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Irrglaube

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
347 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am07.03.20182024
»Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen!« Alles beginnt mit leblosen Körpern im Offenburger Gifizsee sowie geheimnisvollen Zeichen, Buchstaben und Zahlen. Nur eine Warnung gegen Sittenverfall? Ein junger Kommissar vermutet mehr und ermittelt auf eigene Faust. Als er tot aufgefunden wird, nehmen Kriminalhauptkommissar Berger und seine Kollegin Tammy in der »Soko Gifiz« die Ermittlungen auf. Die Ermittler werden zunächst in die Irre geführt. Doch dann entdeckt Berger beängstigende Zusammenhänge ...

Willi Keller - Autor und ehemaliger Nachrichtenredakteur des SWR - sammelt Sagen, die er seit den 1980er-Jahren in mehreren Büchern veröffentlicht hat. Er liebt das Erzählen, die Fantasie und die Ortenau. Mit »Irrglaube« legt er seinen ersten Roman vor. Darin zeigt er, dass er nicht nur nacherzählen, sondern selbst spannende Geschichten und lebendige Figuren erfinden kann. Mit besonderem Geschick und gut recherchierten Details verknüpft er aktuelle politische Themen mit Lokalkolorit der Ortenau. Damit erfüllt dieser Roman (fast) alle Voraussetzungen, selbst zur Sage zu werden ...
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookPDF0 - No protectionE-Book
EUR6,99
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR6,99

Produkt

Klappentext»Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen!« Alles beginnt mit leblosen Körpern im Offenburger Gifizsee sowie geheimnisvollen Zeichen, Buchstaben und Zahlen. Nur eine Warnung gegen Sittenverfall? Ein junger Kommissar vermutet mehr und ermittelt auf eigene Faust. Als er tot aufgefunden wird, nehmen Kriminalhauptkommissar Berger und seine Kollegin Tammy in der »Soko Gifiz« die Ermittlungen auf. Die Ermittler werden zunächst in die Irre geführt. Doch dann entdeckt Berger beängstigende Zusammenhänge ...

Willi Keller - Autor und ehemaliger Nachrichtenredakteur des SWR - sammelt Sagen, die er seit den 1980er-Jahren in mehreren Büchern veröffentlicht hat. Er liebt das Erzählen, die Fantasie und die Ortenau. Mit »Irrglaube« legt er seinen ersten Roman vor. Darin zeigt er, dass er nicht nur nacherzählen, sondern selbst spannende Geschichten und lebendige Figuren erfinden kann. Mit besonderem Geschick und gut recherchierten Details verknüpft er aktuelle politische Themen mit Lokalkolorit der Ortenau. Damit erfüllt dieser Roman (fast) alle Voraussetzungen, selbst zur Sage zu werden ...
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839256329
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum07.03.2018
Auflage2024
Reihen-Nr.1
Seiten347 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1996 Kbytes
Artikel-Nr.2542373
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

A

Auftakt des täglichen Bibelstudiums war meist ein kurzer Text aus dem Johannesevangelium. An diesem besonderen Tag wählte er die »klassischen« Sätze:

»Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ward durch dasselbe, und ohne dasselbe ward auch nicht eines, das geworden ist.«

Er liebte diese liedhafte Strophe aus dem Johannesevangelium über alles. Sie leitete das Evangelium ein und pries die Stärke des Wortes. In jedem Wort war Gott. Das spürte er sofort, wenn er die Bibel aufschlug und ihre Wörter und Sätze in sich aufnahm. Ein heiliger Akt! Die Bibel war eine Quelle der Kraft für ihn. Aus ihr sprach Gott zu ihm. Gott irrte nicht. Er war frei von Fehlern und Täuschungen.

Vor ihm lagen zwei Bibelübersetzungen. Beide waren in schwarzes Leder eingebunden und hatten einen Goldschnitt. Die Elberfelder Bibel in der Bearbeitung aus dem Jahr 1905 lag ihm eher als die Lutherbibel, weil sie textgetreuer war. Von Anfang an richtete sie sich an den aramäischen, griechischen und hebräischen Urtexten aus. Sie war nicht zu verwechseln in ihrer Ursprünglichkeit. Mit Recht verwiesen die Übersetzer auf diesen Aspekt. Es fiel ihm nicht immer leicht, die Elberfelder Bibel zu lesen, weil ihre Texte nicht so geglättet waren. Wörtlichkeit und Genauigkeit gingen vor Schönheit. Aber beim Lesen in ihr erfuhr er stärker das Wort Gottes als in der Lutherbibel. Und er holte aus ihr mehr Kraft als aus den anderen Übersetzungen. Das war ihm schon früh aufgefallen. Gerade jetzt brauchte er die Kraft des Wortes. Im Regal standen Dutzende weitere Bibeln, ältere und neuere Übersetzungen. Darunter auch die neue katholische Bibel. Die evangelische und die katholische Kirche beanspruchten für sich, mit ihren Textrevisionen wieder dem Ursprung nahe zu sein. Es änderte nichts an seiner Einstellung. Am meisten Energie schöpfte er aus der alten Elberfelder Bibel. Sie hielt sich am meisten von allen zurück mit modernen Kommentierungen und Übersetzungen.

Interpretationen lehnte er grundsätzlich ab. Er hasste Kommentare und moderne Bibelauslegungen. Erklärungen akzeptierte er nur bis zu einem gewissen Grad. Die Exegeten der Jetztzeit zerstörten die Grundlage der Bibel. Sie nahmen ihr das Mystische, das Geheimnisvolle, das Göttliche. Sie vermenschlichten Jesus, indem sie seine vielen Wunder infrage stellten oder interpretierten. So entkräfteten sie ihn und machten aus ihm einen bloßen Wanderprediger. Mit ihrer historischen Bibelkritik und ihrer Skepsis entzogen sie dem Christentum die Grundlage. Die Exegeten ließen mehr den Zeitgeist zu Wort kommen als Gott und seinen Sohn. Mit falscher und liberaler Bibelauslegung richteten sie großen Schaden an. Sie beschmutzten das größte Werk der Menschheitsgeschichte. Gottes Wort war so einzigartig, dass man es nicht kommentieren oder interpretieren musste. Es machte ihn wütend und zornig, wenn er an die Entwicklung der Theologie dachte. Die modernen Theologen, die heutigen Bibelausleger waren keine Fackelträger des Christentums. Sie löschten das Licht, sie traten das Feuer aus, sie verbündeten sich mit dem Teufel. Wie oft hatte er mit den »Erneuerern« der Bibel gefochten, wie viel Demütigung hatte er ertragen müssen! Einmal hatte er Exegeten Sätze aus dem Johannesevangelium entgegengeschleudert. »Jesus sprach nun zu den Juden, welche ihm geglaubt hatten: Wenn ihr in meinem Worte bleibet, so seid ihr wahrhaft meine Jünger; und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.« Das Zitat hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Verblüfft hatten die Exegeten geschwiegen. Und als sie die entsprechende Stelle in der Bibel aufgeschlagen hatten, mussten sie erkennen, dass sie nichts entgegensetzen konnten. Betreten hatten sie eingesehen, welchem Missverständnis sie mit ihrer Interpretation aufgesessen waren. Die Schande der liberalen Exegese musste getilgt werden! Und die Glut des wahren Glaubens wieder angefacht! Jedes Mal, wenn er an diese Auseinandersetzungen zurückdachte, geriet er in Rage. Er hielt inne, um sich zu beruhigen. Wutausbrüche halfen ihm in dieser so wichtigen Stunde nicht.

Er hatte alles vorbereitet. »Gib mir Kraft, Herr!«, sprach er laut. Nur die eine Taste musste er noch drücken, um den Auftrag zu versenden. Er saß unbeweglich da, wie erstarrt. Was hielt ihn zurück? Seltsam, es gelang ihm nicht, mit dem rechten Zeigefinger das entscheidende Signal zu geben.

Er erinnerte sich, wie alles vor längerer Zeit begonnen hatte. Nach einem vertieften Studium der Offenbarung des Johannes hatte er eine Vision gehabt. Er sah diesen See vor sich. Ruhig lag das Gewässer in einem Morgenlicht, das er nicht beschreiben konnte. Bedeutete es Voraussehung, Aufbruch, Umbruch, Gutes oder Böses? Dünne Schleierwolken zogen vorbei. Er saß auf der obersten Reihe des Amphitheaters. Die Schleierwolken dehnten sich aus und wechselten die Farbe, bis der ganze Himmel bedeckt war mit einem dunklen Teppich. Ein starker Sonnenstrahl durchbrach die himmlische Finsternis und traf mit voller Wucht den See. Plötzlich wallte er auf und fing an zu brodeln wie kochendes Wasser. Und aus dem dampfenden See schossen nacheinander die vier apokalyptischen Reiter empor, wie dem Holzschnitt Albrecht Dürers entsprungen, jeder mit einer Waffe in der Hand. Es gab jedes Mal ein starkes Sauggeräusch, wenn ein Reiter aus dem See auftauchte. Der erste Reiter ritt auf einem weißen Pferd und hielt einen Bogen, der zweite auf einem feuerroten Pferd und war bewaffnet mit einem Schwert. Der dritte Reiter mit seinem schwarzen Pferd wich ab vom Bild Dürers und der Bibel, wie er es kannte. Er hatte keine Waage in der Hand, das Symbol für Teuerung und Hungersnot, sondern schwang eine Lanze. Und der vierte Reiter entsprach auch nicht der üblichen Vorstellung. Er saß zwar auf einem fahlen Ross, hatte aber eine große Schleuder statt eines Dreizacks bei sich. In einem weiteren Punkt unterschied sich das Verhalten der Reiter aus dem See von dem in Dürers Bild. Jeder Reiter verließ den See in eine andere Himmelsrichtung. Nach kurzer Zeit beruhigte sich der See wieder und strahlte eine Ruhe aus, als wäre nichts geschehen. Das Morgenlicht glänzte golden und spiegelte sich im Wasser. Für ihn waren die apokalyptischen Reiter aus dem See ein Aufgalopp, das Zeichen, dass die Zeit gekommen war, die Hure Babylon, die gottesfeindliche Macht, zu zerstören. Er hatte einen göttlichen Auftrag bekommen.

Die Vision von den Reitern im See hatte ihn stark mitgenommen, so wie keine vor ihr. Sie hatte seinen ganzen Körper beben lassen. Er war schon mehrfach von Visionen heimgesucht worden, im wachen Zustand und im Traum. Die im wachen Zustand forderten alles von ihm. Sie raubten ihm stunden- und oft auch tagelang die Kraft. Wenn diese Phase vorüber war, durchströmte erstaunlicherweise neue, stärkere Energie seinen Körper und seinen Geist. Nachdem er sich erholt hatte, erzählte er dem ersten Jünger von seinem Erlebnis mit den apokalyptischen Reitern. Niemandem sonst hatte er verraten, was er gesehen hatte. Sie müssten sich von jetzt an auf die Zukunft vorbereiten, vertraute er dem ersten Jünger an. Der erste Jünger schaute ihn verblüfft an, fast ungläubig. Er baute sich vor seinem Lieblingsjünger auf und sah ihm fest und lange in die Augen. Es wirkte wie ein Kräftemessen. Nach einer Weile sagte der erste Jünger, er werde ihm bedingungslos folgen. Seine Worte hatten wie ein heiliges Versprechen geklungen. Seither richteten sie ihre Kraft auf ihren großen Plan, auf ihren göttlichen Auftrag.

Aber wo versteckte sich jetzt diese Kraft, die er so nötig hatte? Warum fing er an zu zögern? Sie waren sich doch so sicher in ihrem Vorhaben, so fest in ihrem Glauben. Natürlich wussten sie, dass sie alle Brücken abbrachen. Aber das wollten sie. Die Entscheidung war getroffen. Alles hing von ihm ab. Ihm hatten sie es übertragen, das Zeichen zu setzen. Er musste den Posaunenstoß geben, der die Mauern einstürzen lassen und alles verändern würde.

»Und ich sah die sieben Engel, welche vor Gott stehen; und es wurden ihnen sieben Posaunen gegeben. Und ein anderer Engel kam und stellte sich an den Altar, und er hatte ein goldenes Räucherfaß; und es wurde ihm viel Räucherwerk gegeben, auf daß er Kraft gebe den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar, der vor dem Throne ist. Und der Rauch des Räucherwerks stieg mit den Gebeten der Heiligen auf aus der Hand des Engels vor Gott. Und der Engel nahm das Räucherfaß und füllte es von dem Feuer des Altars und warf es auf die Erde; und es geschahen Stimmen und Donner und Blitze und ein Erdbeben. Und die sieben Engel, welche die sieben Posaunen hatten, bereiteten sich, auf daß sie posaunten.«

Die Worte aus der Offenbarung des Johannes rauschten durch seinen Kopf. Er versuchte noch einmal Kraft zu sammeln. So sehr er sich auch anstrengte, die Kraft wollte nicht kommen. Etwas anderes begann sich zu sammeln. Wie Nager tauchten Zweifel auf und begannen an ihm zu fressen. Konnte er sich auf alle verlassen? Fand der erste Jünger nicht immer Widerworte? Wollte er ihm, dem Meister, wirklich folgen, wie er es nach der Vision so felsenfest versichert hatte? In letzter Zeit gingen ihre Meinungen oft auseinander. Der erste Jünger war sein ältester Weggefährte. Mit ihm teilte er Freude und Leid. Und mit ihm teilte er ein dunkles Geheimnis, das sie zusammenschweißte. Blieb er ihm auf Dauer treu? Oder verriet er ihn eines Tages? Manchmal glaubte er, entsprechende Äußerungen des ersten Jüngers gehört zu haben, die auf einen kommenden Bruch hindeuteten. In letzter Zeit konnte er die Widerworte des ersten Jüngers nicht mehr so gut verkraften. Und die anderen Jünger? Konnte er sich ihrer absolut...

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Autor

Willi Keller - Autor und ehemaliger Nachrichtenredakteur des SWR - sammelt Sagen, die er seit den 1980er-Jahren in mehreren Büchern veröffentlicht hat. Er liebt das Erzählen, die Fantasie und die Ortenau. Mit »Irrglaube« legt er seinen ersten Roman vor. Darin zeigt er, dass er nicht nur nacherzählen, sondern selbst spannende Geschichten und lebendige Figuren erfinden kann. Mit besonderem Geschick und gut recherchierten Details verknüpft er aktuelle politische Themen mit Lokalkolorit der Ortenau. Damit erfüllt dieser Roman (fast) alle Voraussetzungen, selbst zur Sage zu werden ...