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Der unsichtbare Killer

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
1136 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am20.09.20131. Aufl. 2013
Newcastle im Jahr 2142. Detective Sidney Hurst untersucht einen brutalen Mord und stellt dabei fest, dass es sich um einen Serientäter handeln muss. Zwanzig Jahre zuvor sind schon einmal Menschen auf dieselbe bestialische Weise ermordet worden, aber nicht auf der Erde, sondern auf dem Tropenplaneten St. Libra. Damals wurden die Morde einer unbekannten außerirdischen Spezies zugeschrieben. Eine Expedition reist zu der Dschungelwelt, um nach Hinweisen zu suchen. Dann beginnen die Morde von Neuem ...



'Überaus beeindruckend. Wir wiederholen es gern wieder: Niemand versteht sich auf große SF so sehr wie Hamilton' SFX
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Produkt

KlappentextNewcastle im Jahr 2142. Detective Sidney Hurst untersucht einen brutalen Mord und stellt dabei fest, dass es sich um einen Serientäter handeln muss. Zwanzig Jahre zuvor sind schon einmal Menschen auf dieselbe bestialische Weise ermordet worden, aber nicht auf der Erde, sondern auf dem Tropenplaneten St. Libra. Damals wurden die Morde einer unbekannten außerirdischen Spezies zugeschrieben. Eine Expedition reist zu der Dschungelwelt, um nach Hinweisen zu suchen. Dann beginnen die Morde von Neuem ...



'Überaus beeindruckend. Wir wiederholen es gern wieder: Niemand versteht sich auf große SF so sehr wie Hamilton' SFX
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838724676
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum20.09.2013
Auflage1. Aufl. 2013
Seiten1136 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2563 Kbytes
Artikel-Nr.2271648
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Montag, 14. Januar 2143

Das laute Summen des Weckers zerrte Sid aus dem Schlaf. Seufzend streckte er den Arm nach der Schlummertaste aus.

»Oh nein, das wirst du nicht.« Jacinta griff über ihn hinweg und packte seine Richtung Wecker wandernde Hand.

Er seufzte abermals, lauter diesmal und frustriert. Der Alarm plärrte ungerührt weiter. »Herrgottnochmal, Schatz, ist ja schon gut.« Er schwang seine Beine aus dem Bett. Erst da hielt sie es für verantwortbar, seine Hand loszulassen. Augenblicklich ließ er sie rachsüchtig auf den Wecker hinabfahren, und das abscheuliche Geräusch verstummte. Er gähnte. Seine Augen tränten, und er fühlte sich, als hätte er maximal zehn Minuten geschlafen. Es war kalt im Zimmer, trotz der erneuerten Klimaanlage, die hinter den Deckenschlitzen vor sich hin schnurrte.

Jacinta kletterte auf ihrer Seite ebenfalls aus dem Bett. Sid nahm den Wecker und hielt ihn sich dicht vors Gesicht - nur so vermochte er die leuchtenden grünen Zahlen zu entziffern.

6:57 Uhr.

»Scheiße.« Er konnte nicht aufhören zu gähnen. Sein Bodymesh hatte Wachstatus registriert und wartete die voreingestellte Minute ab, bevor es die Displays und Audiotöne aktivierte. Dann entfalteten die Iris-Smartcells das Geisterpantheon vor seiner Sicht, welches ihr grundlegendes Icon-Rasternetz darstellte.

»Wann bist du denn nach Hause gekommen?«, fragte Jacinta. Sie sah ihn verwundert an. Er schaffte es, im Gegenzug schwach zu grinsen, und genoss einen Moment lang einfach nur ihren Anblick. Jacinta war bloß drei Jahre jünger als er, aber die Zeit war an ihr so viel spurloser vorübergegangen. Ihr Haar war jetzt kürzer als damals in London, als sie sich kennengelernt hatten, aber immer noch üppig und um diese Morgenstunde stets ungezähmt und zerzaust. Und auch ihre Figur war noch genauso tipptopp, schlanker, als man es bei einer Mutter von zwei Kindern annehmen würde. Das war alles in erster Linie auf ihre große Entschlossenheit zurückzuführen. Ohne ein überflüssiges Pfund und mit ihren durch eiserne, regelmäßige Gymnastikübungen trainierten Muskeln war sie zum Anbeißen fit. Am meisten von allem aber war es ihre Haut, die über ihr Alter hinwegtäuschte; sie war so glatt und straff wie seit eh und je und schien jedem Fältchen erfolgreich zu trotzen. Was allerdings nicht gar so erstaunlich war angesichts des Umstands, dass sie die Hälfte ihres OP-Schwestern-Gehalts für Cremes, Lotionen, pharmazeutische Gels und viele, viele andere Produkte aus jener Kaufhausabteilung draufgehen ließ, die Männer Angst hatten zu betreten.

Scharfe, grüne Augen spähten zu ihm hinüber, während der erste Haarclip an seinen Platz geklemmt wurde. »Hallo?«

»Ungefähr halb vier«, erwiderte er.

»Oh Liebling! Wieso? Was ist passiert?« Mit einem Mal war sie wieder das Mitgefühl selbst.

»Ich hatte einen Eins-Null-Eins.«

»Nein! Am ersten Abend schon wieder? Das ist echt Pech.«

»Es kommt noch schlimmer«, sagte er. »Erzähl´s auf der Arbeit bitte nicht rum, okay - aber das Opfer ist ein North.«

»Ach du Scheiße«, stieß sie halb flüsternd aus.

»Wie man´s nimmt.« Er zuckte die Achseln. »O´Rouke wird mich wohl, kaum dass die Frühschicht angefangen hat, von dem Fall abziehen.«

»Bist du sicher?«

»Oh ja. Die Untersuchung muss absolut korrekt durchgeführt werden.«

»Das kannst du doch auch«, entgegnete sie sogleich und nicht nur ein bisschen empört.

»Ja, schon.« Das war die Schande an der Sache: Er wusste, dass er die Untersuchung wirklich leiten konnte, und zwar gut leiten. Tatsächlich hatte ihm die Herausforderung, die halbe Nacht lang eine Fallstrategie auszuarbeiten, damit die Frühschicht direkt loslegen konnte, sogar ganz gut gefallen. So war das mit den Karrierekillern - wenn man es richtig machte, konnten sie genauso leicht zu einem Karrieresprungbrett werden. »Aber ich bin erst sechs Stunden wieder im Dienst.«

Sie sah ihn mit einem vielsagenden Blick an. »Ja, Schatz, aber lass uns nicht vergessen, wieso, okay? Die Norths werden jemanden wollen, von dem sie wissen, dass er gut ist.«

»Was auch immer ...«

Ein lauter Rums auf dem Flur, gefolgt von einem entrüsteten Aufschrei, kündigte den allmorgendlichen Streit zwischen William und Zara ums Badezimmer an. Prompt setzte in der nächsten Sekunde das Getrommel von Wills Fäusten gegen die Tür ein, der seine jüngere Schwester anschrie, ihn reinzulassen. »Ich kann nicht warten, du doofe Kuh«, brüllte er.

Dumpf kam ihre despektierliche Antwort zurück.

»Du wirst sie wohl heute für mich in die Schule bringen müssen«, sagte Sid, in der Hoffnung, die kleine Planänderung würde in dem allgemeinen morgendlichen Chaos nicht weiter hinterfragt.

»Von wegen!«, rief Jacinta auf. »Wir waren uns einig. Ich hab mich für heute Morgen für einen kompletten Herzaustausch eingetragen. Sauteure Retortenpumpe mit DNA-Screening und allem. Die Versicherung der Patientin zahlt alles, einschließlich Sondervergütung fürs OP-Personal.«

»Ich hab einen Eins-Null-Eins mit einem North an der Backe.«

»Hast du nicht gerade noch gesagt, dass man dich von dem Fall direkt wieder abziehen wird?«

»Ach, hör doch auf, ey.«

Sie lachte verächtlich ob seines Versuchs, den lokalen Slang, das Geordie, zu sprechen. »Mein Termin heute steht schon seit vor Weihnachten im Kalender.«

»Aber -«

Draußen auf dem Flur kam es zu einem weiteren raschen Austausch von wüsten Beschimpfungen, als Zara aus dem Badezimmer huschte und William hinein.

»Es ist ihr erster Tag nach der Pause«, sagte Jacinta. »Willst du sie etwa allein gehen lassen? Bei dem Wetter? Was ist das denn für ein Vater?«

»Es ist ja nicht so, als ob sie gerade dort anfangen würden.« Sid wusste, worauf die ganze Sache hinauslief, und sie wusste es auch. Es war lediglich die Frage, wer zuerst einknickte.

Er ... natürlich.

»Kannst du nicht Debra anrufen?«

Sie warf die Hände in die Luft. »Demnächst kriegen wir von ihr noch ´ne Rechnung präsentiert. Sie ist zurzeit fast so was wie ein Taxidienst für unsere Kinder.«

»Machen wir für ihre doch auch.«

»Ja, wenn es ein Monat mit einem W drin ist.«

Er sah sie mit seinem Hart-am-Rand-der-Verzweiflung-Blick an. Denn damit ließ sich, selbst wenn man elf Jahre verheiratet war, noch so manches bewirken.

»Okay, okay, ich ruf an«, sagte Jacinta seufzend. »Wo du ja so große Angst vor ihr hast.«

»Ich hab keine -«

»Aber wir müssen sie demnächst mal zum Essen einladen. Um uns zu bedanken und so.«

»Oh nein, einen ganzen Abend lang John? Wenn Langweiligsein ein Sport wär´, könnte er locker die Trans-Space-Meisterschaften gewinnen.«

»Bringst du sie zur Schule, oder willst du, dass ich anrufe?«

Sid knurrte und schüttelte heftig den Kopf. »Ruf an.«

Selbst jetzt noch, wo Will acht und Zara sechs Jahre alt waren, konnte Sid sich schwer daran gewöhnen, die beiden in ihren Schuluniformen zu sehen. Sie waren doch fast noch Babys, viel zu klein, um jeden Tag aus dem Haus gezerrt zu werden. Dennoch saßen sie jetzt dort am Frühstückstisch, unglaublich adrett anzusehen in ihren dunkelroten Pullis und blauen Hemden, fast wie miniaturisierte Erwachsene.

Sid begab sich daran, das Porridge zu machen. Sorgfältig prüfte er die Gütesiegel, bevor er die Packungen öffnete. Es hatte auf der Wache Gerede gegeben über Hersteller, in deren Fertigungsbetriebe sich sporadisch immer mal wieder Sonderposten verirrten, die sie auf irgendwelchen Koloniewelten eingekauft hatten, auf denen biologische Kontrollen quasi nicht existent waren und Mammon das Maß aller Dinge. Nichts, worüber man jemals etwas in den amtlichen Nachrichten erfahren würde.

»Warum fährt uns Debra heute Morgen zur Schule?«, wollte Zara wissen, während Jacinta versuchte, mit der Bürste so etwas wie Ordnung in die langen Haare ihrer Tochter zu bringen.

»Wir beide haben zu viel zu tun, Schatz. Tut mir leid«, erklärte ihr Sid. In dem Topf auf dem Induktionskochfeld begann es zu heftig zu brodeln, also schaltete er das Feld auf geringe Hitze herunter und setzte den Timer auf sieben Minuten.

»Arbeitest du wieder, Dad?«, fragte Will mit ernster Kindermiene.

»Ja, ich arbeite wieder.«

»Dann können wir es uns jetzt leisten umzuziehen?«

Sid wechselte einen Blick mit Jacinta. »Wir denken wieder darüber nach.« Sie wohnten jetzt seit fünf Jahren in dem Vierzimmerhaus in Walkergate. Ein schönes Haus eigentlich, aber leider alt und daher nicht für die heutigen kalten Winter konzipiert, weshalb es ein Vermögen kostete, es zu heizen. Nur ein Bad zu haben war eine Qual, und das Zone-Zimmer musste gleichzeitig als Essbereich dienen. Dann waren da noch die Nachbarn, die so ihre Bedenken dagegen hatten, einen Polizisten in der Straße zu wissen.

»Und was ist mit der Schule?«, protestierte Zara. »Alle meine Freundinnen sind da. Ich will nicht von hier weg.«

»Ihr bleibt an der gleichen Schule«, versicherte ihr Sid. Immerhin war es eine private, die einen ziemlichen Batzen seiner Bezüge verschlang und der Hauptgrund dafür war, dass er sich trotz des damit verbundenen Risikos die eine oder andere zusätzliche Nebeneinnahmequelle erschlossen hatte. Aber niemand schickte, wenn er eine irgendwie machbare Alternative besaß, sein Kind auf eine öffentliche Schule.

»Tatsächlich hab ich gestern Abend sogar was gefunden«, sagte Jacinta. »Ich hab mal ein bisschen in den Immobilienangeboten gestöbert.«

»Ach ja?« Das war neu für Sid. Er nippte an seinem Kaffeebecher. Die Smartcells...
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