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Die Tochter der Goldzeit

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
716 Seiten
Deutsch
beBEYONDerschienen am21.12.20201. Aufl. 2020
Seit dem Untergang der Goldzeit herrschen auf der Erde Barbarei und Anarchie. Doch es gibt Hoffnung in Form eines sagenhaften Schatzes, der 'Das Erbe der Goldzeit' genannt wird. Dieser geheimnisvolle Gegenstand hat die Macht, über das Schicksal der Menschheit zu entscheiden. Die junge Seherin Katanja wird auserwählt, um den Schatz zu bergen, und begibt sich mit ihren Gefährten auf eine beschwerliche Reise. Doch es warten weit schlimmere Gefahren auf die Gemeinschaft, als sie bisher geahnt haben ...

Die Jagd nach dem sagenhaften Schatz der Goldzeit. Ein großes Fantasy-Epos aus einer Zeit nach dem Ende der modernen Zivilisation

eBooks von beBEYOND - fremde Welten und fantastische Reisen!
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Produkt

KlappentextSeit dem Untergang der Goldzeit herrschen auf der Erde Barbarei und Anarchie. Doch es gibt Hoffnung in Form eines sagenhaften Schatzes, der 'Das Erbe der Goldzeit' genannt wird. Dieser geheimnisvolle Gegenstand hat die Macht, über das Schicksal der Menschheit zu entscheiden. Die junge Seherin Katanja wird auserwählt, um den Schatz zu bergen, und begibt sich mit ihren Gefährten auf eine beschwerliche Reise. Doch es warten weit schlimmere Gefahren auf die Gemeinschaft, als sie bisher geahnt haben ...

Die Jagd nach dem sagenhaften Schatz der Goldzeit. Ein großes Fantasy-Epos aus einer Zeit nach dem Ende der modernen Zivilisation

eBooks von beBEYOND - fremde Welten und fantastische Reisen!
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751704281
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Verlag
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum21.12.2020
Auflage1. Aufl. 2020
Reihen-Nr.1
Seiten716 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5408687
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



 
2

Ein Truthahn schrie. Schrie und schrie, bis die Traumbilder zerstieben. Bosco fuhr hoch, sein Magen knurrte, vor dem Fenster dämmerte der neue Tag. Und wieder der kollernde Lärm. Er lauschte. Kein Truthahn - auf der Mauer bliesen sie das Kriegshorn! Schritte eilten draußen vorbei, Männer fluchten, Frauen riefen. Sammelten etwa die Tiefländer sich zum nächsten Sturmangriff?

Er schob das Mädchen von seinem Arm, stand auf, schlüpfte in seine Kleider, warf seinen Dachsfellmantel über die Schulter. Und wieder schallte das heisere Kriegshorn über die Dächer. Sie benutzten Wildsauhauer als Fanfaren. Es ging einem durch und durch, dieses barbarische Getröte!

Das Mädchen riss die Augen auf. »Haben sie die Mauer überrannt?« Plötzlich saß es kerzengerade in den Fellen. »Ich hab Angst, Bosco.«

Er hängte sich das Binocular um, griff nach seiner Armbrust und lief zum Hütteneingang.

»Wohin gehst du? Lass mich doch nicht allein!«

»Ich schau nur kurz nach, was da los ist.« Er riss den Riegel aus dem Wandbügel. »Wenn es ernst wird, hauen wir ab. Ich nehm dich mit, versprochen!«

Das meinte er so, wie er es sagte, und das Mädchen wusste es. Es machte ein ängstliches Gesicht, zog die Beine an, kauerte sich in die Felle.

Bosco riss die Tür auf, rannte los.

Eigentlich segelte er nur wegen des Mädchens so oft auf die Insel herüber, in letzter Zeit immer öfter. Sie war die Tochter des Cabullos, ein kluges Barbarenmädchen. Brüste wie Kürbisblüten, ein Mund wie eine Paradiespforte und Augen wie die Seen in den Hügeln von Tikanum, wenn die Sonne sich in ihren Wassern spiegelte.

Himmel, wie sein Magen knurrte!

Ein paar Jäger stürzten aus ihren Häusern, schulterten ihre Bogen und Lanzen, rannten hinter ihm her. Auf der Veranda der Gemeinschaftshütte stolperte der Cabullo die Stiegen hinunter, halbnackt und fluchend.

Endlich die Mauer, endlich das Hafentor! Bosco kletterte zum Wehrgang hinauf, geschmeidig und flink wie eine Katze. Er wunderte sich, weil er das nervenzehrende Kriegsgeschrei der Tiefländer noch immer nicht hörte.

Der Hunger machte ihn ganz schwindlig.

Außer dem Turmwächter und der Wachschicht hatten sich auch ein paar nackte Kinder und alte Weiber auf dem Wehrgang versammelt, die ihre Nächte hier oben verbrachten, wenn sie nicht schlafen konnten. Die Greisinnen lehnten zwischen den Zinnen und äugten nach Süden. Bereitwillig machten sie Bosco Platz. Sie sahen ihn gern, den hübschen Fremden mit der braunen Haut, den dunkelblauen Augen und dem schwarzen Langhaar, das ihm störrisch und kraus vom Schädel abstand; die meisten Frauen sahen Bosco gern.

Morgendunst lag über Küste und Meer. Zuerst erkannte Bosco nur das Kriegslager der Tiefländer vor den Dünen, dann ein paar Möwen, dann auf den Dünen die Wachen der Tiefländer, die brüllten und gestikulierten. Andere liefen unten im Lager von Zelt zu Zelt, schlugen auf die Planen, schrien ebenfalls. Schon krochen die ersten Krieger schlaftrunken heraus.

Von einem Sturmangriff keine Spur.

»Was ist da los?« Bosco knurrte unwillig. »Wozu der Lärm?«

Bevor einer der Mauerwächter antworten konnte, entdeckte er die Rauchsäule über den Umrissen eines großen Schiffes zwischen den Felsrücken der natürlichen Hafeneinfahrt. Gleich dahinter schälten sich die Konturen eines zweiten, dritten und vierten Schiffes aus dem Dunst, ebenfalls Viermaster. Bosco hielt den Atem an: Alle vier Schiffe waren viel länger und breiter als der Dreimastsegler der Tiefländer, der weiter östlich nahe der Klippen vor Anker lag; und über den Mittelschiffen aller vier Großkähne standen Rauchsäulen wie krumme, verkohlte Kiefernstämme.

»Sie brennen«, krähte eines der alten Weiber. »Die verfluchten Schiffe brennen!«

Alle glotzten und nickten.

»Die verfluchten Schiffe brennen keineswegs.« Bosco wusste es besser. »Leider nicht.« Inzwischen sprach er den Dialekt der Insulaner fehlerfrei.

Immer mehr Bewohner der Küstensiedlung sammelten sich auf dem Wehrgang, vor allem bewaffnete Wildsaujäger und Fischer. Alle starrten und staunten mit offenen Mündern. Keiner hier hatte je solche Schiffe gesehen. Schiffe, von denen Rauch aufstieg, ohne dass sie brannten? So etwas gab es nicht, hatte es nie gegeben!

»Dämonen!«, flüsterte die Alte. »Dann sind es Dämonen!«

»Beruhige dich, Großmütterchen, es sind auch keine Dämonen.« Wieder wusste Bosco es besser. Nicht, weil er solche Schiffe kannte, sondern weil er die meisten Bände der Chronik von Tikanum gelesen hatte. Und das, obwohl er noch nicht einmal fünfundzwanzig Sommer zählte. Die Alten hatten solche Schiffe gebaut; Schiffe, die rauchten, ohne zu brennen. Früher, in den Zeiten, die all die Barbaren hier Goldzeit nannten, vor den Katastrophen, die bei ihnen nur Götternacht hießen. Lang her, ewig lang her.

Im Kriegslager der Tiefländer unterhalb der Dünen schlief jetzt keiner mehr. Einer ihrer Capotane - so nannten die Meeresnomaden ihre Anführer - scheuchte die Männer die Dünen hinauf, der andere stand schon oben mit seinen Kämpfern. Struppig sahen sie aus, die wilden Kerle, schmutzig und gelbschwarz.

Das Stimmengewirr auf dem Wehrgang senkte sich zu verhaltenem Gemurmel. Zwei junge Wildsaujäger zogen den Cabullo von der letzten Leitersprosse auf die Mauer herauf.

»Was ist hier los?« Ächzend schaukelte er zu den Zinnen. Er war nicht mehr der Jüngste, der Dorfhäuptling, der Vater von Boscos Mädchen, und einen fetten Wanst schob er auch vor sich her. »Ich dachte, sie greifen schon wieder an, die dreckigen Caniden!« Er spuckte aus, spähte zum Strand, und gleich zog ihm die Verblüffung die Kinnlade herunter. »Weg mit euch!« Der Cabullo begann zu fuchteln. »Weiber, Kinder, alle runter von der Mauer!« Er kam zu Bosco. »Wer beim heiligen Regenwurm fährt mit rauchenden Schiffen durch die Welt? Kennst du die, Bosco?«

»Glaub nicht.« Bosco holte sein Doppelglas aus der Tasche, sein Binocular. Bei den Barbaren hatte er den Ruf, weit herum gekommen zu sein und so ziemlich alles schon gesehen zu haben, was es zwischen Himmel und Erde gab. Einer der Vorteile, wenn man sich als halbwegs belesener Mensch unter wildes Volk mischte. Er beugte sich zwischen die Zinnen und setzte das Glas an die Augen. Die Leute hier glaubten, er hätte es im Schutt der großen Ruinenstadt an der Westküste Apenyas ausgegraben. Keiner wusste, wer er wirklich war.

Bosco stutzte: Drei weitere Rauchsäulen tauchten aus dem Dunst auf. Er richtete das Glas auf die Dünen und das Kriegslager der Tiefländer. Die Seeräuber rannten zwischen den Zelten und vor allem auf dem Dünenkamm hin und her, vielleicht waren es hundertzwanzig, vielleicht mehr. Sie palaverten und wussten wohl selbst nicht recht, was sie von den Fremden halten sollten. Zwei Sippen von zwei wendigen Dreimastseglern waren es, Tiefländer vom Stamm der Poruzzen. Die Sippen hießen Rosch und Wenz, und wie die meisten Poruzzen trugen sie Gelbschwarz: Harnisch, Mäntel, Jacken, Bärte, Haare, sogar die Visagen und Glatzen - alles gelbschwarz. Seit sieben Tagen rannten sie gegen die Mauer an. Vergeblich zum Glück, doch es gab nichts mehr zu essen in Chiklyo; so hieß die Siedlung, genau wie die Insel. Heute jedenfalls würden sie keinen neuen Sturmangriff versuchen, die Poruzzen, da legte Bosco sich schon einmal fest. Den Fremden und ihren riesigen Schiffen galt nun ihre Aufmerksamkeit. Sehr gut!

Er richtete das Glas auf das erste Schiff. Die Dunstschwaden lagen inzwischen hinter dem Großkahn, und deutlich erkannte Bosco jetzt das schwarze Rohr zwischen den beiden mittleren Masten. Aus ihm stieg der Rauch. Sogar den Namenszug am Bug konnte er entziffern: Etlantyca. Die Flagge am Hauptmast kannte er nicht - ein Greif über einem Schild und flankiert von anderem Viehzeug, wie Flaggen eben aussahen. Die Gestalten, die sich über die Reling beugten, trugen schwarze oder rote Kappen, lächerlich enge Ganzkörperanzüge und lange Mäntel, ebenfalls schwarz oder rot. Ihre Gesichter waren glattrasiert.

Barbaren rasierten sich nicht, und Bosco bekam es mit der Angst.

Einen sah er an der Bugreling stehen, der jagte ihm sogar einen Schrecken ein, denn der Kerl war groß - riesengroß! -, und er trug eine schwarze Rüstung mit geschlossenem Helmvisier. Neben ihm entdeckte Bosco einen mit Augengläsern, der kaum über die Reling schauen konnte. Ein Verdacht beschlich ihn, ein schlimmer Verdacht.

»Kenn ich nicht.« Sein Herz klopfte. Irgendetwas hatte er gelesen, in der Chronik von Tikanum, irgendetwas über einen großen schwarzen Kerl. Himmel, warum fiel ihm nicht ein, was genau?

»Und die Flagge?« Der Cabullo zog den Rotz hoch und spuckte über die Zinnen.

»Kenn ich auch nicht. Ein Großgreif und darunter ein Schild zwischen zwei Vierbeinern, hab ich noch nie gesehen.«

Das stimmte nicht - Bosco kannte die Tiere von Bildern. Und die Bilder kannte er aus einem frühen Band der Chronik von Tikanum. Lauter vergilbte und verblichene Bilder enthielt der, Bilder von Dingen, die heute kein Mensch mehr für möglich hielt, von Dingen, die es nicht mehr gab oder die zumindest Bosco noch nie gesehen hatte. Diesen Bildband hatte Bosco am häufigsten herausgeholt, noch in den Tagen, bevor er zum letzten Mal aus der Erdstadt nach oben in die Wälder gezogen war. Wie hatten sie dieses Tier gleich genannt damals, in den goldenen Zeiten lange vor der Götternacht?

Sämtliche Wildsaujäger und Fischer drängten sich inzwischen auf dem Wehrgang des Hafentors,...

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