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Seidenstadt-Morde

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
282 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am07.02.20182020
Zwei Fälle lassen Hauptkommissar Jürgen Fischer vom KK 11 aus Krefeld keine Ruhe: Ein Mann ist von der Rheinbrücke gesprungen und ertrunken, und eine junge Mutter hat sich mit Tabletten vergiftet. Beide haben Abschiedsbriefe hinterlassen, alles deutet auf Selbstmord hin, und doch plagen Fischer Zweifel. Erst als sich herausstellt, dass das Baby der jungen Frau spurlos verschwunden ist, glaubt auch die Staatsanwältin Martina Becker an ein Verbrechen. Wird es Fischer gelingen, die Fälle aufzuklären?

Ulrike Renk, Jahrgang 1967, ist in Dortmund aufgewachsen und studierte in den USA und an der RWTH Aachen Anglistik, Literaturwissenschaften und Soziologie. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes zog Ulrike Renk an den Niederrhein und schreibt seit mittlerweile fast einem Vierteljahrhundert in der Samt- und Seidenstadt Krefeld. Mit ihrem historischen Roman »Die Australierin«, der auf wahren Begebenheiten beruht, avancierte sie zur Bestsellerautorin.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextZwei Fälle lassen Hauptkommissar Jürgen Fischer vom KK 11 aus Krefeld keine Ruhe: Ein Mann ist von der Rheinbrücke gesprungen und ertrunken, und eine junge Mutter hat sich mit Tabletten vergiftet. Beide haben Abschiedsbriefe hinterlassen, alles deutet auf Selbstmord hin, und doch plagen Fischer Zweifel. Erst als sich herausstellt, dass das Baby der jungen Frau spurlos verschwunden ist, glaubt auch die Staatsanwältin Martina Becker an ein Verbrechen. Wird es Fischer gelingen, die Fälle aufzuklären?

Ulrike Renk, Jahrgang 1967, ist in Dortmund aufgewachsen und studierte in den USA und an der RWTH Aachen Anglistik, Literaturwissenschaften und Soziologie. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes zog Ulrike Renk an den Niederrhein und schreibt seit mittlerweile fast einem Vierteljahrhundert in der Samt- und Seidenstadt Krefeld. Mit ihrem historischen Roman »Die Australierin«, der auf wahren Begebenheiten beruht, avancierte sie zur Bestsellerautorin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839257241
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum07.02.2018
Auflage2020
Reihen-Nr.2
Seiten282 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2611467
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

»Kurz vor fünf, Jürgen!« Oliver Brackhausen steckte nur den Kopf in Hauptkommissar Fischers Büro.

»Verdammte Hacke! Ich komm gleich!« Jürgen Fischer schob die Unterlagen auf seinem Schreibtisch zusammen. Er nahm noch einen letzten Zug der Zigarette, die zu zwei Dritteln in dem übervollen Aschenbecher verqualmt war. Die Luft in dem kleinen Büro war zum Schneiden, und Fischer stellte das Fenster auf Kippe. Einen Moment verharrte der leicht übergewichtige Hauptkommissar mit den raspelkurzen Haaren in der Farbe von Eisenspänen. Er blickte auf die Straße. Die Bäume trugen schon das erste frische Grün. Die 044 klingelte wütend einen Rechtsabbieger von den Schienen und bog dann in den Ostwall ein. Eine junge Frau mühte sich, ihren Kinderwagen aus der Straßenbahn zu heben. Zwei Männer, ganz wichtig mit Handys an den Ohren, standen unbeteiligt an der Haltestelle. Die Frau hatte ihre langen schwarzen Haare zu einem Knoten zusammengefasst, einzelne Strähnen lösten sich und flatterten im Frühlingswind. Die junge Mutter schimpfte auf die Männer ein, die ungerührt weiter telefonierten. Fischer schüttelte den Kopf.

Die Frau schob den Kinderwagen zur Ampel, beugte sich nach vorne, als wolle sie das Kind beruhigen.

Eine junge Mutter. Fischer nickte, endlich hatte er etwas Ordnung in seine Gedanken gebracht.

Im Besprechungsraum war die Luft abgestanden, es roch nach Bohnerwachs und altem Kaffee, schaler Rauch hing von der Morgenbesprechung im Zimmer.

Fischer öffnete zwei der vier Fenster, setzte sich dann neben Oliver Brackhausen, der noch schnell einige Ermittlungsblätter unterschrieb und sie dann zu Manfred Kleinhüskes schob.

In einer Ecke tuschelten Günther Schmidt und Roland Kaiser von den Einbrüchen miteinander.

Fischer erinnerte sich daran, wie Kaiser sich ihm vor einem halben Jahr vorgestellt hatte. »Kaiser, Roland Kaiser. Erspar dir die Witze, ich kenne sie alle schon und nein, singen kann ich auch nicht.«

Ein halbes Jahr war Hauptkommissar Jürgen Fischer nun schon in Krefeld. Die fremden Gesichter hatten Namen bekommen. Fischer war nach den ersten hektischen Wochen, als ein Verrückter eine weibliche Leiche an der Egelsberg Mühle platziert hatte, schnell akzeptiert worden.

Guido Ermter, der Chef der Kripo, stürmte in den Raum und riss beinahe zwei Stühle um. Der Polizeichef wurde in zwei Jahren 50. Sein Alter sah man ihm nicht an. Die dunklen Haare zeigten kaum graue Spuren, er war groß und muskulös. Nur der Bauch zeugte davon, dass er in den letzten Jahren eine überwiegend sitzende Tätigkeit ausübte. Immer wieder sprach er davon, wieder Sport machen zu wollen, allerdings fand er die Zeit nicht.

» n Abend. Nach den letzten etwas turbulenten Wochen scheint langsam wieder Ruhe einzukehren. Wollen mal hoffen, dass es so bleibt. Also schnell zu den offenen Fällen.« Ermter ließ sich schwer auf einen Stuhl am Kopfende des Tisches fallen.

»Regine ist noch im Druckerraum. Ein Fax von den Kollegen aus Düsseldorf hängt dort.«

»Es hängt?«

»Der Drucker streikt mal wieder.«

»Scheiß Technik. Geh sie holen, Heinz, sie kann es ja nachher bei den Einbrechern ausdrucken.«

Der Kollege nickte und verließ seufzend den Raum.

Vor zwei Wochen war ein Mann tot im Hafen aufgefunden worden, die Kehle sauber durchtrennt. Sie hatten eine Weile gebraucht, um verwertbare Spuren zu ermitteln, aber seit zwei Tagen war der Fall so gut wie geklärt.

Regine Berg leitete die Ermittlungen. Als sie nun das Besprechungszimmer betrat, bemerkte Fischer deutlich den Unterschied zu den vergangenen Tagen. Der verkniffene Zug um ihren Mund war verschwunden, sie sah fast fröhlich aus.

»Alle da?« Guido Ermter warf einen Blick in die Runde. »Was liegt an?«

»Du wirst es nicht glauben, aber im Reitstall am Breiten Dyk ist die Sattelkammer ausgeräumt worden.«

»Schon wieder?«

»Ja. Das dritte Mal in diesem Jahr. Und das, obwohl zwei Überwachungskameras eingebaut wurden.«

»Irgendetwas Interessantes auf den Bändern?«

»Nö. Ein kluges Köpfchen hat Satteldecken über die Kameras geworfen. Die Spurensicherung war da. Jede Menge Pferdehaare.«

Alle lachten.

»Okay. Wer ist dran? Günther, Roland â¦ ein weiteres Team. Manfred, Heinz?«

»Och komm, Chef, wir hatten die Viecher schon letztes Mal.«

»Na gut.« Ermters Blick fiel auf zwei junge Frauen, die gerade im Durchlauf auf verschiedenen Stationen bei der Kripo in Krefeld gelandet waren. Sie wurden Anwärterinnen genannt.

»Silke und Vera. Ihr seid mit dabei.«

Die beiden nickten ergeben.

»Was noch? Regine?«

»Wir haben das Geständnis. Der Typ hat sich einen Anwalt genommen, es wird ein wenig kitzelig, wir dürfen uns keinen Formfehler leisten. Ich möchte euch also bitten, die Spuren dreimal zu überprüfen und wasserdicht zu machen. Ansonsten seh ich den Fall als gelöst an. Bromberg hat mir für alles das Okay gegeben, ich wollte morgen noch mal zu ihm, um die Einzelheiten durchzugehen.«

»Staatsanwalt Bromberg? Der ist doch heute Nachmittag mit dem Fahrrad verunglückt. Liegt in den Städtischen, Gehirnerschütterung.« Oliver Brackhausen strich sich das dunkelblonde Haar, das schon viel zu lange keinen Frisör mehr gesehen hatte, hinter das Ohr. Er war mit Anfang 30 der Jüngste im Team.

»Wer ist jetzt Dezernent oder seine Vertretung?«

»Keine Ahnung. War doch erst heute Nachmittag.«

Ermter nickte, raffte dann seine Unterlagen zusammen. »Das war s, oder? Dann wünsche ich ein ruhiges Wochenende.«

»Ich hab noch was, Chef.« Jürgen Fischer räusperte sich.

»Ach ja?« Guido Ermter hatte sich schon halb erhoben, ließ sich aber in den Stuhl zurückfallen.

»Der Todesfall zum Nachteil von Susanne Rühtings.«

»Das war doch ein eindeutiger Suizid. Junge Frau, Tabletten auf dem Wohnzimmertisch, Abschiedsbrief. Da gibt es doch nichts zu rütteln.«

»Ich habe hier zwei ungeklärte Todesfälle. Und irgendwie macht mich einiges stutzig â¦«

»Zwei? Wieso zwei?«

»Na, der Sprung von der Rheinbrücke vorletzte Woche und dann die Rühtings.«

»Der von der Rheinbrücke hat die Jacke ausgezogen, die Schuhe und ist gesprungen, holldriho! In der Jacke war ein Abschiedsbrief. Suizid.«

»Die Leiche ist nicht auffindbar.«

»Nee, die ist den Rhein runter. Nach den letzten Regenfällen und bei dem Hochwasser ist die längst in Holland, Meisjes gucken. Also wirklich, Jürgen. Du bist urlaubsreif.« Ermter schüttelte den Kopf, verschränkte die Arme vor der Brust. Das Hemd spannte ordentlich über dem Bauch. »Du hast doch jetzt vier Tage frei. Vielleicht hängst du noch ein paar dran. Wäre ja kein Problem im Moment. Schließ die Akten und mach dich auf. Wolltest du nicht wegfahren?«

Jürgen Fischer runzelte die Stirn und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, er spürte die Stoppeln, dabei hatte er sich morgens rasiert.

»Ja, wir wollen nach Amsterdam.«

»Dann viel Spaß.« Ermter erhob sich wieder. Papiere raschelten, Stühle rückten quietschend über das Linoleum.

»Noch was. Ab Montag ist Sabine Thelen wieder mit dabei. Ich wollte sie im Innendienst behalten, aber sie meinte, sie wäre fit genug für den vollen Einsatz. Schont sie trotzdem ein wenig, aber so, dass sie es nicht merkt.«

Alle murmelten bejahend.

»Mann, Mann, Mann. Man könnte meinen, du hättest zu wenig zu tun.« Oliver Brackhausen schlug Fischer freundschaftlich auf die Schulter.

»Nee, Oliver. Ist nur so merkwürdig. Der Abschiedsbrief und so. Da stimmt was nicht.«

»Was soll denn da nicht stimmen?«

» Es tut mir leid, Susanne. Das könnte auch heißen, dass sich jemand bei Susanne entschuldigt. Von der Syntax her.«

»Syntax? Kommst du jetzt wieder mit schwierigen Worten?« Brackhausen lachte.

»Welche Mutter bringt sich denn um, wenn ihr Säugling nebenan liegt?«

»Eine mit Depressionen, da gibt s ein Fachwort für.«

»Ja, Postnatale Depression. Aber das Kind ist schon sieben Monate alt, ein wenig spät dafür. Und vorher war alles in Butter, keine Probleme oder so.«

»Sie war jung, 22 Jahre, kein Vater weit und breit, überfordert.«

»Mag sein, vielleicht aber auch nicht. Ich möchte den Fall ungerne abschließen, ohne ein wenig mehr ermittelt zu haben. Das Wochenende in Amsterdam kommt mir verdammt ungelegen.«

»Sag das mal deiner Frau.« Wieder lachte Brackhausen.

»Den Teufel werd ich tun. Die bringt mich um, eiskalt und ohne Rücksicht auf Verluste. Wir haben Hochzeitstag und ich habe ihr die Reise schon lange versprochen.«

»Dann schließ den Fall einfach noch nicht. Lass mir die Akten da. Ich habe sowieso Dienst. Wenn sich etwas ergibt, werd ich es in dein Körbchen tun, okay? Ich kann dich ja anrufen, wenn eine wirklich heiße Spur auftaucht oder die Leiche von dem Jungen.«

»Ja, zwei Selbstmorde in so kurzer Zeit, das macht mich stutzig. Serienselbstmorde, eine neue Sportart in Krefeld. Das stinkt. Gewaltig.«

Brackhausen zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts. In den letzten Monaten hatten sie oft zusammen ein Team gebildet und waren gut miteinander ausgekommen. Fischer hatte ein bemerkenswertes Gespür für ungewöhnliche Spuren.

» Es tut mir leid, Susanne. Es tut mir leid, Susanne. « Den Satz wie ein Mantra murmelnd, öffnete Fischer die Tür zu seinem Büro,...

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Autor

Ulrike Renk, Jahrgang 1967, ist in Dortmund aufgewachsen und studierte in den USA und an der RWTH Aachen Anglistik, Literaturwissenschaften und Soziologie. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes zog Ulrike Renk an den Niederrhein und schreibt seit mittlerweile fast einem Vierteljahrhundert in der Samt- und Seidenstadt Krefeld. Mit ihrem historischen Roman »Die Australierin«, der auf wahren Begebenheiten beruht, avancierte sie zur Bestsellerautorin.