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Mörderische Prachtbäder

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
281 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am07.02.2018
Die Suche nach dem Gesundbrunnen ist ein gigantisches Geschäftsmodell geworden. »Wellness« lautet das Zauberwort für die Erholung zwischendurch und so mancher begibt sich während des Kurens auf Braut- oder Bräutigamsuche. Die ideale Mixtur für garstige Krimistorys! Ob Korruption im Gesundheitswesen, ein Kadaver in der Mineralquelle oder ein Techtelmechtel während des Kurkonzerts - immer geht es darum, Widersacher, Rivalen oder Mitwisser aus dem Weg zu räumen. Und wann hat Mann/Frau endlich mal Zeit, lesend diesen Verwicklungen nachzuspüren? Natürlich während einer Kur! 11 Orte: Bad Brambach: Sachsen Bad Lobenstein: Thüringen Franzensbad: Tschechien Bad Steben: Bayern Bad Brückenau: Bayern Bad Kissingen: Bayern Bad Staffelstein: Bayern Bad Bocklet: Bayern Bad Elster: Sachsen Karlsbad: Tschechien Marienbad: Tschechien

Friederike Schmöe ist in Coburg geboren und aufgewachsen. Bereits früh wurde sie zur Büchernärrin - eine Leidenschaft, der die Universitätsdozentin heute beruflich nachgeht. In ihrer Schreibwerkstatt in der Weltkulturerbestadt Bamberg verfasst sie Kriminalromane und Kurzgeschichten, gibt Kreativitätskurse für Kinder sowie Erwachsene und veranstaltet Literaturevents. Petra Steps ist eine waschechte Vogtländerin, wurde jedoch 1959 im Kuckucksnest Zwickau geboren. Sie ist Diplomphilosophin und Hochschulpädagogin, Journalistin, Herausgeberin und Autorin. Für den Förderverein Schloss Netzschkau e.V. veranstaltet sie die KrimiLiteraturTage Vogtland. Weitere beteiligte Autoren: u.a. Sabine Fink, Tessa Korber, Roland Spranger und viele andere.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDie Suche nach dem Gesundbrunnen ist ein gigantisches Geschäftsmodell geworden. »Wellness« lautet das Zauberwort für die Erholung zwischendurch und so mancher begibt sich während des Kurens auf Braut- oder Bräutigamsuche. Die ideale Mixtur für garstige Krimistorys! Ob Korruption im Gesundheitswesen, ein Kadaver in der Mineralquelle oder ein Techtelmechtel während des Kurkonzerts - immer geht es darum, Widersacher, Rivalen oder Mitwisser aus dem Weg zu räumen. Und wann hat Mann/Frau endlich mal Zeit, lesend diesen Verwicklungen nachzuspüren? Natürlich während einer Kur! 11 Orte: Bad Brambach: Sachsen Bad Lobenstein: Thüringen Franzensbad: Tschechien Bad Steben: Bayern Bad Brückenau: Bayern Bad Kissingen: Bayern Bad Staffelstein: Bayern Bad Bocklet: Bayern Bad Elster: Sachsen Karlsbad: Tschechien Marienbad: Tschechien

Friederike Schmöe ist in Coburg geboren und aufgewachsen. Bereits früh wurde sie zur Büchernärrin - eine Leidenschaft, der die Universitätsdozentin heute beruflich nachgeht. In ihrer Schreibwerkstatt in der Weltkulturerbestadt Bamberg verfasst sie Kriminalromane und Kurzgeschichten, gibt Kreativitätskurse für Kinder sowie Erwachsene und veranstaltet Literaturevents. Petra Steps ist eine waschechte Vogtländerin, wurde jedoch 1959 im Kuckucksnest Zwickau geboren. Sie ist Diplomphilosophin und Hochschulpädagogin, Journalistin, Herausgeberin und Autorin. Für den Förderverein Schloss Netzschkau e.V. veranstaltet sie die KrimiLiteraturTage Vogtland. Weitere beteiligte Autoren: u.a. Sabine Fink, Tessa Korber, Roland Spranger und viele andere.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839256480
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum07.02.2018
Seiten281 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2542381
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Friederike Schmöe:
Tod einer Ringelnatter
Bad Bocklet

»Kriegt denn hier verdammt noch mal keiner einen anständigen Kaffee zustande?« Angeekelt hielt der Mann mit dem eng geschnittenen, schwarzen Doc-Holliday-Hemd einen Kaffeebecher von sich weg.

»Jetzt bleib mal cremig, Satchmo! Der ist gebraut mit dem bayerischen Staatspulver.«

»Verkauf mich nicht für blöd, ja!«

»Nicht so einfach, sich nach dem Urlaub wieder auf der Arbeit einzuleben, wie?«

»Ich war nicht im Urlaub, verflucht, ich war mit der Big Band der bayerischen Polizei auf Tournee.« Hauptkommissar Frank Loscher, genannt Satchmo, stieß mit dem Fuß die Schublade zu, in der seine Kollegin Benyta gerade nach Zucker gesucht hatte.

»Hej, beinahe hatte ich meine Finger drin.«

»Scheiß drauf. Was ist los in Bocklet?«

Benyta Girndt verschränkte die Arme. Sollte sie noch länger gezwungen sein, mit Satchmo zusammenzuarbeiten, würde sie früher Invalidin werden, als sie »Pops« sagen konnte.

»Es sind ein paar viele Tote in Bocklet, das ist los. Normalerweise passiert hier nie was, außer mittelgroße Volksaufstände gegen durchgeknallte Landschaftsarchitektur, die sich nach Jahren von selber beruhigen. Aber jetzt â¦«

Sie warf Satchmo die Tatortfotos zu. Er rümpfte die Nase. »Okay â¦«

»Das sind die Einzelteile von einem Iltis. Die Viecher stinken auch noch im toten Zustand wie die Brunnenpest.«

»Komm zum Punkt!«

»Also, es hat sich niemand was dabei gedacht! Tote Iltisse sind â¦«

»Scheiß auf den Iltis, Kleine! Da war doch noch was, nicht wahr, vor dem Iltis?«

Er wusste mal wieder bestens Bescheid, obwohl er zwei Wochen lang Jazz gespielt hatte.

»Eine Ringelnatter.«

»Im Trinkbrunnen. Im Allerheiligsten. Verfickt, Benyta!«

Sein Gefluche ging ihr auf die Nerven.

»Ich will dir was sagen, Kleine!« Er sprang vom Stuhl, als hätten die Sprungfedern des sperrmüllreifen Sitzes ihn in die Luft katapultiert. »Sobald Schlangen im Spiel sind, wird es ernst. Die sind zu symbolisch, kapiert?«

Benyta nickte. Wenn Satchmo, alias Frank, in dieser Stimmung war, hielt man besser den Mund.

»Man sagt uns Bullen nicht gerade Feingefühl nach. Aber als Jazzer kann ich dir bestätigen: Das meiste, was geschieht, ist Emotion. Symbolik. Reine Symbolik. Zeichen, die für etwas stehen, und wir sind die Übersetzer. Leuchtet ein?« Er trat näher an Benyta heran. Sie roch seinen Zimtatem. Er kaute immer noch »Big Red«. Er war so was von retro.

»Leuchtet ein.«

»Also: Wofür steht die Ringelnatter, hm? Finde es raus, wenn du es noch nicht weißt, aber ich sage dir, hier ist eine Heilung im Gang, Heilung durch Neuanfang.«

»Das hoffen die Gesundheitsmanager, dass in Bocklet Heilung im Gang ist«, murmelte Benyta.

Frank hörte schon nicht mehr zu. Er klopfte mit der Spitze seiner Chelseas einen Rhythmus auf das Linoleum.

Symbolik ist gut, dachte Benyta. Aber wo zum Teufel ist die Symbolik des Iltisses?

Ich war auch mal so.

So blond, so schlank. Ich trug einen weißen Nickipulli und dazu Jogginghosen und Chucks und sah zum Anbeißen aus.

Das war, bevor ich in diesem Kaff gelandet bin, eingeschlossen in einem Kessel aus Grün, einer ländlich-sittlichen Manege, der beständigen Beobachtung ausgeliefert. Und dann zwingen sie mich auch noch, dieses Rostwasser zu trinken. Da kann ich ja gleich jeden Abend eine Handvoll Pfennignägel lutschen. Kommt wahrscheinlich aufs Selbe raus, abgesehen davon, dass die Pfennignägel vermutlich weniger Arsen enthalten als das Wasser aus der Stahlquelle. Pardon, der Balthasar-Neumann-Quelle. Mit Verlaub, nichts gegen den großen Baumeister, der auch dem niedlichen Bad Bocklet seinen Stempel aufgedrückt hat. Und der barocke Brunnenbau  12 verströmt einen gewissen Charme, wer will das bestreiten.

Ich hasse Barock.

Wahrscheinlich hat mich nur die junge, blonde Frau im weißen Nicki demoralisiert, die vor einer Minute aus der Buchhandlung gestürmt kam, einen Stoffbeutel in ihren Fahrradkorb pfefferte und flugs eine Message in ihr Handy tippte, während ein putziger Rauhaardackel an ihren Knöcheln schnüffelte.

Liebesdinge. Romantische Digitalbotschaften. Das sanfte Flirren, wenn die Antwort eintrudelt. Pling. Ein leises Lächeln, das auf dem Gesicht aufscheint wie ein Sonnenstrahl. Das Selbstbewusstsein der frühen Erwachsenenjahre, ganz natürlich und zart zur Schau getragen, noch nicht infrage gestellt oder angekratzt. Der Mensch als Trickkünstler der Fröhlichkeit.

Ich muss aufstoßen. Anzunehmen, dass eine gehörige Portion Rostflocken mitkommt. Sämtliche Trinkbrunnen in Bocklet weisen einen vom Türkisblauen ins tiefe Rostrot übergehenden Belag auf. Der kommt von den ganzen Anionen und Kationen und sonstigen chemischen Stoffen, die in dem Wasser gelöst sind. Einfach widerlich. In der Wandelhalle  13 weisen sie die Hauptbestandteile aus. Fügen einen dezenten Hinweis dazu, dass das Rostwasser als Arzneimittel zu verstehen sei und auch geringe Mengen an Arsen enthalte. Danke, mir ist der Durst nach einem ersten Blick auf die durchgeschwitzten Senioren in beigen Popelinehosen bereits gänzlich vergangen. Warum haben die keinen Trinkbrunnen, aus dem Granatapfel-Manhattan fließt? Vermutlich muss man für so was nach Las Vegas.

Die Blonde erinnert mich so sehr an mich selbst. An meine Lebensfreude, die mir irgendwann auf dem langen Weg in die 40er-Jahre abhandengekommen ist. Wie auch ein Mann, von dem ich mal annahm, er sei auf meiner Seite. Bis er wenig später meine rothaarige Lieblingskollegin beritt.

Ich bin nach Bocklet gekommen, weil ich auf der Arbeit zusammengebrochen bin. Beim Lesen der 124. Mail an einem linden Frühsommertag gegen 17.30 Uhr am Nachmittag. Manche Arbeitnehmer lassen um diese Zeit ihren Schraubenschlüssel fallen. Menschen wie ich drehen um diese Uhrzeit noch einmal so richtig auf.

Bis zu jenem Nachmittag. Da ging plötzlich nichts mehr. Meine Brust war wie zugeschnürt. Ich bekam kaum noch Luft. Meine Finger lagen schwer auf der Tastatur. Ich sah meine rot lackierten Fingernägel, die blutroten Mäuler von zehn weißen Maden. Unbeweglich, wie festgeklebt. Unmöglich, »sehr geehrter« oder auch nur ein »@« zu tippen.

Meine Kollegin Nadja hörte ich kaum. Alles rauschte. Wie Regen. Nur, dass die Sonne schien. Sie musste eine Weile mit mir gesprochen haben, denn irgendwie drang so etwas wie eine menschliche Stimme durch den Pseudoregen zu mir durch.

»Carmen?«

Und ich reagierte. Mit dem Zucken meiner Lider, bevor sie sich für die nächsten paar Stunden schlossen, von denen ich nichts in Erinnerung behalten habe außer einen durchdringenden Geruch nach »Romance«.

Burn-out.

Damit knallen sie dir was vor den Latz.

Du holtest mich im Krankenhaus ab. Ich sah keinen Grund, dort zu bleiben, aber ich war für zwei Wochen krankgeschrieben, dann sollte ich mich soweit erholt haben, dass ich wieder funktionierte. Und ich hatte ja dich zu Hause. Jemanden, der was von der Psychomaterie verstand. Wenn auch auf etwas anderem Gebiet.

Einen Tag vor meiner Rückkehr ins Büro fand ich dich mit Nadja in der verfänglichsten aller Situationen. Ich hatte einen Termin beim Zahnarzt, zur Prophylaxe, aber die hatten das Datum verwechselt, also ging ich gleich wieder heim. Die Sonne brannte, Menschen spazierten mit Eistüten und Coffee-to-go durch die Fußgängerzone. Ich sehnte mich nach meinem Bett in unserer kühlen Altbauwohnung hinter frostig blauen Plissees.

Als ich die Wohnungstür aufschloss, roch ich etwas.

Nur ganz zart.

Ich dachte an nichts. Aber in unserem kühlen Bett fand ich dich - auf Nadja. Ersparen Sie mir die Peinlichkeit, die folgenden zwölfeinhalb Minuten zu schildern.

Als ihr beide weg wart, hing immer noch der Geruch von »Romance« in der Wohnung.

Jetzt hänge ich in Bad Bocklet fest. Man serviert mir ein individuell zugeschnittenes Programm, das gegen meine emotionale Erschöpfung wirken soll. Man jagt mich durch die Maschinerie von kognitivem Verhaltenstraining, Beratungsgesprächen, Musikmeditation, Entspannungsübungen, Yoga, Kommunikationstraining, Kunsttherapie. Gestern erst musste ich ein Tier malen. Ich wählte die Ringelnatter. Weder Konzept noch Ausführung stießen auf viel Verständnis. Wahrscheinlich betrachten sie mich als hoffnungslosen Fall, für den es nur eine Rettung gibt: das endgültige Ende. Ein spektakuläres Finish.

Hej, ich habe den Hintern meines Ehemanns zwischen den schlanken und perfekt epilierten Fesseln meiner Lieblingskollegin auf und ab gleiten sehen. Und dabei ist eine Schlange durch mein Hirn gekrochen â¦

Eine Schlange, die man tot im Trinkbrunnen fand. Feinsäuberlich in zwei Teile geteilt. Was sich bei einer Schlange sozusagen anbietet.

Zum Glück schwingt sich die Blonde in ihrem makellosen Nicki endlich aufs Rad und tritt in die Pedale. Sie regt mich wirklich auf, die heitere Kleine. Der Dackel läuft hechelnd neben ihr her. Sie lächelt mir zu. Will einfach freundlich sein. In 20 Jahren lutschst du auch Pfennignägel, denke ich. Oder du hast schon Schluss gemacht. Hau endlich ab aus meinem Gesichtsfeld.

Ich schlendere zu »Kunzmann s«.  14 Das Hotel-Restaurant ist mein abendlicher Chill-out. Hier werden auch alleinstehende weibliche Gäste zuvorkommend behandelt, und es gibt diesen Granatapfel-Manhattan, den ich mir als...

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Friederike Schmöe ist in Coburg geboren und aufgewachsen. Bereits früh wurde sie zur Büchernärrin - eine Leidenschaft, der die Universitätsdozentin heute beruflich nachgeht. In ihrer Schreibwerkstatt in der Weltkulturerbestadt Bamberg verfasst sie Kriminalromane und Kurzgeschichten, gibt Kreativitätskurse für Kinder sowie Erwachsene und veranstaltet Literaturevents.
Petra Steps ist eine waschechte Vogtländerin, wurde jedoch 1959 im Kuckucksnest Zwickau geboren. Sie ist Diplomphilosophin und Hochschulpädagogin, Journalistin, Herausgeberin und Autorin. Für den Förderverein Schloss Netzschkau e.V. veranstaltet sie die KrimiLiteraturTage Vogtland.
Weitere beteiligte Autoren: u.a. Sabine Fink, Tessa Korber, Roland Spranger und viele andere.