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Deine Liebe fühlte sich an wie Hass

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
317 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am31.10.20191. Aufl. 2019
Was machst du, wenn der Mensch, dem du am meisten vertraust auf der ganzen Welt, derjenige ist, der versucht, dich zu zerstören? Nach außen ist Olivias Mutter eine nette, attraktive Frau mit einem umwerfenden Lachen. Aber allein mit ihr zu Hause, ist sie ein komplett anderer Mensch.


'Wenn andere Leute dabei waren, war meine Mutter eine nette, attraktive Frau mit einem umwerfenden Lachen. Aber allein mit mir zu Hause, war sie ein komplett anderer Mensch. Wer wird sie heute sein: Die liebevolle Mutter? Die vertrauenswürdige Lehrerin? Oder das Monster, das mein Leben zerstört?'

Solange sich Olivia erinnern kann, hat sie Angst. Ihre ganze Kindheit hindurch ist sie hinter verschlossenen Türen Gewalt und Demütigung ausgesetzt - Ihre eigene Mutter verbreitet Lügen, zerstört Freundschaften, zwingt sie zu unnötigen Diäten, entwertet alles, was sie tut. Es ist eine zutiefst toxische Beziehung - über die sie mit niemandem sprechen kann...



Olivia Rayne ist ein Pseudonym. Sie wurde Anfang der 1990er Jahre in England geboren, lebte zeitweise in Frankreich und Deutschland und erwarb später einen Hochschulabschluss in Brighton. Heute arbeitet sie in einem Medienunternehmen in London und ist glücklich liiert. Sie liebt ihre Mutter immer noch. Aber sie hält sie auf Abstand.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWas machst du, wenn der Mensch, dem du am meisten vertraust auf der ganzen Welt, derjenige ist, der versucht, dich zu zerstören? Nach außen ist Olivias Mutter eine nette, attraktive Frau mit einem umwerfenden Lachen. Aber allein mit ihr zu Hause, ist sie ein komplett anderer Mensch.


'Wenn andere Leute dabei waren, war meine Mutter eine nette, attraktive Frau mit einem umwerfenden Lachen. Aber allein mit mir zu Hause, war sie ein komplett anderer Mensch. Wer wird sie heute sein: Die liebevolle Mutter? Die vertrauenswürdige Lehrerin? Oder das Monster, das mein Leben zerstört?'

Solange sich Olivia erinnern kann, hat sie Angst. Ihre ganze Kindheit hindurch ist sie hinter verschlossenen Türen Gewalt und Demütigung ausgesetzt - Ihre eigene Mutter verbreitet Lügen, zerstört Freundschaften, zwingt sie zu unnötigen Diäten, entwertet alles, was sie tut. Es ist eine zutiefst toxische Beziehung - über die sie mit niemandem sprechen kann...



Olivia Rayne ist ein Pseudonym. Sie wurde Anfang der 1990er Jahre in England geboren, lebte zeitweise in Frankreich und Deutschland und erwarb später einen Hochschulabschluss in Brighton. Heute arbeitet sie in einem Medienunternehmen in London und ist glücklich liiert. Sie liebt ihre Mutter immer noch. Aber sie hält sie auf Abstand.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732580026
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum31.10.2019
Auflage1. Aufl. 2019
Seiten317 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4421533
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2
Charme
»Psychopathen sind außerordentlich charismatisch, anziehend und einnehmend.«

Falls Sie meine Mutter kennenlernen würden, würden Sie sie bestimmt mögen. Das tat jeder - zumindest anfangs. Es braucht ein wenig, bis man erkennt, was sich hinter der charmanten Maske verbirgt. Sie trug sie wie einen Panzer, der so mächtig und wirksam war, dass die Annahme, etwas stimme nicht, einem geradezu absurd erschien. Nach außen hin wirkte sie seriös, erfolgreich und großzügig. Sie arbeitete jahrelang als Kunstlehrerin und unterrichtete entweder in der Schule oder privat bei uns zu Hause. Wenn ihre Schüler zu uns kamen, lauschte ich manchmal an der Tür und presste mein Ohr, so fest ich mich traute, dagegen. Die ruhige, geduldige Art, in der Mutter mit den Kindern sprach, war mir fremd.

Abends sah sie die Arbeiten ihrer Schüler durch, betrachtete ihre Zeichnungen und Malereien und seufzte tief. Manchmal konnte ich sehen, dass sie beeindruckt war: Sie sagte zwar nichts, aber ich erkannte an ihren hochgezogenen Augenbrauen, dass ihr gefiel, was sie da sah. Wenn sie etwas nicht mochte, sprach sie es laut aus. »Seht euch das an!«, hieß es dann. »Was für ein Haufen Scheiße! Wie komme ich nur dazu, mir so einen Mist anzuschauen? Gott, steh mir bei!«

Wenn der Schüler das nächste Mal zu uns kam, begrüßte sie ihn herzlich und sagte so etwas wie »Tolles Bild« - und klang ganz und gar aufrichtig dabei. Ich beobachtete die Kinder durch das Treppengeländer hindurch und fragte mich, ob sie vielleicht spürten, dass ihre Bilder noch am Vorabend heftig verspottet worden waren. Doch das schien nie der Fall zu sein. Wenn ihre Eltern kamen, um sie abzuholen, überlegte ich wieder, ob sie vielleicht etwas merkten. Doch auch ihnen schien nichts aufzufallen. Sie sagten: »Josephine, wir sind so dankbar für alles, was Sie für Annabelle getan haben. Sie freut sich jede Woche darauf, zu Ihnen zu kommen.« Meine Mutter senkte dann den Blick, so als wäre sie angesichts des Lobes beschämt, und erwiderte mit einer weichen, zurückhaltenden Stimme: »Sie müssen sich nicht bedanken, das Vergnügen ist ganz meinerseits.«

Sie konnte jemandem direkt in die Augen sehen und ihm das Gefühl vermitteln, dass sie ihn vollkommen verstand: Sie sah ihn so, wie er war. Aber da war noch mehr: Wenn man in ihre großen ernsten Augen blickte, hatte man den Eindruck, man selbst würde sie ebenfalls verstehen.

Sie hatte wunderschöne Augen. Die Farbe war nicht das Besondere - sie waren stahlgrau -, sondern der Ausdruck. Mittels eines einzigen kurzen Blicks übermittelte sie die verschiedensten Emotionen. Sie sah jemanden an, vorwurfsvoll oder ausgelassen fröhlich, ernst oder amüsiert, und sogleich fühlte man sich entsprechend. Ganz so, als hätte sie ihrem Gegenüber eine Laune eingehämmert. Aber das geschah bloß ab und an. Nur, wenn sie wollte, dass man etwas Bestimmtes fühlte. Es kam auch vor, dass ich in ihre Augen sah und nichts als Leere erkannte. Ein dunkles Vakuum, das mich anstarrte.

Meine Mutter konnte ein Zimmer betreten und innerhalb kürzester Zeit mit jedem Anwesenden vertraulich plaudern und im vollen Zentrum ihrer Aufmerksamkeit stehen. Meine ganze Kindheit hindurch gab es ein wiederkehrendes Muster von extrem engen, extrem intensiven Freundschaften. Sie hielten jedoch nie länger als ein oder zwei Jahre: Entweder stellte meine Mutter dann etwas so Krasses an, dass die andere Person nie wieder mit ihr sprach, oder sie durchtrennte das Band der Freundschaft selbst, streifte es ab und warf es fort, so als hätte es nie etwas bedeutet.

Trotzdem hatte sie ein Talent, schnell enge Bindungen zu anderen aufzubauen. Es war ganz so, als würde sie deren tiefste Sorgen und Nöte erkennen und alles tun, um ihnen zu helfen. Wenn ihr Gegenüber sprach, tätschelte Mutter sanft dessen Arm, legte beruhigend eine Hand auf den Rücken oder zog besorgt die Augenbrauen zusammen. Sie wusste immer genau, was sie sagen musste, welche Knöpfe sie zu drücken hatte, nach welcher Form von Wertschätzung sich die Leute sehnten, und verhielt sich entsprechend.

Auch mir wurde diese Behandlung zuteil: Mutter überschüttete mich mit Komplimenten und Geschenken und gab mir das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Im nächsten Moment riss sie alles wieder fort. Ihre Antennen für Empfindlichkeiten waren unglaublich. Sobald sie ein Gespür für die Schwachpunkte ihres Gegenübers hatte, zerstörte sie es.

Ihre Stimme war sanft, aber ihre Worte waren scharf wie ein Messer. Sie liebte Kosenamen, und ich war entweder ihr Liebling, ihr Schatz, ihr Engelsgesicht oder eine verdammte Schlampe, eine dumme Hure, ein bedauernswerter Fehler. Ich war ihr Herz, ihre Blume, die Liebe ihres Lebens, aber auch eine Nutte, eine Perverse, Ungeziefer, das es zu vernichten galt. Mal war ich eine Woche lang ihre beste Freundin, der sie das Malen beibrachte, Geschichten vorlas und für die sie sündhaft teures Backzubehör für gemeinsame Küchenexperimente kaufte, und schon eine Woche später sprach sie nicht einmal mehr mit mir. Ich folgte ihr wie ein Hündchen, bettelte um Aufklärung. »Du weißt, was du getan hast«, meinte sie dann mit einem schiefen Lächeln. »Mehr habe ich dir nicht zu sagen.«

Von außen betrachtet wirkte sie herrlich unbeschwert. Sie wirbelte durch ein Zimmer, gefolgt von einer Parfümwolke, warf den Kopf in den Nacken und lachte. Ihre Lachen war wunderbar, und das wusste sie auch. Wann immer sie mit anderen Erwachsenen zusammen war, lachte sie besonders viel. Insbesondere, wenn Männer dabei waren. Dann warf sie den Kopf zurück, offenbarte ihren langen, eleganten Hals, legte eine Hand an ihre Kehle und fuhr langsam mit den Fingern hinab, bis sie den Ausschnitt ihres Oberteils streifte. Dabei sah sie auf ihre Hand und schob scheinbar leicht verunsichert ihr Haar hinters Ohr. Anschließend blickte sie durch ihre Wimpern hindurch nach oben und lächelte ihr betörtes Gegenüber an. Ab und an entwich ein lautes Seufzen ihren leicht geöffneten roten Lippen. Als ich noch klein war, kam mir das immer wie ein Zauberbann vor. Wie dämlich die Männer doch waren, nur durch ein Lachen, einen Blick und ein wenig Halsstreicheln zur Beute zu werden. Wie lustig, dass sie sich als etwas Besonderes fühlten. Wie einfach gestrickt sie sein mussten, diese Inszenierung nicht zu durchschauen â¦

Mutter hatte damals auch wunderschönes Haar, dicht, golden und gelockt. Bei der Arbeit trug sie es zu einem Zopf geflochten, ansonsten fiel es ihr in üppigen Wellen über den Rücken. Ich habe sie immer um ihr Haar beneidet. Manchmal durfte ich ihre Locken streicheln und mit den Fingern einzelne Stränge nachzeichnen. »Meine kleine Schlange«, sagte ich dann und tat so, als lebte das Haar. Dann drehte sie sich blitzschnell um, umfasste ihre Haarspitzen und pikste damit meinen Nacken. »Pass bloß auf, dass sie dich nicht beißt!«, rief sie, und ich kicherte nervös.

Jeden Abend bürstete sie ihr Haar, bis es leise knisterte. Sie war so ungemein lebendig, pulsierte geradezu vor Energie und schien ebenfalls zu knistern, als wäre sie elektrisch aufgeladen - eine Spannung, die sie niemals abgeben konnte. Neben ihr fühlte ich mich grau und lahm; zweidimensional und zusammengepresst, wie ein vertrocknetes Blümchen.

Mutter liebte Blumen - unsere einzige Gemeinsamkeit, die ich mag -, und unser Haus war immer voll davon. »Wenn du eine Blume wärst, dann wärst du ein Fingerhut«, sagte ich einmal, als ich ungefähr zwölf Jahre alt war. Sie arrangierte gerade einen Strauß, den sie anschließend in einem Stillleben verewigen wollte. Sie sah auf, überrascht, aber offenbar auch erfreut.

»Wieso ein Fingerhut?«

»Weil er wunderschön, aufregend und exotisch ist«, antwortete ich. Ich wusste genau, wie viel sie sich darauf einbildete, aufregend und exotisch zu sein. Sie war immerhin eine Französin und ganz anders als wir langweiligen Briten. Im Gegensatz zu uns war sie spontan, lustig und ein absoluter Freigeist.

»Außerdem ist er tödlich«, sagte sie. Dann lachte sie auf. »Das ist ein guter Vergleich, mein Schatz.«

»Was für eine Blume wäre ich?«, fragte ich. Es freute mich, dass ihr mein Spiel gefiel. Sie dachte einen Moment lang nach und legte den Kopf schief. Dann lächelte sie.

»Du wärst ein Löwenzahn. Aber einer, bei dem nur noch die Samen da sind, und nicht, wenn er gelb blüht.«

»Warum das denn?« Das war bestimmt nicht die Blume, die ich sein wollte. Ich mochte Pfingstrosen: strahlend, wunderschön und vielleicht ein bisschen rundlich, aber innen weich und zart.

»Weil die langweilig, wenig schön und schwach sind. Man kann sie mit einem einzigen Atemzug wegpusten.« Sie sah mich belustigt an. »Ach, Olivia. Ist doch nur Spaß! Sei doch nicht immer so empfindlich, ich albere nur ein bisschen herum.«

Ich sah in ihre grauen Augen und wünschte mir, ich könnte ihre Gedanken lesen. Es war, als blickte ich auf die Oberfläche eines dunklen schlammigen Sees; ich wollte erkennen, was sich am Grund befand, hatte jedoch Angst, das Wasser zu berühren und etwas in der Tiefe zu stören.

***

Mutter war in Frankreich aufgewachsen und mit siebzehn Jahren nach England gekommen - beziehungsweise: von ihren Eltern »rausgeworfen worden«. Das stellte sich später jedoch als Lüge heraus. Es war der erste von zahllosen Umzügen; sie war impulsiv und rastlos, süchtig nach Neuem. Als ich noch klein war, zogen wir planlos von einem Ort zum...

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Autor

Olivia Rayne ist ein Pseudonym. Sie wurde Anfang der 1990er Jahre in England geboren, lebte zeitweise in Frankreich und Deutschland und erwarb später einen Hochschulabschluss in Brighton. Heute arbeitet sie in einem Medienunternehmen in London und ist glücklich liiert. Sie liebt ihre Mutter immer noch. Aber sie hält sie auf Abstand.
Weitere Artikel von
Thieme, Valérie
Übersetzung