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Kein Mann für jeden Tag

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
350 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am22.06.20121. Aufl. 2012
Von Montag bis Freitag wohnt der attraktive Jack Baker als Untermieter in Gillys schicker Londoner Wohnung. Aber am Wochenende verschwindet er immer, ohne zu sagen, wohin. Gilly zerbricht sich darüber nicht weiter den Kopf. Nachdem ihr Exfreund sie zwei Wochen vor der Hochzeit sitzengelassen hat, glaubt Gilly, in Jack nun den Mann fürs Leben gefunden zu haben. Doch ist er wirklich so perfekt, wie alle glauben? Oder sollte sie auf die Warnungen ihres Freundes Guy hören und die Finger von ihm lassen?mehr

Produkt

KlappentextVon Montag bis Freitag wohnt der attraktive Jack Baker als Untermieter in Gillys schicker Londoner Wohnung. Aber am Wochenende verschwindet er immer, ohne zu sagen, wohin. Gilly zerbricht sich darüber nicht weiter den Kopf. Nachdem ihr Exfreund sie zwei Wochen vor der Hochzeit sitzengelassen hat, glaubt Gilly, in Jack nun den Mann fürs Leben gefunden zu haben. Doch ist er wirklich so perfekt, wie alle glauben? Oder sollte sie auf die Warnungen ihres Freundes Guy hören und die Finger von ihm lassen?
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838715254
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum22.06.2012
Auflage1. Aufl. 2012
Seiten350 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2187338
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
2

»Hier ist Dorset FM mit Ihren Lieblings-Sommerhits«, verkündet die sanfte Stimme des Moderators. »Als Nächstes hören Sie den Song eines Sängers, den ich Ihnen sicher nicht mehr vorstellen muss.«

Ich sitze im Auto, fahre aufs Land und singe so laut mit, dass ich Lionel Richie bei Dancing on the Ceiling glatt übertöne. Mein Hund Ruskin lässt vom Rücksitz ein kurzes Protestgebell hören, ehe er die Nase wieder aus dem Fenster steckt. Er liebt es, den Fahrtwind im Gesicht zu spüren.

»Was ist, Rusk?«, frage ich ihn und drehe mich kurz um. »Hast du etwa etwas gegen meinen engelsgleichen Gesang?«

Er bellt noch einmal und bringt damit nur allzu deutlich zum Ausdruck, dass er weder mit meinem Gesang einverstanden ist noch meinen Musikgeschmack teilt. Rusk steht eindeutig mehr auf Bach und Mozart.

Ich lenke den Wagen an den Straßenrand und lasse einen Traktor auf der Gegenfahrbahn vorbeikriechen. Vermutlich war es gut, dass ich letztes Wochenende über Ed gestolpert bin. Ganz sicher sogar.

»Gleich sind wir da, Süßer«, verspreche ich Ruskin. Nachdem der Traktorfahrer sich bei mir bedankt hat, weil ich gewartet habe, und ich mich bei ihm, weil er sich bedankt hat, fahre ich weiter.

Ich werde jetzt nicht weiter über Ed nachgrübeln, ermahne ich mich. Aber er hat gut ausgesehen. Schlank und gebräunt. Ich hatte monatelang auf diese Uhr gespart. Krampfhaft umklammere ich das Lenkrad.

»Sieh mal, Ruskin, ist es nicht schön hier? Grüne Wiesen, weiße Schafe und dieser blaue Himmel! Hier wird es uns sicher gefallen.«

Ich habe beschlossen, dass Ruskin und ich aus London wegziehen und irgendwo auf dem Land ganz neu anfangen. Natürlich werde ich London vermissen, denn trotz allem verbinden mich mit der Stadt viele glückliche Erinnerungen. Zum Beispiel freitagabends mit meinen Freunden tanzen zu gehen. Manchmal haben wir bis fünf Uhr morgens gefeiert und dann gemütlich bei Sonnenaufgang gefrühstückt. Samstags waren Ed und ich oft auf Partys unterwegs oder haben in einem schönen Restaurant zu Abend gegessen. Wenn wir wieder zu Hause waren, genehmigten wir uns oft noch einen Cocktail, legten eine romantische CD ein und entspannten. Ich habe diese Abende geliebt. Außerdem gibt es in London ein paar der besten Museen der Welt, obwohl ich zugeben muss, dass ich mich dort in letzter Zeit eher selten aufgehalten habe. Dann schon eher auf den sonntäglichen Märkten in Spitalfields und Camden! Mit Ed bin ich auch das erste Mal in die Oper gegangen. Zuerst wusste ich nicht recht, ob das mein Ding ist, aber irgendwann wollte ich die Abende in Covent Garden nicht mehr missen. Dort hat er mir übrigens auch den Heiratsantrag gemacht.

Es fällt mir wirklich schwer, mir vorzustellen, dass ich irgendwo anders als in London leben könnte, allerdings hat sich in der letzten Zeit so einiges verändert. Für mich hat die Stadt ihren Glanz verloren, aber vielleicht ist der Grund dafür ja nur, dass ich wieder Single bin und viele meiner verheirateten Freunde weggezogen sind. Erst heute Morgen lag wieder eine Karte von einer früheren Schulfreundin in meinem Briefkasten. Die schwarz-weiße Illustration zeigte eine winkende Familie in einem Heißluftballon. Und darunter stand: Die Digbys brechen zu neuen Ufern auf.

Ich fahre an einem reetgedeckten Häuschen vorbei, dessen Eingangstür offen steht und die Sonne hereinlässt. Wo in London wäre so etwas wohl möglich? Sicher nicht in Hammersmith, wo ich manchmal im Zickzack die Bürgersteige wechsle, um fragwürdigen Gestalten aus dem Weg zu gehen. Nachts krakeelen Betrunkene vor meinem Schlafzimmerfenster herum, und morgens finde ich Glasscherben auf der Straße. Letzte Woche wurde mein Auto aufgebrochen, allerdings muss ich zugeben, dass ich so blöd war, meine Fitnessklamotten auf dem Rücksitz liegen zu lassen. Die Mistkerle haben meine gesamten CDs mitgenommen bis auf The Best of Girls Aloud.

*

In einem verschlafenen Marktflecken parke ich vor einer Immobilienagentur namens Hunters. Als ich Ruskins Sicherheitsgurt löse, entdecke ich unter dem Beifahrersitz mein Adressbuch, eine leere Wasserflasche aus Plastik, einen ganzen Haufen zerknüllter Strafzettel und zum Teufel, was ist das? eine alte Mandarinenschale. Ich sollte demnächst dringend mal aufräumen.

Bei näherer Begutachtung der Straßenbeschilderung stelle ich erfreut fest, dass ich hier fürs Parken nicht einmal bezahlen muss. In London muss man ja schon einen Obolus entrichten, ehe man nur seinen Namen ausgesprochen hat. Ein weiterer guter Grund, um der Stadt den Rücken zu kehren. Als ich die Agentur betrete, zerrt Ruskin mich begeistert zu einem Mann, der am Schreibtisch sitzt.

»Gilly?« Er steht auf und reicht mir die Hand. »Gilly mit G, nicht wahr?«, fügt er vorsichtshalber mit einem schiefen Lächeln hinzu.

Ich freue mich über sein gutes Gedächtnis und lächle zurück. Dad sagt immer, ich würde jeden darauf hinweisen, dass ich anders bin, indem ich erkläre, dass mein Name mit G und nicht wie üblich mit J geschrieben wird. Richard hatte ich, soviel ich weiß, das letzte Mal in Dads Küche gesehen. Ich muss ungefähr zehn gewesen sein, Richard ging damals schon auf die zwanzig zu. Er trug sein dunkles Haar ziemlich lang und war laut und selbstbewusst. Ich erinnere mich, dass ich seine Cowboystiefel unheimlich schick fand. Er war mit seinem Vater zum Tee gekommen.

Nach Adam Riese muss er inzwischen Mitte vierzig sein. Ich hatte ihn größer in Erinnerung, aber natürlich war ich damals noch ein Kind, und als Kind kommen einem alle Erwachsenen größer vor. Sein Körperbau ist gedrungen, er hat einen kräftigen Handschlag und oje! einen miserablen Geschmack, was Kleidung angeht. Wie kann ein Mann nur ein knallgelbes Hemd mit Ananasfrüchten drauf tragen? Vermutlich steckt er in der Midlife-Crisis.

»Schön, dich wiederzusehen«, sagt Richard. »Es ist ganz schön lang her. Wie geht es deinem Dad?« Richard ist das Patenkind meines Vaters, und es war Dads Idee, ihn aufzusuchen, wenn ich wirklich vorhätte, aufs Land zu ziehen. Richards Vater Michael und mein Vater hatten sich während des Wehrdienstes kennengelernt und waren seitdem immer in Verbindung geblieben. Ich kann mich noch erinnern, wie Michael und mein Vater ihre Militärzeit Revue passieren ließen. Gern erzählten sie, wie sie in aller Herrgottsfrühe aufstehen und ihre Stiefel polieren mussten, bis sie spiegelblank glänzten, und dass ihr Sergeant sie ständig anbrüllte. Ich habe mir ihre Geschichten immer gern angehört.

»Setz dich doch«, fordert Richard mich auf und begutachtet interessiert meinen Jeansmini, die Sonnenbrille und die rosa Birkenstockschuhe.

Ich nehme die Sonnenbrille ab. Hinter Richards Schreibtisch hängt eine große schwarz-weiß gerahmte Luftaufnahme von Dorset.

»Süßer Hund«, sagt er.

»Danke.« Ich strahle vor Stolz. Ruskin ist mein Rettungshund, ein Terrier-Mischling mit einem Schwanz, der an eine Palme erinnert, mit stämmigen, robusten Beinen und einem hübschen, für seinen Körper eigentlich zu großen Kopf. Sein Anblick führt des Öfteren zu Heiterkeitsausbrüchen bei Kindern, die ihn immer streicheln wollen. Für mich ist er das treueste männliche Wesen in meinem Leben. Niemand soll sich einfallen lassen, diesen Hund zu kritisieren.

Nachdem wir uns kurz über die Befindlichkeiten unserer Väter ausgetauscht haben, kommt Richard auf das Geschäft zu sprechen. »Du willst also hier in der Gegend etwas kaufen?«

»Richtig. Ich habe Lust auf ein Abenteuer«, erkläre ich kühn. Warum soll ich schließlich nicht genauso zu neuen Ufern aufbrechen wie die Digbys?, denke ich mir.

»Ich kann mich gar nicht erinnern hast du Familie hier?«

»Oh ja. Meine Tante Pearl lebte in ...« Ich kneife die Augen zusammen und versuche, mich zu erinnern. »Tolpuddle. Genau. In Tolpuddle.« Ich weiß noch, wie ich als Kind zusammen mit meinem Zwillingsbruder Nicholas in den Sommerferien immer zu Tante Pearl geschickt wurde. Wir hatten viel Spaß. Sie fuhr mit uns an den Strand, wo wir auf den Felsen herumklettern konnten und uns wilde Wasserschlachten lieferten.

Richard verschränkt die Arme. Er hat ein ausdrucksstarkes, eckiges Gesicht, lockiges dunkelbraunes Haar und dichte Augenbrauen.

»Heute Morgen bin ich durch ein paar wirklich hübsche Dörfer gefahren.« Ich beschließe, ihm nicht zu erzählen, dass die meisten von ihnen ziemlich ausgestorben wirkten. »Ich habe auch ein Cottage gesehen, das zum Verkauf stand. Es war in ... Pudlehampton, oder hieß es Pudletown? Jedenfalls irgendwas mit Pudle.«

»Piddlehinton.« Er verkneift sich ein Lachen. »Möchtest du vielleicht einen Kaffee oder einen Tee?«

»Gern. Einen Cappuccino, bitte.«

»Also, wir sind hier nicht im Grandhotel.«

Ich werde rot. »Instantkaffee ist absolut okay.«

Er wälzt sich aus seinem Sessel, steigt eine Treppe hinauf und verschwindet aus meinem Blickfeld. Rastlos schaue ich mich im Büro um, ehe ich den Arm ausstrecke und Ruskin streichle, der unter meinem Sessel liegt.

Der Blick aus dem Fenster erinnert mich daran, dass ich hier nicht damit rechnen muss, Ed und seiner zukünftigen Ehefrau über den Weg zu laufen. Als er mir im Kaufhaus plötzlich gegenüberstand, hatte ich nur einen einzigen Gedanken: Ich war so gewöhnt daran, jeden Morgen neben diesem Gesicht aufzuwachen. Ich kenne jede Linie darin, die Form seines Mundes und die Geschichte der fast unsichtbaren Narbe auf der linken Stirnseite. Ich senke den Blick und betrachte...
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