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Insellüge

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
214 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am07.03.2018
Ein Toter gibt der Rügener Rechtsmedizinerin Leona Pirell Rätsel auf: Der Mann starb an einer Zyanidvergiftung. Das Gift befand sich in einem ausgehöhlten Zahn, weshalb zunächst der Zahnarzt des Opfers ins Visier des ermittelnden Kriminalkommissars, Peer Boström, rückt. Doch Leona glaubt nicht an dessen Schuld und begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit. Dabei kommt sie einem gut gehüteten Geheimnis auf die Spur, bei dem es um die Begleichung einer alten Schuld geht.

Maren Schwarz, Jahrgang 1964, ist eine waschechte Vogtländerin, deren Krimis auf der Insel Rügen, ihrer zweiten Heimat, oder im Vogtland spielen. Neben Kriminalromanen schreibt sie Beiträge für verschiedene Kurzkrimi-Anthologien. »Insellüge« ist bereits ihr vierter Rügenkrimi im Gmeiner-Verlag und der zweite Fall für Rechtsmedizinerin Leona Pirell. Maren Schwarz ist Mitglied im »Syndikat«.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin Toter gibt der Rügener Rechtsmedizinerin Leona Pirell Rätsel auf: Der Mann starb an einer Zyanidvergiftung. Das Gift befand sich in einem ausgehöhlten Zahn, weshalb zunächst der Zahnarzt des Opfers ins Visier des ermittelnden Kriminalkommissars, Peer Boström, rückt. Doch Leona glaubt nicht an dessen Schuld und begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit. Dabei kommt sie einem gut gehüteten Geheimnis auf die Spur, bei dem es um die Begleichung einer alten Schuld geht.

Maren Schwarz, Jahrgang 1964, ist eine waschechte Vogtländerin, deren Krimis auf der Insel Rügen, ihrer zweiten Heimat, oder im Vogtland spielen. Neben Kriminalromanen schreibt sie Beiträge für verschiedene Kurzkrimi-Anthologien. »Insellüge« ist bereits ihr vierter Rügenkrimi im Gmeiner-Verlag und der zweite Fall für Rechtsmedizinerin Leona Pirell. Maren Schwarz ist Mitglied im »Syndikat«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839256305
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum07.03.2018
Reihen-Nr.2
Seiten214 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2542372
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

3. Kapitel

Leona hätte die vor ihr liegende Strecke mit verbundenen Augen zurücklegen können, so vertraut war sie ihr inzwischen. Erst Sellin, dann Baabe, danach die lange Gerade bis zum Kreisverkehr. Noch ein paar Kilometer und sie wäre zu Hause. Nur, dass zuvor noch ein Einsatz auf sie wartete. Ein ungeklärter Todesfall mit verdächtiger Auffindesituation, hatte es am Telefon geheißen. So dicht, wie der Verkehr mittlerweile war, konnte es nicht mehr weit sein. In der Ferne aufflackerndes Blaulicht bestätigte ihre Vermutung. Die Polizei hatte eine schmale Rettungsgasse gebildet, gerade breit genug, um ungehindert durchzukommen. Leona fuhr bis an den mit rot-weißem Flatterband abgesperrten Bereich heran.

Als sie ausstieg, kam ihr Peer Boström, seit Jahren ein guter Freund und gleichzeitig der in dem Fall ermittelnde Kriminalkommissar, mit aufgespanntem Regenschirm entgegen. Seine Miene verriet Verwunderung und eine Spur von Befangenheit. Auch wenn er versuchte, sich nichts davon anmerken zu lassen. »Schön, dich zu sehen«, begrüßte er sie mit einem zaghaften Lächeln. »Ich wusste gar nicht, dass du schon wieder im Dienst bist.«

Während Leona sich zu ihm unter den Schirm flüchtete, warf er einen verstohlenen Blick auf ihren Knöchel. Anscheinend hatte die Sprunggelenkfraktur keine dauerhaften Schäden hinterlassen.

»Ich denke, die Zeit war reif«, erwiderte Leona. »Das Leben muss schließlich weitergehen.«

Für einen Moment standen sie so dicht beieinander, dass Peer dem Impuls widerstehen musste, sie in seine Arme zu schließen. Allein die Vorstellung verursachte einen wohligen Schauer. Dabei wusste er genau, wie gefährlich es war, mit dem Feuer zu spielen. Noch einmal würde er bestimmt nicht so glimpflich davonkommen wie damals in jener Finnhütte, in die dieser Wahnsinnige Leona verschleppt hatte. In seiner grenzenlosen Erleichterung darüber, dass sie noch am Leben war, hatte Peer einen unverzeihlichen Fehler begangen. Und obwohl Leona weder ihm gegenüber noch gegenüber seiner Freundin Marlies je ein Wort darüber verloren hatte, ahnte er, dass sie genau wusste, was er für sie empfand.

Mit einem verhaltenen Seufzer zwang Peer seine Gedanken in die Gegenwart zurück. Und damit zum Grund für ihr Hiersein. Er warf Leona einen besorgten Blick zu. Sie sah schmal und blass aus. Gezeichnet von dem auf sie verübten Anschlag. Peer hätte ihr gerne etwas Aufmunterndes gesagt, doch noch bevor er etwas äußern konnte, wechselte Leona das Thema: »Na dann mal los. Wo ist die Leiche?«

»Gleich um die Ecke.« Peer wies auf ein nur wenige Meter entfernt stehendes Taxi. Während er ihr eine Zusammenfassung gab, holte Leona ihren Einsatzkoffer aus dem Auto und folgte ihm durch den nunmehr nur noch leichten Nieselregen. Der Tote befand sich unter einer Einmaldecke aus dem Rettungswagen, über die sich ein provisorischer Regenschutz spannte. Um Schaulustige fernzuhalten, hatte man den Bereich abgesperrt und einen Sichtschutz errichtet. Nachdem Leona sich kurz mit dem diensthabenden Notarzt ausgetauscht hatte, ging sie neben dem Toten in die Hocke und schlug die Decke zurück. Das Erste, was ihr an dem Leichnam auffiel, war sein knallrot angelaufenes Gesicht. Sofort begannen in ihrem Kopf die Alarmglocken zu schrillen. Könnte sich um eine Vergiftung durch Kohlenmon­oxid oder Zyanid handeln, notierte sie sich in Gedanken, bevor sie dazu überging, ihre Eindrücke mit der Kamera festzuhalten. Der Tote war circa 50 Jahre alt. Die von der Polizei im Handschuhfach des Taxis sichergestellten Papiere wiesen ihn als Heintje Gutmann aus, wohnhaft in Altensien. Leona registrierte, dass der Mann sportlich durchtrainiert und gepflegt wirkte. Er war mit Jeans und einem über der Brust aufgeschnittenen Poloshirt bekleidet und lag auf dem Rücken. In genau der Position, in der ihn die beiden Rettungssanitäter nach erfolgloser Wiederbelebung zurückgelassen hatten. Sein Mund stand offen, der Unterkiefer war in Richtung Brust abgesackt. Die Farbe seiner Mundschleimhaut erinnerte Leona an reife Kirschen. Er schien keine Verletzungen zu haben. Nachdenklich betrachtete Leona seine Augen. Sie hatten einen starren Blick und unnatürlich große Pupillen, wiesen jedoch keine Einblutungen auf, die auf ein Gewaltverbrechen hätten hinweisen können. In seinem Gesicht und am Hals hatten sich kirschrote Totenflecken gebildet, deren Lage und Ausprägung der Auffindesituation entsprachen, wie sie von den Rettungssanitätern geschildert worden war. Zeugenaussagen zufolge war Heintje Gutmann plötzlich über dem Steuer zusammengesackt. Lange konnte er so nicht gelegen haben. Sonst wären die Totenflecken in seinem Gesicht durch das Lenkrad ausgeprägter. Leona ging davon aus, dass sie dort allmählich verschwinden und neue an den rückwärtigen Körperpartien auftauchen würden. Einem Impuls folgend beugte sie sich über den Mund des Toten und sog schnuppernd die Luft ein. Sie nahm jedoch nur eine säuerliche Ausdünstung wahr.

»Kannst du schon etwas sagen?«, erkundigte sich Peer, der von Leona unbemerkt hinter sie getreten war.

»Dazu ist es noch zu früh«, sagte sie und vertröstete ihn auf die für den Nachmittag anberaumte Obduktion. Sie gab dem Bestatter ein Zeichen, der schon auf seinen Einsatz wartete.

Stunden später fuhren Leona und Peer nach Greifswald in die Rechtsmedizin, wohin Gutmanns Leiche zwischenzeitlich überstellt worden war. Als sie zusammen mit dem zuständigen Staatsanwalt, Jens Graf, den Obduktionssaal betraten, war Kai Mertens, Leonas Sektionsassistent, gerade dabei, den Leichnam vorzubereiten. Obwohl er im nächsten Monat 32 wurde, wirkte er wie ein Student aus dem ersten Semester. Ein schlaksiger junger Mann mit Rastalocken und Nickelbrille. Doch Leona hatte schnell erkannt, dass man gut daran tat, sich nicht von seinem Äußeren täuschen zu lassen. Sie begrüßten einander kurz.

Leona, die ihre Alltagskleidung inzwischen gegen einen grünen Kittel mit Gummischürze und eine Plastikhaube für ihre Haare eingetauscht hatte, ließ ihren Blick über den auf dem Autopsietisch liegenden Mann gleiten. Das blendend weiße Licht verlieh ihm ein gespenstisches Aussehen. Ein Eindruck, der durch die kirschroten Totenflecke verstärkt wurde. »Lässt sich schon sagen, woran er gestorben ist?«, erkundigte der Staatsanwalt sich, der ihrem Blick gefolgt war.

»Klarer Fall von Zyanidvergiftung«, kam Kai Mertens ihr zuvor. Die Worte waren ihm so selbstverständlich über die Lippen gekommen, dass es Leona für einen Moment die Sprache verschlug. Sie war zwar einiges von ihrem Sektionsassistenten gewöhnt. Doch dass er sich so weit aus dem Fenster lehnte, hatte sie bis jetzt noch nie erlebt. Noch dazu vor versammelter Mannschaft.

»Wenn das so ist, können wir ja auf die Obduktion verzichten.« Leonas sarkastischer Ton schien seinen Zweck nicht zu verfehlen.

»Tut mir leid. Ich wollte nicht â¦«

»Ihre Entschuldigung können Sie sich sparen«, fiel Leona ihm ungewohnt heftig ins Wort. »Wenn Sie jetzt bitte an Ihren Platz gehen würden, damit wir anfangen können.«

Obwohl ihr Tonfall klarstellte, dass es besser war, ihrer Aufforderung nachzukommen, rührte Kai Mertens sich nicht vom Fleck. »Wollen Sie denn gar nicht wissen, wie ich darauf gekommen bin?«, beharrte er trotzig.

Bevor Leona etwas erwidern konnte, hörte sie ihn sagen, er habe es gerochen. Das musste sie erst mal verdauen. Was, wenn er recht hatte? Sie hatte ja selbst auf eine Zyanidvergiftung getippt. Verunsichert beugte sie sich über das Gesicht des Toten und sog noch einmal schnuppernd die Luft ein. Doch da war nichts. Nicht einmal ein Hauch von Bittermandel. »Also ich kann nichts riechen«, entgegnete sie.

Ihre Worte ließen Kai Mertens hinter seiner Nickelbrille erröten. »Keine Sorge, das ist genetisch bedingt.«

Leonas grüne Augen sprühten vernichtende Blitze. »Was soll das heißen?«

»Dass nur etwa 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung den für Blausäure, und damit auch für Zyanid, typischen Bittermandelgeruch wahrnehmen kann.« Kai Mertens trat einen Schritt beiseite. »Die Herren können sich gerne davon überzeugen.«

»Nicht nötig«, wiegelte Peer ab, um die fast greifbare Spannung, die sich in dem Raum ausgebreitet hatte, nicht noch zu verstärken.

»Wir glauben Ihnen auch so«, pflichtete ihm der Staatsanwalt bei. »Wenn wir jetzt endlich beginnen könnten«, fügte er mit Blick auf die über der Tür hängende Uhr hinzu.

Man konnte Leona ansehen, wie peinlich ihr die Situation war. Was musste der Staatsanwalt von ihr denken? Dass ihr nicht einmal die einfachsten Zusammenhänge bekannt waren? Dabei hatte sie während ihres Studiums durchaus von diesem Geruchsphänomen gehört. Theoretisch zumindest. Nur war ihr in der Praxis bislang noch kein Fall untergekommen, an dem sie ihr Wissen hätte austesten können. Aber vielleicht würde sich das mit dem heutigen Tag ja ändern. Einmal war schließlich immer das erste Mal.

Leona hob die Hand, um das über dem Sektionstisch angebrachte Diktiergerät einzuschalten. Während sie sich über Geschlecht, Alter und Gewicht ausließ, nahm sie sich vor, ein ernstes Wort mit ihrem Assistenten zu reden. Was er gesagt hatte, klang zwar einleuchtend, gab ihm aber noch lange nicht das Recht, sie vor versammelter Mannschaft bloßzustellen.

Nachdem Leona sich einen allgemeinen Eindruck vom äußeren Zustand der Leiche verschafft hatte, wandte sie sich dem Kopf des Toten zu. Er hatte für sein Alter erstaunlich dichtes braunes Haar, das an den Schläfen ergraut war. Sie betrachtete sein Gesicht. Es war schmal, fast schon hager. Ein Eindruck, der durch die Hakennase verstärkt wurde. Leonas Hände...

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Autor

Maren Schwarz, Jahrgang 1964, ist eine waschechte Vogtländerin, deren Krimis auf der Insel Rügen, ihrer zweiten Heimat, oder im Vogtland spielen. Neben Kriminalromanen schreibt sie Beiträge für verschiedene Kurzkrimi-Anthologien. »Insellüge« ist bereits ihr vierter Rügenkrimi im Gmeiner-Verlag und der zweite Fall für Rechtsmedizinerin Leona Pirell. Maren Schwarz ist Mitglied im »Syndikat«.