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Das Gift deiner Lügen

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
364 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am30.09.20201. Aufl. 2020
Als Erica Spencer bei einer Nachbarschaftsparty tödlich verunglückt, ist das ein Schock für die Menschen in dem idyllischen Vorort Severn Oaks. Ein Jahr später ruft ein rätselhafter Podcast unheilvolle Erinnerungen wach: Unter dem Titel Der Mord an Erica Spencer postet jemand anonym wöchentlich neue Folgen seiner makabren Sendung, in der er hinter die scheinbar makellosen Fassaden des Ortes blickt. Seine Absicht: Er will den Mörder von Erica entlarven - und ruft ihn dabei erneut auf den Plan ...


Jenny Blackhurst ist seit frühester Jugend ein großer Fan von Spannungsliteratur. Die Idee für einen eigenen Roman entwickelte sie nach der Geburt ihres ersten Kindes; inzwischen ist sie eine erfolgreiche Autorin, deren Thriller in mehreren Sprachen erscheinen und alle zu SPIEGEL-Bestsellern wurden. Die Autorin lebt mit ihrem Ehemann und ihren beiden Kindern in Shropshire, England.
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Produkt

KlappentextAls Erica Spencer bei einer Nachbarschaftsparty tödlich verunglückt, ist das ein Schock für die Menschen in dem idyllischen Vorort Severn Oaks. Ein Jahr später ruft ein rätselhafter Podcast unheilvolle Erinnerungen wach: Unter dem Titel Der Mord an Erica Spencer postet jemand anonym wöchentlich neue Folgen seiner makabren Sendung, in der er hinter die scheinbar makellosen Fassaden des Ortes blickt. Seine Absicht: Er will den Mörder von Erica entlarven - und ruft ihn dabei erneut auf den Plan ...


Jenny Blackhurst ist seit frühester Jugend ein großer Fan von Spannungsliteratur. Die Idee für einen eigenen Roman entwickelte sie nach der Geburt ihres ersten Kindes; inzwischen ist sie eine erfolgreiche Autorin, deren Thriller in mehreren Sprachen erscheinen und alle zu SPIEGEL-Bestsellern wurden. Die Autorin lebt mit ihrem Ehemann und ihren beiden Kindern in Shropshire, England.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732586189
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum30.09.2020
Auflage1. Aufl. 2020
Seiten364 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4937740
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

13

Mirandas Begeisterung über ihre beinharte, aggressive Reaktion hielt vor, bis sie am Ende der Straße angelangt war, dann hielt sie an und sackte über dem Lenkrad zusammen. Was zum Teufel war da gerade passiert? Warum hatte Cynthia ihr ins Gesicht gelogen? Warum wollte sie nicht, dass Charity mit ihrer Tochter spielte?

Oder, genauer gesagt, warum wollte sie nicht, dass Miranda zu ihr nach Hause kam? Denn darum war es doch bei der kleinen Szene eben gegangen. Die Alpha-Mutter, die nahtlos Ericas Platz eingenommen hatte - nun, jeder wusste, auf wen sich das bezog. Auf gar keinen Fall würde sie noch einmal zu den Elcocks fahren, obwohl sie gerade so vehement darauf bestanden hatte. Alex würde eben nach der Arbeit herfahren und Charity abholen müssen, vorausgesetzt, er musste nicht wieder länger arbeiten. Ihre Wangen brannten beim Gedanken an Felicitys selbstgefällige Miene und ihre Andeutungen, Alex mache vielleicht gar keine Überstunden, wenn er erst gegen acht heimkam. Sie wusste, was alle über ihren Mann dachten, den Spaßvogel mit dem spitzbübischen Lächeln, der gern mal einen Blick riskierte. Wenn es ein Severn-Oaks-Jahrbuch gäbe, wäre Alex´ Name unter der Rubrik »derjenige, der am wahrscheinlichsten seine Frau betrügen wird« zu finden. Und doch hatte sie nie auch nur den kleinsten Hinweis auf irgendeinen Fehltritt gefunden, obwohl sie sein Handy, seine Mails und jedes Foto in seiner Cloud überprüft hatte. Einmal hatte sie ein Smartphone im Garderobenraum versteckt gefunden und es unter Tränen stundenlang aufgeladen, bloß um später festzustellen, dass es ein altes Handy war, dass sie selbst Logan vor etwa drei Jahren gegeben hatte, damit er darauf Spiele spielen konnte.

*

Severn Oaks bestand hauptsächlich aus großen Einfamilienhäusern mit vier Schlafzimmern. Ganz hinten auf dem Areal gab es einige Reihenhäuser mit drei Schlafzimmern, aber da von den Bewohnern keiner Kinder hatte ... oder hatten die Leute aus Nr. 6 seit Neuestem ein Baby? Miranda hatte keine Ahnung. Erica hatte immer Willkommensbesuche gemacht, sie hätte es gewusst. Sie hätte auch den Namen und das Geburtsdatum des Babys gewusst. Und dann gab es natürlich noch Karlas und Marcus´ Villa mit den fünf Schlafzimmern mittendrin, umgeben von einem riesigen Garten mit der Eiche, in der früher das inzwischen verrufene Baumhaus gewesen war. Vom Tor aus gesehen wohnten Miranda und Alex im dritten Haus links, von wo aus man die Häuser von Erica, Mary-Beth und Felicity sowie das Tor perfekt im Blick hatte. Miranda hatte oft gedacht, wie gern Erica ihren Beobachtungsposten gehabt hätte, auch wenn das Haus der Spencers etwas erhöht am Hang lag und man daher wunderbar auf die übrigen Häuser und ihre Bewohner herunterblicken konnte. Damit ich dich besser sehen kann. Doch nun war es Miranda, die das Kommen und Gehen am besten im Blick hatte, und so sah sie auch, wie Karla und Felicity nach Severn Oaks zurückkehrten, mit getrennten Autos, aber zur selben Zeit. Miranda sah sie in Karlas endlose Einfahrt einbiegen, dann verschwanden sie aus ihrer Sicht. Allerdings malte sie sich aus, wie die beiden in Karlas hochmoderne Küche gingen und sich einen Wein einschenkten, am Frühstückstresen saßen und Käsehäppchen aßen, während sie tratschten.

Miranda sehnte sich nach einer solchen Freundschaft, aber sie hatte nie eine Frau kennengelernt, mit der sie sich so gut verstanden hätte. Mary-Beth hatte Erica - tja, das war vorbei. Sie hatte gehofft, dass sie und Mary-Beth sich vielleicht anfreunden würden, jetzt, wo sie genauso einsam war wie Miranda. Sie hatten vieles gemeinsam, Kinder im selben Alter, Männer, die gern mal anderen Frauen hinterhersahen oder auch mehr. Doch Mary-Beth war nicht an einem Ersatz für Erica interessiert gewesen. In den letzten zehn Monaten hatte sie sich eigentlich überhaupt ziemlich zurückgezogen. Es war fast, als gäbe sie ihnen die Schuld an Ericas Tod, bloß weil sie an dem Abend, an dem es passierte, auch auf dieser Feier gewesen waren. Vielleicht versuchte sie allerdings auch nur, ihre eigenen Geheimnisse zu bewahren - laut dem Podcast hatte sie davon ja genauso viele wie der Rest von Severn Oaks.

Miranda überlegte, ob sie Mary-Beth unter dem Vorwand anrufen sollte, sich erkundigen zu wollen, wie es ihr ging. Vielleicht würde diese Sache eine Erfahrung sein, die sie einander näherbrachte, sodass doch noch etwas Gutes dabei herauskam. Sie würden Wein trinken und sich einander anvertrauen, Geheimnisse austauschen und sich besorgt fragen, womit dieser grässliche Mann wohl als Nächstes kommen würde. Womöglich würden Karla und Felicity sie beide zu ihrem nächsten Treffen einladen, und sie konnten sich an die arme Erica erinnern, die so gern gefeiert hatte, die immer dafür gesorgt hatte, dass alle zusammenkamen, aber das war okay, weil sie ja jetzt einander hatten.

Und dann würdest du ganz sachlich und nüchtern irgendwas sagen, über das sich jemand oder alle zusammen aufregen, obwohl es überhaupt nicht deine Absicht war, und dann müsstest du umziehen. Weißt du noch, wie du mal Felicity gefragt hast, wer ihre Botox-Behandlungen macht? Es hat schon seinen Grund, dass du keine Freundinnen hast, Miranda.

Da war sie wieder, diese leise Stimme, die sich jedes Mal zu Wort meldete, wenn sie überlegte, ob sie zu einem dieser Treffen gehen oder auch nur die Straße überqueren sollte, um ein paar Worte mit einer Bekannten zu wechseln. Es war schlimmer geworden, seit sie ihren Beruf aufgegeben hatte - es hatte eine Zeit gegeben, da hatte sie ein Gespräch führen können, ohne dass diese beschissene Stimme in ihrem Gehirn ihr hinterher vorwarf, dass sie mal wieder zu laut gesprochen oder zu entschieden ihre Meinung vertreten hatte. Ob sie nicht einmal die Klappe halten und zur Abwechslung einfach mal zuhören könne? Wie sie überhaupt auf die Idee käme, dass irgendjemand daran interessiert wäre, ihre Meinung zu allem und jedem zu erfahren? Obwohl sie kaum jemals dazu kam, ein intelligentes Gespräch zu führen, das über die Erörterung der Frage, welches L.O.L.-Surprise-Emoji am besten war, hinausging. Genau das war es, das in ihr den Wunsch erweckte, mit jedem, der lange genug stehen blieb, um zuzuhören, Debatten über alle möglichen Themen zu führen.

Sie hatte in ihrer Handtasche gekramt und blickte gerade rechtzeitig auf, um das Auto durchs Tor fahren zu sehen. Ihr fiel die Kinnlade herab. Also das war es dann? In den Nachrichten hatte es geheißen, dass keine neuen Ermittlungen eingeleitet werden würden, aber offenbar hatte die Polizei ihre Ansicht geändert. Sie würden alle vernommen werden, einer nach dem anderen, und die Risse würden sich zeigen. Und da der Polizeiwagen vor Mary-Beths Haus hielt, hatten sie offenbar beschlossen, mit ihr anzufangen.

Vielleicht sollte sie sich doch besser eine andere Kandidatin als neue beste Freundin aussuchen.

*

»Also, ich glaube, dieser Typ hat uns nur deshalb genannt, weil wir an dem Abend alle da waren. Ginge gar nicht anders, wenn man mal darüber nachdenkt. Es ist eine klassische Krimi-Konstellation. Eine Halloween-Party - ich meine, besser geht´s ja gar nicht, der Teil ist ihm einfach in den Schoß gefallen - und verdächtigt werden natürlich die Leute, die auf der Party waren. Ich meine, wenn er sechs zufällig ausgewählte Personen genannt hätte, die an dem Abend nicht mal in der Nähe von Severn Oaks waren, würde ihn das vor weit größere Probleme stellen. Nehmen wir bloß die Frage, wie sie durchs Tor gekommen sein sollen. Außerdem ist es so viel spannender. Ein Mörder innerhalb der Mauern und dieser ganze Mist. Am Ende wird er zugeben, dass alles aus der Luft gegriffen ist, reine Fiktion, und wir werden ihn wegen der schweren psychischen Belastungen verklagen, denen wir ausgesetzt waren.«

»Ich dachte, euer Anwalt meinte ...«

»Ja«, unterbrach Karla sie, und Felicity ließ es ihr durchgehen. Sie war jetzt in voller Fahrt, fast so, als würde sie nicht über ihrer aller Leben reden, sondern über eine Folge irgendeiner Serie oder einer Krimisendung. Wenn das ihre Art war, mit der Sache umzugehen, gut. Felicity streifte ihre Pumps ab und rieb sich die Füße.

»Laut unserem Anwalt können wir diesen Typen nicht verklagen, solange er nicht irgendwas sagt, aus dem eindeutig hervorgeht, dass er uns meint. Mich und Marcus, meine ich. Aber das wird er ja wohl müssen, oder? Die Party fand bei uns statt. Er kann uns nicht als Verdächtige vorführen, ohne zu erwähnen, dass die Party in unserem Haus stattfand, und Bingo! Er hat uns mit einem Verbrechen in Verbindung gebracht.«

Karla öffnete ihre Riesen-Kühlgefrierkombination im amerikanischen Stil und nahm ein mit Frischhaltefolie abgedecktes Tablett mit Häppchen heraus. Ein Klebezettel verkündete: »Karla/6. Buch«.

»Probier mal«, drängte sie. »Ich muss wissen, ob es furchtbar schmeckt, bevor ich das Rezept in mein neuestes Buch aufnehme.«

»Sieht bombig aus«, meinte Felicity, nahm sich eine mit Frischkäse bestrichene Scheibe Salatgurke mit einem Lachsröllchen darauf und schob sie sich in den Mund. Sie kaute, nickte begeistert und schluckte es hinunter. »Echt lecker. Aber was, wenn er zum Schluss nicht sagt, dass alles reine Fiktion ist? Es bleibt doch immer was hängen. Denk nur an all diese Netflix-Dokumentarfilme über tatsächlich stattgefundene Verbrechen. Es reicht, den Namen irgendwelcher Leute im selben Satz wie das Wort Mord zu nennen. Das wird unser aller Leben zerstören.«

»Sei doch nicht so dramatisch. Jede Publicity ist gute Publicity, schon vergessen? Denk nur an Martha Stewart. Sie musste ins Gefängnis, aber das konnte sie nicht aufhalten. Vielleicht wird die...

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Jenny Blackhurst ist seit frühester Jugend ein großer Fan von Spannungsliteratur. Die Idee für einen eigenen Roman entwickelte sie nach der Geburt ihres ersten Kindes; inzwischen ist sie eine erfolgreiche Autorin, deren Thriller in mehreren Sprachen erscheinen und alle zu SPIEGEL-Bestsellern wurden. Die Autorin lebt mit ihrem Ehemann und ihren beiden Kindern in Shropshire, England.
Das Gift deiner Lügen

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt