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Das goldene Licht des Himmels

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
429 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am15.08.20141. Aufl. 2014
Es ist Liebe auf den ersten Blick, als George und Thea sich begegnen. Trotz des großen Altersunterschieds scheint eine Heirat nur folgerichtig und die Geburten ihrer beiden Kinder sind die Krönung ihres Glücks. Doch dann trifft Thea eines Tages Georges Jugendfreundin Felicity in der Stadt und erzählt George davon. Sie kann ja auch nicht ahnen, dass Felicity einst selbst ein Auge auf den smarten George geworfen und ihm mit ihren Avancen gehörig zugesetzt hatte ... Eine herzerwärmende Liebesgeschichte voller überraschender Wendungen.mehr

Produkt

KlappentextEs ist Liebe auf den ersten Blick, als George und Thea sich begegnen. Trotz des großen Altersunterschieds scheint eine Heirat nur folgerichtig und die Geburten ihrer beiden Kinder sind die Krönung ihres Glücks. Doch dann trifft Thea eines Tages Georges Jugendfreundin Felicity in der Stadt und erzählt George davon. Sie kann ja auch nicht ahnen, dass Felicity einst selbst ein Auge auf den smarten George geworfen und ihm mit ihren Avancen gehörig zugesetzt hatte ... Eine herzerwärmende Liebesgeschichte voller überraschender Wendungen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732501496
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum15.08.2014
Auflage1. Aufl. 2014
Seiten429 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2189658
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
KAPITEL 1

1985

Felicity Mainwaring saß an ihrem Ankleidetisch und unterzog ihr Spiegelbild einer kritischen Musterung. Sie war fünfundvierzig Jahre alt und sah aus wie fünfzig. Strenge Diät und ein diszipliniertes Sportprogramm stellten sicher, dass sie kein Gramm überflüssiges Fett am Körper hatte, aber wo sie früher lediglich schlank gewesen war, war sie jetzt knochig. Sport mochte die Muskeln straff halten, doch er schützte nicht vor Falten und bewahrte weder die Jugend noch die Elastizität der Haut. Nach dem Schock angesichts des Krebstodes ihres Mannes vor einem Jahr war Felicity langsam ihr Alter anzusehen gewesen. Damals hatte sie begonnen, sich wegen der immer zahlreicheren grauen Strähnen das Haar zu färben, doch das ließ sie nun härter denn je erscheinen. Dass gerade das matte schwarze Haar sie älter aussehen ließ, das erkannte sie nicht. Ihr gefiel die Farbe recht gut, und als sie nun den Kopf leicht drehte, fand sie auch den strengen, geometrischen Schnitt, den sie bevorzugte, seit Mary Quant ihn in den Sechzigern zum ersten Mal populär gemacht hatte, recht ansprechend. Mark hatte die Frisur stets bewundert; die Frisur und die Tatsache, dass sie es - anders als ihre Freundinnen - geschafft hatte, ihren Körper straff zu halten und ihr Äußeres nie zu vernachlässigen. Ihr Erfolg hing zum Teil mit ihrer beider Entscheidung zusammen, kinderlos zu bleiben, was bedeutete, dass sie stets reichlich Zeit und Geld auf ihre Erscheinung hatte verwenden können. Selbst als bei Mark Krebs diagnostiziert worden und er kurz darauf gestorben war, hatte sie diese Entscheidung nie bereut. Möglicherweise hätten Kinder ihr nun einen gewissen Trost geschenkt, wahrscheinlicher war jedoch, dass sie selbst Trost gebraucht hätten, und Felicity zog es vor, sich um die Nummer eins, sich selbst, zu kümmern.

Es war ein entsetzlicher Schock gewesen. Mark hatte kaum jemals gesundheitliche Probleme gehabt. Und er war beruflich so erfolgreich gewesen! Seit seinem Examen am Britannia Royal Naval College war er innerhalb des U-Boot-Dienstes stetig aufgestiegen, und man hatte ihm eine große Karriere versprochen: Er war, wie es im Marinejargon hieß, »ein Flieger«. Er hatte all seine Konkurrenten wie Tom Wivenhoe, George Lampeter und Mark Webster überholt, den Blick fest auf den Rang eines Flaggoffiziers und auf Höheres gerichtet. Felicity hatte diesen Ehrgeiz geteilt. Sie hatte sich schon halb als Lady Mainwaring gesehen und sich mit großem Vergnügen ausgemalt, wie sie Cass Wivenhoe ihren gesellschaftlichen Erfolg unter die Nase reiben würde. Und jetzt war alles vorbei.

Felicity reckte das Kinn vor, kniff die Augen zusammen und untersuchte ihren Hals. Das war die Stelle, an der man das Alter am ehesten ablesen konnte. Felicity drehte sich bald in diese, bald in jene Richtung, ein wenig wie ein scharfäugiger Vogel, der sein Mittagessen einer Musterung unterzog, und betrachtete sich eingehend. Sie hatte es sich angewöhnt, Rollkragenpullover zu tragen, und die hochkragigen Blusen, die Prinzessin Diana in Mode gebracht hatte, entzückten sie geradezu. Sie fand sie sehr schmeichelhaft. Schließlich konnte sie sich unmöglich gehen lassen, nur weil ihr Mann gestorben war. Mark hätte ihre Entschlossenheit, weiterhin Flagge zu zeigen, gutgeheißen. Vielleicht war es für eine Frau, deren Mann stets so häufig fort gewesen war, ein wenig einfacher. Sie war an das Alleinsein gewöhnt und hatte sich schon vor langer Zeit mit einem Freundeskreis und allerlei Unterhaltungen versorgt, um Einsamkeit und Langeweile vorzubeugen, und wenn sie brutal ehrlich war, war Mark, geistesabwesend und ungesellig wie er war, am Ende als Ehemann ein wenig langweilig gewesen, da er all seine Kraft so entschlossen auf seine Karriere gerichtet hatte. Es verstand sich von selbst, dass dies durchaus in ihrem Sinne gewesen war. Sie vermisste ihn. Natürlich vermisste sie ihn. Sie hatten gut zusammengepasst: beide klug, skrupellos, selbstsüchtig. Da sie einander so ähnlich gewesen waren, hatten sie einander niemals etwas vormachen müssen, sodass ihr Zusammenleben überaus friedfertig verlaufen war.

Nun, es hatte keinen Sinn, immer wieder und wieder über die Dinge zu grübeln. Felicity legte letzte Hand an ihr geschickt aufgetragenes Make-up und lehnte sich zufrieden zurück. Zumindest war ihr George geblieben. Es war seltsam, dass ihr George, der nie geheiratet und sie während ihres Ehelebens so viele Male vor der Einsamkeit gerettet hatte, seit der Beerdigung seltener zur Verfügung stand als früher. Er hatte ihr zu verstehen gegeben, dass es unter den gegebenen Umständen nicht klug sei, ihre Beziehung publik zu machen. Sie sollten damit besser noch ein Weilchen warten, hatte er gemeint. Felicity fand das durchaus nachvollziehbar. George war nach wie vor bei der Marine, und es würde seiner Karriere vielleicht nicht guttun, wenn er allzu schnell und allzu offensichtlich die Schuhe des Toten tragen würde. Nicht dass er sie in der Vergangenheit nicht oft genug anprobiert hätte - aber es war vernünftig, keine Risiken einzugehen. George, der in Kürze als Kommandeur eines Atom-U-Boots verabschiedet werden würde, erwartete danach wahrscheinlich eine Schreibtischtätigkeit im Verteidigungsministerium oder auf der HMS Warrior in Northwood, und wenn es so weit war, würde er nach einer Wohnung Ausschau halten müssen. Das wäre eine perfekte Lösung. London war groß und anonym, ganz im Gegensatz zu dem kleinen Dorf im Moor einige Meilen außerhalb von Tavistock, wo Felicity in ihrem großen, für Devon typischen Langhaus lebte und wo es in der näheren Umgebung von Marinefamilien nur so wimmelte.

Felicity stand auf. Sie würde sehr viel glücklicher sein, wenn George sich irgendwo niedergelassen hatte und - eine hochwillkommene Abwechslung - am anderen Ende einer Telefonleitung zu erreichen war. In der Zwischenzeit musste das Leben weitergehen. Sie blickte in den langen Spiegel vor sich, nickte anerkennend und nahm dann ihre Tasche vom Bett, um das Haus zu verlassen.

Commander George Lampeter beendete sein Frühstück, schob seinen Stuhl zurück und nickte zwei Offizierskameraden zu, dann ging er zu seiner Kajüte hinauf, wobei er auf dem Weg dorthin noch seine Post abholte. Während er die Tür hinter sich zuzog, betrachtete er die Briefe. Einer kam von Felicity und einer von seiner Mutter. Er seufzte und öffnete Felicitys Brief zuerst. Darin fanden sich verschiedene Gerüchte, die derzeit in Umlauf waren, ein Tadel, weil er sich nicht gemeldet hatte, und die Erinnerung daran, dass sie für eine Woche zu einer Freundin nach Exeter fahren würde. George legte den Brief auf sein Bett und schlitzte den zweiten Umschlag auf. Seine Mutter hoffte auf seinen Besuch, wenn das U-Boot wieder im Hafen lag. Keine der beiden Frauen wusste, dass das bereits der Fall war. George bewahrte sich seine Freiheit, indem er sich nicht in die Karten schauen ließ, und da er Szenen gleichermaßen hasste wie Schuldgefühle, neigte er dazu, engere Beziehungen zu vermeiden. Es schien, als wäre es seiner Mutter sehr wichtig, ihn zu sehen.

Ich bin, so schrieb sie ihm, inzwischen ziemlich sicher, in meinem Haus nicht länger zurechtzukommen. Es ist für mich allein viel zu groß. Außerdem kann ich die Arbeit im Garten und die Pflege des endlos langen Weges zum Haus nicht mehr schaffen. Er ist inzwischen mit Gras überwuchert. Wenn Du nicht den Wunsch verspürst, das Haus zu übernehmen, musst Du die notwendigen Vorkehrungen treffen, um es für mich zu verkaufen. Ich habe mich dazu entschlossen, in eine Seniorenwohnanlage zu ziehen, und ich würde sehr gern mit Dir darüber reden.

George seufzte abermals und strich sich mit der gepflegten Hand über das glatt rasierte Kinn. Er sollte seine Mutter tatsächlich besuchen. Sein Vater war vor einigen Jahren gestorben, und George war das einzige Kind. Sein Widerstreben führte er auf die einfache Tatsache zurück, dass seine Mutter nicht weit entfernt von Felicity lebte, ein Umstand, der ihm derzeit ein gewisses Unbehagen bereitete.

Seine Gefühle angesichts des Todes Mark Mainwarings hatten ihn einigermaßen überrascht. Er war natürlich entsetzt gewesen. Schließlich war Mark in seinem Alter gewesen, nicht weit über vierzig, und sein Tod hatte George die Vergänglichkeit allen Lebens bewusst gemacht. Auch andere beunruhigende und unerfreuliche Gedanken waren ihm damals durch den Kopf gegangen. Der arme alte Mark war noch kaum unter der Erde gewesen, als Felicity auch schon erste Andeutungen hatte fallen lassen, und George war sehr dankbar dafür gewesen, den Vorwand zu haben, wieder zur See fahren zu müssen. Mit einem Widerstreben, das er angesichts der Umstände ein wenig eigenartig fand, hatte sie ihm Recht gegeben, dass es ein Zeichen von schlechtem Stil sei, wenn sie ihre Beziehung plötzlich öffentlich machten - obwohl die meisten ihrer Bekannten inzwischen davon wissen mussten. Wie dem auch sei, sie hatte sich einverstanden erklärt, für den Augenblick Diskretion zu wahren. Aber was dann? Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass Felicity an Heirat dachte, und das nicht ohne Grund. George war einer von Marks engsten Freunden gewesen und hatte ihn während der letzten zwanzig Jahre durch sein sporadisch aufflackerndes Verhältnis mit Felicity immer wieder hintergangen. Es war also kaum überraschend, dass Felicity annahm, er wolle die Verbindung nun legalisieren. George war ziemlich schockiert festzustellen, dass er keineswegs sicher war, ob er sie Tag für Tag um sich haben wollte. Unter den richtigen Umständen konnte Felicity eine wunderbare Gefährtin sein. Sie hatte eine witzige, oft sarkastische Ader und war sehr athletisch im Bett, aber würde das in einer dauerhafteren Beziehung genug sein? George schätzte ein...
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