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Die Tochter des Kapitäns

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
SCM Hänsslererschienen am22.02.20181. Auflage
London, 1880 - Auf der Flucht vor ihrem Arbeitgeber landet Rosalyn Bernay alleine und ohne Geld vor einem Londoner Theater. Sie kann ihr Glück kaum fassen, als sie dort als Garderobiere arbeiten darf, und taucht in die schillernde Welt des Theaters ein. Eine Handverletzung hält Nate Moran von der Armee fern. Stattdessen arbeitet er nachts als Bühnenarbeiter bei einem großen Londoner Theater. Doch er zählt die Tage, bis er wieder zurück zu seinem Regiment darf. Denn eine Schuld lastet schwer auf seiner Seele. Aber dann trifft er auf eine wunderschöne Frau, die sich gerade ein neues Leben an dem Ort aufgebaut hat, dem Nate nur zu gerne entfliehen möchte. Kann die Liebe den Graben zwischen Angst, Schuld und Geheimnissen überwinden?

Jennifer Delamere arbeitet seit fast 20 Jahren als Lektorin für Sachbücher und Unterrichtsmaterialien. Sie ist leidenschaftliche Wintersportlerin und liebt es Romane zu schreiben. In den USA wurden ihre Bücher schon mehrfach ausgezeichnet. Sie ist verheiratet und lebt in North Carolina.
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Produkt

KlappentextLondon, 1880 - Auf der Flucht vor ihrem Arbeitgeber landet Rosalyn Bernay alleine und ohne Geld vor einem Londoner Theater. Sie kann ihr Glück kaum fassen, als sie dort als Garderobiere arbeiten darf, und taucht in die schillernde Welt des Theaters ein. Eine Handverletzung hält Nate Moran von der Armee fern. Stattdessen arbeitet er nachts als Bühnenarbeiter bei einem großen Londoner Theater. Doch er zählt die Tage, bis er wieder zurück zu seinem Regiment darf. Denn eine Schuld lastet schwer auf seiner Seele. Aber dann trifft er auf eine wunderschöne Frau, die sich gerade ein neues Leben an dem Ort aufgebaut hat, dem Nate nur zu gerne entfliehen möchte. Kann die Liebe den Graben zwischen Angst, Schuld und Geheimnissen überwinden?

Jennifer Delamere arbeitet seit fast 20 Jahren als Lektorin für Sachbücher und Unterrichtsmaterialien. Sie ist leidenschaftliche Wintersportlerin und liebt es Romane zu schreiben. In den USA wurden ihre Bücher schon mehrfach ausgezeichnet. Sie ist verheiratet und lebt in North Carolina.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783775173940
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum22.02.2018
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3518 Kbytes
Artikel-Nr.3374687
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
1

Sechs Jahre später
Oktober 1879

Rosalyn duckte sich hinter die Hecke, so tief es ihr Kleid zuließ. Als sie das Waisenhaus verlassen hatte, um ein eigenständiges Leben als Erwachsene zu beginnen, hatte sie damit gerechnet, dass schwierige Zeiten auf sie zukommen würden. Aber nie hätte sie gedacht, dass sie einmal in eine Zwangslage geraten könnte wie die, in der sie gerade steckte.

Sie hielt die Luft an, obwohl sie wusste, dass er sie unmöglich hören konnte. Das Donnern seiner herannahenden Kutsche, das Knirschen der Räder in den Furchen, in denen nach einer Woche Regen das Wasser jetzt gefroren war, war ohrenbetäubend. Nein, allein ihr Anblick würde die Kutsche zum Anhalten bringen. Was geschehen würde, wenn er sie nach Russet Hall zurückbrächte, damit sie sich den falschen Anschuldigungen des Diebstahls stellte - oder schlimmer noch, was sie tun müsste, um sich sein Schweigen zu erkaufen -, das wollte sie sich gar nicht vorstellen. Nicht wenn sie weiterhin den Mut nicht verlor.

Das Krächzen einer Krähe über ihr erschreckte Rosalyn so sehr, dass sie beinahe rückwärts in die stachlige Hecke gestürzt wäre. Aus Angst, selbst das leiseste Geräusch könnte die Aufmerksamkeit auf sie lenken, duckte sie sich noch tiefer. Die Krähe flog davon und der Lärm ihres Krächzens wurde durch das Rauschen des Blutes in ihren Ohren übertönt. Mit jeder Drehung der Kutschenräder, die in atemberaubendem Tempo näher kamen, beschleunigte sich ihr Herzschlag weiter.

In wenigen Sekunden würde die Kutsche an ihrem Versteck vorbeifahren. Zitternd vor Kälte und Angst machte sich Rosalyn bewusst, dass sie jetzt einen Vorteil hatte, auch wenn es vielleicht nicht danach aussah. Mr Huffman ging offensichtlich davon aus, dass sie auf dem Weg nach Bainshaw war, der nächstgelegenen und häufig frequentierten Bahnstation. Doch sobald seine Kutsche außer Sicht war, könnte sie jetzt zur Kreuzung zurücklaufen und das südlich gelegene Linden ansteuern.

Mitten in der Nacht, kurz vor der Morgendämmerung, war sie aus dem Haus geflohen - vier Stunden waren seither vergangen. Ihren gesamten Besitz trug sie in einer Reisetasche bei sich, die mit jedem Schritt, den sie gegangen war, schwerer geworden war. Sie hatte darauf vertraut, vor dem Frühstück eine gute Wegstrecke hinter sich gebracht zu haben, und angenommen, dass ihr Verschwinden erst später bemerkt werden würde, aber da hatte sie sich wohl geirrt.

Mit erbarmungslosem Tempo kam die Kutsche näher. Das Donnern der Hufe und das Rattern der Räder überdeckte jedes andere Geräusch. Irgendwie gelang es Rosalyn, sich noch tiefer hinter die Hecke zu kauern, und sie kniff die Augen zu, als würde Mr Huffman, einer kindlichen Logik folgend, sie nicht sehen können, wenn sie ihn nicht sah.

Der Wagen rollte vorbei, ohne die Geschwindigkeit zu verringern. Rosalyn stieß einen Schrei der Erleichterung aus und drückte gleich darauf erschreckt ihre Hand auf den Mund. Mehrere lange, qualvolle Minuten blieb sie in ihrem Versteck hinter der Hecke und lauschte auf den Lärm der Kutsche, der in der Ferne verklang.

Erneut schloss Rosalyn die Augen, dieses Mal aus Dankbarkeit, dass Mr Huffman sie an dieser Stelle eingeholt hatte und sie jetzt nur etwa eine Viertelmeile zurücklaufen musste. Von Linden fuhren weniger Züge ab als von Bainshaw, aber sie beschloss, in den ersten, der in den Bahnhof einlief, einzusteigen, wo auch immer er hinfuhr. Sobald sie sich erst einmal vor Mr Huffman in Sicherheit gebracht hätte, könnte sie nach Bristol zu ihrer Schwester Julia weiterreisen, die jetzt als Krankenschwester arbeitete und in einer anständigen Pension wohnte.

Julia würde wissen, was zu tun wäre. Julia wusste immer, was zu tun war. Schon als sie noch Kinder waren, war dieser Charakterzug immer wieder zutage getreten, damals allerdings wollte sie auch noch immer über alles bestimmen. Aber nachdem sie nun erwachsen waren, war Rosalyn froh über den unerschütterlichen Glauben ihrer Schwester und über ihre beinahe unheimliche Fähigkeit, eine Lösung für selbst die schwierigsten Probleme zu finden. Und Rosalyn konnte sich kein schlimmeres Problem vorstellen als das, mit dem sie sich im Augenblick konfrontiert sah.

Nach einem letzten wachsamen Blick durch die Hecke in beide Richtungen des Weges erhob Rosalyn sich und streckte ihre verkrampften Glieder. Eine letzte große Hürde schien genommen zu sein. Aber sie wusste, dass es noch längst nicht vorbei war. Ihre Schwierigkeiten hatten gerade erst begonnen.

Nein, das stimmte nicht ganz, dachte sie, als sie den Griff ihrer schon recht abgewetzten Reisetasche in die Hand nahm und in die Richtung, aus der sie gekommen war, zurückging. Es hatte begonnen, als Mrs Williams sich von Rosalyns Arbeitgeber Mr Huffman hatte den Hof machen lassen. Mit vierzig war Mrs Williams noch recht jung gewesen, und als sie und Mr Huffman sich kennenlernten, hatte sie sich auf den ersten Blick in den selbstbewussten Mann verliebt, der sein Vermögen durch Import- und Exportgeschäfte verdient hatte. Für seine dunkleren Seiten, die für alle anderen im Haushalt seit seinem Einzug in Russet Hall offensichtlich gewesen waren, war Mrs Williams blind gewesen.

Eine sanfte Brise strich über Rosalyns Gesicht und die Sonne wärmte sie ein wenig. Da auf den Straßen kein Verkehr herrschte, strahlte die Landschaft wieder einen tiefen Frieden aus. Vögel zogen ihre Kreise am Himmel und stürzten sich mit leisem Rufen in die Tiefe. Einige Meter vom Straßenrand entfernt raschelte das welke, braune Gras, als ein Lebewesen, vermutlich eine Feldmaus, einem unbekannten Ziel entgegenhuschte.

Die Sonne stand jetzt höher am Himmel und geizte dennoch mit ihrer Wärme. Trotzdem musste sich Rosalyn den Schweiß von der Stirn wischen, ob von der Anstrengung des Laufens oder als Reaktion auf die ausgestandene Angst, wusste sie nicht. Sie wusste nur, dass sie, wie die Maus, zu einem unbekannten Ziel unterwegs war. Doch im Gegensatz zu der Maus brauchte sie vermutlich ein oder zwei Wunder, um dort anzukommen.

Flink sprang Nate Moran aus der offenen Kutsche, kaum dass der Kutscher die Pferde vor dem Bahnhof in Winchester zum Stehen gebracht hatte. Hastig klopfte er sich den Straßenstaub von seiner roten Armeejacke, während der andere Mann in der Kutsche, Colonel Gwynn, nach ihm aus dem Wagen ausstieg. Früher hatte der ergrauende Haarschopf von Nates ehemaligem Befehlshaber im Widerspruch zu seinem durchtrainierten und kräftigen Körper gestanden, doch jetzt wurde erkennbar, dass der Colonel allmählich von seinem Alter eingeholt wurde. Er unterdrückte ein Stöhnen, als seine Füße den Boden berührten, und richtete sich, vielleicht ein wenig zu langsam, zu seiner typisch geraden Haltung auf.

Nate betrachtete ihn voller Sorge. »Wollen Sie wirklich im Frühling mit dem Regiment nach Indien zurückkehren, Sir?«

Nates Frage veranlasste den alten Colonel, sich noch mehr aufzurichten. »Keine Sorge. Ich bin fit wie eine Fiedel. Das feuchte Wetter sitzt mir in den Knochen, das ist alles. Es ist sicher gut, wieder nach Indien zurückzukehren.« Freundschaftlich schlug er Nate auf den Rücken. »Und es ist auch gut, dass Sie uns begleiten werden.«

Nate nickte und bedankte sich für diesen Ausdruck des Vertrauens. Im vergangenen Jahr hatte er als Reservesoldat gedient, nachdem eine Verletzung zufällig mit dem Ende seiner siebenjährigen Dienstzeit zusammengefallen war. Aber jetzt war er entschlossen, zusammen mit seinem Regiment und seinen Kameraden nach Indien zurückzukehren. Heute nun war er der Verwirklichung seines Ziels einen großen Schritt nähergekommen: Der Colonel hatte Nate zugesagt, ihn in drei Monaten, kurz nach Neujahr, einen Tag lang bei den Exerzierübungen in Aldershot zu beobachten. Nate brauchte nur zu zeigen, dass seine Hand die Beweglichkeit wiedererlangt hatte, die er brauchte, um sich für den aktiven Dienst zu qualifizieren.

Verstohlen spannte er die Muskeln seiner rechten Hand an. Manchmal war sie immer noch etwas steif und bestimmte Bewegungen verursachten ihm Schmerzen. Aber Nate würde sich davon nicht abhalten lassen. »Ich danke Ihnen für alles, was Sie für mich getan haben, Sir.«

Der Colonel winkte ab. »Das ist reiner Selbstzweck. Seit Sie nicht mehr da sind, habe ich keinen Versorgungsoffizier mehr finden können, der seinen Lohn wert war.«

Nate lächelte, denn er wusste, dass diese ruppige Bemerkung ein hohes Lob war.

»Da ist noch eine Sache, über die wir vor Ihrer Abreise noch sprechen sollten«, sagte der Colonel.

Nate blickte ihn erwartungsvoll an. »Ja, Sir?«

»Sie haben ja bereits sieben Jahre gedient, und nachdem Sie nun, vollkommen zu Recht, in den Rang eines Unteroffiziers befördert wurden ...«

Seine Stimme verklang. Nate konnte sich nicht erinnern, den Colonel jemals so zögerlich erlebt zu haben.

Gwynn räusperte sich. »In der Armee sind wir uns sehr wohl der Herzensangelegenheiten bewusst, die unsere Männer vielleicht vom Dienst ablenken könnten, wie Sie sehr genau wissen.«

Nates Magen krampfte sich zusammen. Jetzt wusste er, worauf der Colonel hinauswollte.

»Sie hatten, soweit ich mich erinnere, eine Liebste erwähnt? Wenn Sie heiraten und Ihre Braut mit nach Indien nehmen möchten, dann werde ich meine Einwilligung dazu nicht verweigern.«

Er hielt inne und blickte Nate erwartungsvoll an. Vermutlich erwartete er Dankbarkeit. Die Erlaubnis seines Kommandeurs ermöglichte Nate eine zügige Eheschließung. Die Armee würde für seine Frau bestimmte Dienste bereitstellen und ihm für den Lebensunterhalt einen höheren Lohn zahlen. Dies war ein Privileg, das nicht jedem zugebilligt wurde....
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