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Das Echolot - Abgesang '45 - Ein kollektives Tagebuch - (4. Teil des Echolot-Projekts) -

Ein kollektives Tagebuch
BuchGebunden
496 Seiten
Deutsch
Knauserschienen am11.02.2005Originalausgabe
Lange bevor 1993 das erste »Echolot« erschien, notierte Walter Kempowski in seinem Tagebuch: »Zentrum des Werks muss das Jahr 1945 sein, der Schlund des Trichters, auf den alles zudringt.« Zum 60. Jahrestag der deutschen Kapitulation findet das unvergleichliche Unternehmen mit dem Band »Abgesang '45« nun seinen Abschluss.

1993 erschien der erste Teil des Echolots - dieser gewaltigen Collage aus Briefen, Tagebüchern, Bildern und Aufzeichnungen, die eine minutiöse Rekonstruktion von Alltagsgeschehen und historischen Ereignissen darstellt. Während die ersten vier Bände den Zeitraum von Januar und Februar 1943 umfassten, führte Walter Kempowski das kollektive Tagebuch in Teil II (»Fuga furiosa«, 1999 erschienen) in vier Bänden für die Zeit von Januar und Februar 1945 weiter. Echolot III (»Barbarossa '41«, 2002 erschienen) umfasste in einem Band die Zeit von Juni bis Dezember 1941. Mit dem jetzt erscheinenden Band »Abgesang '45« setzt Kempowski den Schlussstein zu diesem unvergleichlichen, sich insgesamt auf 10 Bände erstreckenden Unternehmen. In »Abgesang '45« lässt der Autor die hochdramatischen letzten Tage Hitlerdeutschlands wie in einem Film lebendig werden. Der Leser wird dadurch zum Augenzeugen privater und politischer Ereignisse - er erlebt das unermessliche Leid, das die Nazis über die Menschen brachten, und gleichzeitig Hitlers letzten Geburtstag am 20. April 1945, der sich im Berliner Führerbunker in gespenstischer Atmosphäre abspielt. Walter Kempowskis Collage ist Totentanz und Apokalypse zugleich. In ihr kommen Opfer und Täter, Prominente und Namenlose zu Wort; sie ist ein erschütterndes Zeugnis des Untergangs und spricht von politischer Verblendung, von fanatischer Unbelehrbarkeit, von Verzweiflung und Todesangst, von Hoffnungen und Illusionen, die mit dem Ende eines barbarischen Regimes verknüpft waren.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR49,90
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR22,00

Produkt

KlappentextLange bevor 1993 das erste »Echolot« erschien, notierte Walter Kempowski in seinem Tagebuch: »Zentrum des Werks muss das Jahr 1945 sein, der Schlund des Trichters, auf den alles zudringt.« Zum 60. Jahrestag der deutschen Kapitulation findet das unvergleichliche Unternehmen mit dem Band »Abgesang '45« nun seinen Abschluss.

1993 erschien der erste Teil des Echolots - dieser gewaltigen Collage aus Briefen, Tagebüchern, Bildern und Aufzeichnungen, die eine minutiöse Rekonstruktion von Alltagsgeschehen und historischen Ereignissen darstellt. Während die ersten vier Bände den Zeitraum von Januar und Februar 1943 umfassten, führte Walter Kempowski das kollektive Tagebuch in Teil II (»Fuga furiosa«, 1999 erschienen) in vier Bänden für die Zeit von Januar und Februar 1945 weiter. Echolot III (»Barbarossa '41«, 2002 erschienen) umfasste in einem Band die Zeit von Juni bis Dezember 1941. Mit dem jetzt erscheinenden Band »Abgesang '45« setzt Kempowski den Schlussstein zu diesem unvergleichlichen, sich insgesamt auf 10 Bände erstreckenden Unternehmen. In »Abgesang '45« lässt der Autor die hochdramatischen letzten Tage Hitlerdeutschlands wie in einem Film lebendig werden. Der Leser wird dadurch zum Augenzeugen privater und politischer Ereignisse - er erlebt das unermessliche Leid, das die Nazis über die Menschen brachten, und gleichzeitig Hitlers letzten Geburtstag am 20. April 1945, der sich im Berliner Führerbunker in gespenstischer Atmosphäre abspielt. Walter Kempowskis Collage ist Totentanz und Apokalypse zugleich. In ihr kommen Opfer und Täter, Prominente und Namenlose zu Wort; sie ist ein erschütterndes Zeugnis des Untergangs und spricht von politischer Verblendung, von fanatischer Unbelehrbarkeit, von Verzweiflung und Todesangst, von Hoffnungen und Illusionen, die mit dem Ende eines barbarischen Regimes verknüpft waren.
Details
ISBN/GTIN978-3-8135-0249-7
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
Verlag
Erscheinungsjahr2005
Erscheinungsdatum11.02.2005
AuflageOriginalausgabe
Reihen-Nr.4
Seiten496 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht858 g
Illustrationen15 SW-Abb.
Artikel-Nr.10594696
Rubriken

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Vorwort Als ich vor zwanzig Jahren am Echolot zu arbeiten begann, besch?igten mich drei Bilder. Zun?st der ?Turmbau zu Babel? von Breughel, jene Darstellung des konisch zulaufenden Turms, der vielb?gig aufeinander gesetzten Spirale, die sich in die Wolken hineinschraubt und zu Gott hinaufdr?t, jener Turm, den Menschen bauten, um dem Allm?tigen gleich zu sein, den sie aber auch aus Sehnsucht aufrichteten, m?glichst schon vor der Zeit zu ihm zu gelangen und sich in seinem Scho?zu bergen. Der Babylonische Turm st?rzte ein, wir wissen es, und die Verwirrung, die sein Fall mit sich brachte, dauert an. Das zweite Bild war die ?Alexanderschlacht? von Albrecht Altdorfer, jenes bekannte Gem?e, auf dem Tausende von Kriegern auszumachen sind, die einander umbringen. Menschen ohne Namen, Todgeweihte, l?st vermodert und vergessen, und doch M?er, die Frau und Kind zu Hause sitzen hatten, deren Keime wir als Nachkommen in uns tragen. Das dritte Bild war die ??ergabe von Breda? des Spaniers Vel?uez. Auf diesem Bild steht ein Sieger einem Besiegten gegen?ber. Der siegreiche Feldherr hat dem Unterlegenen, der ihm dem?tig die Schl?ssel der Stadt ?bergibt, nicht den Fu?in den Nacken gesetzt, sondern er neigt sich ihm g?tig zu, ja, er hebt den sich beugenden Unterlegenen auf! Dieses Bild wurde vor 360 Jahren gemalt, und bis heute wurde seine Botschaft nicht eingel?st. Heute, in den Tagen des Erinnerns, zwei Generationen nach Kriegsende, sind es andere Bilder, an die ich denken mu? Die Kamera schwenkt ?ber das zerst?rte Warschau, ?ber die Leichenhaufen von Bergen-Belsen und ?ber eine Gef?nismauer, die von Einsch?ssen gesprenkelt ist, und noch immer werden Massengr?r ge?ffnet und Tote exhumiert. In Hiroshima l?et die Glocke. Ich erinnere mich in diesen Tagen auch an die stillen Trecks der Fl?chtlinge, an die zur?ckhetzenden fliehenden deutschen Soldaten, rette sich wer kann! Und an die fr?hlich heimziehenden Fremdarbeiter mit ihren nationalen Kokarden. Auch an den weinenden Kindersoldaten auf der Protze seines zerst?rten Gesch?tzes mu?ich denken. Meine Eltern besa?n eine Tabakb?chse aus der Zeit des Siebenj?igen Krieges, sie stand auf dem Radio neben Judenbart und Schlangenkaktus, auf der war zu lesen: Es wechselt alles ab,Nach Krieg und Blutvergie?nLa? uns des Himmels Huld,Des Friedens Lust genie?n.Nein, von ?genie?n? kann keine Rede sein. Unser Film ist zwar durchgelaufen, aber es liegen andere bereit, die wir alle noch sehen werden, wieder und wieder werden es Bilder von Krieg und Blutvergie?n sein, ein Ende der Vorstellung ist nicht in Sicht: Die Hochh?er brennen schon. An die Bilderbibel von Dor?u?ich denken, die ich als Kind, auf dem Teppich liegend, durchbl?erte, an die Sintflut: Die Wasser verlaufen sich, und auf den Klippen liegen die Leiber der Ertrunkenen ? Wir warten noch immer auf die Taube, die uns den ?zweig bringt. Aber auf dem Bild von Dor?pannt sich kein Regenbogen ?ber den Toten. Nartum, Februar 2005 Walter Kempowski Fr?hlingsglaube Die linden L?fte sind erwacht,Sie s?eln und weben Tag und Nacht,Sie schaffen an allen Enden.O frischer Duft, o neuer Klang!Nun, armes Herze, sei nicht bang!Nun mu?sich alles, alles wenden.Die Welt wird sch?ner mit jedem Tag,Man wei?nicht, was noch werden mag,Das Bl?hen will nicht enden.Es bl?ht das fernste, tiefste Tal:Nun, armes Herz, vergi?der Qual!Nun mu?sich alles, alles wenden.2059 Tage Freitag, 20. April 1945 18 TageDen Feinden entfiel der Mut; denn sie merkten, da?dies Werk von Gott war. herrnhut neh. 6,16 Diesen hof ausfegen Deezen hoaf ous faygen Sweep this yard stars and stripes, daily german lesson Der letzte Geburtstag Hitlers verlief tr?be und traurig. Zur Gratulation erschienen die Gro?dmirale Raeder und D?nitz, Himmler und Goebbels. Martin Bormann 1900?1945 Berlin Geburtstag des F?hrers Leider nicht gerade ?Geburtstags-Lage?Abflug Vorauskommando nach Salzburg angeordnet. Dr. Theodor Morell 1886?1948 Berlin / Reichskanzlei Strophantose, Betabion forte i. v. plus Harmin s.c. ? durch Dr. Stumpfegger machen lassen, da ich zu zittrig war. * Benito Mussolini 1883?1945 Mailand / Palazzo Monforte Interview Ich empfand und empfinde f?r Hitler die gr??e Hochachtung. Man mu?unterscheiden zwischen Hitler und einigen seiner M?er, die in vorderster Reihe stehen. Adolf Hitler 1889?1945 (Berlin) An Benito Mussolini Meinen Dank Ihnen, Duce, f?r Ihre Gl?ckw?nsche zu meinem Geburtstag. Der Kampf, den wir um unsere nackte Existenz f?hren, hat seinen H?hepunkt erreicht. Mit unbeschr?tem Materialeinsatz setzen der Bolschewismus und die Truppen des Judentums alles daran, ihre zerst?rerischen Kr?e in Deutschland zu vereinen und so unseren Kontinent in ein Chaos zu st?rzen. Im Geiste z?r Todesverachtung werden das deutsche Volk und alle, die gleichen Geistes sind, diesen Ansturm zum Halten bringen, wie schwer auch der Kampf sein mag, und durch ihren einzigartigen Heldenmut den Verlauf des Krieges ?ern. In diesem historischen Augenblick, in dem das Schicksal Europas auf Jahrhunderte hinaus entschieden wird, sende ich Ihnen meine herzlichsten Gr??. Adolf Hitler Joseph Goebbels 1897?1945 (Berlin) Rundfunkansprache Deutschland wird nach diesem Kriege in wenigen Jahren aufbl?hen wie nie zuvor. Seine zerst?rten Landschaften und Provinzen werden mit neuen, sch?neren St?en und D?rfern bebaut werden, in denen gl?ckliche Menschen wohnen. Ganz Europa wird an diesem Aufschwung teilnehmen. Wir werden wieder Freund sein mit allen V?lkern, die guten Willens sind, werden mit ihnen zusammen die schweren Wunden, die das edle Antlitz unseres Kontinents entstellen, zum Vernarben bringen. Auf reichen Getreidefeldern wird das t?iche Brot wachsen, das den Hunger der Millionen stillt, die heute darben und leiden. Es wird Arbeit in H?lle und F?lle geben, und aus ihr wird als der tiefsten Quelle menschlichen Gl?cks Segen und Kraft f?r alle entspringen. Das Chaos wird geb?igt werden! Nicht die Unterwelt wird diesen Erdteil beherrschen, sondern Ordnung, Frieden und Wohlstand. Das war immer unser Ziel! Es ist das auch noch heute. Setzten die Feindm?te ihren Willen durch, ? die Menschheit w?rde in einem Meer von Blut und Tr?n versinken. Kriege w?rden sich mit Kriegen, Revolutionen mit Revolutionen abwechseln, und in ihrer furchtbaren Folge w?rde auch noch der letzte Rest, der von einer Welt, die sch?n und liebenswert war und wieder sein wird, ?briggeblieben ist, zugrunde gerichtet werden. Winston Churchill 1874?1965 (London) In dem Moment, da sie am dringendsten n?tig gewesen w?, fehlte die unerl?iche politische F?hrung. Meister ?ber die Geschicke der Welt, standen die Vereinigten Staaten als Sieger auf dem Schauplatz, aber ohne eine in sich geschlossene, klare Konzeption der Zukunft. Bernard Law Montgomery 1887?1976 (Nordwestdeutschland) Ich hatte immer Berlin als das Hauptziel angesehen. Es war der politische Mittelpunkt Deutschlands, und wenn wir vor den Russen dortsein konnten, w?rde in den Jahren nach dem Krieg alles f?r uns viel leichter werden. [?] Berlin ging uns schon im August 1944 verloren, als wir es nach dem Sieg in der Normandie unterlie?n, einen vern?nftigen Operationsplan aufzustellen. Der sowjetische General Georgij Shukow 1896?1974 vor Berlin Am 20. April [?] er?ffnete die weitreichende Artillerie des 79. Sch?tzenkorps der 3. Sto?rmee das Feuer auf Berlin. Der Sturm der deutschen Hauptstadt begann. * Alfred Kantorowicz 1899?1979 (New York) Franklin Delano Roosevelt starb ? wie Abraham Lincoln ? im Bewu?sein des erk?ften Sieges. Ein sch?ner Tod: zu sterben am Endpunkt des Erfolges, bevor noch die Gegenkr?e zum Zuge gekommen sind, die den Sieg sch?en werden, seine Fr?chte verwesen machen ? das Schicksal Wilsons ist Roosevelt erspart geblieben. Er wird nicht mehr erleiden m?ssen, wie andere ihm den Frieden verderben. Es ist ein seltsames Zusammentreffen: Roosevelt in der westlichen Hemisph? der entscheidende Gegenspieler des rasenden P?belanf?hrers aus Braunau, kam zur gleichen Zeit an die Spitze der Staatsmacht wie jener. Hitler, der Besiegte, wird den Sieger nicht lange ?berleben. Der w?tige Hasser hat Roosevelt wahrscheinlich mehr geha? als irgendeinen anderen einzelnen in der Welt. Juden, Kommunisten, Intellektuelle, gegen die er sich heiser schrie, das waren Kollektive, Abstrakta gewisserma?n, Zwangsvorstellungen des Tobs?chtigen, Objekte seiner manischen Ausbr?che, aber wenn er den Namen Roosevelt aussprach, dann brach sich seine Stimme vor Ha?ekreisch. Es war das Aristokratische in Roosevelt, das Helle, Strahlende, Zauberhafte, das des verlumpten Kleinb?rgers dumpfige Minderwertigkeit zum Brodeln brachte. Ich will keinen ??ermenschen? aus ihm machen, auch nicht in der Stunde der Trauer. Eher mu?ich vor mir selber Ungerechtigkeiten abw?n, die sich seit Jahren in meinen Notizen finden. Ich habe bittre Worte ?ber ihn niedergeschrieben; sie kamen aus entt?chtem Vertrauen, entt?chter Hoffnung. Und ich kann sie nun teilweise zur?cknehmen. Der Staatsmann, der Vision? der geistige F?hrer Roosevelt hat dem Politiker, der sich im R?espiel des Alltags bewegen mu? allzuoft Konzessionen gemacht. Er hat geschwiegen, als er ? nach Pearl Harbor und der Kriegserkl?ng durch Nazideutschland ? die M?glichkeit gehabt h?e, mit den Freunden und Verteidigern von Nazismus und Faschismus in seinem Lande abzurechnen. Er hat den Krieg entarten lassen zu einer Polizeiaktion gegen Gangster, nach deren Niederringung seine Truppen sich als Gendarmen der Restauration einf?hrten. Die Wohnviertel der Armen sind zerbombt worden, aber seine Sonderbotschafter ?berbrachten Komplimente in die Pal?e der K?nige, Marsch?e und Industrieherren. Er hat mit franz?sischen Faschisten in Casablanca H?edr?cke getauscht ? in Sichtweite der Konzentrationslager, in denen damals immer noch die ?berlebenden Antifaschisten mi?andelt wurden. Da?er mitunter nicht von den wohlfeilen K?mmerlingen der Tagespolitik zu unterscheiden war, machte mich zornig bis zur Ungerechtigkeit. Ana?Nin 1903?1977 (New York) Frances schenkt mir einen kleinen Samthut mit schwingender Feder, der letzte Schrei. Pablo f?t die Feder um in leuchtendes Rosa. Ich trage diesen gewagten Hut, wenn wir ins Theater oder ins Ballett gehen. Thea Sternheim 1883?1971 (Paris) Welche Pracht in den G?en! Flieder, Goldregen, Weiss- und Rotdorn bl?hen. ?er den Mauern h?en die heliotropenen Trauben der Clematis. Welch ein Zauber den weissbl?henden Blumen innewohnt. Auf der H?he Ausblick auf die hingebreitete Stadt. Wie viele St?e sind inzwischen zum Tr?mmerhaufen geworden ? die Engel haben Paris besch?tzt. Hans Henny Jahnn 1894?1959 (Bornholm) An seine Tante Helene Steinius In den letzten zwei Tagen haben wir Fr?hlingswetter, und die Arbeit auf den Feldern geht mit aller Kraft vor sich. In dieser Woche hoffe ich, werden wir mit der Einsaat der Gerste fertig werden; dann folgen Hafer und R?ben. Inzwischen werden wohl weitere drei F?llen bei uns ankommen und hoffentlich auch einige K?er. Eberhard Fechner 1926?1992 Schlo?Waldeck Am 20. April 1945 lag ich im Schlo?Waldeck in der Barockbibliothek, als Gefreiter, verwundet. Wir waren vom Amerikaner gefangengenommen und dort untergebracht worden. Die T?r geht auf, und drei deutsche F?hrungsoffiziere kommen rein, gr??n und halten eine Geburtstagsfeier f?r den F?hrer. Mit deutschem Gru? Und wir lagen da mit sechs Mann, und ich dachte, ich bin verr?ckt geworden. Amerikaner gestatteten deutschen Offizieren, eine Geburtstagsfeier f?r Hitler zu machen. Und ich lag im Bett, mit Stecksch?ssen im Bein und hab? nicht opponiert, sondern hab? den Arm gehoben und dachte, ich bin verr?ckt. Der Hauptmann Fritz Farnbacher *1914 Bohnsack bei Danzig 10 Uhr Offiziersversammlung des ganzen Regiments zur Feier des F?hrergeburtstages. Erst kurze Gedenkrede f?r Herbert K., dann Path?que, vom Doktor gespielt, dann verschiedene Sprecher, ein Chor, das Kaiserquartett von Haydn, F?hrerehrung und schlie?ich Br?tchen und Alkohol, der seine Wirkung nicht verfehlt; aber schlie?ich wird noch 20 Minuten gute Musik vom Regimentskommandeur befohlen, die ich mit 2 Bachchor?n abschlie?n mu? G?nter Cords *1928 Antiesenhofen /?terreich F?hrers Geburtstag. Auf dem Dorfplatz traten wir, durch dickb?hige Linden gegen Fliegersicht gedeckt, zur Feier an. Von unseren M?chen angelockt, standen anderthalb Dutzend Kinder um uns herum, w?end ihre Eltern feige durch die Gardinen schauten. Kurz vor Schlu?der Ansprache verschwanden selbst die G?ren. Daf?r erschienen Jabos und beendeten die Feier, bevor wir das Deutschlandlied blasen konnten. Der Volkssturmmann Fritz Steffen 1893?1979 Stettin Am 20. 4. 45, 19 Uhr m?ssen wir zur ?Feier des Geburtstages des F?hrers? im Kasino des Landeshauses erscheinen. Ein Kreisleiter redet ?ber den Endsieg! Die spendierte Flasche Rotwein und die kleine Portion Schinken und Wurst mit Brot haben uns nicht vom Sieg ?berzeugen k?nnen. Dieter Borkowski 1928?2000 Berlin-Kreuzberg Die meisten Parteigenossen sa?n oder lagen auf dem Rinnstein; sie waren betrunken. Der Ortsgruppenleiter hatte alkoholische Beuteware verteilt. Er, selbst noch ein ganz junger Mann, stand dann k?bleich vor den alten K?fern des F?hrers, die sich kaum erheben konnten und teilweise bekotzte Uniformen hatten. ?Kameraden, die Stunde der Bew?ung hat geschlagen! Ihr werdet an der Reichskanzlei eingesetzt und unseren geliebten F?hrer retten.? [?] Wir setzten uns schlie?ich in Marsch, um ?ber Bl?cherstra? zum Halleschen Tor und dann in die Wilhelmstra? zu marschieren. Der norwegische Journalist Theo Findahl 1891?1976 (Berlin-Dahlem) Als ich gegen halb ein Uhr zum Hotel Adlon hin?berkomme, schlagen die Geschosse der russischen Artillerie mit Poltern und Get?se vor dem Eingang zu den Linden ein. Im Speisesaal sind die wenigen G?e ?berw?igt von der Bereitwilligkeit der Kellner, den Wein in Str?men auszuschenken, sonst hei? seit langem die Regel: ein Glas pro Kopf. Nun ja, lieber die letzten G?e bezahlen lassen, als alles den Russen geben. [?] Goebbels? Stimme ist in Berlin schon lange ziemlich ausgeschrien gewesen. Er hat nicht mehr den gleichen Griff um sein Publikum wie fr?her, und es herrscht der Glaube unter den ausl?ischen Journalisten in Berlin, da?es zu einer ernsthaften Schlacht um die deutsche Hauptstadt nicht kommen werde. Die Barrikaden, aus Pflastersteinen errichtet und mit allem m?glichen Ger?mpel, verrosteten Autos und Badewannen verst?t, wirken nicht imponierend, und wir k?nnen uns nicht vorstellen, da?sie ein ernsthaftes Hindernis f?r Stalins gro? Panzerwagen sein werden. In zwei, drei Tagen wird es vor?ber sein, sagen wir. Alle haben wir aus den verschiedensten Richtungen geh?rt, da?der Volkssturm nicht k?fen wird, und die Kommunisten werden die Russen nat?rlich als Befreier begr??n. Nur einzelne sch?tteln ihre klugen K?pfe und sagen, die Raserei der roten Armee werde deutsche Verzweiflung ausl?sen, so da?die Hitze der Schlacht selber einen Riesenbrand entfachen werde. Die Schlacht um Berlin kann sogar furchtbar werden, sagen sie, seid keine Toren, sondern fl?chtet, solange es noch an der Zeit ist. Denkt daran, die rote Armee hat die beste Artillerie der Welt. Die Russen haben an die tausend Kanonen auf einen Kilometer, eine Kanone auf den Meter ? Trommelfeuer. Es ist so, da?man meint, die Erde solle untergehen. Im Presseklub am Leipziger Platz ist die Aufl?sung vollst?ig. Die Arbeitszimmer sind ein Chaos von Papier, Glasscherben, St?hlen und Tischen, holterdipolter durcheinander, alles unter einem Geriesel von Kalkstaub. Keine Telephonwache. Keine Zensur. Alles flie?. Es sieht aus, als habe jeglicher Pressedienst von Berlin aus aufgeh?rt. Die Servierfr?eins pressen sich jedesmal, wenn die Kanonen dr?hnen, auf den Treppen aneinander. Essen ist nicht zu bekommen. Auch die Bar ist geschlossen. Die allermeisten Berichterstatter sind geflohen. Schon jetzt mu?man Berlin als eine belagerte Stadt ansprechen; die Russen haben, soviel wir wissen, die wichtigsten Ausfallstore unter ihrer Kontrolle. Wie durch ein Wunder kommen die telephonischen Anrufe aus Stockholm und Kopenhagen durch, und einzelne Gl?ckliche haben Gelegenheit, sensationelle Telegramme nach Hause zu schicken ? an die Zensur kehrt sich keiner, alles ist ja in Aufl?sung. H?rt, h?rt, sagen sie am Schlu? h?rt den Kanonendonner in Berlin! Wir h?ren, wir h?ren, sagen erregte Stimmen aus Stockholm und Kopenhagen. Ausgerechnet am 20. April, F?hrers Geburtstag, hatten wir Tabor, die heilige Stadt der Tschechen erreicht. In einem ?berf?llten Wartesaal h?rten wir Goebbels? Rede aus Anla?von Hitlers Geburtstag. Es war gespenstisch, die bekannte Stimme inmitten dieser trostlosen Umgebung zu h?ren ? sie strahlte keinerlei Zuversicht mehr aus.mehr
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Schlagworte

Autor

Walter Kempowski wurde am 29. April 1929 als Sohn eines Reeders in Rostock geboren. Er besuchte dort die Oberschule und wurde gegen Ende des Krieges noch eingezogen. 1948 wurde er aus politischen Gründen von einem sowjetischen Militärtribunal zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Nach acht Jahren im Zuchthaus Bautzen wurde Walter Kempowski entlassen. Er studierte in Göttingen Pädagogik und ging als Lehrer aufs Land. Seit Mitte der sechziger Jahre arbeitete Walter Kempowski planmäßig an der auf neun Bände angelegten "Deutschen Chronik", deren Erscheinen er 1971 mit dem Roman "Tadellöser & Wolff" eröffnete und 1984 mit "Herzlich Willkommen" beschloss. Kempowskis "Deutsche Chronik" ist ein in der deutschen Literatur beispielloses Unternehmen, dem der Autor das mit der "Chronik" korrespondierende zehnbändige "Echolot", für das er höchste internationale Anerkennung erntete, folgen ließ.

Walter Kempowski verstarb am 5. Oktober 2007 im Kreise seiner Familie. Er gehört zu den bedeutendsten deutschen Autoren der Nachkriegszeit. Seit 30 Jahren erscheint sein umfangreiches Werk im Knaus Verlag.