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Seidenstadt-Leichen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
257 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am06.09.20172023
Hauptkommissar Jürgen Fischer ist gerade von Münster nach Krefeld versetzt worden, als mehrere Schaufensterpuppen in der Stadt wie Mordopfer an einem Tatort arrangiert werden. Da ist ein Spaßvogel am Werk, denkt die Polizei, bis an der Mühle am Engelsberg eine echte weibliche Leiche liegt. Die Szene erinnert an die Schaufensterpuppen. Gibt es einen Zusammenhang? Eine weitere Frau wird als vermisst gemeldet. Für Fischer beginnt ein Rennen gegen die Zeit durch die Seidenstadt.

Ulrike Renk, Jahrgang 1967, ist eine erfolgreiche und vielseitige Autorin. Sie ist in Dortmund aufgewachsen und studierte in den USA und an der RWTH Aachen Anglistik, Literaturwissenschaften und Soziologie. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes zog Ulrike Renk an den Niederrhein und schreibt seit mittlerweile fast einem Vierteljahrhundert in der Samt- und Seidenstadt Krefeld. Mit ihrem historischen Roman »Die Australierin«, der auf wahren Begebenheiten beruht, avancierte sie zur Bestsellerautorin.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextHauptkommissar Jürgen Fischer ist gerade von Münster nach Krefeld versetzt worden, als mehrere Schaufensterpuppen in der Stadt wie Mordopfer an einem Tatort arrangiert werden. Da ist ein Spaßvogel am Werk, denkt die Polizei, bis an der Mühle am Engelsberg eine echte weibliche Leiche liegt. Die Szene erinnert an die Schaufensterpuppen. Gibt es einen Zusammenhang? Eine weitere Frau wird als vermisst gemeldet. Für Fischer beginnt ein Rennen gegen die Zeit durch die Seidenstadt.

Ulrike Renk, Jahrgang 1967, ist eine erfolgreiche und vielseitige Autorin. Sie ist in Dortmund aufgewachsen und studierte in den USA und an der RWTH Aachen Anglistik, Literaturwissenschaften und Soziologie. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes zog Ulrike Renk an den Niederrhein und schreibt seit mittlerweile fast einem Vierteljahrhundert in der Samt- und Seidenstadt Krefeld. Mit ihrem historischen Roman »Die Australierin«, der auf wahren Begebenheiten beruht, avancierte sie zur Bestsellerautorin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839257289
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum06.09.2017
Auflage2023
Reihen-Nr.1
Seiten257 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2611589
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 20

Stephan Mertens scrollte mit der Maus weiter nach unten. Fasziniert las er die verschiedenen Einträge.

Das Internet mit seinen Suchmaschinen war eine unglaubliche Wissensquelle und manchmal fragte er sich, wie die Kollegen vorher ohne zurechtgekommen waren.

»Möchtest du einen Kaffee?«

Erschrocken hob er den Kopf. Sabine stand vor ihm, zwei Tassen Kaffee in den Händen.

»Ich habe dich gar nicht kommen hören.«

»Das habe ich gemerkt.« Sie lächelte. Unter ihren Augen waren immer noch dunkle Ringe, und zwei scharfe Falten zogen sich von der Nase zu den Mundwinkeln. Die waren früher nicht zu sehen gewesen, da war er sich ganz sicher.

Er mochte seine Kollegin, hatte sie schon immer gemocht. Nein, wenn er ehrlich war, war es sogar mehr. Er war sich allerdings nicht sicher, ob nur ein Beschützerinstinkt reagierte. Vielleicht wollte er es auch nicht so genau wissen.

»Nach was suchst du denn da?«

Sie trat hinter ihn und blickte auf den Bildschirm. »Gute Güte, bist du zu den Wissenschaftlern abgewandert? Was ist das?«

»Das sind Formeln von Polymeren. Glasfaserverstärkter Polyester.«

»Kunststoff?«

»Ja, im Grund ist es Kunststoff.«

»Weshalb schaust du dir das an?«

»Hmm â¦ es ist nur eine Idee, ein Gedanke. Es hat etwas mit den Schaufensterpuppen zu tun. Schau mal hier.« Er öffnete ein neues Fenster und ein eingeschlagener Kopf war zu sehen.

»Der tote Körper in der Kunst? Was ist das denn?« Sabine zog sich den zweiten Stuhl heran und setzte sich neben ihn. Interessiert las sie den Text unter dem Bild.

»Die Puppe ist nichts anderes als ein totes Ding, aber durch ihre anthropomorphe Gestalt weist dieses Ding auf den Menschen hin. Sie verweist sowohl auf den, der sie herstellt, als auch auf den, der sie in ihrer Eigenart erfasst. Dieses harmlose Spielzeug Puppe mutiert so gelegentlich zum Fetisch und wird zur Inkarnation unüberwindbarer Obsession beziehungsweise zur Projektion sexueller Zwangsvorstellung.« Leise murmelnd las sie den Text. »So viele schwierige Worte.«

Nachdenklich nippte sie an ihrem Kaffee.

»Schau dir mal diese Bilder an.« Stephan öffnete ein weiteres Fenster.

»Die Schaufensterpuppe als Kunstobjekt? Wie krank ist das denn?«

Angewidert verzog Sabine das Gesicht. »Aber die Puppen hier waren doch nicht irgendwie entstellt, oder?«

»Ihnen war der Kopf abgetrennt und Kunstblut am Hals ausgekippt worden.«

»Kunstblut?«

»Nun, das habe ich zumindest angenommen. Um ehrlich zu sein, kam mir das Ganze wie ein dummer Jungenstreich vor.«

»Jetzt nicht mehr?«

»Jetzt â¦ nicht mehr. Jetzt könnte ich mich dafür beißen, dass ich noch nicht einmal habe überprüfen lassen, ob es Kunstblut oder echtes war. Gar nichts habe ich gemacht, nur die Puppen auf die Müllkippe karren lassen. Aber es hat mich nicht losgelassen und bei der Suche nach Informationen bin ich auf diese Seite gestoßen.«

Er nahm den Kaffeebecher, den Sabine ihm mitgebracht hatte, trank vorsichtig.

»Projektion sexueller Zwangsvorstellungen. Hmm. Hattest du im Rückblick auch den Eindruck?«

»Ich weiß nicht. Sie lagen auf dem Bauch. Die Beine lassen sich bei dieser Art von Puppen nicht bewegen. Aber das heißt ja auch nichts. Sexuelle Projektion muss ja nicht unbedingt etwas mit Penetration zu tun haben.«

»Ein Puppenfetischist, der seine Lust an ihnen auslebt?«

»Das, oder ein Mörder, der übt. Beides halte ich für möglich.«

»Die Puppe verweist auf den Menschen, der sie geschaffen hat. Deshalb die Seite über die Polymere?«

»Ja. Es gibt verschiedene Arten von Schaufensterpuppen. Von einfachen, die sich auch bewegen lassen bis hin zu Abbildern von Models. In allen Preisklassen. Schau mal hier.«

Wieder drückte er ein paar Tasten.

»Hier ist eine Preisliste. Mehrere tausend Euro für eine Puppe.«

»Ein wenig zu teuer für einen Streich, oder? Sind denn irgendwo Puppen gestohlen worden?«

Mertens stellte seine Tasse mit einem Knall auf den Schreibtisch, sodass sie überschwappte.

»Daran habe ich noch gar nicht gedacht.« Er schüttelte den Kopf. Seine Finger rasten über die Tastatur.

»Was machst du jetzt?«

»Eine Anfrage an das Raubdezernat. Sie sollen im ganzen Bundesgebiet nachforschen.«

»Gute Idee.« Sabine schob den Stuhl zurück. »Ich werde noch mal versuchen Irene Wegener zu erreichen. Auch in dem Fall gibt es immer noch ein paar offene Fragen die ich gerne beantwortet hätte.«

Mertens nickte abwesend. Ihre letzten Worte hörte er schon nicht mehr richtig.

 

Sabine wählte die Nummer schon zum dritten Mal, ließ es klingeln bis das Amt sie unterbrach. Kopfschüttelnd drückte sie eine Tastenkombination.

»Thelen, Kripo Krefeld. Würden Sie bitte eine Nummer für mich überprüfen?«

Immer wieder drückte sie auf ihren Kugelschreiber bis sie das Klack-Klack-Geräusch wahrnahm. Sie legte den Stift zur Seite, zog die Packung mit den Zigaretten hervor und drehte sie in der Hand, während sie auf das Rauschen in der Leitung lauschte.

»Die Nummer stimmt mit dem Namen überein? Und ist auch nicht gestört? Gut, danke.«

Sie ließ das Telefon auf die Ladestation gleiten. und starrte das Telefon an. Irgendetwas war faul, aber was?

Noch einmal nahm sie sich die Akte hervor. Es waren die ganz normalen Angaben: Irene Wegener, geboren, wohnhaft, nicht verheiratet, Beruf.

Vorgestern hatte sie mit ihr gesprochen, und zwar bei Daniel Steinbach. War Frau Wegener vor ihnen gegangen? Sabine konnte sich nicht mehr erinnern.

Sabine stand auf und suchte Fischer. Vor seiner Bürotür blieb sie stehen. Sie hob die Hand, um die Türklinke herunterzudrücken. Bemerkte, dass ihre Hand unbeherrscht zitterte, ballte sie zur Faust.

»Scheiße!« stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Mit aller Macht und ganz langsam streckte sie die Finger wieder, biss sich in die Wange, versuchte das Zittern zu kontrollieren. Eine Woge des Entsetzens und der Übelkeit schwappte über ihr zusammen.

 

Fischer öffnete die Tür zum Flur. Er hatte den ganzen Morgen mit lästigem, bürokratischem Kram verbracht und fühlte sich steif. Ein leichter Kopfschmerz zog von seinem Nacken bis in die Stirnhöhle.

Fast hätte er Sabine umgerannt.

»Frau Thelen!«

Ihr Gesicht war schweißnass und sehr bleich.

»Ist Ihnen nicht gut? Kommen Sie, kommen Sie â¦« Er fasste sie am Ellenbogen und führte sie in sein Büro. Sabine schwankte und stützte sich schwer auf ihn. Einen Moment befürchtete er, dass sie umfallen und er sie nicht würde halten können.

Sie ließ sich auf den Stuhl fallen, sackte in sich zusammen und vergrub das Gesicht in den Händen.

»Kann ich Ihnen etwas bringen? Ein Glas Wasser?«

Ihr entwich ein Schluchzen, als versuche sie genügend Luft zu schöpfen um die bevorstehende Antwort herauszubringen, als reiche ihr normaler Atem dafür nicht aus.

»Frau Thelen«, seine Stimme war ganz leise und weich, die Besorgnis deutlich zu hören.

»Es geht schon. Kleinen Augenblick noch«, brachte sie endlich hervor. Ihr Kopf war immer noch gesenkt, die Schultern nach vorne gefallen.

Am liebsten hätte Fischer sie in den Arm genommen und hin und her gewiegt wie ein kleines Kind, aber das traute er sich nicht.

Vielleicht, dachte er, braucht sie einen Moment für sich. Was auch immer sie derart betroffen macht, ich werde es wohl kaum lösen können. Auf seinem Schreibtisch stand die leere Kaffeetasse. Er beschloss sein Vorhaben auszuführen und frischen Kaffee zu holen, für sie auch.

Als er mit zwei dampfenden Tassen zurückkehrte, hatte Sabine sich gefangen.

»Wir brauen hier den schlechtesten Kaffee der Welt, haben Sie das schon bemerkt?« Ihr Lächeln war sehr dünn, aber sie bemühte sich.

»Ich habe noch kein Präsidium erlebt in dem das anders wäre.« Fischer reichte ihr die Tasse, froh, dass sie mit ihm redete. Nervös suchte er nach einer weiteren Bemerkung, um das Gespräch aufrecht zu erhalten.

»Aber die Polizei ist ja auch nicht Tchibo, oder? Ich muss zugeben, dass ich es Zuhause auch nicht besser hinbekomme. Es gibt Dinge, die sind mir einfach nicht gegeben. Dazu gehört Kaffee kochen â¦ und die Arbeit am Computer. Dauernd habe ich Sorge den falschen Knopf zu drücken und einen Supergau zu veranstalten.«

»Ja, aber die Dinger sind doch sehr praktisch.« Sabine nippte an dem heißen Gebräu, das an dickflüssige Farbe erinnerte. »Ich muss mich entschuldigen, Herr Fischer.«

Jürgen Fischer hob abwehrend die Hände. »Nein, das müssen Sie nicht.«

»Zumindest bin ich Ihnen eine Erklärung schuldig. Schließlich wäre ich beinahe vor â¦« sie zögerte, biss sich auf die Unterlippe, »â¦ vor Ihrer Tür zusammengebrochen. Das hat nichts mit Ihnen zu tun.«

Fischer hätte schwören können, dass es ihr ebenso unangenehm war wie ihm.

»Sie wollten aber zu mir, nicht wahr? Ging es um den Steinbach Fall?«

Sabine sah ihn dankbar an, nickte.

»Ich habe gestern versucht Irene Wegener noch mal zu befragen. Sie war nicht zu Hause. Ihr Auto stand aber vor der Tür. Dann habe ich gestern und auch heute versucht sie telefonisch zu erreichen. Auch das ist mir nicht gelungen. Ihre Nummer habe ich überprüft, sie stimmt.«

Fischer runzelte die...

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Autor

Ulrike Renk, Jahrgang 1967, ist eine erfolgreiche und vielseitige Autorin. Sie ist in Dortmund aufgewachsen und studierte in den USA und an der RWTH Aachen Anglistik, Literaturwissenschaften und Soziologie. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes zog Ulrike Renk an den Niederrhein und schreibt seit mittlerweile fast einem Vierteljahrhundert in der Samt- und Seidenstadt Krefeld. Mit ihrem historischen Roman »Die Australierin«, der auf wahren Begebenheiten beruht, avancierte sie zur Bestsellerautorin.