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Die Stunde der Reporterin

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
544 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am01.11.20231. Auflage
Auf der Suche nach der nächsten großen Schlagzeile! Ein Roman über eine emanzipierte, junge Journalistin in der frauenfeindlichen Zeitungsbranche der 1950er Jahre. Eine Stelle bei der Chicago Tribune, einer der einflussreichsten Zeitungen Amerikas. Für Jordan Walsh geht damit im Jahr 1955 ein Traum in Erfüllung. Doch die junge Frau landet schnell auf dem Boden der Tatsachen. Sie darf nur über «Frauen»-Themen schreiben, jede Idee für andere Artikel ersticken ihre Vorgesetzten im Keim. So schnell lässt Jordan sich allerdings nicht unterkriegen. Sie recherchiert auf eigene Faust, und in einer Stadt wie Chicago, in der Korruption an der Tagesordnung ist, kommt sie nur zu leicht einem Skandal auf die Spur, der bis in die oberste Riege der Politik reicht. Doch die Wahrheit hat immer einen Preis. Und Jordan ahnt noch nicht, wie hoch der ist ... «Ein hervorragend komponierter Unterhaltungsroman. [...] Wer ins Zeitungsmilieu und das Chicago der 1950s eintauchen will, ist hier goldrichtig.» Frank Menden

Renée Rosen wurde in Akron, Ohio geboren, hat einen Abschluss von der American University in Washington, D.C. und lebt und arbeitet inzwischen in Chicago. Sie hat schon zahlreiche Romane geschrieben, mit  «Cosmopolitan - Die Zeit der Frauen» gelang ihr der Einstieg auf die USA-Today-Bestsellerliste. Mehr Informationen sind auf ihrer Homepage zu finden: www.reneerosen.com
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAuf der Suche nach der nächsten großen Schlagzeile! Ein Roman über eine emanzipierte, junge Journalistin in der frauenfeindlichen Zeitungsbranche der 1950er Jahre. Eine Stelle bei der Chicago Tribune, einer der einflussreichsten Zeitungen Amerikas. Für Jordan Walsh geht damit im Jahr 1955 ein Traum in Erfüllung. Doch die junge Frau landet schnell auf dem Boden der Tatsachen. Sie darf nur über «Frauen»-Themen schreiben, jede Idee für andere Artikel ersticken ihre Vorgesetzten im Keim. So schnell lässt Jordan sich allerdings nicht unterkriegen. Sie recherchiert auf eigene Faust, und in einer Stadt wie Chicago, in der Korruption an der Tagesordnung ist, kommt sie nur zu leicht einem Skandal auf die Spur, der bis in die oberste Riege der Politik reicht. Doch die Wahrheit hat immer einen Preis. Und Jordan ahnt noch nicht, wie hoch der ist ... «Ein hervorragend komponierter Unterhaltungsroman. [...] Wer ins Zeitungsmilieu und das Chicago der 1950s eintauchen will, ist hier goldrichtig.» Frank Menden

Renée Rosen wurde in Akron, Ohio geboren, hat einen Abschluss von der American University in Washington, D.C. und lebt und arbeitet inzwischen in Chicago. Sie hat schon zahlreiche Romane geschrieben, mit  «Cosmopolitan - Die Zeit der Frauen» gelang ihr der Einstieg auf die USA-Today-Bestsellerliste. Mehr Informationen sind auf ihrer Homepage zu finden: www.reneerosen.com
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644018631
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.11.2023
Auflage1. Auflage
Seiten544 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse9147 Kbytes
Artikel-Nr.11381221
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 2

Nach der Arbeit gingen M, Gabby und ein paar von den anderen im Boul Mich an der Ecke Grand und Michigan Avenue etwas trinken. Eingeladen hatte mich niemand, aber Benny schaute zu mir, als er sich seinen Hut schnappte, und fragte: «Kommen Sie nicht mit?»

Da ich es mit dem Nachhausekommen nicht eilig hatte, nahm ich meine Handtasche, klemmte mir einen Stapel Zeitungen zur späteren Lektüre unter den Arm und schloss mich den anderen an. Dass Trinken in unserem Beruf einfach dazugehörte, hatte ich als Kind schon gewusst. Meine Mutter hatte in unserer Küche an eine Pinnwand eine Liste mit Telefonnummern gehängt. Neben denen von unserem Hausarzt und der Feuerwehr standen dort auch die vom Radio Grill, Riccardo´s, Twin Anchors, Mister Kelly´s und von den anderen Lieblingsbars meines Vaters.

Als Benny und ich im Boul Mich eintrafen, saßen die Kollegen schon am Tresen und redeten mit dem Barkeeper. Die Aschenbecher waren fast voll, die Schälchen mit Nüssen fast leer.

Mr. Ellsworth erzählte gerade von Marty Sinclairs Anfangszeit als Journalist. «Für einen Aufmacher hätte der alles getan ... Von dem kleinen Wörtchen Moral hat der sich nicht aufhalten lassen ...»

Die anderen nickten betreten. Ihnen war deutlich anzumerken, wie sehr der Vorfall sie mitgenommen hatte.

«Es ist doch so», ergriff Henry das Wort. «Marty saß in der Klemme. Er wollte sich immerhin mit der verdammten Mafia anlegen!»

«Im Henrotin Hospital ist es für ihn momentan bestimmt am sichersten», sagte Peter.

Wieder nickten die anderen.

Nachdem die Sanitäter Marty mit einem Nervenzusammenbruch ins Krankenhaus verfrachtet hatten und sich die Aufregung in der Redaktion gelegt hatte, war ich kurz ins Archiv gegangen und hatte mir Martys Artikel herausgesucht. Offenbar war sein Informant ein Handlanger von Anthony «Big Tony» Pilaggi, einem ranghohen Mitglied der Chicagoer Mafia. Vor sechs Monaten hatte Pilaggi als Mordverdächtiger vor Gericht gestanden, war aber ungeschoren davongekommen, weil seine Geliebte ihm ein Alibi für die fragliche Zeit gegeben hatte. Zwischen Martys Informanten und Big Tony herrschte böses Blut, weil der Boss sich nicht an ein Versprechen gehalten hatte; aus diesem Grund hatte sich der Handlanger an Marty gewandt und ihm erzählt, dass das Alibi von Big Tonys Geliebter frei erfunden war, denn diese hatte die Mordnacht bei ihm selbst verbracht. Marty hatte darüber in der Zeitung berichtet, ohne allerdings seine Quelle namentlich zu nennen, damit die Information nicht vor Gericht verwendet werden konnte. Deshalb setzte die Staatsanwaltschaft Marty nun unter Druck.

Walter, der seine Pfeife im Aschenbecher ausklopfte, riss mich aus meinen Gedanken. «Verrät Marty, wer sein Informant ist», sagte er, «können die Big Tony lebenslänglich wegsperren.»

«Ja, nur dass Marty dann sechs Fuß unter der Erde liegen würde», sagte Randy.

«Warum sollten die Marty so etwas antun?», fragte Benny.

«Überleg doch mal», erwiderte Peter. «Martys Informant, wer auch immer das ist - wir wollen gar nicht erst anfangen zu raten. Es gibt Hunderte, die mit Big Tony noch ein Hühnchen zu rupfen haben, und es könnte praktisch jeder sein. Eins wissen wir aber - auf den Kopf von einem, der Big Tony verpfeift, wird mit Sicherheit eine Prämie ausgesetzt. Würde Marty also den Namen in der Zeitung drucken lassen, dürfte der Informant ihm das ziemlich übel nehmen. Außerdem würde Big Tony bestimmt einen Killer auf Marty ansetzen, wenn der Mordfall seinetwegen noch einmal vor Gericht verhandelt wird.»

«Trotzdem hätte ich gedacht, er knickt ein», sagte Walter.

«Quatsch», entgegnete Randy. «Wenn ihr mich fragt, dann war es verrückt von Marty, die Mordanklage gegen Big Tony wieder auszugraben.»

«Ja», sagte Henry. «Aber du weißt, wie er ist. Wenn der einen Knüller wittert, kennt er keine Angst.»

«Schlimm daran ist doch, dass er eigentlich Gutes bewirken wollte», meinte Benny. «Marty wollte den Lesern die wahren Hintergründe der Geschichte aufzeigen. Und jetzt seht nur, was er davon hat.»

Darauf verfielen alle in Schweigen, und ich ließ mir Bennys Worte durch den Kopf gehen. Als Reporter war man dazu verpflichtet, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Tat man es aber, konnte man dafür im Gefängnis landen - oder seinen Einsatz sogar mit dem Leben bezahlen. Wäre ich an Martys Stelle gewesen, ich hätte nicht gewusst, wie ich mich hätte verhalten sollen.

«Wie lange er wohl im Krankenhaus bleiben muss?», fragte M.

«Ob die ihm Elektroschocks verpassen?», fragte Gabby. «Eine Cousine von mir hatte einen Nervenzusammenbruch und wurde mit Elektroschocks behandelt. Danach war sie nicht mehr ganz richtig im Kopf und wusste nicht mehr, wie man den Wasserhahn an der Badewanne bedient.»

«Ob er wohl wieder zur Arbeit kommt?», fragte Peter.

Das brachte Walter auf eine neue Wette. Er setzte fünf Dollar, dass Marty nicht mehr zurückkehrte. Henry hielt dagegen.

Jetzt mischte Mr. Ellsworth sich ein. «Marty Sinclair ist einer der besten Reporter, mit denen ich jemals zusammengearbeitet habe. Selbst wenn die ihm Strom ins Hirn jagen, steckt er euch beim Schreiben alle in die Tasche.» Während er das sagte, schaute er zu Walter hin.

Wieder setzte Schweigen ein, doch dank Randy hatte ich immer noch die Melodie und den Text von dem Zigaretten-Werbejingle im Ohr.

Schleppend lief das Gespräch wieder an, jemand wechselte das Thema, hin zu angenehmeren Dingen. Als ich auf die Uhr schaute, war es beinahe halb acht, und Benny, M und Gabby waren schon aufgebrochen. Da ohnehin niemand mit mir redete, leerte ich mein Glas und klemmte mir die Zeitungen unter den Arm. Keiner der Kollegen beachtete mich.

«Bis morgen», sagte ich, mehr an die Luft gewandt.

Peter war der Einzige, der hochblickte. «Wunneba!»

***

Ich wohnte bei meinen Eltern in Old Town, und dabei würde es bei meinem Gehalt von sechzig Dollar die Woche wohl auch noch etwas länger bleiben.

Ich nahm eine Abkürzung, erreichte das Haus von der Rückseite her und öffnete die Gartenpforte. Auf dem Weg fiel mein Blick auf die verwaisten Blumenbeete meiner Mutter. Um diese Jahreszeit hätten eigentlich Ranunkeln und Stiefmütterchen blühen sollen. Doch seit meine Mutter zum letzten Mal etwas gepflanzt hatte, waren zwei Jahre vergangen. Nach dem Tod ihres Sohnes hatte sie das Interesse an der Gartenarbeit verloren und sämtliche Pflanzen vertrocknen lassen. Unter einem ehemaligen Beet mit Sommerblumen hatte mein Vater unseren Atomschutzkeller gebaut. Bisher war ich erst einmal darin gewesen, als ich meinem Vater geholfen hatte, die Konservendosen und das Milchpulver zu verstauen. Der Keller war kalt und klamm, aber der Platz reichte für drei Erwachsene, und es gab sogar eine Toilette. Wenn die Russen kamen, wäre mein Vater bestens vorbereitet.

Ich ging zum Vordereingang. Die Lampen auf der Veranda brannten und wiesen mir den Weg. Der Spaziergang hatte mich ins Schwitzen gebracht, und die Druckerschwärze der Zeitungen hatte auf meine Jacke abgefärbt. Hoffentlich ist sie nicht völlig hinüber, dachte ich, als ich den Schlüssel aus meiner Handtasche fischte. Unser Haus gehörte zu der Sorte, die man Painted Lady nannte. Es war im viktorianischen Stil erbaut worden, die Außenwände aus Holz waren hellblau und grau gestrichen, während sämtliche Rahmen in Altrosa gehalten waren. Ein bisschen erinnerte es an ein Puppenhaus, doch der Kontrast zwischen Außen und Innen hätte kaum größer sein können.

Als ich eintrat, war es im Flur stockdunkel, nur aus dem Wohnzimmer drang ein Lichtschein und zeichnete ein helles Dreieck auf ein Dielenbrett. Es roch nach Lucky Strikes und altem Papier. Letzteres lag an den vielen Büchern, mit denen das Haus vollgestellt war. Meine Eltern waren leidenschaftliche Leser, und da ihnen schon vor Urzeiten der Platz in den Regalen ausgegangen war, stapelten sie die Bücher inzwischen auf Tischen oder dem Fußboden. Im Flur waren sie zu anderthalb Meter hohen, gefährlich schwankenden Türmen aufgeschichtet.

Aus dem Arbeitszimmer meines Vaters, das weiter hinten im Haus lag, drang das Geklapper seiner Schreibmaschine. Wie erwartet, saß meine Mutter im Wohnzimmer in ihrem Sessel. In den Händen hielt sie ein Buch, ein zweites lag aufgeschlagen auf der Zierdecke über der Armlehne. Im Schein der Lampe schwebten über der Schulter meiner Mutter feine Staubkörner.

«Da bist du ja.» Sie benutzte einen Zeigefinger als Lesezeichen. «Wie war´s?» Sie langte nach dem Glas auf dem Beistelltisch, der von so vielen Wasserrändern verunstaltet war, dass sie sich nicht mehr die Mühe machte, einen Untersetzer zu benutzen. Schnuppernd hob meine Mutter die Nase. «Riechst du das auch?»

«CeeCee», rief mein Vater aus seinem Arbeitszimmer. «Da brennt was an.»

Meine Mutter sprang auf und rannte in die Küche. Ich folgte ihr. Meine Mutter war nicht die beste Köchin, vor allem nicht, wenn sie in ein Buch vertieft war. Deshalb überraschte es mich wenig, dass drei der vier Töpfe auf dem Herd zischend überkochten.

«Oh nein, nun sieh dir das an.» Kopfschüttelnd wedelte sie mit einem Topflappen den Rauch weg.

«Hast du gehört?», rief mein Vater. «Da brennt was an.»

«Ja, Hank.»

Ich riss das Fenster auf. Das Klappern der Schreibmaschine meines Vaters setzte wieder ein.

Meine Eltern gaben ein interessantes Paar ab. Beide waren Schriftsteller. Bis zu Eliots Tod hatte mein Vater bei der Daily News gearbeitet. Davor war er beim City News Bureau gewesen, wo er...
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Autor

Renée Rosen wurde in Akron, Ohio geboren, hat einen Abschluss von der American University in Washington, D.C. und lebt und arbeitet inzwischen in Chicago. Sie hat schon zahlreiche Romane geschrieben, mit ihrem neuesten gelang ihr der Einstieg auf die USA-Today-Bestsellerliste. «Cosmopolitan - Die Zeit der Frauen» ist ihr erstes Buch, das auf Deutsch erscheint. Mehr Informationen sind auf ihrer Homepage erhältlich: reneerosen.comHarriet Fricke lebt in Hamburg. Sie übersetzt Belletristik, Graphic Novels und Sachbücher und gehörte unter anderem zum Übersetzerteam der Autobiographien von Elton John, Debbie Harry sowie Michelle und Barack Obama.