte.

Sie sah, wie die gestürzten Ritter...

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Autor

Bernhard Hennen, 1966 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Vorderasiatische Altertumskunde. Mit seiner »Elfen«-Saga stürmte er alle Bestsellerlisten und schrieb sich an die Spitze der deutschen Fantasy-Autoren. Bernhard Hennen lebt mit seiner Familie in Krefeld.