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Die Stadt der Tränen

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
589 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am26.03.20211. Aufl. 2021
Juni 1572. Die Religionskriege machten aus Nachbarn Feinde und forderten zahllose Tote. Aber nun gibt es Hoffnung auf Frieden, denn die Hochzeit zwischen dem Hugenottenkönig Heinrich von Navarra und der Katholikin Margarete von Valois soll die Lager versöhnen. Im fernen Puivert erhalten Minou Reydon und ihre Familie die Einladung zum großen Fest nach Paris. Was Minou nicht weiß: Auch ihr Erzfeind Vidal wird anwesend sein. Und sie ahnt nicht, dass es nur kurz nach der Hochzeit, in der Nacht auf den Bartholomäustag, zu blutigen Kämpfen kommen wird, die Minous Familie brutal auseinanderreißen werden ...

Band 2 des farbenprächtigen Epos rund um das Schicksal der Hugenotten


Die britische Bestsellerautorin Kate Mosse lebt in Chichester (West Sussex) und Carcassonne (Südfrankreich). Ihre Bücher werden in 37 Sprachen übersetzt und erscheinen in 40 Ländern. Weltbekannt wurde sie mit dem internationalen Bestseller Das verlorene Labyrinth. Neben dem Schreiben ist sie in Rundfunk und Fernsehen aktiv und hat eine Gastprofessur an der University of Chichester inne.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextJuni 1572. Die Religionskriege machten aus Nachbarn Feinde und forderten zahllose Tote. Aber nun gibt es Hoffnung auf Frieden, denn die Hochzeit zwischen dem Hugenottenkönig Heinrich von Navarra und der Katholikin Margarete von Valois soll die Lager versöhnen. Im fernen Puivert erhalten Minou Reydon und ihre Familie die Einladung zum großen Fest nach Paris. Was Minou nicht weiß: Auch ihr Erzfeind Vidal wird anwesend sein. Und sie ahnt nicht, dass es nur kurz nach der Hochzeit, in der Nacht auf den Bartholomäustag, zu blutigen Kämpfen kommen wird, die Minous Familie brutal auseinanderreißen werden ...

Band 2 des farbenprächtigen Epos rund um das Schicksal der Hugenotten


Die britische Bestsellerautorin Kate Mosse lebt in Chichester (West Sussex) und Carcassonne (Südfrankreich). Ihre Bücher werden in 37 Sprachen übersetzt und erscheinen in 40 Ländern. Weltbekannt wurde sie mit dem internationalen Bestseller Das verlorene Labyrinth. Neben dem Schreiben ist sie in Rundfunk und Fernsehen aktiv und hat eine Gastprofessur an der University of Chichester inne.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751703499
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum26.03.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Seiten589 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5420586
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


PROLOG
FRANSCHHOEK
28. Februar 1862

Die Frau liegt unter einem weißen Laken in einem weißen Zimmer und träumt von Farbe.

Hier rust. Hier ruht.

Sie ist nicht mehr auf dem Friedhof. Oder?

Die Frau ist zwischen Schlafen und Wachen gefangen, taucht aus einem Reich der Schatten hoch in eine Welt des grellen Lichtes. Sie hebt die Hand an den Kopf und spürt an ihrer Schläfe zwar die Platzwunde, findet dort aber kein Blut. Ihre Schulter schmerzt. Sie stellt sich vor, dass sie blau ist von Quetschungen, wo er sie gepackt hielt, wo seine Finger sich eingedrückt haben. Sie sieht, wie das in lohfarbenes Leder gebundene Tagebuch aus ihrer Hand auf die rote Erde des Kaps fiel. Es ist das Letzte, woran sie sich erinnert. Das und die Worte, die sie mit sich trägt.

Heute ist der Tag meines Todes.

Die Frau schlägt die Augen auf. Das Zimmer ist undeutlich und fremd, aber ein typischer Raum in einem kapholländischen Gehöft. Weiße Wände, schmucklos bis auf eine Stickarbeit mit Bibelversen. Ein Boden aus blankem Holz, eine Kommode und ein Nachttisch. Auf ihrer Reise von Kapstadt über Stellenbosch, Drakenstein und Paarl hat sie in vielen solchen Häusern übernachtet. Kapsiedlerhäuser, manche groß, manche klein, aber stets von einer Sehnsucht nach Amsterdam und dem Leben geprägt, das ihre Besitzer hinter sich gelassen haben.

Die Frau setzt sich auf und schwingt die Beine vom Bett. Ihr schwindelt, und sie hält kurz inne, bis die Übelkeit nachlässt. Durch die Strümpfe an ihren Füßen spürt sie den Holzboden. Ihre weiße Bluse und ihr Reitrock sind rot bestäubt, aber jemand hat ihr die Schuhe ausgezogen und ans Fußende des Bettes gestellt. Ihr Lederhut hängt an einem Haken an der Tür. Auf der Kommode steht ein Messingtablett mit einem Krug voll Kapwein - kirschrot und stark -, dazu ein Stück Weißbrot und Streifen aus getrocknetem Rindfleisch, von einem Tuch bedeckt.

Sie versteht nicht. Ist sie Gefangene oder Gast?

Auf unsicheren Füßen geht sie zur Tür und findet sie abgeschlossen vor. Von draußen hört sie das Gezwitscher eines Starenschwarms. Sie zieht die Schuhe an und geht zum Fenster. An der Innenseite des kleinen quadratischen Rahmens sind dünne Eisenstangen eingesetzt. Um sie einzusperren oder andere fernzuhalten?

Sie greift durch die Gitterstäbe und drückt die Scheibe auf. Bei Sonnenuntergang sieht der Himmel über dem Kap genauso aus wie über dem Languedoc, weiß mit einem rosa Schleier, wo die Sonne hinter die Berge gesunken ist. Die Frau kann die Kapelle am höchsten Punkt der Ortschaft sehen, ein weiteres kleines weißes Bauwerk im kapholländischen Stil mit Strohdach und spitzen Fenstern zu beiden Seiten des bogenförmigen Eingangs. Seit die neue Kirche vor einigen Jahren ihrer protestantischen Gemeinde die Türen öffnete, hat dieses Gebäude als Schule gedient. Der Anblick gibt ihr Hoffnung, denn wenigstens ist sie noch innerhalb der Stadtgrenzen. Wenn er sie ermorden wollte, hätte er sie doch gewiss in die Berge geschafft und es dort getan?

Fernab aller neugierigen Blicke.

Sie erkennt auch die Obsthaine, in denen Pflaumen, Birnen und Äpfel wachsen; in diesen Wochen hat sie gelernt, jede Art zu erkennen und zu wissen, welcher Farmer sie züchtet: die Familie Hugo und die Haumanns, die de Villiers und die Nachfahren der du Toits.

Sie hört die an- und abschwellenden Stimmen der Mädchen, die Seilchen springen. Eine Mischung aus Afrikaans und Englisch, kein Französisch, das Erbe jahrelanger Kämpfe um die Herrschaft über dieses geraubte Land. Das Kap ist erneut britische Kolonie, die Hauptstraße der Ortschaft wurde zu Ehren der englischen Königin in Victoria Street umbenannt. Von weiter weg ertönt der Gesang der Männer, die von den Feldern nach Hause kommen, in einer anderen Sprache, die sie nicht erkennt.

Ihre Erleichterung ist flüchtig. Rasch weicht sie der Bestürzung über den Verlust des Tagebuchs, der Karte, des kostbaren Testaments, das seit Hunderten von Jahren im Besitz ihrer Familie ist. Obwohl sie das Tagebuch nun verloren hat, kennt sie jedes Wort darin auswendig, jeden Knick auf der Karte, die Klauseln und Bestimmungen des Testaments. Während sie wartet und wartet und das Licht am Himmel verblasst, glaubt sie die Stimmen ihrer Vorfahren zu hören, die ihr über die Jahrhunderte hinweg zurufen.

Château de Puivert. Samstag, der dritte Tag des Monats Mai im Jahr des Herrn 1572.

Der Kummer über den Verlust der Dokumente schlägt in Angst um: Er hat sie nur deshalb noch nicht ermordet, weil er etwas von ihr will. Nun bedauert sie ihre Vorsicht. Erinnert sich, wie sie die Hand ausstreckte, um das Moos vom Grabstein zu kratzen. Ihr schaudert bei der Erinnerung an die kalte Mündung des Revolvers und die Gnadenlosigkeit in der Stimme des Mannes, der die Waffe hielt. Sein Schatten, der Geruch nach Schweiß und nach Stein, die weiße Strähne in seinem schwarzen Haarschopf.

Sie hatte ihr Messer gezückt, ihm aber nur in die Hand geschnitten. Das hat nicht gereicht.

Das Licht wird immer schwächer, die Luft regt sich nicht, das Summen und Surren der Insekten ist die einzige Bewegung. Die Kinder werden hineingerufen, und in jedem Haus erscheinen Nadelspitzen aus Licht, als Kerzen angezündet werden. Obwohl sie erschöpft ist, hält die Frau am Fenster Wache. Sie isst ein wenig Brot, trinkt einen Schluck vom milden Kapwein und gießt den Rest aus dem Fenster. Sie muss ihre Sinne beisammenhalten.

Die Kirchenglocke in dem einsamen weißen Turm schlägt die Stunde. Neun, zehn. Draußen ist die Dunkelheit hereingebrochen. Die Berge sind in den Schatten verschwunden. Auf der Victoria Street und dem Gitterwerk aus schmaleren Sträßchen und Gassen erlöschen die Kerzen eine nach der anderen. Franschhoek ist ein Städtchen, in dem man früh zu Bett geht und mit der Sonne aufsteht.

Erst nach elf Uhr, als sie schon mit dem Schlaf kämpft und ihr wieder der Schädel pocht, hört sie zum ersten Mal ein Geräusch im Haus. Augenblicklich steht sie gerade.

Schritte nähern sich der Tür, aber leise. Wer da kommt, geht langsam, als wolle er nicht gehört werden.

Sie hatte Stunden, um zu entscheiden, was sie tun will, doch nun übernehmen ihre Instinkte.

Sie schleicht hinter die Tür, den leeren Weinkrug in der Hand erhoben. Sie horcht auf das Scharren eines Schlüssels, der ins Schloss geschoben wird. Klackend fährt der Riegel zur Seite, und langsam öffnet sich die Tür nach innen. In der Dunkelheit kann sie kaum etwas erkennen, doch sie sieht eine weiße Haarsträhne und riecht das Leder seiner Jacke, und kaum ist er in Reichweite, schlägt sie ihm den Krug auf den Hinterkopf.

Sie verschätzt sich. Sie zielt zu hoch, und der Mann taumelt zwar, aber er bricht nicht zusammen. Sie stürzt zur offenen Tür, versucht an ihm vorbeizukommen, aber er ist schneller. Er packt sie beim Handgelenk, drängt sie zurück ins Zimmer und hält ihr den Mund zu.

»Seien Sie still, Sie Närrin! Sie sorgen noch dafür, dass wir beide sterben.«

Augenblicklich ist sie ruhig. Es ist eine andere Stimme, und im Mondschein, der durchs Fenster fällt, sieht sie seinen Handrücken. Keine Spur von dem Schnitt, den sie ihrem Angreifer mit dem Messer beigebracht hat. Und der Mann scheint ihr zu trauen, denn er gibt sie frei und tritt einen Schritt zurück.

»Monsieur, vergeben Sie mir«, sagt sie. »Ich hielt Sie für ihn.«

»Nichts passiert«, antwortet er, ebenfalls auf Französisch.

Im silbrigen Schatten kann sie nun sein Gesicht erkennen. Er ist größer als der Mann, der sie auf dem Friedhof angegriffen hat, und trägt seine schwarzen Haare kürzer, allerdings durchzieht sie die gleiche weiße Strähne.

»Sie sehen ihm sehr ähnlich.«

»Richtig.«

Sie wartet, dass er mehr verrät, aber er sagt nichts.

»Wieso bin ich hier?«, fragt sie.

Er hebt die Hand. »Wir müssen gehen. Uns bleibt nur wenig Zeit.«

Die Frau schüttelt den Kopf. »Nicht bevor Sie mir gesagt haben, wer Sie sind.«

»Wir â¦« Er zögert. »Ich habe beobachtet, was auf dem Friedhof geschehen ist. Ich musste bis jetzt warten. Er ist mein Bruder.«

Sie verschränkt die Arme. Sie weiß nicht, ob sie dem Mann trauen soll oder nicht. Sie wartet.

»Wir sind unterschiedlicher Meinung.«

Wieder erwartet sie, dass er es näher ausführt, aber er blickt zur Tür. Er hat es eilig wegzukommen.

»In wessen Haus sind wir?«, fragt sie.

»Es gehört unserer Mutter. Sie ist bettlägerig und weiß nicht, dass Sie hier sind. An alldem trägt sie keine Schuld.« Er berührt flüchtig ihre Hand. »Bitte, kommen Sie mit. Ich beantworte Ihnen alle Fragen, sobald wir Franschhoek verlassen haben.«

»Wo ist Ihr Bruder jetzt?«

»Er ist ausgegangen und trinkt, aber er kann jeden Moment zurückkehren. Wir müssen gehen. Am Ostrand der Stadt stehen Pferde bereit.«

Sie löst die Verschränkung ihrer Arme. »Und was, wenn ich Sie nicht begleite?«

Der Mann blickt sie offen an, und in seinen Augen sieht sie Entschlossenheit und auch Besorgnis.

»Er wird Sie töten.«

Die nüchterne Aussage überzeugt sie mehr, als beschwörende Worte oder emphatisches Zureden vermocht hätten. Lieber versucht sie ihr Glück mit dem Fremden, als dass sie hierbleibt und untätig abwartet, was das Morgengrauen bringt. Sie nimmt ihren Hut vom Türhaken.

»Sagen Sie mir, wie Sie heißen?«, flüstert sie, während sie ihm durch den dunklen Korridor zur Hintertür folgt.

Er legt den Finger...

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Die britische Bestsellerautorin Kate Mosse lebt in Chichester (West Sussex) und Carcassonne (Südfrankreich). Ihre Bücher werden in 37 Sprachen übersetzt und erscheinen in 40 Ländern. Weltbekannt wurde sie mit dem internationalen Bestseller Das verlorene Labyrinth. Neben dem Schreiben ist sie in Rundfunk und Fernsehen aktiv und hat eine Gastprofessur an der University of Chichester inne.
Die Stadt der Tränen

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