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Im Wald der stummen Schreie

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
544 Seiten
Deutsch
beTHRILLEDerschienen am26.03.20191. Aufl. 2019
Die Schuld hat viele Gesichter ...

Die Untersuchungsrichterin Jeanne Korowa übernimmt den Fall einer grausamen Mordserie: Drei Frauen wurden brutal ausgeweidet, ihre Leichen makaber in Szene gesetzt und Teile ihrer Körper offenbar vom Täter verspeist. Bei ihren Ermittlungen stößt Jeanne auf einen besorgten Vater, der vom seltsamen Verhalten seines autistischen Sohnes berichtet. Kann der junge Mann der Täter sein? Die Suche nach der Wahrheit führt Jeanne bis in den Dschungel Argentiniens - und dort werden ihre schlimmsten Albträume Wirklichkeit ...

Autismus, archaisches Grauen und die Frage danach, was den Menschen ausmacht - In 'Im Wald der stummen Schreie' verwebt der französische Bestseller-Autor Jean-Christophe Grangé Fakten und Fiktion zu einem erschreckend realen Thriller.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.






Jean-Christophe Grangé, 1961 in Paris geboren, war als freier Journalist für verschiedene internationale Zeitungen (u.a. Sunday Times, Observer, El Pais, Spiegel, Stern) tätig. Auf sein bravouröses Romandebüt "Der Flug der Störche" folgten weitere Veröffentlichungen, durch die er rasch zum französischen Bestseller-Autor im Thriller-Genre aufstieg. Grangés Markenzeichen: Gänsehaut pur. Frankreichs Superstar ist inzwischen weltweit bekannt für unerträgliche Spannung, außergewöhnliche Stoffe und exotische Schauplätze. Seine Thriller erscheinen in über dreißig Ländern und wurden fast alle mit prominenter Besetzung für das Kino verfilmt.
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Produkt

KlappentextDie Schuld hat viele Gesichter ...

Die Untersuchungsrichterin Jeanne Korowa übernimmt den Fall einer grausamen Mordserie: Drei Frauen wurden brutal ausgeweidet, ihre Leichen makaber in Szene gesetzt und Teile ihrer Körper offenbar vom Täter verspeist. Bei ihren Ermittlungen stößt Jeanne auf einen besorgten Vater, der vom seltsamen Verhalten seines autistischen Sohnes berichtet. Kann der junge Mann der Täter sein? Die Suche nach der Wahrheit führt Jeanne bis in den Dschungel Argentiniens - und dort werden ihre schlimmsten Albträume Wirklichkeit ...

Autismus, archaisches Grauen und die Frage danach, was den Menschen ausmacht - In 'Im Wald der stummen Schreie' verwebt der französische Bestseller-Autor Jean-Christophe Grangé Fakten und Fiktion zu einem erschreckend realen Thriller.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.






Jean-Christophe Grangé, 1961 in Paris geboren, war als freier Journalist für verschiedene internationale Zeitungen (u.a. Sunday Times, Observer, El Pais, Spiegel, Stern) tätig. Auf sein bravouröses Romandebüt "Der Flug der Störche" folgten weitere Veröffentlichungen, durch die er rasch zum französischen Bestseller-Autor im Thriller-Genre aufstieg. Grangés Markenzeichen: Gänsehaut pur. Frankreichs Superstar ist inzwischen weltweit bekannt für unerträgliche Spannung, außergewöhnliche Stoffe und exotische Schauplätze. Seine Thriller erscheinen in über dreißig Ländern und wurden fast alle mit prominenter Besetzung für das Kino verfilmt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732580934
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum26.03.2019
Auflage1. Aufl. 2019
Reihen-Nr.7
Seiten544 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4274256
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1

Das war's. Genau das.

Die Prada-Pumps, die sie in der Vogue vom letzten Monat entdeckt hatte. Die diskrete, entscheidende Note, die das Ensemble abrunden würde. Mit dem Kleid, das ihr vorschwebte - ein kleines Schwarzes, das sie supergünstig in der Rue du Dragon erstanden hatte. Ganz einfach schräg. Lächeln. Jeanne Korowa rekelte sich hinter ihrem Schreibtisch. Endlich hatte sie die passende Garderobe für den Abend beisammen. Sowohl was die Form als auch was den Geist anlangte.

Sie überprüfte ihr Handy. Keine Nachricht. Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen, stärker noch als die bisherigen Male. Weshalb rief er nicht an? Es war schon nach vier. War es nicht zu spät, um die Verabredung zum Abendessen zu bestätigen?

Sie wischte ihre Zweifel beiseite und rief bei der Prada-Boutique in der Avenue Montaigne an. Ob sie Schuhe in 39 hätten? Sie würde vor sieben vorbeischauen. Kurze Erleichterung, auf die sogleich eine neue Sorge folgte: Sie hatte ihr Konto bereits um 800 Euro überzogen. Nach diesem Einkauf würde sie mit mehr als 1300 Euro in der Kreide stehen.

Aber heute war der 29. Mai. Ihr Gehalt würde in zwei Tagen überwiesen. 4 000 Euro. Kein Cent mehr, Prämien eingeschlossen. Den nächsten Monat würde sie also ein weiteres Mal mit einem Drittel weniger von ihrem Gehalt auskommen müssen. Sie war es gewohnt. Schon lange hatte sie ein gewisses Geschick darin, mit überzogenem Konto zu leben.

Sie schloss die Augen. Sie sah sich in ihren Lackschuhen. Heute Abend würde sie eine andere sein. Nicht wiederzuerkennen. Strahlend. Unwiderstehlich. Der Rest war nur ein Kinderspiel. Annäherung. Versöhnung. Erneutes Auseinandergehen ...

Aber wieso rief er nicht an? Dabei hatte er am Vorabend den Kontakt wiederaufgenommen. Zum hundertsten Mal öffnete sie an diesem Tag ihre Mailbox und checkte ihre E-Mails.

»Die Worte lassen uns irgendetwas daherreden. Ich glaubte selbstverständlich keines davon. Wie wär's, morgen ein Abendessen zu zweit? Ich ruf dich an und hol dich am Gericht ab. Ich werde dein König sein, und du wirst meine Königin sein ...«

Die letzten Wörter waren natürlich eine Anspielung auf Heroes, einen Song von David Bowie. Ein Sammlerstück, wo der Rockstar mehrere Strophen auf Französisch singt. Sie sah die Szene wieder vor sich - der Tag, an dem sie die Schallplatte in einem Spezialgeschäft im Pariser Hallenviertel entdeckt hatten. Die Freude in seinen Augen. Sein Lächeln ... In diesem Moment wünschte sie sich nichts weiter, als immer wieder dieses Leuchten in seinen Augen hervorrufen zu können oder es einfach nur zu bewahren. Wie die Vestalinnen im antiken Rom das heilige Feuer im Tempel hüten mussten.

Das Telefon klingelte. Nicht ihr Handy. Das stationäre.

»Hallo?«

»Violet.«

In einem Sekundenbruchteil schlüpfte Jeanne wieder in ihre offizielle Rolle.

»Was haben wir in der Hand?«

»Nichts.«

»Hat er gestanden?«

»Nein.«

»Hat er sie nun vergewaltigt - ja oder nein?«

»Er sagt, dass er sie nicht kennt.«

»Ist sie denn nicht die Tochter seiner Geliebten?«

»Er sagt, dass er die Mutter auch nicht kennt.«

»Wir können doch leicht das Gegenteil beweisen, oder?«

»In diesem Fall ist nichts leicht.«

»Wie viele Stunden haben wir noch?«

»Sechs. Also so gut wie nichts. In achtzehn Stunden hat er nicht einmal mit der Wimper gezuckt.«

»Mist!«

»Kannst du laut sagen. Ich werde ihn mir nochmals vorknöpfen und ihn etwas härter rannehmen. Aber wenn kein Wunder geschieht ...«

Sie legte auf und wurde sich ihrer Gleichgültigkeit bewusst. Zwischen der Schwere der Vorwürfe in diesem Fall - Vergewaltigung und Körperverletzung bei einer Minderjährigen - und der Bagatelle, um die es in ihrem Privatleben ging - mit ihm zu Abend essen oder nicht -, klaffte ein Abgrund. Trotzdem konnte sie an nichts anderes denken als an ihre Verabredung.

Auf der Nationalen Hochschule für das Richteramt hatte man ihnen gleich zu Beginn der Ausbildung eine Videosequenz gezeigt: Ein Täter wurde beim Begehen einer Straftat von einer Überwachungskamera gefilmt. Anschließend wurde jeder angehende Richter aufgefordert, zu erzählen, was er gesehen hatte. Jeder berichtete etwas anderes. Die Marke und die Farbe des aufgebrochenen Autos änderten sich. Die Zahl der Täter schwankte. Die Abfolge der Ereignisse war nie gleich. Die Lektion dieser Übung war klar: Es gibt keine objektive Wahrheit. Die Gerechtigkeit ist eine menschliche Angelegenheit. Unvollkommen, Schwankungen unterworfen, subjektiv.

Unwillkürlich betrachtete Jeanne noch einmal das Display ihres Handys. Nichts. Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Schon seit dem Morgen konnte sie den Anruf kaum erwarten. Sie hatte nicht aufgehört, in Phantasien zu schwelgen, immer wieder dieselben Gedanken, dieselben Hoffnungen wiederzukäuen, um schon in der nächsten Sekunde in totaler Verzweiflung zu versinken. Mehrmals stand sie kurz davor, selbst anzurufen. Aber nein. Niemals. Sie musste durchhalten ...

Halb sechs. Plötzlich wurde sie von Panik ergriffen. Alles war vorbei. Dieses vage Versprechen, gemeinsam zu Abend zu essen, war das letzte Zucken des Leichnams. Er würde nicht zurückkommen. Sie musste es sich eingestehen. »Abtrauern.« »Wieder zu Kräften kommen.« »Sich um sich selbst kümmern.« Dumme Sprüche, mit denen sich vom Pech verfolgte junge Frauen wie sie über ihre Verzweiflung hinwegzutrösten suchten. Die ewig Sitzengelassenen und Zukurzgekommenen. Sie warf ihren Stabilo auf den Schreibtisch und stand auf.

Ihr Büro befand sich im dritten Stock des Gebäudes, in dem das Landgericht von Nanterre seinen Sitz hatte. Zehn Quadratmeter, vollgestopft mit Akten, die nach Staub und Druckertinte rochen - zehn Quadratmeter, auf denen sich zwei Schreibtische drängten: ihrer und der ihrer Mitarbeiterin Claire. Sie hatte Claire um vier freigegeben, um ungestört vor sich hin zu träumen.

Sie stellte sich ans Fenster und betrachtete den Park von Nanterre. Sanft geschwungene Hügel, die von kümmerlichem Rasen überzogen waren. Siedlungen in Regenbogentönen rechter Hand und, weiter weg, die »Wolkenkratzer« von Émile Aillaud, dem Architekten, der sagte: »Der Fertigbau ist eine ökonomische Notwendigkeit, aber er darf den Menschen nicht den Eindruck vermitteln, dass sie selbst vorgefertigt sind.« Jeanne gefiel dieses Zitat. Aber sie war sich nicht sicher, ob das Ergebnis den Hoffnungen des Architekten entsprach. Tag für Tag landeten die »Produkte« dieser heruntergekommenen Viertel auf ihrem Schreibtisch: Diebstahl, Vergewaltigung, Körperverletzung, Drogenkriminalität ... Nichts Vorgefertigtes, das war sicher.

Sie setzte sich wieder an ihren Schreibtisch. Ihr war übel. Sie fragte sich, wie lange sie wohl noch ohne eine Lexotanil durchhalten würde. Ihr Blick fiel auf einen Block Briefpapier. Berufungsgericht Versailles. Landgericht Nanterre. Dienststelle von Frau Jeanne Korowa. Ermittlungsrichterin beim Landgericht Nanterre. In ihrem Geist hörte sie die Formeln widerhallen, mit denen sie gewöhnlich charakterisiert wurde. Die jüngste Absolventin ihres Jahrgangs. Die »aufstrebende junge Richterin«, der eine große Karriere bevorstehe. Das war die offizielle Version.

Die private Version war eine Katastrophe. Fünfunddreißig Jahre alt, unverheiratet, kinderlos. Einige Freundinnen, ebenfalls Singles. Eine gemietete Dreizimmerwohnung im 6. Arrondissement. Keine Rücklagen. Kein Vermögen. Keine Perspektive. Das Leben war ihr wie Wasser zwischen den Fingern zerronnen. Und im Restaurant begann man sie »Madame« und nicht mehr »Mademoiselle« zu nennen. Mist.

Vor zwei Jahren hatte sie den Boden unter den Füßen verloren. Das Leben, das bereits einen bitteren Geschmack hatte, machte ihr schließlich gar keine Freude mehr. Depression. Krankenhausaufenthalt. Damals vegetierte sie nur noch vor sich hin. Leben war für sie gleichbedeutend mit »Leiden«. Seltsamerweise behielt sie ihren Aufenthalt in der Psychiatrie in guter Erinnerung. Drei Wochen Schlaf, mit Medikamenten und Gläschen Babynahrung gefüttert. Eine behutsame Rückkehr in die Realität. Antidepressiva. Psychoanalyse ... Die damaligen Erlebnisse hinterließen ein unsichtbares schwarzes Loch in ihr, das sie im Alltag mit Hilfe von Psychotherapie, Medikamenten und Ausgehen zu umschiffen versuchte. Aber das schwarze Loch war immer sehr nah, und es übte fast eine magnetische Anziehungskraft aus.

Sie kramte in ihrer Tasche nach ihren Lexotanil und legte eine ganze Tablette unter ihre Zunge. Früher hatte sie nur ein Viertel genommen, aber aufgrund der Macht der Gewohnheit zog sie sich jetzt immer eine ganze rein. Sie ließ sich in ihren Sessel sinken und wartete. Sehr rasch löste sich die Anspannung in ihrer Brust. Ihr Atem ging wieder regelmäßiger. Ihre Gedanken wurden verschwommener ...

Jemand klopfte an die Tür. Sie schreckte auf. Sie war eingeschlafen.

Stéphane Reinhardt stand in seinem Jackett mit Hahnentrittmuster in der Tür - mit zerzaustem Haar, zerknitterter Miene, unrasiert. Einer der sieben Ermittlungsrichter am Landgericht. Man nannte sie die »sieben Söldner«. Reinhardt besaß bei weitem den meisten Sexappeal. Vom Typ her eher Steve McQueen als Yul Brynner.

»Hast du Bereitschaftsdienst für Steuerstrafsachen?«

»Gewissermaßen.«

Vor drei Wochen hatte man ihr dieses Sachgebiet übertragen, auf dem sie keine Expertin war. Genauso gut hätte sie die Zuständigkeit für Schwerkriminalität oder Terrorismus bekommen...
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Jean-Christophe Grangé, 1961 in Paris geboren, war als freier Journalist für verschiedene internationale Zeitungen (u.a. Sunday Times, Observer, El Pais, Spiegel, Stern) tätig. Auf sein bravouröses Romandebüt "Der Flug der Störche" folgten weitere Veröffentlichungen, durch die er rasch zum französischen Bestseller-Autor im Thriller-Genre aufstieg. Grangés Markenzeichen: Gänsehaut pur. Frankreichs Superstar ist inzwischen weltweit bekannt für unerträgliche Spannung, außergewöhnliche Stoffe und exotische Schauplätze. Seine Thriller erscheinen in über dreißig Ländern und wurden fast alle mit prominenter Besetzung für das Kino verfilmt.
Im Wald der stummen Schreie