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Ein westfälischer Jude in der preußischen Armee

Isaac Löwenstein aus Rietberg-Neuenkirchen und sein Tagebuch 1821-1823
BuchGebunden
440 Seiten
Deutsch
Verlag für Regionalgeschichteerschienen am05.08.2021
Isaac Löwenstein (geboren 18.10.1791, gestorben 14.12.1871 in Neuenkirchen, heute Rietberg) wurde im Oktober 1820 zum Militärdienst in der preußischen Armee einberufen. Im März 1821 wanderte er mit anderen Rekruten 23 Tage von Bielefeld zur Bundesfestung Luxemburg. In seinem Tagebuch beschreibt er diesen Fußmarsch, seine Dienstzeit im preussischen Heer und die Rückreise nach Hause im Oktober 1823.Das von Nachfahren an das Leo Baeck Institut (New York) übergebene Dokument ist das faszinierende Zeugnis eines jungen jüdischen Mannes, der eine für ihn neue Welt entdeckt. Voller Neugier beschreibt er Land und Leute und den Alltag in der preußischen Armee. Das Tagebuch führt aber auch immer wieder zurück in seine Heimat: zu seiner Familie und zur jüdischen Gemeinde in Neuenkirchen.Die Herausgeber binden Löwensteins Tagebuch und seine späteren Notizbücher in die zeitgenössischen Entwicklungen und Diskussionen ein. Es geht um die Entfaltung der Persönlichkeit eines jungen Mannes und es geht um deutsch-jüdische Identitäten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.mehr

Produkt

KlappentextIsaac Löwenstein (geboren 18.10.1791, gestorben 14.12.1871 in Neuenkirchen, heute Rietberg) wurde im Oktober 1820 zum Militärdienst in der preußischen Armee einberufen. Im März 1821 wanderte er mit anderen Rekruten 23 Tage von Bielefeld zur Bundesfestung Luxemburg. In seinem Tagebuch beschreibt er diesen Fußmarsch, seine Dienstzeit im preussischen Heer und die Rückreise nach Hause im Oktober 1823.Das von Nachfahren an das Leo Baeck Institut (New York) übergebene Dokument ist das faszinierende Zeugnis eines jungen jüdischen Mannes, der eine für ihn neue Welt entdeckt. Voller Neugier beschreibt er Land und Leute und den Alltag in der preußischen Armee. Das Tagebuch führt aber auch immer wieder zurück in seine Heimat: zu seiner Familie und zur jüdischen Gemeinde in Neuenkirchen.Die Herausgeber binden Löwensteins Tagebuch und seine späteren Notizbücher in die zeitgenössischen Entwicklungen und Diskussionen ein. Es geht um die Entfaltung der Persönlichkeit eines jungen Mannes und es geht um deutsch-jüdische Identitäten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
ZusatztextDieses Buch ediert eine bemerkenswerte Quelle: das einzige bislang bekannte Tagebuch eines jüdischen preußischen Soldaten - Isaac Löwenstein - aus der Zeit nach den Befreiungskriegen. Das Manuskript wurde von der Familie aufbewahrt und bei der Flucht aus Deutschland gerettet; es wird aktuell im Leo Baeck Institute in New York verwahrt. 2013 machte der damalige Eigentümer den Historiker Jonathan Steinberg auf den Text aufmerksam. Das Projekt der Edition des Tagebuchs unternahmen zunächst Marion Kant und Jonathan Steinberg gemeinsam; wegen Steinbergs Erkrankung führte Kant die Edition alleine fort.Der reich illustrierte Band umfasst drei längere Aufsätze und zwei Quellen. Zunächst stellt Kant Entstehungskontext, Inhalt und Bedeutung des Tagebuchs vor (S. 17-107), das im Folgenden (S. 109-194) ediert wird. Löwenstein lassen sich ferner zwei im gleichen Archiv verwahrte Notizbücher mit Gedichten und Prosatexten zuordnen, die teilweise mit Poetische und prosaische Aufsätze aus den hinterlassenen Papieren A. Hutters überschrieben sind und ganz überwiegend aus derselben Zeit stammen. Kant diskutiert daher vor der Edition der Notizbücher (S. 273-332), ob diese sich als eine verschlüsselte, deutlich kritischere Sicht auf die gleiche Erfahrung lesen lassen, ohne zu einem ganz eindeutigen Urteil zu gelangen (S. 195-272). Den Band beschließt ein Beitrag von Manfred Beine zum weiteren Schicksal der Familie Löwenstein in Rietberg (S. 333-404), einer Geschichte erfolgreichen Wirtschaftens und sozialer Integration, die mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus in Flucht oder Ermordung enden sollte; die letzten Texte des Bandes sind die von Stolpersteinen.Die im Garn-, Tuch- und Papiergeschäft tätige Familie Isaac Löwensteins stammte aus einem kleinen Territorium, das von dem österreichischen Staatskanzler Kaunitz und dessen Erben regiert wurde. Grundsätze der Aufklärung prägten dort die Politik und die Zukunftsvorstellungen der jüdischen Gemeinden, was dazu führte, dass die deutsche Sprache in Schule und Synagoge Eingang fand. Als mit der rechtlichen Emanzipation im Königreich Westfalen 1808 die Pflicht, Nachnamen anzunehmen, eingeführt wurde, entschied sich Isaacs Vater nach dem Wappen einer Figur aus der entfernteren Familiengeschichte, die mit dem Feldherrn Wallenstein verbunden gewesen war, für Löwenstein.Isaacs Einberufung zum preußischen Militärdienst, den er in der Bundesfestung Luxemburg ableistete, wurde wegen körperlicher Schwäche mehrfach verschoben. Als sie 1821 erfolgte, war sein sechs Jahre jüngerer Bruder Marcus Schreiber bei Adolf von Lützow, dem ehemaligen Kommandanten der Lützow´schen Jäger; von diesem erhielt Isaac einen Empfehlungsbrief.Das in deutscher Sprache verfasste, streng chronologisch angelegte Tagebuch behandelt den Weg zur Festung, den Dienst und den Rückweg. Es vermittelt den Eindruck eines bildungsbürgerlichen Beobachters, der erheblich von romantischen Naturvorstellungen inspiriert ist und sich intensiv für die Prosperität der durchreisten Regionen interessiert. In der Garnison will er sich hervortun und dafür körperliche Grenzen überwinden. Löwenstein schrieb viel: an die Familie, für Vorgesetzte und für Kameraden. Als sich der Bataillonsschreiber Hutter im Dezember 1821 selbst tötete, folgte Löwenstein ihm auf diesen Posten nach. Zum Abschied erhielt er lobende Worte und das Angebot, beim Militär zu bleiben. Sein Ziel war aber vor allem die Rückkehr in den Kreis der Familie. Lebenspraktisch spielen die Schwierigkeiten bei der Einhaltung von Speisevorschriften und der Feier religiöser Feste eine große Rolle, vor allem auf Reisen, da Löwenstein in Luxemburg in dieser Hinsicht befriedigende Umstände vorfand.Kant macht deutlich, dass Löwensteins Entscheidung für eine weitgehende kulturelle und politische Akkulturation bei religiöser Differenz ein Modell der Synthese der progressiven und modernen Tendenzen deutscher und jüdischer Kultur (S. 261) darstellte, das von der preußischen Politik gerade zu dieser Zeit unmöglich gemacht wurde. Heine erfuhr das zeitgenössisch in Berlin, und auch Löwensteins Offiziere deuteten es an (S. 160). Insofern ist nicht nur die Quelle, sondern auch die Erfahrung, von der sie berichtet, für diese Zeit fast einzigartig.Andreas Fahrmeir, in: Historische Zeitschrift 318, 2024, H. 1// doi 10.1515/hzhz-2024-1038
ZusammenfassungIsaac Löwenstein (1791-1871) wurde im Oktober 1820 zum Militärdienst in der preußischen Armee einberufen. Im März 1821 wanderte er zur Bundesfestung Luxemburg. In seinem Tagebuch beschreibt er diesen Fußmarsch, seine Dienstzeit im preussischen Heer und die Rückreise nach Neuenkirchen im Oktober 1823. Das Dokument ist das faszinierende Zeugnis eines jungen jüdischen Mannes, der eine für ihn neue Welt entdeckt. Voller Neugier beschreibt er Land und Leute und den Alltag in der preußischen Armee. Das Tagebuch führt aber auch immer wieder zurück in seine Heimat: zu seiner Familie und zur jüdischen Gemeinde in Neuenkirchen.
Details
ISBN/GTIN978-3-7395-1246-4
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum05.08.2021
Reihen-Nr.77
Seiten440 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht1095 g
Illustrationen90 Farbabb., 39 SW-Abb.
Artikel-Nr.49250043
Rubriken

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Ralf Othengrafen: Vorwort - 9Marion Kant / Jonathan Steinberg: Einleitung - 11Marion Kant: Das Tagebuch - 17Juden in der preußischen Armee / Die Reise beginnt / Westfalen-Rheinland-Luxemburg / Die Familie / Die jüdischen Gemeinden / Bundesfestung Luxemburg / Jüdisch, Preußisch, DeutschIsaac Löwenstein: Tagebuch - 109Von Bielefeld nach Soest / Von Soest bis Dortmund / Von Dortmund nach Köln / Von Mülheim nach Andernach / Von Andernach nach Hontheim / Von Hontheim nach Luxemburg / In der Bundesfestung / RückmarschMarion Kant: Die Notizbücher - 195Die Notizbücher / Die Sprache / Der Inhalt / Texte zu Isaac Löwenstein / Liturgisch-religiöse Texte / Freundschaft, Ehre und Liebe / Poetische Vorbilder / Frauen und SexualitätIsaac Löwenstein: Die Notizbücher I und II - 273Manfred Beine: Die Rietberger Familie Löwenstein im 19. und 20. Jahrhundert - 333Ruben Löwenstein und Selig Levi Porta / Simon Porta auf der Walz / Isaac Löwenstein / Michael Löwenstein / Das Ende der Synagogengemeinde Neuenkirchen / StolpersteineQuellen- und Literaturverzeichnis - 405Ortsregister - 423 / Personenregister - 428mehr

Schlagworte

Autor

Beine, ManfredManfred Beine, geboren 1955 in Marienfeld, studierte Germanistik und Sozialwissenschaften in Münster. Von 1987 bis 2020 leitete er das Stadtarchiv Rietberg, seit 2003 auch die dortige Stadtbibliothek. Veröffentlichungen zur Orts- und Regionalgeschichte, u.a.: 400 Jahre Schloss Holte (2017), Josef Küper. Vormarsch 1914. Ein Antikriegsroman (2018), nd Sakrale Kunst in Rietberg (2018).