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Tod in Weißen Nächten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am01.05.20211. Auflage
Sankt Petersburg kann tödlich sein. Eine junge Frau verschwindet im Halblicht der Weißen Nächte. Kommissarin Natalja Iwanowa, ebenso bekannt für ihre Integrität wie für ihre scharfe Zunge, wird beauftragt, dem Verschwinden der schwedischen Studentin nachzugehen. Ihr Team ermittelt unter Hochdruck, da der Vater des Opfers extrem vermögend ist und ihre Chefs einen schnellen Ermittlungserfolg wollen. Tatsächlich scheint der Fall gelöst, als eine komplett verbrannte Leiche gefunden wird. Neben den Überresten: Zena Dahls Handtasche, auf der Fingerabdrücke sichergestellt werden können. Doch Natalja ist sich sicher, dass jemand im Hintergrund die Fäden zieht, und sie setzt gegen die Anweisungen ihrer Vorgesetzten alles daran, die wahren Zusammenhänge aufzudecken. Sie bringt damit nicht nur ihre Karriere, sondern auch ihr eigenes Leben in Gefahr...Der atmosphärische, spannende Auftakt der Sankt Petersburger-Serie um die Kommissarin Natalja Iwanowa, die sich keinem System beugt, sondern nur ein Ziel verfolgt, koste es, was es wolle: Die Wahrheit.

G.D. Abson wuchs auf Militärbasen in Deutschland und Singapur auf, bevor er nach Großbritannien zurückkehrte und unter anderem Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Russland studierte. Heute lebt und arbeitet er als selbstständiger Business-Analyst im Süden Englands. Nach «Tod in Weißen Nächten» ist «Blutrot ist das Schweigen» der zweite Fall mit der St. Petersburger Kriminalkommissarin Natalja Iwanowa.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextSankt Petersburg kann tödlich sein. Eine junge Frau verschwindet im Halblicht der Weißen Nächte. Kommissarin Natalja Iwanowa, ebenso bekannt für ihre Integrität wie für ihre scharfe Zunge, wird beauftragt, dem Verschwinden der schwedischen Studentin nachzugehen. Ihr Team ermittelt unter Hochdruck, da der Vater des Opfers extrem vermögend ist und ihre Chefs einen schnellen Ermittlungserfolg wollen. Tatsächlich scheint der Fall gelöst, als eine komplett verbrannte Leiche gefunden wird. Neben den Überresten: Zena Dahls Handtasche, auf der Fingerabdrücke sichergestellt werden können. Doch Natalja ist sich sicher, dass jemand im Hintergrund die Fäden zieht, und sie setzt gegen die Anweisungen ihrer Vorgesetzten alles daran, die wahren Zusammenhänge aufzudecken. Sie bringt damit nicht nur ihre Karriere, sondern auch ihr eigenes Leben in Gefahr...Der atmosphärische, spannende Auftakt der Sankt Petersburger-Serie um die Kommissarin Natalja Iwanowa, die sich keinem System beugt, sondern nur ein Ziel verfolgt, koste es, was es wolle: Die Wahrheit.

G.D. Abson wuchs auf Militärbasen in Deutschland und Singapur auf, bevor er nach Großbritannien zurückkehrte und unter anderem Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Russland studierte. Heute lebt und arbeitet er als selbstständiger Business-Analyst im Süden Englands. Nach «Tod in Weißen Nächten» ist «Blutrot ist das Schweigen» der zweite Fall mit der St. Petersburger Kriminalkommissarin Natalja Iwanowa.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644004504
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum01.05.2021
Auflage1. Auflage
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2119 Kbytes
Artikel-Nr.4968140
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog

Sankt Petersburg, Silvesterabend 1999

Juris Männer tranken schon seit Mittag Wodka. Sie warf einen Blick durch die Durchreiche und sah Sascha, der eines ihrer Kristallgläser in der Hand hielt und einen Trinkspruch ausbrachte. Um ihm nicht zuhören zu müssen, zerpflückte sie einen Salatkopf über dem Spülbecken und wusch die Blätter im eiskalten Wasser, bis ihre Finger taub waren. Als sie angestrengtes Grunzen hörte, warf sie die Blätter in die Salatschleuder und kehrte zur Durchreiche zurück. Die beiden Männer saßen an ihrem Couchtisch und vertrieben sich die Zeit mit Armdrücken. Ihre Hemdsärmel waren hochgekrempelt, man sah blasse Haut und angeschwollene Muskeln, der Rauch ihrer abgelegten Zigaretten stieg wie Zirruswolken in die abgestandene Luft. Sie schraubte ein Glas mit eingelegten Tomaten auf, schnitt drei davon auf einem Holzbrett in Scheiben und gab sie zu den fein gehackten Gurken und Zwiebeln in eine Schüssel.

«Hier ist es ja völlig verraucht.» Sie wedelte betont energisch mit der freien Hand durch die Luft, dann stellte sie die Schüssel neben den Rote-Bete-Salat auf den Esszimmertisch.

Sascha hob beschwichtigend die Hand, klopfte die Asche von seiner Zigarette und nahm einen Zug. «Kristina, ist das alles? Ich bin am Verhungern.»

Sie sah ihn an und dann schnell wieder weg, um ihm nicht ins Gesicht lügen zu müssen. «Der Rest kommt gleich, keine Sorge.» Sie durften nicht nüchtern werden.

Sie hob einige Puzzleteile vom Boden auf - Xenija hatte das Puzzle zu ihrem zweiten Geburtstag bekommen, warf es aber meist nur frustriert durch den Raum, anstatt es zu lösen - und legte sie zu den anderen Spielsachen in die Ecke. Dann zog sie die Jalousie hoch. Draußen war es bis auf den gelben Schein der runden Straßenlampen und das Licht in den Fenstern jenseits des Kanals pechschwarz. Eis knackte, als sie das Fenster aufdrückte, frostige Luft strömte in den Raum und vertrieb die Zirruswolken. Sie schloss das Fenster erst wieder, als die Kälte schmerzte, dann ließ sie die Jalousie herunter.

Sascha hatte sein braunes Haar mit Gel zu kleinen Stacheln geformt, sodass es aussah, als hätte er sich ein Otterfell auf den Schädel geklebt. Diese Vorstellung gefiel ihr, sie sorgte dafür, dass er ihr trotz seiner Waffe nicht ganz so bedrohlich vorkam. Normalerweise steckte die mattschwarze Pistole in der Innentasche seiner Jacke, doch heute lag sie neben seinem Ellenbogen auf dem Tisch. Sie nahm sich eine Zigarette aus der Schachtel auf der Sofalehne. Da das Feuerzeug neben der Pistole lag, wartete sie geduldig, bis Wowa ihr Zögern bemerkte und ihr Feuer gab. Gedankenverloren zupfte sie sich eine Tabakflocke von der Zunge, die sich aus der billigen Zigarette gelöst hatte, und wischte sie am Aschenbecherrand ab.

«Was für eine beschissene Stadt», sagte sie zu niemandem im Besonderen. «Ich werde mich nie an die Kälte gewöhnen.»

Sascha zündete sich ebenfalls eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug, dann schenkte er sich und Wowa aus der Stolichnaya-Flasche nach. Sie holte sich ein Kristallglas aus dem Holzschrank. Er füllte es ebenfalls, bis das Glas fast überlief und die Flasche leer war.

Sie kippte den Wodka hinunter und hoffte, dass er ihre Nerven beruhigte. «Hier ist es ja um vier Uhr nachmittags schon dunkel.»

Wowa, der es sich auf ihrem Ledersofa gemütlich gemacht hatte, leerte sein Glas mit einer kurzen Drehung des Handgelenks. «Im Sommer ist es hier eigentlich ganz schön», sagte er, griff nach einer eingelegten Gurke, ließ den Essig am Glasrand abtropfen und steckte sie sich in den Mund.

Sie reichte Sascha den Aschenbecher und wandte sich Wowa zu, der beinahe einen Kopf kleiner als Sascha war. «Ja, aber dann wird es drei Monate lang überhaupt nicht mehr dunkel. Bei diesem schummrigen Zombielicht krieg ich kein Auge zu.»

Wowa leckte sich die Finger ab. «Piter ist entweder schwarz oder weiß. Das war schon immer so.»

Ob sie ihn womöglich falsch eingeschätzt hatte? Bei Tageslicht war es kaum vorstellbar, dass es eine Stadt gab, die heller leuchtete als Sankt Petersburg mit seinem Winterpalast und dem Mariinski-Theater, doch es hatte auch eine dunkle Seite. Diese Stadt fraß junge Männer wie Sascha und Wowa bei lebendigem Leib auf, verwandelte sie in aufgedunsene Leichen, noch bevor sie ihre besten Jahre erreicht hatten. Angeblich waren beim Bau der Stadt einhunderttausend Sklaven ums Leben gekommen und ihre Knochen unter dem Gewicht der breiten, europäischen Boulevards und Prachtstraßen zu Staub zermalmt worden. Manchmal fragte sie sich, ob ihre Geister noch in der Stadt umgingen.

Sascha öffnete eine neue Flasche Stolichnaya. «Wie lange bist du schon hier?»

«Drei Jahre.» Sie zog an der Zigarette. Vom Nikotin wurde ihr schwindlig. «Wir sind direkt nach der Hochzeitsreise hierhergezogen.»

Sascha blickte auf. «Und wann haben sie Juri eingebuchtet?»

Das solltest du doch wissen, dachte sie. «Vor drei Monaten.»

 

Es war Ende September gewesen, in der letzten sonnigen Woche des Altweibersommers - oder Bauernfrauensommers, wie es hier hieß. Sie hatten Juri in die Strafkolonie nach Krasnojarsk gebracht, gleichzeitig waren Sascha und Wowa aufgetaucht. Sie waren ihr und Xenija vom ersten Tag an beständig und überallhin gefolgt und hatten es innerhalb von zwei Wochen geschafft, die wenigen Freunde zu vergraulen, die sie in Sankt Petersburg - oder Piter, wie sie mittlerweile sagte - gefunden hatte. Zuerst hatte sie sich bitter und empört bei Sascha über dieses Eindringen in ihr Privatleben beklagt, doch das hatte lediglich eine noch intensivere Überwachung zur Folge gehabt. Mit jeder Beschwerde wuchs der Verdacht der beiden Männer, dass sie etwas zu verbergen hatte. Sie misstrauten ihr, und das völlig zu Recht.

Also hatte sie es mit einem anderen Ansatz versucht. Bisher waren sie nur Alexander und Wladimir gewesen, jetzt nannte sie sie bei ihren Spitznamen. Als sie ihr einmal ins DLT, das schicke Kaufhaus in der Innenstadt, gefolgt waren, hatte sie sie prompt gebeten, ihr beim Aussuchen eines Kleides für Xenija zu helfen. Unter der Woche kaufte sie ihnen Kekse und Kuchen, am Wochenende Wodka und Zigaretten. Manchmal flirtete sie sogar ein wenig mit Sascha, berührte ihn leicht, wenn sie an ihm vorbeiging, oder bewunderte seine Mus keln.

«Wo kommt ihr beiden eigentlich her?», hatte sie gefragt.

«Kuptschino», hatte Wowa mit unangebrachtem Stolz verkündet.

«Also südlich von der Stadt, ja?»

«Genau», murmelte er und konnte ihr dabei kaum in die Augen sehen.

«Ich bin aus Wolgodonsk», hatte sie gesagt. «Aus einem beschissenen Chruschtschowka-Plattenbau, genau wie ihr.»

Ende Oktober hatte ihr Sascha dann erlaubt, das Haus ohne Begleitung zu verlassen. Selbstverständlich waren sie ihr und Xenija trotzdem gefolgt, waren hinter ihnen auf dem Gehweg hergetrottet wie zwei verwaiste Bären. Sie hatte den Kinderwagen geschoben und so getan, als würde sie sie nicht bemerken. Als sie dann eine Minute nach ihr zu Hause ankamen, reagierte sie mit gespielter Überraschung auf diesen vermeintlichen Zufall. Im November, als es dunkel und kalt wurde, stellten sie dann auch die Beschattung ein.

«Hallo, jemand zu Hause?» Sascha sah sie mit glasigen Augen an.

«Ich war ganz in Gedanken.» Sie zwang sich zu einem Lächeln, dann sah sie den beiden Männern dabei zu, wie sie sich zu einer erneuten Partie Armdrücken über den Tisch beugten. Saschas Bizeps zuckte vor Anstrengung bei dem Versuch, Wowa zu überrumpeln und einen schnellen Sieg zu erringen. Wowa hielt dagegen. Die Tischbeine ruckelten.

Sie drückte die Zigarette aus. «Ich gehe zum Produkti, bevor er zumacht.» Sie hatte diesen Satz in einem unbeobachteten Augenblick immer wieder in ihrem Schlafzimmer geübt, doch nun war sie so nervös, dass sie einfach weiterplapperte. «Ich brauche noch Frühstücksflocken - ich meine, Xenija braucht welche.»

Sascha drehte sich zu ihr um. «Kannst du mir eine Schachtel Marlboro mitbringen? Die roten.» Dann wandte er sich wieder dem Armdrücken zu.

Sie warf einen Blick auf die geöffnete «Peter der Große»-Schachtel. Zigaretten hatte er noch reichlich, er wollte sie nur ausnutzen, aber in diesem Moment war ihr das egal.

«Wodka?»

«Nein, davon ist genug da», sagte Sascha, ganz darauf konzentriert, sich nicht von Wowa überrumpeln zu lassen. «Ich hab auch Wein gekauft, falls du mit uns trinken willst», fügte er mit einem schiefen Lächeln hinzu.

Hätte ihr Ehemann diesen Blick gesehen, er hätte dem Idioten glatt den Schwanz abgeschnitten. «Später vielleicht», sagte sie mit einem koketten Schulterzucken.

«Warte.» Er löste sich aus Wowas Griff, streckte mehrmals die Finger aus und ballte sie wieder zur Faust, als hätte er einen Krampf. «Ich komme mit.»

Panik stieg in ihr auf. «Nein, bleib lieber hier. Draußen ist es eiskalt.»

«Und was ist mit ...?», fragte er besorgt.

«Xenija? Keine Sorge, die schläft tief und fest.» Dass es ein Riese wie Sascha bei der Vorstellung, sich um eine Zweijährige kümmern zu müssen, mit der Angst zu tun bekam, ließ sie schmunzeln.

Sie zog ihren Wintermantel an und klopfte mit einstudierten Bewegungen die Taschen ab. «Wo ist denn nur mein verdammtes Portemonnaie?»

Anstatt in ihrem Schlafzimmer nachzusehen, ging sie ins Kinderzimmer und spähte durch einen Schlitz in der Jalousie. Der Schiguli parkte immer noch auf der anderen Straßenseite. Sie hatte ihn schon vor fünf Tagen bemerkt, als er noch völlig...
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Autor

G.D. Abson wuchs auf Militärbasen in Deutschland und Singapur auf, bevor er nach Großbritannien zurückkehrte und unter anderem Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Russland studierte. Heute lebt und arbeitet er als selbstständiger Business-Analyst im Süden Englands. Nach «Tod in Weißen Nächten» ist «Blutrot ist das Schweigen» der zweite Fall mit der St. Petersburger Kriminalkommissarin Natalja Iwanowa.Kristof Kurz lebt und arbeitet als freiberuflicher Übersetzer und Redakteur in München und hat unter anderem Werke von Robert Galbraith, Harry Bingham und Simon Scarrow ins Deutsche übertragen.