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Vollendet - Die Flucht

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am20.07.20181. Auflage
Sie sagen, dass du weiterlebst. Sie lügen. Connor, 16 Jahre alt und ständiger Unruhestifter, hat es längst geahnt, doch nun steht es fest: Er soll umgewandelt werden. Seine Eltern haben seinen Körper vollständig zur Organspende freigegeben. Und zwar nicht erst nach seinem Tod. Sondern sofort. Risa ist in einem Waisenhaus aufgewachsen und darf nicht länger auf Kosten des Staates leben. Auch sie soll umgewandelt werden. Als ihre Wege sich unerwartet treffen, müssen Connor und Risa sich blitzschnell entscheiden - Flucht oder Umwandlung? Können sie dem System entkommen, das Jagd auf Menschen wie sie macht? Band 1 der brisant-brillanten »Vollendet«-Serie

Neal Shusterman, geboren 1962 in Brooklyn, ist in den USA ein Superstar unter den Jugendbuchautoren. Er studierte in Kalifornien Psychologie und Theaterwissenschaften. Alle seine Romane sind internationale Bestseller und wurden vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem National Book Award.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextSie sagen, dass du weiterlebst. Sie lügen. Connor, 16 Jahre alt und ständiger Unruhestifter, hat es längst geahnt, doch nun steht es fest: Er soll umgewandelt werden. Seine Eltern haben seinen Körper vollständig zur Organspende freigegeben. Und zwar nicht erst nach seinem Tod. Sondern sofort. Risa ist in einem Waisenhaus aufgewachsen und darf nicht länger auf Kosten des Staates leben. Auch sie soll umgewandelt werden. Als ihre Wege sich unerwartet treffen, müssen Connor und Risa sich blitzschnell entscheiden - Flucht oder Umwandlung? Können sie dem System entkommen, das Jagd auf Menschen wie sie macht? Band 1 der brisant-brillanten »Vollendet«-Serie

Neal Shusterman, geboren 1962 in Brooklyn, ist in den USA ein Superstar unter den Jugendbuchautoren. Er studierte in Kalifornien Psychologie und Theaterwissenschaften. Alle seine Romane sind internationale Bestseller und wurden vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem National Book Award.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783733651039
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum20.07.2018
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2503 Kbytes
Artikel-Nr.4808667
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Connor

»Du kannst dich verstecken«, sagt Ariana. »Wer so clever ist wie du, hat gute Chancen, bis achtzehn zu überleben.«

Connor ist sich da nicht so sicher, aber wenn er in Arianas Augen blickt, verfliegen seine Zweifel, wenigstens für einen Moment. Ihre Augen sind von einem tollen Violett, mit grauen Einsprengseln. Sie macht jede Mode mit, lässt sich immer die neuesten Pigmente spritzen, sobald sie in sind. Connor hat sich für so etwas nie interessiert. Seine Augenfarbe ist noch immer so, wie sie von Anfang an war - braun. Nicht einmal tätowieren ließ er sich, als er klein war, wie die vielen anderen Kinder. Die einzige Farbe auf seiner Haut kommt von der Sommersonne, aber jetzt im November ist die Bräune längst verblasst. Er will nicht daran denken, dass er nie wieder einen Sommer erleben wird. Wenigstens nicht als Connor Lassiter. Nicht zu fassen, dass ihm mit sechzehn Jahren sein Leben genommen werden soll.

In Arianas violetten Augen glitzern Tränen, die ihr über die Wangen kullern, wenn sie blinzelt. »Es tut mir so leid, Connor.« Sie nimmt ihn in den Arm, und einen Moment lang scheint alles in Ordnung, als wären sie beide die einzigen Menschen auf der Welt. In diesem Augenblick kommt sich Connor unbesiegbar und unangreifbar vor ... aber sie lässt ihn los, der Augenblick ist vorbei, und die Welt um ihn herum kehrt zurück. Die Autobahn unter ihm vibriert, wenn Autos vorbeifahren, deren Insassen nicht wissen oder die es nicht kümmert, dass er hier sitzt. Und er ist einfach wieder ein Junge eine Woche vor der Umwandlung.

Die leisen, hoffnungsvollen Worte, die Ariana ihm zuflüstert, helfen nicht mehr. Er kann sie kaum verstehen wegen des lärmenden Verkehrs. Über diesen Ort, an dem sie sich vor der Welt verkriechen, schütteln Erwachsene den Kopf, dankbar, dass ihre eigenen Kinder nicht so dumm sind, auf dem Sims einer Autobahnüberführung herumzulungern. Für Connor geht es nicht um Dummheit, nicht einmal um Aufbegehren, sondern darum, das Leben zu spüren. Hier auf diesem Sims, verborgen hinter einem Schild mit der Aufschrift »Ausfahrt«, fühlt er sich wohl. Klar, ein falscher Schritt und er klebt auf dem Asphalt. Doch das Leben am Abgrund ist für Connor nichts Neues.

Kein anderes Mädchen hat er jemals mit hierhergebracht, aber das hat er Ariana nicht erzählt. Er schließt die Augen und spürt die Vibrationen des Verkehrs, als würden sie zu ihm gehören und durch seine Venen pulsieren. Hier konnte er immer Abstand gewinnen, wenn er mit seinen Eltern gestritten hatte oder einfach gefrustet war. Jetzt geht es nicht mehr um Frust, und auch nicht um Streit mit seiner Mom oder seinem Dad. Es gibt nichts mehr, worüber sie streiten könnten. Seine Eltern haben die Verfügung unterzeichnet; die Sache ist beschlossen.

»Lass uns abhauen«, sagt Ariana. »Ich hab so genug von allem. Von meiner Familie, von der Schule, einfach von allem. EA - und nicht mehr zurückschauen.«

Connor denkt darüber nach. Die Vorstellung, das ganz allein durchzuziehen, erschreckt ihn. In der Schule gibt er sich ziemlich cool, als hätte er vor nichts und niemandem Angst, aber alleine abhauen? Hätte er den Mut dazu? Doch wenn Ariana mitkäme, wäre das etwas anderes. Dann wäre er nicht allein. »Meinst du das ernst?«

Ariana schaut ihn mit ihren magischen Augen an: »Na klar. Natürlich meine ich das ernst. Ich würde mitkommen - wenn du mich darum bittest.«

Das bedeutet viel. Zusammen mit einem Wandler abzuhauen ist echte Hingabe. Dass sie das tun würde, rührt ihn. Weil er keinen Ton herausbringt, küsst er sie. Und trotz allem, was in seinem Leben gerade passiert, kommt er sich auf einmal vor wie der glücklichste Junge der Welt. Er umarmt sie, vielleicht ein bisschen zu fest, denn sie sträubt sich. Da will er sie noch fester halten, aber er unterdrückt den Drang und lässt sie los. Sie lächelt ihn an.

»EA ... Was heißt das überhaupt?«, fragt sie.

»Das ist ein alter Ausdruck aus dem Militär oder so«, sagt Connor. »EA steht für eigenmächtig abwesend .«

Ariana denkt darüber nach und grinst. »Hmmm, vielleicht eher für einfach abhauen .«

Connor nimmt ihre Hand und bemüht sich sehr, sie nicht zu fest zu drücken. Sie hat gesagt, sie würde mit ihm gehen, wenn er sie fragt. Erst jetzt merkt er, dass er das eigentlich noch gar nicht getan hat.

»Willst du mit mir kommen, Ariana?«

Ariana nickt lächelnd: »Ja, klar will ich.«

 

Arianas Eltern mögen Connor nicht. Er kann sie förmlich hören: »Wir haben schon immer gewusst, dass er irgendwann umgewandelt wird. Du hättest dich nie mit diesem Lassiter-Jungen einlassen sollen.« Für sie war er nie »Connor«, sondern nur »dieser Lassiter-Junge«. Sie glauben, sie dürften über ihn urteilen, weil er immer mal wieder in Erziehungsanstalten war.

Trotzdem bringt er Ariana an diesem Nachmittag fast bis zur Haustür und versteckt sich hinter einem Baum, während sie hineingeht. Bevor er sich auf den Weg nach Hause macht, kommt ihm der Gedanke, dass es für sie beide bald alltäglich sein wird, sich zu verstecken.

 

Zuhause.

Wie kann er diesen Ort Zuhause nennen, wenn er daraus entfernt werden soll - nicht nur aus seinem Zimmer, sondern auch aus den Herzen derer, die ihn eigentlich lieben sollten?

Sein Vater sitzt im Sessel und schaut Nachrichten, als Connor hereinkommt.

»Hi, Dad.«

Sein Vater zeigt auf ein Blutbad auf dem Bildschirm. »Klatscher. Schon wieder.«

»Was haben sie diesmal in die Luft gejagt?«

»Einen Old-Navy-Laden im Akroner Einkaufszentrum.«

»Hmmm«, murmelt Connor. »Man sollte eigentlich meinen, sie hätten einen besseren Geschmack.«

»Ich finde das nicht besonders lustig.«

Connors Eltern ahnen nicht, dass ihr Sohn von seiner bevorstehenden Umwandlung weiß. Eigentlich wollten sie es vor ihm geheim halten, aber er war schon immer gut darin, Geheimnisse aufzuspüren. Als er vor drei Wochen auf dem Schreibtisch seines Vaters einen Tacker gesucht hatte, waren ihm Flugtickets für die Bahamas in die Hände gefallen. Über Thanksgiving wollten sie alle gemeinsam Urlaub machen. Aber Connor fand nur drei Tickets - für seinen Vater, für seine Mutter und für seinen jüngeren Bruder. Kein Ticket für ihn. Zuerst vermutete er es irgendwo anders, aber je länger er darüber nachdachte, desto verdächtiger kam ihm die ganze Sache vor. Deshalb schaute er ein bisschen genauer nach, als seine Eltern mal nicht zu Hause waren. Und da fand er die Umwandlungsverfügung. Sie war ganz altmodisch in dreifacher Ausfertigung unterzeichnet worden. Die weiße war schon weg, bei den Behörden. Die gelbe würde Connor bis zu seinem Ende begleiten, und die pinkfarbene würde bei seinen Eltern bleiben, als Beweis dafür, was sie getan hatten. Vielleicht würden sie sie einrahmen und neben das Foto von seinem ersten Schultag hängen.

Die Verfügung war auf den Tag vor dem Abflug auf die Bahamas datiert. Er würde abgeholt und umgewandelt werden, während seine Familie in die Ferien fuhr, um sich abzulenken. Vor lauter Ungerechtigkeit hätte Connor am liebsten etwas zerschlagen. Am allerliebsten hätte er sehr viel zerschlagen, aber er beherrschte sich. Ausnahmsweise zügelte er seinen Zorn, und abgesehen von ein paar Schlägereien in der Schule, in die er mehr oder weniger unverschuldet geriet, behielt er seine Gefühle für sich. Und auch sein Wissen. Eine Umwandlungsverfügung ist unumkehrbar, schreien und toben würde rein gar nichts ändern. Außerdem verlieh es Connor sogar eine gewisse Macht, dass er das Geheimnis seiner Eltern kannte. Zum Beispiel als er seiner Mutter Blumen mitbrachte, und sie danach stundenlang weinte. Oder die Zwei plus im Chemietest - die beste Note, die er je in Chemie geschrieben hatte. Er reichte den Test seinem Vater, der ganz bleich wurde, als er ihn sah. »Schau mal, Dad, meine Noten werden besser. Bis zum Ende des Schuljahrs schaffe ich vielleicht sogar noch eine Eins in Chemie.«

Eine Stunde später saß sein Vater im Sessel, den Test immer noch umklammert, und starrte mit leerem Blick an die Wand.

Connors Beweggründe waren einfach: Sie sollten leiden. Sie sollten ihr Leben lang daran denken, was für einen schrecklichen Fehler sie begangen hatten.

Aber auch jetzt, nachdem er ihnen das drei Wochen lang vor Augen geführt hat, geht es ihm nicht besser. Seine Rache verschafft ihm keine Genugtuung. Im Gegenteil, seine Eltern tun ihm leid, und er hasst sich für solche Gefühle.

»Habt ihr schon gegessen?«

Sein Vater wendet den Blick nicht vom Fernseher. »Deine Mutter hat dir was hingestellt.«

Connor geht in Richtung Küche, aber auf halbem Weg hört er: »Connor?«

Er dreht sich um. Sein Vater schaut ihn an. Er schaut ihn nicht nur an, sondern starrt geradezu.

Jetzt sagt er´s mir, denkt Connor. Jetzt sagt er mir, dass sie mich umwandeln lassen, und dann bricht er in Tränen aus und beteuert, wie schrecklich leid es ihm tut. Und dann würde Connor die Entschuldigung vielleicht sogar annehmen. Vielleicht würde er ihm sogar vergeben und ihm sagen, dass er nicht zu Hause sein würde, wenn die JuPos ihn abholten.

Aber dann sagt sein Vater nur: »Hast du abgeschlossen?«

»Mach ich gleich.«

Connor schließt die Haustür ab und geht in sein Zimmer. Der Hunger, auf was immer seine Mutter für ihn aufgehoben hat, ist ihm vergangen.

Um zwei Uhr morgens zieht sich Connor schwarze Sachen an und packt die Dinge in seinen Rucksack, die ihm etwas bedeuten. Danach hat er immer noch Platz für genug Kleidung zum Wechseln. Er ist überrascht, wie wenige Gegenstände er wirklich mitnehmen möchte. Hauptsächlich sind es Erinnerungen an...
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Autor

Neal Shusterman, geboren 1962 in Brooklyn, ist in den USA ein Superstar unter den Jugendbuchautoren. Er studierte in Kalifornien Psychologie und Theaterwissenschaften. Alle seine Romane sind internationale Bestseller und wurden vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem National Book Award.