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Infinite - Die Unsterblichen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
544 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am14.09.2022
Evan Michaels ist anders als andere Menschen: Er erinnert sich nicht nur an sein eigenes Leben, sondern auch an das zweier anderer Personen, die lange vor ihm gelebt haben. Als er eines Tages in einem römischen Antiquariat auf ein altes Dokument stößt, führt ihn das zu einem geheimen Bund, dessen Mitglieder behaupten, das Geheimnis der Unsterblichkeit zu kennen ...

D. Eric Maikranz wurde 1967 Evansville, Indiana geboren. Er studierte Russische Literatur an der University of Colorado und arbeitete in verschiedenen Berufen, bevor er anfing für die »Denver Post« zu schreiben. Maikranz lebte zwei Jahre in Rom, wo er als Tourguide arbeitete und zwei Reiseführer verfasste. Sein Debütroman »Infinite« ist ein großer Indie-Erfolg und wurde mit Mark Wahlberg in der Hauptrolle verfilmt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextEvan Michaels ist anders als andere Menschen: Er erinnert sich nicht nur an sein eigenes Leben, sondern auch an das zweier anderer Personen, die lange vor ihm gelebt haben. Als er eines Tages in einem römischen Antiquariat auf ein altes Dokument stößt, führt ihn das zu einem geheimen Bund, dessen Mitglieder behaupten, das Geheimnis der Unsterblichkeit zu kennen ...

D. Eric Maikranz wurde 1967 Evansville, Indiana geboren. Er studierte Russische Literatur an der University of Colorado und arbeitete in verschiedenen Berufen, bevor er anfing für die »Denver Post« zu schreiben. Maikranz lebte zwei Jahre in Rom, wo er als Tourguide arbeitete und zwei Reiseführer verfasste. Sein Debütroman »Infinite« ist ein großer Indie-Erfolg und wurde mit Mark Wahlberg in der Hauptrolle verfilmt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641292744
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum14.09.2022
Seiten544 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1897 Kbytes
Artikel-Nr.8384024
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

DIE SCHLINGE SAH ALBERN AUS. Sie bestand aus einem Verlängerungskabel und war deswegen vermutlich sowieso zu steif, um sich damit das Genick zu brechen. Stattdessen würde sie mich langsam strangulieren, während ich in stummer Panik mit den Armen ruderte. Die asymmetrische Schlaufe an ihrem Ende stand nach rechts ab, sodass die ganze Schlinge wie eine lang gezogene Sechs aussah, und die leuchtend orange Farbe der geflochtenen Nylonhülle verlieh dem ganzen Vorhaben etwas Zirkushaftes. Ob sie mein Gewicht überhaupt aushalten würde, da das Kabel lediglich um die billige Deckenleuchte gewickelt war?

Mittlerweile fällt es mir leicht, darüber zu schreiben, dass ich oft mit dem Gedanken gespielt habe, mir das Leben zu nehmen. Dass ich bis ins Detail über das Wie nachgedacht habe: Ertrinken, Überdosis, Ersticken - Verbrennen war mein persönlicher Favorit. Sogar mit irgendwelchen Fremden im Bus habe ich schon die Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden erörtert.

»Warum um alles in der Welt sollten Sie so etwas tun?«, war eine häufige Erwiderung. Aber ich denke, das ist der falsche Ansatz. Meiner Meinung nach sollte die Frage besser »Warum sollte ich es nicht tun?« lauten.

»Was hält dich davon ab, so etwas zu tun? Gefällt es dir hier so gut? Bist du verliebt? Gibt es Menschen, die auf dich angewiesen sind? Bist du nur nie auf die Idee gekommen? Hast du Angst davor?«

Ich habe keine Angst.

Wenn du wüsstest, dass du wieder zurückkommst, wenn du wüsstest, dass ein weiteres Leben vor dir liegt - ich meine nicht glauben, sondern wissen -, warum solltest du es dann nicht in Erwägung ziehen?

Aber ich habe mir diese Schlinge dann doch nicht um den Hals gelegt, nicht etwa aus Angst, sondern eher aus Höflichkeit, denn dieser Ort und eine solche Verzweiflungstat wären eine zu schlimme Erinnerung gewesen. Das ist das Problem, wenn man sich für immer an alles erinnert. Das Gute daran ist, dass man sich an alles erinnern kann. Das Schlechte daran ist, dass man sich an alles erinnern kann. Ersteres lässt einen weise werden, aber Zweiteres nimmt einem jegliche Hoffnung. Ich habe mich entschieden, diese Geschichte niederzuschreiben. Und ich tue das in der Gewissheit, dass ich sie mit anderen Augen in einer anderen Zeit noch einmal lesen werde - und dass ich mich dabei daran erinnern werde, wer ich einmal war.

Vor drei Jahren habe ich Minnesota verlassen. Das war, als ich anfing, mich zu erinnern. Ich ging, um mich selbst zu finden, fand mich dann aber lediglich in Los Angeles wieder. In Los Angeles ist niemand, was er scheint. Hinter dem alltäglichen Leben eines jeden verbirgt sich noch ein anderes. Niemand ist nur Arzt, Student oder Verkäufer. Der Arzt ist Arzt und Kunstsammler, der Student hat nächste Woche ein Vorsprechen, der Verkäufer schreibt an einem Drehbuch. Hier - viel mehr als an jedem anderen Ort, den ich kenne - kann man sich dahinter verstecken, mehr zu sein, als man auf den ersten Blick scheint. Und das erklärt besser als alles andere, warum ich hier gelandet bin.

Es waren immer noch etwas über dreißig Grad, als ich mich auf den Weg in den Club machte. Wenn es in dieser Stadt heiß ist und kein Wind geht, hängt der Gestank ihrer Eingeweide dick in der Luft. Er fällt dich richtiggehend an. Trotzdem fühlte es sich gut an, draußen zu sein, irgendwo anders als in meinem Hotelzimmer.

Ich hatte drei Tage am Stück in meinem Zimmer verbracht, denn ich war mir sicher, dass der Hotelmanager die Tür nicht mit einem Vorhängeschloss von außen verschließen würde, solange noch jemand drin war. Ich lebte - wenn man es denn so nennen will - mittlerweile schon fünf Monate im Iowa Hotel1 und jedes Mal, wenn ich auch nur einen Tag zu spät mit der wöchentlichen Miete dran war, brachte dieser Mistkerl ein blau lackiertes Vorhängeschloss an meiner Tür an. Wenn man seine Miete dann nicht bis Ende der Woche bezahlte, nahmen sie das Vorhängeschloss wieder ab, aber auch deine ganzen Habseligkeiten mit. Das war mir bislang nicht passiert, aber in vier Tagen würde es so weit sein. Als ich auf dem Weg nach draußen an der Rezeption vorbeiging, kramte Leo, der Hotelmanager, bereits in der Schublade nach dem blauen Vorhängeschloss.

Vor dem Necropolis Club hatte sich bereits eine Schlange gebildet. Wie immer eigentlich, aber zum Glück ließ mich der Türsteher sofort durch. Um Mitternacht war ich dort mit Martin verabredet, und als ich ankam, war es Viertel vor elf.

Das früher einmal ruhige Necropolis war schon seit einem Jahr mein Lieblingsclub, aber nach einer Erwähnung in der LA Weekly2 kamen sie sogar extra aus Simi Valley oder Chino hierher. Auch wenn es nun plötzlich angesagt war, hatte das Necropolis sich eigentlich nicht verändert. Der Club befand sich in einem alten Kino. Man hatte lediglich die Sitze entfernt, den Boden begradigt und alles mit ägyptischen Motiven ausgestattet. Entlang der Seitenwände gab es Theken, und vor der Leinwand war eine Bühne aufgebaut. Während der Bandauftritte ließen sie dort im Hintergrund alte Filme laufen. Die Bartresen bestanden aus dicken, von unten mit blauweißem Neonlicht beleuchteten Milchglasplatten, sodass es so aussah, als würden den Gästen ausschließlich leuchtend blaue Drinks serviert. Die kahlen, schwarz gestrichenen Wände waren mit sechs Meter hohen weißen Flachreliefs von seltsam aussehenden ägyptischen Gottheiten bedeckt.

»Hallo, Evan«, sagte eine vertraute Stimme hinter der Theke.

»Henry.« Ich grinste ihn an und setzte mich auf den letzten freien Platz an der hinteren Bar.

»Was darf´s sein?«

»Ein Bier.«

»Macht zwei Dollar«, erwiderte er und nickte gleichzeitig jemandem am anderen Ende der Theke zu, der ein leeres Glas hochhielt.

Ich hatte weniger als zwei Dollar bei mir. »Mach mir einen Deckel, okay? Ich werde noch eine Weile hier sein.« Ich zündete mir eine Zigarette an. Henry grinste und ging dann zu dem Mann mit dem leeren Glas hinüber.

Um Mitternacht war der Club brechend voll. Die zweite Band des Abends begann zu spielen, während hinter ihr ein wütender Godzilla lautlos das Tokio des Jahres 1958 dem Erdboden gleichmachte. Das Stroboskoplicht zerlegte die Bewegungen der Menschen auf der vollen Tanzfläche in eine Reihe von Standbildern. Es war halb eins, und der Türsteher ließ immer noch Leute in den Club.

Ich hatte Martin den Weg zum Necropolis beschrieben und ihm eingeschärft, rechtzeitig da zu sein, ehe es immer voller wurde. Er sollte dem Türsteher gegenüber meinen Namen erwähnen und ihm ein Trinkgeld geben. Ich hatte ihm auch gesagt, nach einem eins achtzig großen, einundzwanzig Jahre alten weißen Mann mit blauen Augen und kurzen blonden Haaren in einem schwarzen T-Shirt Ausschau zu halten. Wenn ich mich umschaute, sah ich etwa drei Dutzend andere, auf die diese Beschreibung ebenfalls passte. Martin hatte von einem öffentlichen Telefon aus angerufen und war im Begriff gewesen, mir auch eine Beschreibung von sich zu geben, aber ich hatte ihm versichert, dass ich ihn schon erkennen würde. Bis jetzt jedenfalls war er noch nicht aufgetaucht.

Henry kam mit einem Bier zu mir. »Hier bitte«, sagte er, während er es auf einer neuen Serviette platzierte. »Hey, sieh dir den Lackaffen an.« Er deutete über meine Schulter hinweg auf einen Mann in mittleren Jahren mit einer beginnenden Glatze, der ein Kamelhaarsakko und cremefarbene Stoffhosen trug. Er entschuldigte sich fortwährend, während er sich durch die Menge drängte.

»Oh.« Ich musste schmunzeln. »Der gehört zu mir.«

»Ja klar«, sagte Henry, indem er sich abwandte.

Ich ging direkt auf Martin zu.

»Evan?«, fragte er nach Luft japsend. Er wirkte ziemlich durch den Wind.

»Ja. Martin, Sie kommen zu spät.«

»Ich weiß, ich hatte Probleme an der Tür.«

»Kann mir gar nicht vorstellen, warum.« Ich musterte ihn von oben bis unten, von seiner beginnenden Glatze bis zu seinen Penny-Loafers.

»Das hier ist ja wirklich mal ganz was anderes. Wie Sie gesagt haben. Ziemlich cool. Warum müssen wir uns unbedingt hier treffen?«, fragte er.

»Weil eine Wanze Ihnen hier nichts nützen würde, wenn Sie ein Cop wären«, rief ich ihm zu, während ich mit meinen Händen den Pullunder unter seinem Sakko nach einem Aufnahmegerät abtastete. »Stimmt´s?« Er wand sich unter meiner Berührung.

Dann riss er sich zusammen und strich sich beruhigend über den Revers, während ich mich wieder setzte. »War das hier mal ein Kino?«, fragte er.

»Ja. Wie kommen Sie noch mal auf mich?« Ich nahm einen kräftigen Schluck Bier.

»Preston. Er hat gesagt, dass Sie mir helfen können.«

Ich nickte.

»Können Sie mir denn helfen?«, sagte er und zog die Augenbrauen nach oben, um seiner Frage mehr Nachdruck zu verleihen.

»Ja. Haben Sie das Geld dabei?«

Er griff in die Tasche seines Sakkos und holte einen nicht zugeklebten weißen Umschlag hervor, den er neben mein Bier auf die leuchtende Theke legte. »Bin ich froh, das los zu sein. Es macht mich nervös, in diesem Teil der Stadt mit so viel Bargeld herumzulaufen.«

Ohne auf seine Bemerkung einzugehen, betrachtete ich den Umschlag, der dort auf dem matten Glas lag. Er war mehrere Zentimeter dick. Dann nahm ich ihn so vorsichtig, als ob er zerbrechen könnte. In dem Umschlag befanden sich...

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D. Eric Maikranz wurde 1967 Evansville, Indiana geboren. Er studierte Russische Literatur an der University of Colorado und arbeitete in verschiedenen Berufen, bevor er anfing für die »Denver Post« zu schreiben. Maikranz lebte zwei Jahre in Rom, wo er als Tourguide arbeitete und zwei Reiseführer verfasste. Sein Debütroman »Infinite« ist ein großer Indie-Erfolg und wurde mit Mark Wahlberg in der Hauptrolle verfilmt.